Norderende. Tim Herden

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Norderende - Tim Herden

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Hildegard: „Mach doch nicht so ein Gewese.“

      Die gab beleidigt zurück. „Du wolltest doch gar nicht hierher.“

      Rieder unterbrach die beiden. „Frau Jahnke, Frau Witt. Nehmen Sie doch Platz.“

      Die Frauen setzten sich auf die beiden Besucherstühle, ganz vorn auf die Kante.

      „Warum sind Sie gekommen? Haben Sie gestern Abend am Zeltkino etwas beobachtet?“, fragte Damp hoffnungsvoll.

      Die Frauen schauten sich kurz an. „Also, wir wollen Frau Ekkehard keine Schwierigkeiten machen. So lange wir auf die Insel kommen, so lange kennen wir sie schon“, begann Helene Witt.

      „Sie ist so eine herzensgute Frau. Jedes Jahr schickt sie uns, kurz bevor wir kommen, schon das Kinoprogramm“, ergänzte Frau Jahnke, „und streicht an, welche Filme uns vielleicht besonders gefallen könnten.“

      „Was ist denn nun mit Frau Ekkehard?“, unterbrach Rieder, etwas ungeduldig.

      „Es war so“, berichtete Frau Witt, „wir waren gestern schon recht früh am Kino, weil wir fürchteten, sonst schlechte Plätze zu bekommen. Hilde hat immer Angst, dass ein Großer vor ihr sitzt und sie dann nichts sieht ...“ Sie hielt kurz inne. „Wo war ich stehengeblieben? Ach ja. Also wir waren recht früh da, kauften Karten und waren wirklich die Ersten im Kino. Jedenfalls, als wir saßen, hörten wir von hinten ziemlichen Krach. Zwei Leute brüllten sich an.“

      „Wer brüllte sich an?“, fragte Rieder nach.

      „Frau Ekkehard und ein Mann“, meldete sich Frau Jahnke, schaute dabei aber wieder etwas ängstlich auf ihre Begleiterin.

      Aber auch die bestätigte: „Also, Frau Ekkehard habe ich auch gehört. Die Stimme von dem Mann kannte ich nicht.“

      „Und worüber stritten die beiden?“

      Beide Frauen zuckten mit den Schultern.

      „Haben Sie irgendetwas verstanden?“

      „‚Du kriegst mich hier nicht weg!‘, rief Frau Ekkehard mehrmals. Und der Mann schrie: ‚Das wirst Du schon sehen! Du hast kein Erbrecht. Irgendwann ist auch für dich Schluss‘. Und sie antwortete: ‚Nur über meine Leiche!‘ So ungefähr“, berichtete Hildegard Jahnke. Und Frau Witt ergänzte: „Dann knallte eine Tür.“

      „Haben Sie den Mann gesehen?“

      Die beiden schüttelten die Köpfe. Damp holte ein Foto von Peter Stein hervor und zeigte es den Frauen. „Haben Sie diesen Mann in der Nähe des Kinos gesehen? Vielleicht, als sie die Karten gekauft haben?“

      Sie schauten sich das Foto an. „Also, auf der Insel habe ich den schon oft gesehen“, meinte Helene Witt. „Aber gestern?“

      „Wir haben uns schon so auf den Film gefreut“, ergänzte ihre Freundin. „Und dann geht das uns auch eigentlich nichts an. Wie gesagt, wir wollen der Frau Ekkehard keine Schwierigkeiten machen.“

      „Aber wir sind auch geschockt, dass so etwas auf Hiddensee passieren kann“, empörte sich Frau Witt. „Ein Mord!“

       IX

      Nachdem die beiden Frauen ein Protokoll unterschrieben und das Revier wieder verlassen hatten, blätterte Rieder noch einmal die Aussage von Dora Ekkehard von der vergangenen Nacht durch, obwohl er es auch so gewusst hätte. „Da steht nichts von einem Streit mit einem Mann.“

      „Muss ja nicht Stein gewesen sein“, meinte Damp. „Mit der Ekkehard ist nicht gerade gut Kirschen essen. Wenn ich mal bei der war wegen der Lautstärke der Kinolautsprecher, dann ging das nie ohne Streit ab.“

      Das konnte Rieder nur bestätigen. Auch bei den Auseinandersetzungen mit Malte um das Holz des umgestürzten Baumes hatte Dora kein Blatt vor den Mund genommen.

