Der Kandidat. Джек Марс
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„Verstärkt das nicht nur den Verdacht?“, fragte ein junger Mann in einem blauen Anzug und kurz geschorenen Haaren. Er saß direkt gegenüber von Luke. Er sah aus, als wäre er gerade mal 19 – und 19-jährige sahen für Luke heutzutage aus wie zwölf. „Ich meine, wir haben doch nichts zu verstecken. Da bin ich mir jedenfalls ziemlich sicher.“
„Agent Stone“, sagte Susan. „Kennen Sie meinen Wahlkampfleiter, Tim Rutledge?“
Luke schüttelte seinen Kopf. „Wir hatten noch nicht das Vergnügen.“
Sie reichten sich über den Tisch hinweg die Hände. Rutledge hatte einen starken Händedruck, vielleicht sogar zu stark, als hätte er in einem Buch gelesen, dass ein starker Händedruck einen guten Eindruck machen würde.
Rutledge sah Luke an. „Und was ist Ihre Rolle hier, Agent Stone?“
Luke blickte ihn ausdruckslos an. Er vermutete, dass es das Beste wäre, ehrlich zu sein.
„Das weiß ich auch nicht so genau.“
„Agent Stone ist Spezialagent. Er hat mein Leben schon mehr als ein Mal gerettet, und das Leben meiner Tochter. Ich würde sagen, er hat das Leben aller Anwesenden schon mal gerettet.“
„Für wen arbeiten Sie?“, fragte Rutledge.
Luke zuckte mit den Achseln. „Ich arbeite für die Präsidentin.“ Er hielt es nicht für nötig, seine Vergangenheit im Special Response Team, bei der Delta Force oder irgendetwas anderes zu erwähnen. Wenn dieser Junge etwas davon wissen wollte, würde er es schon herausfinden. Um ehrlich zu sein fühlte Luke sich seltsam distanziert von der Person, die er einst gewesen war. Er war sich nicht sicher, was er hier überhaupt machte.
„Nun, ich arbeite ebenfalls für die Präsidentin“, sagte Rutledge. „Und ich kann Ihnen sagen, dass diese Anschuldigungen, oder was auch immer das sein soll, nicht wahr sind. Nicht ein Wort. Susan hatte nichts mit dem Mord an diesem Mann zu tun. Die Kampagne und Pierre eben so wenig. Es gibt keine Korruption. Pierres gemeinnützige Organisationen sind lupenrein. Das weiß ich, weil wir von der Kampagne selbst versucht haben herauszufinden, wo unsere potenziellen Schwächen liegen. Finanziell gesehen gibt es quasi keine. Ich weiß, dass es ein paar persönliche Dinge gibt, die uns angreifbar machen, aber auf professioneller Ebene ist Pierres Weste so weiß wie sie nur sein kann.“
„Kannten Sie das Opfer?“, fragte Kurt.
Rutledge zuckte mit den Schultern. „Ob ich ihn kannte? Nein. Ich habe von ihm gehört, aber ich habe ihn nie getroffen oder mit ihm gesprochen. Pierres Sicherheitsdirektor hat unsere Kampagne vor knapp neun Monaten vor ihm gewarnt. Es hatte mehrere Hackversuche auf Datenbanken der Firma gegeben, die sich allesamt zu Normans Detektei haben zurückverfolgen lassen. Ziemlich stümperhaft. Ab dem Zeitpunkt haben Pierres Leute vermutet, dass Norman für Monroe arbeitet, aber niemand hat sich ernsthafte Sorgen darüber gemacht. Und wir wollten ihn garantiert nicht umbringen. Wie ich schon gesagt habe, es gab einfach nichts, was er hätte finden können. Bedenken Sie, dass das alles im Kontext des letzten Sommers stattfand. Niemand hat zu dem Zeitpunkt ernsthaft daran geglaubt, dass ein Verrückter wie Jefferson Monroe tatsächlich Präsident der Vereinigten Staaten werden könnte.“
Drei Sitze von Rutledge entfernt hob jemand die Hand. Er war ein schwächlich wirkender Mann mittleren Alters mit lichtem Haar. Er hatte eine lange Nase und kein nennenswertes Kinn. Er war dünn und Muskeln suchte man an ihm vergeblich. Er trug einen schlechtsitzenden grauen Anzug, in dem er nahezu unterzugehen schien. Aber er hatte harte, funkelnde Augen. Er war eine der anwesenden Personen, die auf jeden Fall keine Angst hatte.
