Bangkok Rhapsody. Thomas Einsingbach
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„William, bleiben Sie cool. Die Ministerin höchstpersönlich hat’s angeordnet. Wenn Sie sich nicht mit mir treffen, beißt Melinda mir die Ohren ab.“
„Was reden Sie für einen Unsinn! Ich hatte gerade das Telefon in der Hand und wollte Ihnen ein Treffen vorschlagen. Wir sind möglicherweise Mazzini auf der Spur. Sind Sie noch im Büro? Ich kann in zwanzig Minuten bei Ihnen sein.“
Kurz nach sechs betrat William die Goldstein-&-Schulman-Niederlassung. Nup, die hinter der Rezeption werkelte, rief ihm zu, dass Penelope in ihrem Büro am Ende des Flures zu finden sei. William lief den Gang hinunter, vorbei an einem hell erleuchteten Konferenzraum, in dem ein halbes Dutzend hemdsärmeliger Männer ohne Krawatten über Aktenordnern und vor eingeschalteten Notebooks brütete. Dazwischen farbenfrohe Akzente setzend: Softdrinkdosen, Kaffeetassen und Pappschachteln mit Pizzaresten. Es roch nach mediterranen Kräutern und dem ganz großen Geld.
„Sind Sie bereit?“
Penelope hatte ihr Businesskostüm gegen Jeans und eine pinkfarbene Bluse getauscht und wirkte auf William noch attraktiver als bei ihrer ersten Begegnung vor wenigen Tagen.
„Bereit? Wozu? Wir müssen über Mazzini reden.“
„William, entspannen Sie sich. Wir drehen eine kleine Runde. Dann lade ich Sie zum Essen ein. Dabei kann der Spürhund dann die Neuigkeiten vom Fuchs loswerden.“
William fügte sich. Warum auch nicht, Mazzini war aller Voraussicht nach bereits eingekreist und sie waren schließlich Partner in einem sehr speziellen Fall, der sich offenbar der Aufmerksamkeit höchster politischer Kreise in Amerika erfreute. Selbst die Justizministerin schien sich Sorgen um sein Wohlergehen zu machen.
Mit etwas Glück ergatterten sie ein Taxi, das sie trotz Feierabendverkehrs in vertretbarer Zeit zur Taksin-Brücke chauffierte, wo sie ein Expressboot zum Pak Khlong Talat, dem beliebten Obst-, Gemüse- und Blumenmarkt, nahmen. Die meisten Händler, die ihre Geschäfte regelmäßig in den Vormittagsstunden erledigten, hatten ihre Waren bereits zusammengeräumt und geschlossen. Wie gewöhnlich verwandelte sich diese Gegend nach Sonnenuntergang in eines der dubiosen Nachtmarkt-Biotope Bangkoks, in einen Basar für legalen Billigramsch und illegale Nachahmerprodukte aller Art. Verblendete Touristen wähnten sich im Discount-Paradies, abgebrühte Verkäufer spielten das Feilschen um Cent-Beträge mit und Straßenköter legten sich unbeirrt dort zur Ruhe, wo das Gedrängel am größten war.
„William, Sie erwähnten Neuigkeiten. Sind Sie dem Fuchs schon auf der Spur?“, begann Penelope und William störte sich ein wenig an dem unverbindlichen Plauderton der Juristin.
„Diese Spürhund-Fuchs-Sache ist gelegentlich ganz witzig. Wir veranstalten hier aber keine lustige Treibjagd, bei der die Sieger schon im Voraus feststehen. Unsere Zielperson ist ein hochintelligenter Verbrecher, der vor nichts zurückschreckt, gefährlich wie eine Python und flüchtig wie ein Reh.“ William erschrak über seinen scharfen Ton, mit dem er die verdutzte Penelope zurechtgewiesen hatte.
„Und wieder tummeln Sie sich in der Tierwelt. Warum sind Sie so gereizt? Sie waren es doch, der mit dem Vergleich begonnen hat. Erinnern Sie sich nicht mehr?“
„Okay, okay. Das kann schon sein, ich erinnere mich“, lenkte William ein. „Wie dem auch sei, mein Assistent Andy hat erste Hinweise geliefert, die ich überprüft habe. Alles deutet auf Larry Mazzini hin. Meine Zielperson verbirgt sich möglicherweise hinter einem gewissen Herbert Persitzky. Ich denke, in ein paar Tagen weiß ich mehr darüber“, deutete William an. Er wollte Penelope nicht mit Details über die nun notwendigen weiteren Maßnahmen langweilen, schließlich war sie Juristin und keine Agentin. Außerdem: Bei allem Vertrauen, William hatte schon die merkwürdigsten Dinge erlebt, und mit einer Frau hatte er während seiner gesamten FBI-Laufbahn kein einziges Mal im Zusammenhang mit einem ähnlichen Auftrag zusammengearbeitet.
