Gesicht der Angst. Блейк Пирс
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Wer wusste schon, wo sie nächste Woche um diese Zeit sein würde?
In genau diesem Moment machte ihr nächster Mörder wahrscheinlich schon seine Arbeit, stellte ihnen ein Rätsel, und es bestand immer die Möglichkeit, dass der nächste Fall derjenige sein würde, den sie nicht lösen konnte. Zoe kämpfte gegen das ungute Gefühl in ihrem Bauch an, das sie davon überzeugen wollte, was sie eigentlich schon wusste: Nächste Woche um diese Zeit würde sie tief in einen Fall verwickelt sein, der alle anderen zuvor wie ein Kinderspiel aussehen ließe.
KAPITEL DREI
Zoe änderte ihre Sitzposition und machte es sich in dem gemütlichen, alten Sessel bequem. Sie gewöhnte sich langsam daran, hier zu sitzen und so seltsam es selbst für ihre eigenen Ohren klang, sie gewöhnte sich an die Therapie.
Mit jemandem Woche für Woche über ihre persönlichen Probleme zu sprechen, kam, zumindest früher, Zoes Vorstellung der Hölle, sehr nah, aber Dr. Lauren Monk auf ihrer Seite zu haben, war bisher gar nicht so schlecht gewesen. Schließlich war Dr. Monk diejenige, die sie dazu ermutigt hatte, sich öfter mit John zu treffen, und das war, zumindest bis jetzt, eine sehr gute Entscheidung gewesen.
Jedenfalls von ihrer Seite aus. Sie begann sich zu fragen, ob John das wohl auch sagen würde.
„Also, erzählen sie mir von ihrer Verabredung. Wie lief es?“, fragte Dr. Monk und legte sich ihr Notizbuch auf ihren Knien zurecht.
Zoe seufzte. „Ich konnte mich einfach nicht konzentrieren“, sagte sie. „Die Zahlen gewannen wieder die Oberhand. Das war alles, woran ich denken konnte. Ich verpasste ganze Sätze seiner Unterhaltung. Ich wollte ihm meine volle Aufmerksamkeit schenken, aber ich konnte es nicht abstellen.“
Dr. Monk nickte ernst und legte ihre Hand ans Kinn. Seit der Sitzung, in der Zoe über ihre Synästhesie – der Fähigkeit, überall und in allem Zahlen zu sehen, wie die Tatsache, dass Dr. Monks Stift wegen des leichten 15-Grad-Neigungswinkels, in dem sie ihn auf ihrem Finger balancierte, überdurchschnittlich schwer war – geredet hatte, fand sie die Therapie noch hilfreicher. Sie war in vielerlei Hinsicht befreiend, und half ihr zugeben zu können, was vor sich ging und wie sie damit zu kämpfen hatte.
Es gab nur wenige Menschen auf der Welt, die von Zoes Synästhesie wussten. Es gab Dr. Monk und Dr. Francesca Applewhite, die seit der Uni, Zoes Mentorin war und dann war da noch ihre Partnerin beim FBI, Special Agent Shelley Rose.
Da waren auch schon alle. Sie brauchte nicht einmal alle Finger ihrer Hand, um sie zu zählen. Das waren die einzigen Menschen, denen sie seit ihrer ersten Diagnose (von einem Arzt, den sie seither nicht mehr gesehen hatte) genug vertraut hatte, um es ihnen zu erzählen. Das hatte sie bewusst getan. Lange Zeit hatte sie geglaubt, dass es vielleicht einen Weg geben würde, vor der Fähigkeit, die ihre Mutter Teufelszauberei nannte, davonzulaufen oder sie zu ignorieren.
Solange sie ihr allerdings dabei half, Verbrechen aufzuklären, war sich Zoe nicht sicher, ob sie sie wirklich vollständig loswerden wollte. Nicht mehr. Es wäre nur praktisch, wenn sie nicht so stark auftreten würde, wenn sie versuchte, eine romantische Beziehung zu führen, für die nun wirklich keine spezifischen Messungen von Flüssigkeit in einem Glas oder die Berechnung der Entfernung zwischen Johns Augen, notwendig war.