Komischerweise trug er einen Hallo, mein Name ist Sticker vorne an seinem Anzug. Auf ihm stand in dicken krakeligen Buchstaben Brent Staples.
Luke kannte den Namen. Er war ein Wahlkampfstratege vom alten Schlag, ein Öffentlichkeitsarbeitsexperte. Luke meinte sich zu erinnern, dass er und Susan sich einmal zerstritten hatten, aber scheinbar hatten sie sich für den Wahlkampf wieder vertragen. Nicht, dass es Susan geholfen hätte.
„Ich hasse es, das zuzugeben“, sagte er und Luke konnte ihm ansehen, dass eigentlich genau das Gegenteil der Fall war. „Aber Jefferson Monroe sieht immer weniger verrückt aus, während wir Anwesenden hier zu den Verrückten werden.“
„Was wollen Sie damit sagen, Brent?“, fragte Susan.
„Ich möchte damit sagen, dass Sie sich ziemlich weit aus dem Fenster lehnen, Susan. Sie sind ganz allein und befinden sich in einer schwierigen Situation. Ich möchte sagen, dass Sie sich vom amerikanischen Volk abschotten. Aus der Sicht des Durchschnittsbürgers haben Sie die Wahl verloren, auch wenn es weh tut. Vielleicht hat Ihr Wahlkampfgegner mit gezinkten Karten gespielt. Aber noch weiß niemand, ob das wirklich der Wahrheit entspricht und wenn ja, welchen Einfluss es tatsächlich hatte. In der Zwischenzeit sagen Sie, dass Sie Ihr Amt nicht abtreten werden. Außerdem ist ein Mann ermordet worden, der Sie untersucht hat. Und es scheint, als wollten Sie der Polizei ein Verhör verweigern. Meine Frage an Sie lautet wie folgt: Wer sieht momentan wie der Verbrecher aus? Wer fängt an, wie ein Verrückter auszusehen?“
Kat Lopez stand in der Ecke des Raums. Sie schüttelte ihren Kopf und starrte Brent Staples an. „Brent, Sie gehen zu weit. Sie wissen, dass Susan niemanden ermordet hat. Sie wissen, dass das nur eine Show von Monroe und seinem Attentäter Gerry O’Brien ist.“
„Ich sage Ihnen nur, wie die Dinge wirken“, sagte Staples. „Nicht wie sie tatsächlich sind. Ich kenne die Wahrheit nicht und um ehrlich zu sein, spielt sie auch gar keine große Rolle. Es spielt nur eine Rolle, wie es aussieht.“
Er blickte sich im Raum um und schien jemanden zu suchen, der es wagen würde, ihm zu widersprechen.
Der junge Tim Rutledge nahm die Herausforderung an. „Für mich sieht es so aus, als hätten sie ihren eigenen Detektiv ermordet, um Susan die Sache anzuhängen“, sagte er. „Für mich sieht es so aus, als hätten sie die Wahl durch Stimmenunterdrückung und Betrug gestohlen. So wirkt die ganze Sache auf mich.“
Luke entschied sich endlich, auch etwas dazu zu sagen. Er hatte erkannt, was an dieser Besprechung falsch lief. Vielleicht würde es helfen, wenn er sie darauf hinwies.
„Für mich scheint es“, sagte er langsam, „als müssten Sie die Initiative wiedergewinnen.“
Alle Augen richteten sich langsam auf ihn.
„Denken Sie von der Situation wie von einem Kampf, einer Schlacht. Sie sind auf der Flucht. Sie sind durcheinander. Ihr Feind agiert und Sie reagieren. Bis Sie reagiert haben, macht Ihr Feind bereits etwas anderes. Er ist am Zug und Sie sind durcheinander und rennen wie wild davon. Sie müssen sich einen Gegenangriff überlegen, Ihren Feind auf dem Hinterfuß erwischen und die Initiative zurückgewinnen.“
„Und wie?“, fragte Brent Staples.
Luke zuckte mit den Schultern. „Ich weiß nicht. Ist das nicht Ihr Job, das herauszufinden?“
In den letzten paar Minuten hatte sich Kurt Kimball mit zwei seiner Assistenten in eine Ecke zurückgezogen. Etwas hatte ihn offensichtlich abgelenkt. Jetzt wandte er sich zurück an die Anwesenden.
„Ich mag die Idee, Stone. Aber im Moment wird es hart sein, die Initiative zu ergreifen.“
Stone hob eine Augenbraue. „Ach so? Warum das?“
„Wir haben gerade erfahren, dass in