Die Fleischfresser Diät. Shawn Baker

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Die Fleischfresser Diät - Shawn Baker

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Natürlich, aber das widerspricht nicht dem Wesen einer fleischlichen Ernährung. Der Mensch ist ein opportunistischer Allesfresser und wahrscheinlich auch ein fakultativer Fleischfresser, und die Fähigkeit, etwas Nahrung aus Pflanzen zu extrahieren, war wahrscheinlich schon bei den allerersten Primaten vorhanden.

      Vergleichen wir den Menschen mit anderen Primaten, so sehen wir, dass sich die Zusammensetzung des Magen-Darm-Systems dramatisch verändert hat. Bei einem Schimpansen ist zum Beispiel ein erheblich größerer Teil des Verdauungstrakts dem Zökum und dem Dickdarm sowie ein proportional kleinerer Teil dem Dünndarm zugeordnet. Der Dickdarm und insbesondere das Zökum sind darauf spezialisiert, faseriges Pflanzenmaterial zu zersetzen, um Fettsäuren durch die Einwirkung von Mikroben zu gewinnen – ein Pflanzenfresser benötigt also diese Art der Spezialausrüstung. Die Fähigkeit des Menschen, mit diesem Grad der Zersetzung umzugehen, ist deutlich geringer als die von Schimpansen und anderen Primaten. Beim Menschen finden die Verdauung und Absorption von Fleisch im Dünndarm statt, nachdem die starke Magensäure ihre Arbeit weiter oben erledigt hat. (siehe Abbildung 3.3.)

      Angesichts der Struktur unseres Verdauungssystems hat der Mensch eine geringe Kapazität, um eine minimale Menge an Kalorien aus faserigen Pflanzen zu gewinnen. Sich zur Deckung unseres Nährstoffbedarfs nur auf Pflanzen zu verlassen, wäre daher eine ziemlich schlechte Strategie, insbesondere weil das menschliche Gehirn ein enormer Energiefresser ist. Ein Schimpanse verbringt zehnmal mehr Zeit mit dem Kauen von Pflanzen als ein Mensch mit dem Kauen von Fleisch, um die notwendigen Kalorien und andere Nährstoffe aus seiner Nahrung zu erhalten. Bei Gorillas ist der Zeitaufwand für das Kauen sogar noch höher. Wenn wir uns frühe Menschen auf Grundlage ihrer Kieferstruktur ansehen, können wir schätzen, dass sie nur etwa 4 Prozent ihrer Zeit mit Kauen verbrachten, sodass wir mit ziemlicher Sicherheit sagen können, dass sie nicht den ganzen Tag Blätter und Stängel gegessen haben.

      Schaut man sich die Anatomie des Magen-Darm-Trakts an und vergleicht die Zersetzungskapazität des Menschen mit der anderer Tiere, stellt man fest, dass wir Katzen und Hunden am ähnlichsten sind. Diese tiefgreifenden anatomischen Anpassungen erfolgten wahrscheinlich als Reaktion auf Millionen von Jahren ernährungsbedingter Exposition gegenüber großen Mengen Fleisch und relativ geringen Mengen Pflanzenfasern.

      Ein weiteres verbreitetes Missverständnis ist, dass Gemüse schon immer Teil der menschlichen Ernährung war. (Ich möchte hierbei klarstellen, dass ich, wenn ich von Gemüse spreche, die Blätter und Stängelteile von Pflanzen meine. Obst, Nüsse und Wurzelgemüse sind ein anderes Thema). Man hat also die Vorstellung, dass der prähistorische Mensch ständig wilden Brokkoli, Spinat oder Grünkohl zusammen mit Beeren und Nüssen sammelte und nur selten ein Stück Fleisch aß.

      Tabelle 3.1

      Vergleich des menschlichen und tierischen Verdauungstrakts

      Wenn Sie nach draußen gehen und wahllos anfangen, Blätter und Stängel zu essen, werden Sie wahrscheinlich seltsame Blicke von Ihren Nachbarn ernten. Was aber viel wichtiger ist: Sie werden wahrscheinlich sehr krank werden. Wenn wir diese speziellen Teile der pflanzlichen Anatomie zerstören, schützen die Pflanzen diese Bereiche mit giftigen und bitter schmeckenden Chemikalien. Daher ist die überwiegende Mehrheit der Pflanzen für den menschlichen Verzehr giftig. Nur durch Tausende von Jahren des Anbaus waren wir in der Lage, eine nennenswerte Menge an Gemüse zu essen. Auch die anderen Teile der Pflanzen (Früchte, Samen und Wurzeln) sind nicht völlig harmlos. Ich gehe später intensiver darauf ein, aber für den Moment weise ich nur darauf hin, dass Stängel und Blätter eine schreckliche, bitter schmeckende Option waren, die unseren prähistorischen Vorfahren fast keine nutzbare Energie geliefert hätte. Und es ist sehr zweifelhaft, dass sich die frühen Menschen die Mühe gemacht hätten, diese Pflanzen zu essen, außer in Zeiten äußerster Verzweiflung. Können Sie sich den armen Kerl vorstellen, der in dieser Situation als Pflanzenvorkoster ausgewählt wurde?