      „Bei den Frauen hörte es sich so an, dass Dora mit dem Besitzer des Grundstücks gestritten haben könnte, auf dem das Kino steht. Oder gehört das Land der Gemeinde?“

      „Keine Ahnung.“

      „Das könnte doch der Bürgermeister wissen?“

      Damp nickte. „Sicher. Die ganzen Grundstückssachen gehen über seinen Tisch.“

      „Bei Ihren neuen guten Beziehungen zu Durk könnten Sie doch mal nachfragen.“

      Damp kratzte sich am Hinterkopf: „Wann?“

      „Jetzt!“

      „Muss das sein?“

      „Dann haben wir vielleicht wenigstens eine erste Spur.“

      Damp stöhnte. Schwerfällig erhob er sich und ging mit steifen Beinen zur Tür. Dort blieb er nochmal stehen. „Ich weiß nicht ...“

      „Sie kriegen das schon hin. Durk will doch auch immer eingebunden sein.“

      Aber Damp wollte nicht anecken, schon gar nicht beim Bürgermeister. Andererseits würde ein schneller Erfolg durch den Zeugenaufruf sie beide, Bürgermeister Durk und Revierleiter Damp, gut dastehen lassen.

      Damp atmete kräftig aus, öffnete die Tür und marschierte zu Durks Büro.

      Das Vorzimmer war leer. Wahrscheinlich war die Sekretärin, Lotti Stoll, beim Mittagessen. Damp klopfte kurz am Amtszimmer des Bürgermeisters.

      Ein ärgerliches „Herein!“ kam von drinnen. Damp verließ beinahe der Mut. Doch eine innere Stimme trieb ihn vorwärts. Dynamisch drückte er die Klinke nach unten und trat ein. Durk hatte die Beine auf den Tisch gelegt. Damp war sich sicher, Durk gerade bei einem kleinen Nickerchen gestört zu haben.

      „Wir haben mal eine Frage, Rieder und ich.“ Damp wollte nicht allein die Verantwortung für diesen Vorstoß tragen. „Wissen Sie, wem das Grundstück am Zeltkino gehört?“

      Durks Augen nahmen Damp schärfer ins Visier. Er nahm die Beine vom Tisch und setzte sich gerade hinter seinen Schreibtisch. „Warum wollen Sie das wissen?“, fragte er mit einem leicht drohenden Unterton. Einschüchterung war das Arbeitsprinzip des Bürgermeisters.

      „Wir haben vielleicht eine erste Spur.“

      Der Bürgermeister drehte leicht den Kopf, ohne den Polizisten aus den Augen zu lassen. „Hat die Ekkehard etwas damit zu tun?“, fragte er listig.

      „Na ja“, druckste Damp. „Es gibt Zeugen, die eine Auseinandersetzung von Frau Ekkehard mit einem Mann gehört haben wollen. Da ging es irgendwie um das Zeltkino und vielleicht auch um das Grundstück ...“

      Durk rieb sich das Kinn. „Das sind ja eigentlich schon Interna aus der Inselverwaltung. Ich weiß nicht, ob ich die preisgeben kann. Es muss nicht jeder alles wissen, wenn Sie verstehen, was ich meine.“ Damp verstand nicht wirklich. „Ich dachte, die Grundstückssachen gehen alle über Ihren Tisch.“

      „Schon. Aber das sind heikle Angelegenheiten. Und nicht jeder Fremde“, Durk betonte das letzte Wort ganz besonders, „muss erfahren, was wer hier auf der Insel kauft. Oder?“

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