Harter Ort. Tim Herden

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Harter Ort - Tim Herden

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dass es sinnlos war, nach einer Flasche zu suchen. Allerdings entdeckte er etwas anderes. „Interessant“, flüsterte er. „Behm?“, rief er dann laut.

      „Mein Gott! Kann ich hier mal in Ruhe arbeiten?“

      Aber Krüger ließ sich nicht beirren. „Haben Sie das hier schon gesehen, Behm? Eine Skispur! Vom Schiff auf den Bodden.“

      Die Polizisten liefen heran und lehnten sich wie der Pathologe über die Schiffswand. Auf der Eisfläche des Boddens waren noch die Spuren von zwei Skiern zu erkennen, obwohl sie schon von Neuschnee überdeckt waren. „Wir könnten ihr folgen“, schlug Krüger vor.

      „Hier ist das Eis aber ziemlich brüchig, nachdem wir eine Rinne um das Schiff frei gekloppt haben.“

      Nelly hielt das nicht auf. Sie kletterte wieder zum Anleger hoch, lief dann ein Stück an Land, bis sie auf den vereisten Bodden abbog. Die Spur führte nach Süden, in Richtung der Fährinsel.

      „Mensch, Damp, trägt denn das Eis da draußen?“, fragte Bökemüller besorgt. „Die Frau hat doch ein Kind.“

      Damp zuckte mit den Schultern.

      „Keine Sorge, da ist es mittlerweile fast vierzig Zentimeter dick. Da können Elefanten drauf tanzen.“

      Nelly Blohm blieb plötzlich stehen. Sie hockte sich in den Schnee und schüttelte dann den Kopf.

      „Haben Sie was gefunden?“, schrie Bökemüller.

      Die Polizistin winkte ab und kam wieder zurück. „Die Spur endet da hinten. Ganz plötzlich. Wahrscheinlich ist die vom Neuschnee zugedeckt oder vom Wind verweht worden.“

      „Gestern Nacht, da habe ich einen Skifahrer hier in der Nähe vom Schiff gesehen. Als die Leiche entdeckt wurde. Er stand da hinten.“ Damp wies in Richtung der alten Pizzeria, die schon vor Jahren geschlossen hatte, aber deren Werbung immer noch an dem Haus prangte.

      „Wir sollten dem nachgehen“, meinte Bökemüller.

      Behm hatte mitgehört. „Sascha! Schau mal, ob du da eine Skispur findest.“

      Sein Assistent lief über den Kai zur geschlossenen Pizzeria. Da drehte er sich um und hob den Daumen. „Hier ist eine Spur. Sie führt hier weiter“, rief er.

      „Da ist der alte Poststeig entlang der Bäk zum Wiesenweg“, erklärte Damp. „Er endet fast genau am alten Postamt.“

      In Bökemüller erwachte der Jagdinstinkt des Polizisten. „Kommen Sie, wir sehen uns das selbst an.“ Er stürmte von Bord. Damp folgte ihm. Sie liefen Behms Mitarbeiter hinterher, der auf dem Weg schon weitergelaufen war, immer neben der Skispur.

      Als Damp und Bökemüller ihn erreichten, prüfte er gerade die Spur. Hier hatten die Bäume und das dichte Buschwerk verhindert, dass sie von Neuschnee bedeckt war. „Ich würde sagen, Langlaufski. Billigware. Plastikbeschichtung mit eingepressten Lamellen.“ Sascha hockte sich hin. „Sehen Sie hier. Ab und zu sieht man das Muster der Lauffläche. Ich schätze, der Besitzer nutzt kein Wachs. Ein Amateur.“

      Sie liefen weiter bis zum Wiesenweg. Dort endete die Spur, weil der Schneepflug schon die Straße geräumt hatte. „Mist“, fluchte Bökemüller. Der Spurensicherer nahm es gelassener. „Ich mache mal ein paar Aufnahmen von der Skispur. So kann man die Laufflächen vergleichen“, wandte er sich an Damp, „wenn euch doch einmal ein Skifahrer über den Weg läuft.“

      Da vernahmen sie plötzlich Geschrei aus Richtung der „Caprivi“. Damp und Bökemüller eilten zurück. „Sie können da nicht durch“, hörten sie Barnhöft rufen.

      „Ich muss aber.“ Es war eine weibliche Stimme.

