Die Höhle des Löwen. Christian Macharski

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Die Höhle des Löwen - Christian Macharski

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Seufzer.

      „Hallo Schatz, wie war es beim Training?“, fragte Fredi und warf ihr einen flüchtigen Blick über seine Schulter zu.

      „Ziemlich anstrengend. Aber die haben Supergeräte da. Du kannst ja mal mitkommen.“ Sie setzte sich neben ihn auf die Couch und zog die Schuhe aus.

      Fredi gab ihr einen Kuss auf die Wange und sagte: „Nee, danke. Da laufen mir zu viele Poser rum. Mir reicht mein Fußballtraining einmal die Woche.“

      Sabrina sah ein paar Minuten mit ihm zusammen fern und stellte bestürzt fest, dass selbst sie schon einzelne Dialoge mitsprechen konnte. Leicht genervt fragte sie deshalb: „Sollen wir nicht mal ‚Hart aber fair‘ gucken?“

      Fredi verzog das Gesicht. „Warum das denn? Da wird doch bloß dumm rumgequatscht. Da haben wir doch wohl im Moment hier in Saffelen genug von.“

      „Ja gut, aber Talkshows sind immer noch besser als ein Zeichentrickfilm, den du schon hundertmal gesehen hast.“ Fredi verschluckte sich an seinem Bier. Verwirrt sah er seine Freundin an: „Moment mal. ‚Die Simpsons‘ sind doch kein Zeichentrickfilm.“

      „Hää? Was denn sonst?“

      Fredi stellte die Bierflasche zurück auf den Tisch und hob den Zeigefinger. „Ja okay, vielleicht ein Zeichentrickfilm, aber doch jetzt nicht so was wie ‚Wickie‘ oder ‚Biene Maja‘. ‚Die Simpsons‘, das ist was für Erwachsene. Für zum drüber nachdenken. Außerdem ist das saulustig, hier mit Homer und Marge und so. Und überhaupt. Ein ganzes Dorf, wo nur Bekloppte leben. Ich find das lustig.“

      „Ein Dorf voller Bekloppte. Das kommt mir irgendwie bekannt vor“, murmelte Sabrina, aber Fredi bekam die kleine Spitze gegen seine Heimat nicht mit, da er bereits wieder in der Handlung versunken war und leise in sich hineinkicherte. Eine Weile beobachtete Sabrina ihren Freund, als plötzlich ein kleines Baby von der Decke herabschwebte und genau in Fredis Arm fiel. Das Kind hatte genau wie er dickes, braunes Haar, das es vorne kurz und hinten lang trug. Die beiden schmiegten sich aneinander und giggelten gemeinsam über Bart Simpson, als der sich mit seinem Skateboard überschlug. Dann ein lauter Knall. Sabrina schreckte hoch und musste sich kurz sammeln. Im Fernseher war ein Atomkraftwerk explodiert. Zum Glück nur das von Springfield.

      „Alles klar?“, fragte Fredi leicht besorgt.

      „Ähm ja, ich bin wohl gerade kurz eingenickt.“

      „Kurz ist gut“, lachte Fredi, „du hast bestimmt zehn Minuten geratzt.“

      Sabrina dachte über ihren Tagtraum nach. Dann fasste sie sich ein Herz und schnitt noch einmal das Thema an, das sie offenbar mehr beschäftigte, als ihr lieb war und das am Morgen durch Borowkas Anruf jäh beendet worden war. „Sag mal, Schatz. Du hast noch gar nichts dazu gesagt, ob du dir vorstellen kannst, dass wir beide irgendwann vielleicht mal ein Kind haben.“

      Fredi hielt den Atem an. Unsicher griff er nach der Fernbedienung und stellte den Ton aus. Dann drehte er sich zu Sabrina.

      „Ach ja, richtig. Da hatten wir ja … da wollten wir noch mal drüber … Also, natürlich, klar, habe ich mir da auch schon mal Gedanken zu gemacht. Das habe ich dir ja quasi im Prinzip auch versprochen, dass ich mir dadrüber ...“

      „Und zu welchem Ergebnis bist du gekommen?“ Sabrina nahm Fredis Hand und streichelte sie.

      Er musste schlucken. „Ja, also, im Prinzip spricht ja nix dagegen. Obwohl ich jetzt nicht weiß, wie teuer …“

      Sabrina nahm Fredis Kopf in beide Hände und gab ihm einen feuchten Kuss auf den Mund. Dann flüsterte sie ihm ins Ohr: „Stell dir vor, wir sitzen hier auf der Couch mit einem Fredi im Miniaturformat zwischen uns und gucken gemeinsam ‚Die Simpsons‘.“

      Fredi schloss die Augen. Ihm gefiel der Gedanke. Und auch der Duft des Duschgels, nach dem Sabrina roch, gefiel ihm. Kokosnuss. Sabrina streichelte ihm sanft übers Bein. Ihre Hand wanderte immer höher und stieß gegen die Beule in seiner Hose. Fredi stöhnte leise auf.

