Angriff der Tapferkeit. Морган Райс
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Читать онлайн книгу Angriff der Tapferkeit - Морган Райс страница 13
„Wir werden nicht umkehren“, sagte Thor entschlossen.
„Besonders nicht jetzt“, fügte Conven hinzu und trat vor. In seinen Augen brannte ein Feuer, angefacht von Trauer.
„Wir werden das Schwert finden oder beim Versuch, es zu finden, sterben“, sagte Reece.
Indra schüttelte den Kopf und seufzte.
„Ich hätte nichts anderes von euch erwartet“, sagte sie. „Tollkühn bis zum Schluss.“
Thor und die anderen liefen Seite an Seite durch das Ödland und blinzelten in die erbarmungslose Sonne, schwer schnaufend vor Hitze. Er hätte gedacht, dass er froh sein würde, endlich der Unterwelt entkommen zu sein, aus der immerwährenden Finsternis, um die Sonnen wieder zu sehen. Doch er war von einem Extrem ins nächste gekommen. Hier, in der Wüste, gab es nichts als Sonne: Gelbe Sonnen am gelben Himmel, die ohne Unterlass auf ihn herabbrannten, und es gab keinen Ort, um sich vor ihnen zu verstecken. Sein Kopf schmerzte und ihm war schwindelig. Er schlurfte und hatte das Gefühl, schon eine ganze Ewigkeit marschiert zu sein. Als er sich umsah, bemerkte er, dass es den anderen nicht anders erging.
Sie waren erst einen halben Tag lang unterwegs und er konnte sich nicht vorstellen, wie sie das noch länger durchhalten sollten. Er sah Indra an, die ihre Kapuze über den Kopf gezogen hatte, und fragte sich, ob sie vielleicht recht gehabt hatte. Vielleicht war es tollkühn gewesen, es überhaupt zu versuchen. Doch er hatte geschworen, dass er das Schwert finden würde – und welche Wahl hatten sie denn überhaupt?
Während sie weitergingen, wirbelten ihre Füße kleine Staubwolken auf, die das Atmen nur noch weiter erschwerten. Am Horizont erwartete sie nichts weiter als noch mehr ausgedörrter, staubiger Boden, eine wenig einladende Ebene so weit das Auge reichte. Nicht die kleinste Andeutung von Struktur, Straße, oder Berg – oder irgendetwas. Nichts als Wüste. Thor fühlte sich, als ob er ans Ende der Welt gekommen wäre.
Thor fand in einer einzigen Sache Trost: Zumindest waren sie sich jetzt, zum ersten Mal auf ihrer Reise, sicher, wohin sie gingen. Sie waren nicht länger von den Lügen der drei Brüder und ihrer dummen Karte eingelullt; nun hörten sie auf Indra, und er vertraute ihr mehr als er ihnen getraut hatte. Er fühlte, dass sie sie in die richtige Richtung führte – er wusste nur nicht, ob sie die Reise überleben würden.
Thor begann, ein leises Rauschen zu hören, und als er zu Boden blickte, sah er wie der Sand um sie herum in Kreisen wirbelte. Die anderen sahen es auch. Thor war verwirrt, als er beobachtete, wie sich der Sand langsam sammelte und die Kreise zu seinen Füssen stärker wurden und sich dann gen Himmel erhoben. Eine Staubwolke erhob sich vom Wüstenboden und stieg immer höher.
Thor hatte plötzlich das Gefühl, dass sein gesamter Körper austrocknete. Er fühlte sich, als ob jeder Tropfen Wasser aus seinem Körper gesaugt wurde, und er sehnte sich nach Wasser, er war noch nie in seinem Leben so durstig gewesen.
Panisch griff er nach seinem Wasserschlauch, hob ihn an seine Lippen und spritzte etwas Wasser in seinen Mund. Doch als er es tat, tropfte das Wasser nicht nach unten, sondern wurde in Richtung des Himmels gezogen, anstatt sein Lippen zu benetzen.
„Was ist das?“, rief Thor Indra zu und keuchte.
Sie beobachtete ängstlich den Himmel und zog ihre Kapuze zurück
„Umgekehrter Regen!“, rief sie.
„Was?“, schrie Elden über das Rauschen hinweg und hielt sich den Hals.
„Es ist so, als ob es nach oben regnen würde. Alle Feuchtigkeit wird gen Himmel gezogen.“
Thor sah zu, wie der Rest seines Wassers aus seinem Schlauch nach oben gesogen wurde, wie er austrocknete und sich zusammenzog, bis er schließlich als sprödes Stück Leder zu Boden fiel.