      Als Damp und Bökemüller am Schiff ankamen, hielten zwei Feuerwehrmänner eine junge Frau an den Oberarmen fest. Sie strampelte und versuchte mit aller Kraft sich loszumachen. „Ich muss auf das Schiff. Ich suche meinen Chef!“

      „Wer soll das denn sein?“, fragte einer der beiden.

      „Martin Dehne, der Besitzer vom Hotel ‚Dornbusch‘.“

      Laura Ihlow umklammerte mit den Händen die Tasse mit dem dampfenden Tee. Sie saß auf dem Besucherstuhl im Hiddenseer Revier. Sie hatte ein schmales helles Gesicht mit vielen blassen Sommersprossen. Ihre langen rotblonden Haare fielen über die Schultern herab. Einige kräuselten sich leicht. In der Wärme des kleinen Polizeireviers wandelten sich die Eiskristalle in ihren Augenbrauen und Haarspitzen zu kleinen Wassertröpfchen und glitzerten nun im Licht der alten Neonröhre. Damp war überwältigt von der Schönheit der jungen Frau. Alles an ihr schien perfekt zu sein. Er schätzte sie auf Anfang, höchstens Mitte zwanzig. Sie strich sich ein paar feuchte Locken aus der Stirn und wirkte plötzlich nervös. „Stimmt etwas nicht?“

      „Nein, nein“, stammelte er. „Ich war nur in Gedanken“, fügte er verlegen hinzu. Nelly Blohm suchte in ihrer Reisetasche unterdessen nach ein paar trockenen Sachen. Durch den langen Weg im tiefen Schnee vom Hochland in Kloster bis nach Vitte war die Kleidung der Frau völlig durchnässt.

      Jetzt hielt die Polizistin ein Paar Jeans erst bei sich an und reichte sie dann der jungen Frau. „Mit Schuhen oder Stiefeln kann ich nicht dienen, aber die Hose könnte Ihnen passen. Wir haben ungefähr die gleiche Figur.“

      Damp zog sich kurz auf den Flur zurück, damit sich Laura Ihlow umziehen konnte. Nelly Blohm folgte ihm.

      „Wie wollen wir vorgehen?“, fragte sie ihn auf dem Flur.

      „Na, wie wohl?“, entgegnete Damp. „Wir fragen, was passiert ist. Und dann sehen wir weiter.“

      „Wäre es nicht besser, wenn ich als Frau …“

      „Noch bin ich hier der Revierleiter, Frau Blohm“, erklärte Damp ärgerlich. Rieder hatte ihm bei so manchem Fall die Wurst vom Brot genommen. Das würde ihm nicht wieder passieren.

      „Ich dachte ja nur …“, wandte Nelly Blohm ein, verschreckt von der Reaktion Damps.

      Sie gingen wieder zurück ins Zimmer. Die nassen Stiefel lagen auf der Heizung und die klamme Hose hing über dem zweiten Besucherstuhl.

      Damp setzte sich an seinen Schreibtisch. Nelly lehnte sich hinter ihm an die Wand.

      „Frau Ihlow, erzählen Sie uns erst mal, was passiert ist. Sie kommen also vom Hotel ‚Dornbusch‘? Der früheren Vogelwarte?“

      „Genau. Und der Herr Dehne ist seit …“, sie zählte die Tage mit ihren Fingern ab, „ja, er ist seit vier Tagen verschwunden. Er wollte nach Rügen und dort Feuerwerk für Silvester kaufen … und, und, und … nun ist er tot“, stieß sie hervor und begann zu schluchzen. Tränenströme liefen ihr übers Gesicht. Damp schaute zu Nelly Blohm. Sie verstand seinen Blick, ging zu der jungen Frau, legte den Arm um ihre Schultern und versuchte sie zu trösten. „Beruhigen Sie sich“, sagte sie zu Laura Ihlow, die immer wieder von Weinkrämpfen geschüttelt wurde. Schon auf der „Caprivi“ war Laura Ihlow dem Zusammenbruch nah gewesen, als sie ihren toten Chef identifiziert hatte. „Wie soll ich das nur seiner Frau beibringen“, stieß sie schluchzend hervor. Nelly reichte ihr ein Taschentuch. Mehrmals schnäuzte sie sich, ohne mit dem Weinen aufzuhören.

      „Na,

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