      Phytochemikalien, Zellulose, Ballaststoffe, Mikronährstoffe, Chlorophyll, Makronährstoffe – unsere Vorfahren wussten nicht, was das alles war, und es war ihnen völlig egal. Sie saßen sicherlich nicht herum und sprachen über eine ausgewogene Ernährung. Wonach suchten sie? Das ist einfach: Eiweiß und Kalorien. Zweifellos war der effizienteste Weg, diese Bedürfnisse zu befriedigen, das Erlegen eines großen, fetten, energiegeladenen Megafauna-Tiers. Der Zeit- und Arbeitsaufwand, um die gleiche Menge an Kalorien und Proteinen durch das Sammeln von Nüssen, Früchten und Wurzeln zu erhalten, war wesentlich höher. Darüber gab es in vielen geografischen Gebieten keine ganzjährig zuverlässige Quelle für nicht-tierische Nahrung.

      Der Grund, warum wir die Erde erobert haben, war die Allgegenwart der Tiere. Der Mensch ist das größte Raubtier, das je auf der Erde wandelte! Wir sind nicht wegen spitzer Zähne, scharfer Krallen oder extremer Stärke erfolgreiche Raubtiere, sondern wegen unseres Gehirns, das die beste Waffe auf dem Planeten ist. Unsere Beherrschung der Umwelt und der Einsatz wirksamer Werkzeuge haben uns einen großen Vorsprung vor der Konkurrenz verschafft und es uns ermöglicht, jenseits unserer Gewichtsklasse zu kämpfen. Denken Sie darüber nach: Wir haben einen Weg gefunden, jedes auf der Welt existierende Tier zu essen. Der Mensch isst Vögel, Insekten, Fische, Katzen, Hunde, Haie, Wale, Lamas, Affen. Egal, um welches Tier es sich handelt, wir haben es mit Sicherheit zu irgendeinem Zeitpunkt gegessen. Sogar die heutigen Ureinwohner sehr tropischer Klimazonen, in denen dauerhaft Früchte und andere essbare Pflanze vorhanden sind, geben der Jagd auf Tiere immer noch den Vorrang, weil sie wissen, dass Fleisch überlebenswichtig ist.

      Anthropologen sind sich einig darin, dass der Mensch schon immer Fleisch gegessen hat; die Frage ist nur, wie viel er gegessen hat. Forscher haben Beweise dafür gefunden, dass schon vor einigen Millionen Jahren geschlachtet wurde. Sie haben Werkzeuge entdeckt, die eindeutig für das Schlachten und Jagen gedacht waren, und Tierfossilien zeigen Anzeichen von Schnittspuren, die mit menschlichen Aktivitäten in Verbindung stehen. Auf der ganzen Welt finden sich unzählige Höhlenmalereien und andere Artefakte, die Großwild und Jagdszenen darstellen, und zwar an allen Orten, an denen wir Beweise für menschliches Leben haben. Nachweisbare Radioisotopendaten zeigen, dass der Mensch in bestimmten Gebieten genauso fleischfressend oder vielleicht sogar noch fleischfressender war als andere Raubtiere, wie beispielweise Wölfe.

      Die Hirngröße des Homo sapiens erreichte vor rund 100.000 Jahren mit etwa 1.500 Kubikzentimetern (cm3) ihren Höchststand, gegenüber den 400 cm3 des Australopithecus. Der überwiegende Teil dieses Hirnwachstums fand statt, als der Homo sapiens lernte, Fleisch für die Ernährung zu nutzen, jedoch lange bevor wir kochen lernten. Dabei sollte man nicht vergessen, dass es seit zig Millionen von Jahren fruchtfressende Primaten gibt. Und obwohl diese Tiere die kohlenhydratreichste, energiereichste Nahrung fressen, die ihnen zur Verfügung steht, haben sie keinen signifikanten Zuwachs in der Hirngröße erzielt.

      Als das reichhaltige Nahrungsangebot der Megafauna schrumpfte, mussten unsere Vorfahren verstärkt auf alternative Energiequellen zurückgreifen. Einige Forscher sind der Meinung, dass eine allmähliche Verringerung der Elefantenpopulation einer der kritischen Faktoren ist, die viele der evolutionären Anpassungen des Menschen vorangetrieben haben. Anstatt große Megafauna-Tiere zu jagen, die er leicht mit einem Speer abschießen konnte, musste der Mensch Fett aus kleineren, schnelleren, beweglicheren und schwerer verfolgbaren Quellen gewinnen. Die Jagd auf kleinere Tiere erforderte komplexere organisatorische Kooperationen, was wahrscheinlich die Entwicklung von Sprache und Intellekt vorantrieb. Die Menschen wurden schlanker, und ihre Skelette passten sich an, um Langstreckenläufe und das

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