Die Stunde der Apachen: 12 Romane einer großen Western-Saga. Pete Hackett

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Die Stunde der Apachen: 12 Romane einer großen Western-Saga - Pete Hackett

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nicht nach Westen? Wir könnten den Frenchs Arroyo erreichen und uns westlich der Lava Beds nach Norden bewegen. Das wäre der direkte Weg nach Fort Wingate.«

      »Dass wir diesen Weg wählen, werden sich auch die Apachen denken«, gab Whitlock zu bedenken und verlieh damit seinen Zweifeln Ausdruck. »Ich bin dafür, dass wir nach Osten gehen und östlich der Lava Beds nach Norden marschieren.«

      »Das ist ein Umweg.«

      »Den wir unserer Sicherheit wegen in Kauf nehmen sollten.«

      »Sie erteilen die Befehle, Sir«, meinte der Sergeant achselzuckend.

      Darauf gab Whitlock keine Antwort.

      Die drei Wasserflaschen waren gefüllt. Der Marsch ging weiter. Stunde um Stunde, Meile um Meile. Mechanisch setzten die Soldaten einen Fuß vor den anderen. Sie waren zu erschöpft, um aufmerksam zu sein. Keiner war mehr in der Lage, seine Sinne zu aktivieren. In diesem Land war das unter Umständen ein tödlicher Fehler. Als Whitlock einmal zum Himmel hinaufschaute, sah er die dunklen Punkte vor dem endlosen Blau. Sie zogen lautlose Bahnen über ihnen. Aasgeier – Todesvögel...

      Whitlock knirschte mit den Zähnen. Die Geier sahen in ihnen schon potentielle Beute. Er spuckte aus. Es war eine zähe Masse aus Speichel und Staub.

      Als die Soldaten lagerten, es war kurz vor Sonnenuntergang, erklomm der Lieutenant einen Hügel, von dem aus er nach Süden und Westen blicken konnte. Im Norden und Osten versperrte ihm Berge die Sicht. In der Ferne sah er eine Reiterkette über einen Hügel ziehen. Apachen!

      Er kehrte zu seinen Männern zurück und berichtete ihnen, was er gesehen hatte. Dann sagte er: »Wir warten hier die Finsternis ab, dann ziehen wir weiter. Ich weiß, Leute, es ist mörderisch. Ihr seid am Ende. Aber wir müssen durch hier, oder wir gehen elend zugrunde.«

      »Marschier oder krepier«, sagte einer der Soldaten mit herbem Unterton. Seine Stimme war nur ein staubheiseres Geflüster. »Langsam frage ich mich, ob der Tod nicht eine Erlösung wäre.«

      »Reden Sie keinen Unsinn, Reiter!«, wies ihn Whitlock zurecht. »Sie demoralisieren die anderen.«

      »Was gibt es da noch zu demoralisieren?«, knirschte der Soldat. »Die Motivation war schon nach dem zweiten Überfall durch die Indsmen im Arsch, als uns allen klar wurde, dass wir in diesem verdammten Land wohl verrecken werden.«

      »Steh auf, Miller!«, knurrte Sergeant Burmester. »Hoch mit dir. Ich werde dir den nötigen Respekt und die nötige Motivation mit den Fäusten in dein dämliches Gehirn hämmern.« Der Sergeant taumelte hoch und stand schwankend. Die Schicht aus Staub und Schweiß in seinem Gesicht war gebrochen. Seine Lippen waren rissig, seine Augen entzündet.

      Auch der Soldat kam hoch. »Komm her, Winkelsoldat!«, fauchte er. Die Nerven lagen blank. Sie waren gereizt und übellaunig. Der geringste Anlass genügte... »Ich schlage dich ungespitzt in den Boden. Ihr großkotzigen Offiziere und Unteroffiziere mit eurem verdammten Kodex. Komm nur her! Ich pfeife auf deine Winkel.«

      »Seid ihr verrückt geworden!«, herrschte Whitlock die beiden Streithähne an. »Ihr werdet eure Kraft noch nötig brauchen. Setzt euch!«

      »Ist das ein Befehl, Sir?«, fragte der Sergeant gedehnt und musterte Miller finster, unter zusammengeschobenen Brauen hervor, in seinen Augen irrlichterte der Wille, zu zerschlagen, zu zerstören, den anderen mit seinen Fäusten zu zertrümmern.

      »Ja.«

      Die Schultern des Sergeanten sanken nach unten. Widerwillig setzte er sich wieder. Auch Miller ließ sich nieder. »Den Winkelsoldaten schlage ich dir irgendwann in den Hals zurück, Miller«, drohte Burmester.