„Was hilfreich sein, könnte, ist, wenn wir uns gemeinsam einige Wege ausdenken, die Ihnen helfen könnten, die Lautstärke herunterzudrehen, ihr Gehirn sozusagen leiser zu stellen“, sagte Dr. Monk. „Würden sie sich damit gerne näher beschäftigen?“
Zoe nickte, erschrocken über den Kloß im Hals, bei dem Gedanken an diese Möglichkeit. „Ja“, brachte sie dann heraus. „Das wäre großartig.“
„In Ordnung.“ Dr. Monk dachte einen Augenblick nach und tippe abwesend mit dem Stift gegen ihr Schlüsselbein. Zoe war diese Angewohnheit schon aufgefallen, es handelte sich immer um eine gerade Anzahl von Klopfern.
„Warum tun sie das?“, platzte es aus ihr heraus. Noch im gleichen Moment bereute sie ihre Frage, peinlich berührt.
Dr. Monk schaute sie überrascht an. „Sie meinen das Klopfen auf mein Schlüsselbein?“
„Tut mir leid. Das ist persönlich. Sie müssen es mir nicht sagen.“
Dr. Monk lächelte. „Es macht mir nichts aus. Es ist etwas, dass ich als Studentin aufgeschnappt habe. Es ist eine Art Beruhigungsübung.“
Zoe runzelte die Stirn. „Fühlen sie sich gerade gestresst?“
„Nein, das tue ich nicht. Es ist inzwischen zur Gewohnheit geworden, wenn ich nachdenke. Es erlaubt mir, in einen Zen-Zustand hinabzusteigen. Als ich jünger war, bekam ich oft Panikattacken. Hatten sie jemals eine Panikattacke, Zoe?“
Zoe dachte nach und versuchte herauszufinden, was wohl als Panikattacke zählte. „Ich glaube nicht.“
„Egal, ob es sich um eine vollständige Panikattacke oder um etwas weniger Schwerwiegendes handelt, wir brauchen etwas, das sie beruhigt und sie die Zahlen ausblenden lässt. Wir wollen, dass ihr Verstand aufhört zu rasen, damit sie sich auf eine Sache nach der anderen konzentrieren können.“
Zoe nickte und fuhr mit den Fingern über die Risse im Leder ihres Stuhls. „Das wäre schön.“
„Lassen sie uns mit einer meditativen Übung beginnen. Ich denke, sie sollten damit beginnen, jeden Abend, vielleicht kurz vor dem Schlafengehen, eine Meditationsübung zu machen. Das wird ihnen eine dauerhafte Hilfe sein, mit der sie lernen, ihren Geist zu kontrollieren. Es ist keine Sofortlösung, aber wenn sie dranbleiben, werden sie bald Ergebnisse sehen. Soweit alles klar?“
Zoe nickte stumm.
„Okay. Passen sie gut auf. Ich möchte, dass sie es jetzt gleich ausprobieren, und dann können sie es heute Abend alleine üben. Beginnen sie damit, ihre Augen zu schließen und ihre Atemzüge zu zählen. Versuchen sie, alles andere aus ihrem Kopf zu verbannen.“
Zoe schloss die Augen und begann, tief einzuatmen. Eins, dachte sie. Zwei.
„In Ordnung. Sobald sie bei zehn angelangt sind, fangen sie einfach wieder bei eins an. Zählen sie nicht weiter. Sie wollen einfach nur so lange die Atemzüge zählen, bis sie sich entspannt fühlen.“
Zoe versuchte, alle anderen Gedanken aus ihrem Kopf zu zwingen. Es fiel ihr sehr schwer. Ihr Gehirn wollte ihr sagen, dass ihr rechtes Bein juckte oder dass sie Dr. Monks Kaffee riechen konnte, oder es erinnerte sie daran, wie seltsam es war, mit geschlossenen Augen in einem Büro zu sitzen. Dann wollte es sie davon überzeugen, dass sie die Übung falsch machte und sich ablenken ließ.
Atmete sie überhaupt im richtigen Tempo? Wie schnell sollte man überhaupt atmen? Machte sie es richtig? Was, wenn sie die ganze Zeit falsch geatmet hätte? Ihr ganzes Leben lang? Woher sollte sie das wissen?
Trotz ihrer Zweifel versuchte sie bei der Sache zu bleiben und begann schließlich, sich zu entspannen.
„Sie machen das großartig“, sagte Dr. Monk, ihre Stimme jetzt leiser und tiefer. „Jetzt möchte ich, dass sie sich einen Himmel vorstellen. Sie sitzen und schauen in den Himmel. Wunderschönes Blau, nur eine kleine Wolke, die oben vorbeizieht, sonst nichts am Horizont. Sie erstreckt sich über ein ruhiges blaues Meer. Können sie das sehen?“
Zoe konnte sich generell nicht besonders gut Dinge vorstellen, aber sie erinnerte sich an ein