Nichts Als Verstecken. Блейк Пирс
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„Ich habe dir etwas mitgebracht – sie hatten es im Laden neben der Arbeit. Naja, eigentlich waren es ein paar Blocks. Ich musste ein paar Läden abklappern, um es zu finden… Aber, ja, hier ist es.”
Er lächelte und wedelte mit der Papiertüte herum.
Widerwillig nahm Adele das Geschenk an, um ihm nicht noch ein schlechteres Gefühl zu geben. Sie warf einen Blick in die Tüte und ein Teil ihres vorher gezwungenen Lächelns wurde zu einem echten. „Oh, Angus“, sagte sie mit leiser, trauriger Stimme.
„Das hättest du nicht tun sollen.”
„Ich erinnere mich daran, dass es dein Lieblingsessen ist. Du hast sie jeden Morgen zum Frühstück gegessen. Ich mag auch Schoko-Cerealien, aber, haha, nicht so sehr wie du.“
Er nickte in Richtung der Packung Chocapic-Cornflakes.
„Die ist aus Deutschland, oder?”
Angus wusste natürlich von ihrer dreifachen Staatsbürgerschaft – amerikanisch väterlicherseits, französisch mütterlicherseits und die deutsche Staatsbürgerschaft hatte sie aufgrund des Umzugs ihrer Familie nach Deutschland erhalten. Aber obwohl er es wusste, fiel ihr manchmal auf, wie aufmerksam Angus war. Manchmal zu aufmerksam und dass manchmal, ihrer Meinung nach, zu vielen Menschen gegenüber. Sie wusste, dass sie dadurch egoistisch wirkte, aber es gab etwas, das Adele daran gefiel, die Einzige zu sein, der diese weiche Seite ihres Partners zu Teil wurde. Angus hingegen war wie ein Golden Retriever – er würde seinen Bauch jedem zeigen. Als Kind hatte Adele immer Pitbulls bevorzugt. Zuverlässig, intelligent und einer einzigen Person gegenüber äußerst loyal.
„Frankreich“, sagte sie.
„Wie bitte?“
„Die Cornflakes, sie kommen aus Frankreich. Unwichtig. Angus, du bist nicht den ganzen Weg hierhergekommen, um mir eine Schachtel von meinem Lieblingsfrühstück zu bringen.”
Er kratzte sich am Hinterkopf und zerzauste sein lockiges Haar. Sie konnte noch die Abdrücke entlang seiner Wangen sehen, wo er früher seine Brille getragen hatte, unscheinbar, ganz leicht – vielleicht war es aber einfach nur ein Sonnenabdruck. Er symbolisierte etwas Vergangenes – eine Erinnerung.
„Ich wollte reden“, sagte er vorsichtig. „Ich habe viel nachgedacht… und mir dafür wirklich etwas Zeit genommen…“ Er begann, schneller und lauter zu sprechen und Mut zu fassen, als hätte er diese Worte schon einmal geprobt.
Adele beobachtete ihn geduldig und ruhig, ließ ihn sprechen, hatte aber Angst davor, auf was er hinauswollte. Wollte er wieder mit ihr zusammen sein? Worum ging es? Wollte sie es überhaupt wissen?
Sesshaft werden, Wurzeln schlagen, darüber hatte sie immer wieder nachgedacht. Wurzeln waren sicher. Die Wurzeln waren zuverlässig. Wurzeln waren ein Zuhause – ein Ort, an den man zurückkehren konnte.
Adele schaute an der Parkhausdecke vorbei, studierte den Horizont und warf einen Blick in den weit entfernten Himmel. Eine leise Stimme – ein Teil von ihr, von dem sie behauptete, er sei nicht da – meldete sich zu Wort. Wurzeln waren restriktiv. Wurzeln waren wie Ketten. Wurzeln hielten einen gefangen.
„Hör zu, Angus“, sagte sie und unterbrach ihn mitten im Satz. „Wir können reden. Ich verspreche, wir werden reden. Aber jetzt ist kein guter Zeitpunkt.”
Angus sah ihr bedrückt nach, als sie sich an ihm vorbei zum Auto bewegte. Sie öffnete die Tür ihres Wagens und warf die Papiertüte mit dem Chocapic auf den Rücksitz. Sie drehte sich um, lächelte entschuldigend und zuckte mit den Schultern. „Ich verspreche es“, wiederholte sie, „Bald“.
„Ich habe einen Fall außerhalb der Stadt. Wenn ich zurück bin, reden wir. Okay?”