      »Du kannst mich mal.«

      »Auch darüber reden wir noch.«

      »Schluss jetzt!«, gebot Whitlock schroff. »Reißt euch zusammen, verdammt! Ich lasse nicht zu, dass wir uns gegenseitig an die Hälse gehen.«

      »Tut mir Leid«, Sir«, entschuldigte sich Burmester. »Aber...« Er winkte ab und hob die Schultern.

      »Schon gut. - Miller, wenn Sie so weitermachen, landen Sie vor dem Kriegsgericht.«

      Der Soldat spuckte verächtlich aus und schwieg verbissen.

      Die Schatten wurden länger, irgendwann verblassten sie. Der Himmel im Westen leuchtete an diesem Tag nach dem Verschwinden der Sonne schweflig gelb. Wolken, deren Ränder zu erglühen schienen, schoben sich vor diese Kulisse. Im Westen zeigte sich der Abendstern. Nach und nach verfärbte sich das Gelb zu violett und die Natur begann ihre Farben zu verlieren. Aus Mulden und Felsnischen schlich die Dämmerung. Noch immer lastete die Tageswärme zwischen dem kahlen Gestein. Überall woben jetzt Schatten zwischen den Klippen und Felskegeln. Sie täuschten huschende Gestalten vor.

      Dann hatte die Nacht den Tag endgültig vertrieben. Sie brachen wieder auf. Der Sergeant ging voraus. Whitlock bildete den Schluss. Schon bald waren die Beine der Männer schwer wie Blei. Die Muskeln arbeiteten nur noch automatisch, von keinem bewussten Willen gesteuert. Die Erschöpfung grub tiefe Linien in die Gesichter. Dazu kam die Gefahr, die nicht wegzudenken war. Sie marschierten durch Feindesland. Ihr Leben hing an einem seidenen Faden. Müde Resignation hatte die meisten der Soldaten erfasst. Und der Gedanke, dass noch einige Tage der unmenschlichen Strapazen vor ihnen lagen, trieb sie immer tiefer in Mutlosigkeit und Verzweiflung. Die Dunkelheit, die sie umgab, verstärkte das Gefühl von Unsicherheit, Verlorenheit und Angst.

      *

      Oktober 1878. Scott Wilburn und seine Männer verhielten ihre Pferde. Vor ihnen lagen die Gebäude einer Farm. Sie schien verwaist zu sein. Alles war dem Verfall preisgegeben und wirkte grau in grau. Einige Schuppendächer waren schon eingebrochen.

      »Sehen wir mal nach, was uns da erwartet«, sagte Wilburn und setzte mit einem Schenkeldruck sein Pferd in Bewegung. Im Schritttempo ritten sie auf den Farmhof. Die Tür eines Schuppens stand offen und knarrte leise im Wind. Die Fenster des Farmhauses besaßen kein Glas. Dafür gab es Blendläden, die schief in den Angeln hingen. Auf dem sandigen Farmhof waren keinerlei Spuren auszumachen. Wenn es je welche gegeben hatte, waren sie vom Wind eingeebnet worden. Zwischen zwei Schuppen stand ein verrotteter Heu-Wagen, den die Menschen, die hier lebten, zurückgelassen hatten. Ein Corral war zum Teil eingebrochen. Staubspiralen trieben über den Hof.

      Wilburn saß ab und ging ins Haus. Auch hier war alles verstaubt. Es roch muffig. In der Küche befand sich ein aus Feldsteinen gemauerter Herd, eine aus groben Ästen gefertigte Bank, ein Tisch, dessen Beine vier Pfosten bildeten, die einfach in die Erde geschlagen worden waren. In den Ecken zogen sich verstaubte Spinnenweben, in denen tote Fliegen hingen.

      Wilburn ging in den anderen Raum. Das Mobiliar bildeten zwei grob aus dünnen Fichtenstämmen gefertigte Betten. Matratzen und Bettzeug fehlten. Die vier Eckpfosten der Betten bestanden ebenfalls nur aus armdicken Pfählen, die in die Erde gerammt worden waren.

      Wilburn verließ das Haus.

      Einer seiner Kumpane kam aus einem flachen Schuppen. Die anderen inspizierten Stall und Heuschober.

      »Sieht aus, als hätten die Bewohner das Weite gesucht«, sagte Wilburn. »Wahrscheinlich fürchteten sie einen Überfall durch die Rothäute.«

      Die

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