„Haben Sie Jonathan schon informiert?“
„Das hat noch Zeit. Erst müssen wir ganz sicher sein. Stellen Sie sich vor, Persitzky hat einen Thriller mit dem Titel Lost Souls of Bangkok geschrieben.“
„Lost Souls of Bangkok? Davon gibt es hier zu jeder Zeit genügend Exemplare.“
Penelope warf William einen herausfordernden Blick zu. Dabei bemerkte sie, dass ihr Begleiter deutlich erholter und entspannter aussah und sein frisch gebügeltes mintgrünes Poloshirt ihm gut zu Gesicht stand.
Neben einem Verkaufsstand, in dem erotische Dessous angeboten wurden, entdeckte Penelope eine Tuk-Tuk-Garküche. Ein halbes Dutzend verbeulter Metalltische und eine Horde blauer Plastikhocker gruppierten sich um eine zur offenen Küche umgebauten Motor-Rikscha. Die Mitglieder einer Großfamilie rührten in Töpfen, zerkleinerten Zutaten für die Street-Food-Gerichte und riefen sich Kommandos zu. Für einen Ausländer mochte ein solches Restaurant ein Abenteuer sein. Für Thais war es die bequemste Möglichkeit, sich mit vernünftiger Hausmannskost zu unschlagbar günstigen Preisen zu versorgen.
„Haben Sie Appetit?“, fragte Penelope und griff dabei instinktiv nach Williams Arm.
„Hatten Sie nicht Heuschrecken vorgeschlagen?“, lachte William, und sie quetschten sich an den letzten freien Tisch in direkter Nachbarschaft zu einem Freiluft-Friseur. Der sanfte Kontakt mit Penelope hatte ihm gutgetan. Wann hatte ihn eine Frau das letzte Mal derart berührt, dass er darüber nachgedacht hatte? Er konnte sich nicht mehr erinnern.
„Schauen Sie, so werden hier lästige Haare entfernt.“ Penelope deutete auf die Mitarbeiter des Friseurs, die mit feinen Garnschlingen den Wildbewuchs in den Gesichtern und an den Ohren ihrer Kunden epilierten. Eine Bedienung mit fleckiger Schürze wühlte sich an ihren Tisch heran und nahm die Bestellung auf: gegrillten Tintenfisch mit einer höllenscharfen Chilisauce, mittelscharfen Papaya-Salat und eine Terrine Tom-Yam-Gai, eine sauer-scharfe Hühnersuppe mit Zitronengrass. William trank Coca-Cola und Penelope bestellte Bier.
„Darf ich Sie etwas fragen?“, begann Penelope, nachdem sie ohne große Worte das köstliche Essen und das bunte Treiben um sie herum genossen hatten.
„Was wollen Sie wissen? Ich bin zweiundvierzig Jahre alt und noch kein bisschen weise.“ William verzog den Mund zu einem schiefen Grinsen. Jetzt war er es, der die Plauderebene auf keinen Fall verlassen wollte, weil er ahnte, was die Folge wäre.
„Weshalb haben Sie den Dienst beim FBI quittiert?“
„Eine Frage, auf die es keine Antwort gibt …“ William zögerte und korrigierte sich. „Natürlich gibt es auf diese Frage eine Antwort. Aber sie wird Sie nicht interessieren.“
„Es interessiert mich wirklich“, widersprach Penelope. William traf ein warmer Blick aus dunkelbraunen Augen und er entschied, dass er wenigstens das preisgeben konnte, was Penelope vermutlich ohnehin von Jonathan erfahren hatte.
„Okay, aber wundern Sie sich nicht, wenn das eine Weile dauert“, warnte William.
„Nehmen Sie sich Zeit. Ich habe heute Abend keine weitere Verabredung“, ermunterte ihn Penelope augenzwinkernd.
„Wissen Sie“, begann William noch ein wenig zögerlich, „das FBI war einmal meine