Auswahlband 4 Krimis: Von Huren, Heiligen und Paten - Vier Kriminalromane in einem Band. Alfred Bekker
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Читать онлайн книгу Auswahlband 4 Krimis: Von Huren, Heiligen und Paten - Vier Kriminalromane in einem Band - Alfred Bekker страница 14
Isabels Gesicht wurde dunkelrot. Dieser Scheißkerl, dachte sie. Ich hätte mich nie auf diese schmierige Ratte einlassen sollen. Im !VENGA! hatte er sie angesprochen und sie war ihm auf den Leim gegangen. Leicht verdiente tausend Dollar, so hieß der Klebstoff.
Jetzt bereute sie es.
"Hör zu, gib mir mein Geld, sonst..."
"Sonst was, Isabel?"
Sie erreichten das Bronx-Ufer des Harlem Rivers. Die Straße führte unter dem Highway 87 her, lief danach direkt auf das Yankee Stadium zu. Bei der ersten Subway-Station hielt Dale Johnson an.
"Steig aus, Isabel. Du wolltest doch zur Subway."
"Vielleicht sollte ich deinem Boss mal erzählen, dass du ihm das Videoband wegschnappen wolltest. Jacky Tasso macht wahrscheinlich gerade Paquito Ruiz im !VENGA! die Hölle heiß und du glaubst ihm einen Schritt voraus zu sein..."
Dale Johnson schlug zu.
Schnell und unerwartet. Seine flache Hand knallte ihr auf die Nase. Blut schoss hervor. Sie kreischte, wollte aussteigen. Aber Dale Johnson betätigte die Zentralverriegelung. Sie hatte keine Chance.
Er knallte ihr noch eine, packte sie bei den Schultern.
Sie sah ihn an, beruhigte sich langsam, schluckte.
"Vielleicht sollte ich DEINEM Boss mal sagen, dass du dich für einen Tausender kaufen lässt, Isabel!"
"Du Schwein", flüsterte sie.
Sie wollte auf ihn einschlagen.
Er fasste ihre Handgelenke. Wie Schraubstöcke.
"Jetzt beruhige dich endlich!"
"Du wirst es noch bereuen, wie du mich behandelt hast!"
"Stell dich nicht so an, verdammt nochmal!"
Er ließ sie los. Sie verschränkte die Arme vor den Brüsten.
"Hast du eine Ahnung, wo das Band sonst noch sein könnte?"
"Nein."
"Aber du bist dir sicher, dass die Cops es nicht im !VENGA! finden können?"
"Absolut."
Sie nahm ein Taschentuch aus ihrer Handtasche und wischte sich das Blut ab. "Lass mich raus!", forderte sie.
Dale Johnson entriegelte die Beifahrertür mit einem Knopfdruck. Sie floh förmlich aus dem Wagen, knallte die Tür zu. Johnson sah ihr noch einige Augenblicke lang nach, bis er sie zwischen den Passanten aus den Augen verlor.
Sie ist zu gierig, die Kleine!, dachte er. Vielleicht war es ein Fehler, sie einfach gehen zu lassen...
Johnson scherte wieder in den laufenden Verkehr ein.
Er dachte an das Band.
Sobald er es hatte, standen ihm sämtliche Optionen offen.
Er konnte seinen Boss Jacky Tasso damit in den Knast bringen, um selbst dessen Geschäfte zu übernehmen. Dale Johnson lächelte hintergründig.
Die kleine Isabel wirst du früher oder später loswerden müssen, ging es ihm durch den Kopf.
10
Clive Caravaggio federte die wuchtige Bewegung ab, mit der er die Tür zum Billard-Raum zur Seite getreten hatte.
Er stand dem Uzi-Schützen gegenüber, die SIG in der Faust, die Haltung geduckt.
Die Uzi knatterte los. Clive ließ sich seitwärts fallen.
Der Großteil des Bleigewitters verfehlte ihn. Aber zwei dieser relativ kleinkalibrigen Geschosse drangen ihm in die Schulter. Er schrie auf, rollte auf dem Boden herum.
Agent Pete O'Shay befand sich mit der SIG im Anschlag hinter Clive, um ihn abzusichern.
O'Shay zögerte den Bruchteil einer Sekunde zu lang.
Die Uzi-Kugeln ließen seinen Körper wie eine Marionette zucken.
Er sank zu Boden, blieb reglos liegen.
Orry drehte sich kurz um. Sein Gesicht verzerrte sich vor Wut. Für Agent O'Shay konnte niemand mehr etwas tun.
Der Unverletzte der beiden festgesetzten Gangster machte eine schnelle Bewegung.
Orry richtete die SIG auf seinen Kopf.
Das brachte den Kerl zur Vernunft. Über das Funkmikro forderte Orry weitere Verstärkung an.
Fred LaRocca drückte sich inzwischen an der Wand entlang, näherte sich so der Tür zum Billardraum.
Er wandte den Blick an den am Boden liegenden Clive.
Der Italo-Amerikaner presste eine Hand gegen die Schulter.
Rot rann es ihm zwischen den Fingern hindurch.
"Halb so wild!", meinte er, richtete sich dabei wieder auf. Er lehnte gegen die Wand, schloss kurz die Augen.
Im Billardraum herrschte Stille.
Weitere Kollegen trafen ein, näherten sich mit gezogenen Waffen.
"Hier spricht das FBI!", rief Agent Fred LaRocca in den Billardraum hinein. "Kommen Sie ohne Waffen und mit erhobenen Händen heraus! Sie haben keine Chance! Das !VENGA! ist umstellt!"
Einige Augenblicke lang herrschte Schweigen.
Von den herbeigeeilten Kollegen kümmerten sich zwei um die beiden Männer, die Orry in Schach hielt. Handschellen klickten.
"Wollen Sie erst warten, bis wir Sie mit Tränengas heraustreiben?", rief Orry.
Er pirschte sich an die Tür heran, presste sich gegen die Wand.
Erneut verrannen Sekunden.
Die G-men lauschten.
Es war unnatürlich ruhig. So als ob die Leute im Billardraum selbst das Atmen eingestellt hatten.
Orrys