      Sabrina flüsterte ihm ins Ohr: „Oh, was haben wir denn da? Habe ich dir eigentlich schon gesagt, dass ich gerade große Lust auf dich habe?“

      Fredi schüttelte den Kopf. „Nee, nicht so direkt.“

      „Komm Schatz, lass uns jetzt hier auf der Couch ein Kind machen.“

      Fredi brach der Schweiß aus. Mit sanfter Gewalt löste er sich aus der Umklammerung und sagte: „Moment, ich geh mich eben schnell frisch machen im Badezimmer.“

      Sabrina gab ihm noch einen Kuss und hauchte ihm ins Ohr: „Ich warte hier auf dich, Baby. Beeil dich.“

      „Ja klar.“

      Fredi lief hoch ins Bad und schloss die Tür hinter sich ab. Sein Herz raste. Mit zittrigen Händen zog er sein Handy aus der Hosentasche und tippte hektisch eine Nummer ein. Ungeduldig wartete er, bis am anderen Ende endlich das Gespräch angenommen wurde.

      „Borowka!“

      „Hör zu, ich hab nicht viel Zeit. Sabrina liegt unten auf der Couch und die will mich verführen. Stell dir vor – einfach so, auf der Couch vorm Fernseher bei normales Licht.“

      Borowka brauchte ein paar Sekunden, um den Satz zu entwirren. Dann rief er erfreut: „Ja super. Was ist dein Problem? Ran an der Speck. Hör mal, ich wär froh, wenn Rita mal wieder spontan der Küchentisch freiräumen würde. Aber die Zeiten sind bei uns lange vorbei. Wir brauchen den bloß noch zum Essen. Also, lass der Hammer kreisen!“

      „Ja, Moment. Die will aber, dass wir ohne … hier, du weißt schon. Ohne Verhütungsmittel …“

      Betretenes Schweigen am anderen Ende. Plötzlich war jede Euphorie aus Borowkas Stimme verschwunden. „Ach du Scheiße. Ich verstehe. Das ist also eine Falle“, begann er, sachlich die Lage zu analysieren. „Pass auf. Lass dich da bloß nicht drauf ein. Sag, du hättest spontan Migräne bekommen, für ein bisschen Zeit zu gewinnen. Und dann lässt du dich die Tage irgendswo in eine holländische Klinik heimlich stilisieren. Ich könnte dir ein paar Adressen besorgen.“

      „Bist du bekloppt, Borowka?“, rief Fredi entsetzt in sein Telefon. „Du hast mich falsch verstanden. Ich will ja Kinder mit Sabrina haben. Aber ich bin mir nicht sicher, ob das im Moment nicht vielleicht noch was zu früh ist.“

      „Okay, beruhig dich erst mal. Du befindest dich gerade in ein psychischer Ausnahmezustand. Ich habe diese Diskussionen gefühlte tausend Mal mit Rita geführt. Aber irgendswann hat die auch eingesehen, dass Kinder bloß Ärger bedeuten. Überleg doch mal. Mit Kinder ist von heute auf morgen Schluss mit Party, Palmen, Sonnenschein. Dann siehst du unsere Stammdisko Himmerich nur noch von außen, wenn du da vorbeifährst, für dein verwöhntes Kind durch die Gegend zu gondeln. Aber das wär noch nicht das Schlimmste, weil du sowieso nicht mehr weggehen könntest. A, weil du keine Zeit mehr hast und B, weil du keine Kohle mehr hast. Da gibst du dein sauer verdientes Geld nämlich nur noch für Babybrei, Windeln und kaputte DVD-Laufwerke aus, wo Schokolade drin geschmolzen ist. Du kannst nie wieder ausschlafen, nie wieder Bundesliga gucken, ständig läufst du mit nackte Füße über Legosteine. Und wenn die Rotzlöffel erst mal reden können, dann löchern die dich der ganze Tag mit bescheuerte Fragen: Warum sind Pizzaschachteln eckig? Warum hat Tarzan kein Bart? Warum stinken Fische, obwohl die ständig baden? Nur so ein Scheiß. Das weiß ich alles von der Ralf Richterich. Der ist doch nur noch ein Schatten von sich selbst, seit der Kinder hat. Aber weißt du, was

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