Thor fiel auf die Knie, griff an seinen Hals, er konnte kaum noch atmen. Um ihn herum taten die anderen dasselbe.
„Wasser!”, jammerte Elden neben ihm.
Sie hörten ein lautes Grollen, wie der Klang von tausend Donnerschlägen, und Thor blickte auf und sah, wie sich der Himmel verdunkelte.
„DUCKT EUCH!“, schrie Indra. „Der Himmel dreht sich!“
Sie hatte kaum zu Ende gesprochen, als sich der Himmel zu öffnen schien und eine Wand aus Wasser über sie herunterbrach und Thor und die anderen mit der Kraft einer Flutwelle umwarf.
Thor wurde in der Welle hin und hergeworfen und wusste nicht, wie ihm geschah. Schließlich landete er unsanft auf dem Wüstenboden, während die Welle weiterrollte. Prasselnder Regen folgte der Welle und Thor legte seinen Kopf in den Nacken und trank, bis er endlich keinen Durst mehr verspürte.
Langsam kamen alle wieder auf die Beine, atmeten schwer und sahen ziemlich mitgenommen aus. Sie sahen einander an: sie hatten wieder einmal überlebt. Als Schock und Angst verklungen waren, mussten sie laut lachen.
„Wir leben!“, schrie O’Connor.
„Ist das das Schlimmste, was die Wüste zu bieten hat?“, rief Reece, glücklich, noch am Leben zu sein.
Indra schüttelte ernst den Kopf.
„Ihr freut euch zu früh“, sagte sie und sah besorgt aus. „Nach dem Regen kommen die Tiere der Wüste zum Trinken.“
Ein fürchterliches Geräusch ertönte, und Thor sah zu Boden und sah mit Schrecken, wie sich eine Armee von kleinen Kreaturen aus dem Sand erhob und auf sie zu gewuselt kam. Thor sah über seine Schulter und sah hinter sich einen See, den der Regen hinterlassen hatte, und bemerkte, dass sie diesen durstigen Kreaturen genau im Weg standen.
Dutzende Lebewesen, die Thor noch nie zuvor gesehen hatte, kamen in seine Richtung gelaufen. Riesige gelbe Tiere, die Büffeln ähnelten, jedoch doppelt so groß waren, mit vier Armen und vier Hörnern kamen auf zwei Beinen auf sie zu gerannt. Sie rannten auf eine seltsame Art und Weise – immer wieder einmal ließen sie sich auf alle viere fallen und stießen sich wieder ab, um auf zwei Beinen weiter zu rennen. Sie brüllten, als sie auf sie zu liefen, und ihre Schritte ließen den Boden erzittern.
Thor und die anderen zogen ihre Schwerter und bereiteten sich darauf vor, sich zu verteidigen. Als sich die ersten der Tiere näherten, wich Thor aus, in der Hoffnung, dass sie einfach an ihnen vorbei zum Wasser laufen würden.
Doch die Kreatur senkte ihren Kopf, um Thor mit ihren Hörnern aufzuspießen und verpasste ihn knapp als Thor zur Seite rollte. Sehr zu Thors Schrecken, war es damit nicht zufrieden – es drehte wütend um und stürmte erneut auf ihn zu. Es schien mehr darauf erpicht zu sein, ihn tot zu sehen, als zum Trinken an das Wasserloch zu kommen.
Während es mit gesenkten Hörnern wieder auf ihn zugestürzt kam, sprang Thor hoch und schlug eines seiner Hörner mit dem Schwert ab. Das Tier brüllte auf, sprang auf zwei Beine und fuhr herum, versetzte Thor einen Schlug und schickte ihn damit zu Boden.
Es wollte Thor niedertrampeln, doch Thor rollte aus dem Weg und die Füße der Kreatur hinterließen einen tiefen Eindruck im sandigen Boden und wirbelten eine dicke Staubwolke auf. Wieder versuchte das Tier ihn niederzutrampeln, doch Thor hob sein Schwert und rammte es ihm in die Brust.
Es schrie erneut auf, als das Schwert es bis zum Knauf durchbohrte, und Thor rollte darunter hervor, gerade noch rechtzeitig, bevor es tot zu Boden fiel und eine neue Staubwolke aufwirbelte. Thor hatte Glück.