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war. Oder darf ich das nicht wissen?“

      „Wie? Nicht wissen. Klar ...“, Borowka geriet ins Stocken, „das war ... das war der Fredi. Der hat erzählt, dass es ein Überfall gegeben hat auf der Laden von Hansi und dass gerade überall Polizei ist und so.“

      Sofort war Ritas Interesse geweckt: „Was denn für ein Überfall? Hier, der Hansi, der mit dir Fußball spielt?“

      „Ja. Oder kennst du noch ein anderer Hansi, der ein Laden in Saffelen hat?“, blaffte Borowka seine Freundin an und wollte die Küche verlassen.

      Aber Rita stellte sich ihm in den Weg und funkelte ihn mit durchdringendem Blick an. „Was ist los mit dir, Richard? Du bist schon seit Tagen so gereizt. Bei jede Kleinigkeit bist du dich am aufregen. Und immer diese Heimlichtuerei. Geht es sich um eine andere Frau?“

      Borowka sah sie entgeistert an. „Sag mal, geht’s noch?“ Ihm wurde plötzlich klar, dass er sich auf ganz dünnem Eis bewegte. Wenn er jetzt nicht einlenkte, würde es wieder einen tagelangen Streit geben, der damit enden würde, dass sie gemeinsam bei Ikea neues Geschirr kaufen mussten. Und es gab nichts Schlimmeres für ihn, als zu Ikea zu fahren. Außerdem stand im Moment zu viel auf dem Spiel, als dass er sich einen Nebenkriegsschauplatz mit Rita leisten konnte. Also änderte er seine Taktik. Er sah Rita treuherzig an. „Wie kannst du so was denken, Rita? Du bist die Einzigste für mich. Ganz im Gegenteil. Ich wollte dich eigentlich überraschen. Ich habe eben mit der Fredi ausgemacht, dass wir vier, Martina, Fredi, du und ich, morgen zusammen essen gehen.“

      Rita lächelte schwach. „Hast du deshalb eben geflüstert am Telefon?“

      „Ja klar, was denkst du denn?“

      Rita musterte ihn einige Sekunden, dann fiel sie ihm so stürmisch um den Hals, dass er mit dem Rücken gegen den Kühlschrank knallte. „Danke, mein Schatz. Wir waren schon so lange nicht mehr zusammen weg.“ Während sie sich an seine Schulter schmiegte, starrte Borowka mit leerem Blick gegen die Wand.

       3

      Samstag, 11. Juli, 11.38 Uhr

      Die Erinnerung war sofort wiedergekommen, als Kommissar Kleinheinz die Küche der Hastenraths betreten hatte. Der einzigartige Möbelmischmasch, das Fliegenklebeband über dem Tisch, das monotone Brummen der Milchkühlanlage aus dem Nebenraum und ein Geruchswirrwarr aus rustikaler Eiche, Duftbäumchen und Kuhstall, diesmal durchsetzt mit der kräftigen Note eines dunkelschwarzen Filterkaffees, den Marlene Hastenrath an den Tisch brachte.

      Will wartete voller Spannung auf den Bericht des Beamten, doch seine Frau schien von einer gewissen Unruhe getrieben. Während sie die Tassen randvoll goss, lieferte sie gleich die Erklärung für ihre Nervosität: „Ich hab leider nicht viel Zeit, Herr Kleinheinz. Billa und ich haben bei ein Preisausschreiben in der Prisma ein Kurzaufenthalt in ein Wellnesshotel in der Eifel gewonnen. Und gleich geht’s schon los. Da musste man rauskriegen: eine babylonische Gottheit mit sechs Buchstaben, die mit M anfängt. Das war vielleicht schwierig. Alle katholischen Strickfrauen haben über eine Woche mit dadran rumgeknobelt.“

      Will sah sie grimmig an. „Marlene, ich glaube nicht, dass der Herr Kommissar sich für deine Kreuzworträtsel interessiert. Der ist hier, für mit mir über der Überfall zu reden und was das für Saffelen bedeutet.“

      „Moloch“, sagte Kleinheinz.

      „Wie bitte?“ Will war verwirrt.

      „Moloch. Babylonische Gottheit mit sechs Buchstaben.“

      „Stimmt!“, strahlte Marlene. Jetzt wusste sie, dass Kommissar Kleinheinz mit seinem durchtrainierten Körper und seinen angegrauten Schläfen nicht nur aussah wie George Clooney, sondern auch mindestens so schlau war wie Albert Einstein.

