Die Königin der Tulpen. Christian Macharski

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Die Königin der Tulpen - Christian Macharski

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geraten dabei in höchste Lebensgefahr. Mit der Zeit kommt Hastenraths Will einer unglaublichen Verschwörung auf die Spur, die das kleine Dorf in seinen Grundfesten erschüttert und den Landwirt in eine unheimliche Welt voller Drogen, Gewalt und Schlagermusik führt.

      Auch der zweite Fall von Hastenraths Will überzeugt durch seine genauen Beobachtungen des Dorflebens und seine wunderbare Mischung aus aberwitzigem Humor und atemloser Spannung.

      Christian Macharski wurde 1969 in Wegberg geboren. Seit 1991 ist er Kabarettist und Autor. Diverse Programme mit dem Comedy-Duo „Rurtal Trio“, zwei Solo-Programme, eine Regiearbeit, Gag-Autor (WDR, SAT1, RTL). Von 1994 bis 2003 Kolumnist für die Aachener Nachrichten. Nach zwei Büchern mit gesammelten Glossen erschien mit „Das Schweigen der Kühe“ 2008 sein erster Roman. „Die Königin der Tulpen“ ist der Nachfolger.

      Von Christian Macharski sind außerdem als Taschenbuch erhältlich:

      Irgendwo da draußen (ISBN 978-3-9807844-0-5)

      25 km/h (ISBN 978-3-9807844-2-9)

      Das Schweigen der Kühe (ISBN 978-3-9807844-4-3)

      Christian Macharski

      Die Königin der Tulpen

      DORFKRIMI

      © 2009 by paperback Verlag

      Alle Rechte vorbehalten. Abdruck, auch auszugsweise,

      nur mit ausdrücklicher Genehmigung des Verlags

      Umschlaggestaltung: kursiv, Oliver Forsbach

      Fotos: Marcus Müller

      Lektorat: Kristina Raub

      eISBN: 978-3-9807844-5-0

      Die Personen und Handlungen der Geschichte sind frei erfunden.

      Ähnlichkeiten mit lebenden und verstorbenen Person sind zufällig und nicht beabsichtigt. Die Protagonisten des Romans basieren auf Bühnenfiguren des Comedy-Duos Rurtal Trio.

      Für Alexandra

       Prolog

      Freitag, 10. Juli, 22.14 Uhr

      Der aufgeweichte Waldboden quietschte unter ihren Schuhen. Die hohen Kiefern bewegten sich träge im Wind und ächzten unter dem peitschenden Regen. In der Ferne durchzuckte ein Blitz den wolkenverhangenen Abendhimmel. Irgendwann hatte sich der Pfad, dem sie gefolgt war, in einem Dickicht aus Unterholz, verrotteten Baumstämmen und moosbewachsenen Wurzeln verloren und der Wald war wie eine schwere Tür hinter ihr zugeschlagen. Sie hatte längst jegliches Zeitgefühl verloren. Hunger und Kälte nagten an ihr. Und Angst. Unsagbare Angst. Plötzlich tauchte mitten im Wald ein großes, gusseisernes Tor auf. Irritiert, aber neugierig schob sie es mit einiger Kraftanstrengung auf. Dahinter lag eine lange Kieseinfahrt, die vor einer brüchigen Treppe endete. Die Treppe führte in ein Haus, das man vor hundert Jahren als hochherrschaftlich bezeichnet hätte. Mittlerweile war es zwar windschief und zusehends verfallen, aber noch strahlte die Silhouette, die sich gegen die immer stärker werdende Dämmerung abhob, eine gewisse Würde aus. Die wenigen Fenster, die nicht zerbrochen waren, waren blind und mit Spinnweben überzogen. Die Veranda war von Unkraut überwuchert.

      „Besser als nichts“, sagte sie sich, „hier kann ich wenigstens die Nacht verbringen.“