Angus hielt inne, den Mund halb geöffnet. Er war wirklich immer nett zu ihr gewesen. Der verletzte Gesichtsausdruck gab ihr das Gefühl, gerade einen Welpen mit Füßen getreten zu haben. In ihr stieg ein so starkes Schuldgefühl in der Brust auf, dass sie verzweifelt versuchte, die Emotion zu unterdrücken. Sie wusste, wenn sie ihn ansah und noch länger bliebe, würde sie ihre Meinung ändern. Sie würde ihn anhören. Und dann… Seine Worte hatten die Macht, die Menschen zu überzeugen. Und Adele war sich nicht sicher, ob sie überzeugt werden wollte. Außerdem war er derjenige, der mit ihr Schluss gemacht hatte. Nur weil er seinen Scheiß jetzt geregelt hatte, hieß das nicht, dass es ihr gleich erging.
Schnell stieg sie in ihr Auto, lächelte ihren Ex noch einmal entschuldigend an und schloss die Tür. Das unüberwindbare Gefühl der Einsamkeit, der Schuldgefühle und der Verwirrung trieben sie dazu sich schnell auf den Fahrersitz zu setzen und nur noch zu sagen: „Später. Das verspreche ich. Es tut mir leid, Angus. Wirklich, ich möchte auf jeden Fall reden. Nur nicht jetzt gleich. Ist das okay?”
Er nickte traurig. „Es tut mir leid, Adele. Ich hätte nicht herkommen sollen, du hast Recht. Wie sieht es bei dir nächstes Wochenende aus?”
Sie dachte kurz nach und zuckte dann mit den Schultern. „Die Lösung des Falls wird eine Weile dauern. Ich muss nach Europa. Ich gebe dir Bescheid, wenn ich zurück bin. Ja, wirklich. Das werde ich.”
Und damit zündete sie den Motor und fuhr Angus zuwinkend, an den anderen geparkten Autos vorbei aus der Parklücke. Als sie den Parkkomplex hinter sich ließ, weigerte sie sich, über ihre Schulter zu schauen und verweigerte sich jeglichen Versuch in den Rückspiegel zu sehen. Stattdessen richtete sie ihre Augen auf die vor ihr liegende Fahrbahn.
Es gab einen Mörder in den Alpen. Vielleicht ein Serienmörder. Zwei Paare, die zweihundert Meilen voneinander entfernt vermisst wurden. Sie musste Prioritäten setzen und sich konzentrieren. Adele umschloss fest das Lenkrad, verdrängte die Gedanken an Angus aus ihrem Kopf und katalogisierte jeden Gegenstand, den sie für die Reise einpacken musste. Während sie sich immer weiter vom Parkhaus entfernte, stieg ihr Adrenalinspiegel und ihre Wangen glühten.
Die Jagd ging weiter.
Erste Klasse, keine Zwischenlandungen. Das war ein Leben. Zumindest wäre es das gewesen, wenn da nicht die blutigen Bilder eines Gemetzels über dem heruntergeklappten Flugzeugtisch verteilt gewesen wären. Adele studierte die Fotos vom Tatort, hörte dem Summen der Düsentriebwerke zu und – wie so oft – schaute sie auf, um sicherzugehen, dass keine Flugbegleiter vorbeikamen. Vor einigen Jahren hatte sie auf die harte Tour erfahren, welche Auswirkungen einige dieser Fotos auf die breite Öffentlichkeit hatten.
Einen Ohnmachtsanfall einer weiteren Flugbegleiterin über dem Atlantik verursachen? Das wäre nicht ideal.
Adele verlagerte sich etwas in Richtung des Fensters und glitt an der gepolsterten Rückenlehne entlang nach unten, um einige der Fotos vor neugierigen Blicken zu schützen. Mr. und Mrs. Beneveti waren vor zwei Tagen gefunden worden, in Stücken verstreut um eine Ansammlung von Bäumen herum. Mr. und Mrs. Hanes, das Schweizer Ehepaar, waren fast eine Woche zuvor verschwunden und bisher noch nicht wieder aufgetaucht.
Hunderte von Kilometern trennten die beiden vermissten Paare. Ihre einzige Verbindung: Reichtum, Einfluss und die Alpen.
Adeles runzelte die Stirn und streckte die Hand aus, um einen Schluck von ihrem Eiswasser zu nehmen und stellte den Becher dann in die Halterung zurück. Sie stieß einen langen Atemzug aus, ein Geräusch, das sich im Surren der Düse der Klimaanlage verlor. Sie klopfte mit den Fingern auf den Rand ihres Klapptisches herum und glättete eines der Fotos, das