      Will entging die Verzückung in ihrem Blick nicht. „Musst du nicht packen?“

      „Doch, doch. Aber erst muss ich natürlich noch wissen, was passiert ist. Möchten Sie ein Stück Kiwi-Jägermeister-Torte zum Kaffee?“

      „Nein danke.“ Kleinheinz kramte seinen Notizblock hervor und schlug die erste Seite um. „Also, Herr Hastenrath. Wie versprochen, einige Infos zum Überfall. Ich muss Sie aber noch mal daran erinnern, Stillschweigen zu bewahren. Es handelt sich um eine laufende Ermittlung.“

      „Aber natürlich. Sie kennen mich doch.“

      „Eben drum“, sagte Kleinheinz, ohne aufzusehen. Er nahm einen Schluck Kaffee und begann: „Nachdem ich den Laden betreten hatte, schilderte mir mein Kollege, Oberkommissar Dohmen, die Lage. Gegen 8.20 Uhr am Morgen befanden sich in dem kleinen Gemischtwarenladen, der gleichzeitig offensichtlich auch als Postannahmestelle dient, zwei Personen. Der 38-jährige Inhaber Hans-Peter Eidams, der sich im Kassenbereich aufhielt, sowie eine Kundin, die 70-jährige Katharina Thönnissen.“

      „Oh Gott, Käthchen!“ Marlene schlug die Hände vor den Mund.

      Kleinheinz fuhr unbeirrt fort: „Ein mit einer schwarzen Motorradsturmhaube maskierter Mann stürmte das Geschäft und forderte Herrn Eidams auf, den Inhalt der Kasse herauszugeben. Herr Eidams weigerte sich und es kam zu einem Handgemenge, in dessen Verlauf er dem Täter die Maske vom Kopf riss. Daraufhin zog der Mann eine Waffe und schoss auf Herrn Eidams, der mit einer Schussverletzung am Oberarm zusammenbrach. Der Täter leerte die Kasse und verschwand mit einem schwarzen Motorrad mit holländischem Kennzeichen. Herr Eidams hat großes Glück gehabt. Die Kugel hat ihn nur am Arm gestreift und ist dann in die Wand eingeschlagen. Er wurde vor Ort notärztlich versorgt und dann ins Krankenhaus gebracht. Sein Zustand war aber so stabil, dass Dohmen und ich ihn kurz befragen konnten. Das Nummernschild hat er nicht erkannt, dafür konnte er eine relativ genaue Täterbeschreibung abgeben. Es wird jetzt ein Phantombild erstellt und nach dem schwarzen Motorrad wird gefahndet. Leider gibt es ansonsten keine Zeugen, die irgendwas gesehen oder gehört haben.“

      Will rieb sich das Kinn. „Und was hat Käthchen gesehen? Also, ich meine, Frau Thönnissen.“

      „Frau Thönnissen stand unter Schock. Wir konnten sie noch nicht befragen. Sie bekam ein Beruhigungsmittel und wurde ins Saffelener Seniorenheim gebracht. Wo sie offensichtlich lebt.“

      Marlene nickte. „Ja. Frau Thönnissen hat vor zwei Jahren ihr Haus verkauft. Die hat ja keine Familie mehr. Deshalb ist die ins Altenheim gezogen. In so ein Einzimmerapartment. Obwohl die eigentlich noch ganz rüstig ist.“

      „Na ja, da läuft sie uns ja nicht weg“, konstatierte Kleinheinz. „Ich werde morgen noch mal hinfahren und sie befragen. Ansonsten ist das erst mal alles. Der Laden bleibt bis auf Weiteres versiegelt, die Spuren werden in Ruhe ausge wertet. Die Kugel haben wir zur kriminaltechnischen Untersuchung nach Düsseldorf geschickt, um die Tatwaffe zu ermitteln.“

      Will wirkte nachdenklich. „Eins versteh ich nicht, Herr Kommissar. Sie sagten, der Mann hätte auf Hansi geschossen. Warum gibt es denn keine Zeugen, die einen Schuss gehört haben?“

      „Tja. Wie es aussieht, hat der Täter einen Schalldämpfer benutzt. Sagen Sie mal, Herr Hastenrath. Was muss man denn über Hans-Peter Eidams wissen? Gibt es keine Frau Eidams?“

      „Doch. Dem seine Mutter.“

      „Nein, ich meine, hat Hans-Peter Eidams keine Ehefrau?“

      Nun schaltete sich Marlene ein: „Vor ein paar Jahren war der mal verlobt gewesen. Mit eine Frau aus Thailand. Kim Su Peng hieß die. Die hat der

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