      Nun nicht mehr durch die hohen Baumkronen geschützt, lief sie über den kurzen Weg zum Haus. Als sie ankam, war sie komplett durchnässt, weil der Regen erbarmungslos auf sie niedergeprasselt war und der schneidende Wind ihn ihr von vorne ins Gesicht geblasen hatte. Die große Eingangstür war unverschlossen. Sie schob sie vorsichtig auf und steckte ihren Kopf durch den Spalt. Ein muffiger Geruch von feuchten Wänden und alten Teppichen schlug ihr entgegen. Sie rief: „Hallo. Ist da einer?“ Doch ihre Worte echoten von den Wänden der leeren Empfangshalle zurück. Das Licht im Inneren des Hauses schimmerte bläulich und es war deutlich wärmer, als sie erwartet hatte. Es schien, als hätte erst vor Kurzem jemand geheizt. Kann aber auch nur Einbildung sein, dachte sie fröstelnd. Sie stand nun in der großen Vorhalle und ließ ihren Blick durch den Raum wandern. Auf der linken Seite befanden sich ein großer Saal, in dem zerbrochene Stühle und jede Menge Bauschutt lagen, und eine Art Wintergarten, in dem die Scherben der zerborstenen Fenster auf dem Boden verstreut waren. Auf der rechten Seite führte eine breite Steintreppe nach oben. Sie entschied sich für die Treppe und gelangte im ersten Stock zu einem langen Korridor, von dessen Wänden Tapetenstreifen herabhingen. Als sie den dunklen Flur entlangging, ließ ein Geräusch sie herumfahren. Doch es war nur ein Fensterladen, den der Wind zugestoßen hatte. Danach legte sich wieder eine erdrückende Stille über das Haus. Atemlos tastete sie sich Schritt für Schritt vor. Am Ende des Ganges entdeckte sie eine Tür, die einen Spalt geöffnet war. Ihr war, als würde in dem Raum dahinter Licht brennen. Als sie sich der Tür näherte, stieg ihr zusätzlich zum modrigen Gestank des Gemäuers ein süßlicher Geruch in die Nase, der ihr merkwürdig vertraut vorkam. Als sie die Tür vorsichtig öffnete und den Raum betrat, stellte sie fest, dass der Mond ihn durch ein zerschlagenes Fenster mit sanftem Licht erfüllte. Abgestandene Luft baute sich wie eine Wand vor ihr auf und sie hielt sich instinktiv die Nase zu. Aus alter Gewohnheit schloss sie die Tür hinter sich. In dem Zimmer stand ein Bett, das sogar noch mit einer staubigen Tagesdecke bezogen war. Auf dem Boden lag Unrat, aber auf eine eigentümliche Weise wirkte das Zimmer bewohnt. Dann entdeckte sie etwas, das ihr das Blut in den Adern gefrieren ließ. Sie schrie auf. Unter dem Bett ragte eine bleiche, menschliche Hand hervor, fast so beiläufig wie ein Teddybär, der heruntergefallen war. Doch das war echt, das war kein Spiel. Sie wusste, wem die Hand gehörte. Sie erkannte den schwarzen Ring sofort. Das war die Frau, nach der die Polizei seit Tagen fieberhaft suchte. Offenbar war die Befürchtung der Polizei wahr geworden: Sie war das achte Opfer des unheimlichen Frauenmörders, der immer noch auf der Flucht war und eine grauenhafte Blutspur durchs Land zog. Mit einem Mal wurde ihr klar, dass sie sich im Haus des Killers befand. Ein Knacken riss sie aus ihren Gedanken. Mit rasendem Puls wirbelte sie herum und starrte zur Tür. Als sich schwere, schleppende Schritte langsam näherten, hatte sie das Gefühl, ihr Herz würde jeden Moment aussetzen. Sie saß in der Falle. Panisch sah sie sich im Raum um und suchte nach einem Ausweg – doch es gab keinen. Ein widerliches Gemisch aus Schweiß, Angst und Verwesung lag wie eine klebrige Schicht über diesem Raum und nahm ihr die Luft zum Atmen. Die Schritte verstummten. Der Unbekannte schien nun direkt vor der Tür zu stehen. Er war so nah, dass sie sogar sein rasselndes Atmen hören konnte. Dann wurde mit einem Ruck die Tür aufgerissen.

      Mit einer Zeitung unterm Arm stand dort Landwirt Wilhelm Hastenrath. Er trug eine lange, weiße Grobripp-Unterhose und ein ausgewaschenes Pyjamaoberteil. Seine Füße steckten in abgetragenen Stoffpantoffeln. Erstaunt sah er in das vor Schreck verzerrte Gesicht seiner Frau. Marlene Hastenrath stieß einen spitzen, schrillen Schrei aus. Reflexartig fuhr ihre Hand heraus und warf das Taschenbuch, das sie hielt, in hohem Bogen durch den Raum. Mit einem lauten Knall landete es an der Wand und rutschte von dort herunter wie ein Vogel, der gegen eine Scheibe geflogen war. Will rückte seine Hornbrille zurecht und sah seine Frau fragend an. Marlene wechselte vom Schreien zu einer unnatürlichen Schnappatmung und beruhigte sich dann langsam wieder. Sie strich sich mit der Hand durchs Gesicht. „Will. Musst du mich denn so erschrecken?“

      Will verzog den Mundwinkel und sagte ärgerlich: „Was heißt denn hier erschrecken?

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