Bangkok Rhapsody. Thomas Einsingbach

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Bangkok Rhapsody - Thomas Einsingbach

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Veranstaltung in der Bangkok Post erscheinen?“, wollte Penelope auf Thai wissen.

      „Oh, Sie sprechen Thai?“, gab der Fotograf überrascht zurück, blieb aber im Englischen. „Ich schieße nur die Fotos. Ich vermute, die Reportage wird am Wochenende in der Rubrik People & Life platziert.“

      Als sich der Pressefotograf wieder in Richtung des Buffets zurückgezogen hatte, wandte sich Penelope an Bertoli. „Jürg, erzählen Sie mir von Ihrer Arbeit in Thailand.“

      „Das mache ich gerne. Aber zuerst stärken wir uns am Buffet.“ Diesmal blickte Bertoli zu William und berührte ihn freundschaftlich am Oberarm. „Junger Mann, Sie sehen so aus, als könnten Sie ordentlich zulangen. Der Chefkoch ist ein Landsmann von mir und hat ein paar besondere Delikatessen vorbereitet. Sie müssen unbedingt die Luzerner Rösti und den echten Emmentaler Käse probieren.“

      Die kleine Gruppe setzte sich, Bertolis Vorschlag folgend, in Bewegung und hatte das Buffet noch nicht ganz erreicht, da meldete Williams Mobiltelefon einen Anruf. Er zog das Gerät heraus, erkannte die Nummer und nahm das Gespräch an.

      „Mr. LaRouche?“

      „Andy, was gibt’s?“ William trat ein paar Schritte zur Seite und verbarg die Lippen hinter der vorgehaltenen Hand, eine Angewohnheit, die noch aus alten FBI-Zeiten in ihm steckte.

      „Ich habe keine guten Nachrichten.“ Andy war undeutlich zu verstehen, er schien sich an einem belebten Ort aufzuhalten.

      „Was ist passiert?“

      „Herbert Persitzky ist tot. Ein Verkehrsunfall.“

      In weniger als einer halben Stunde hatte Vitikorns Dienstlimousine das Polizeihospital erreicht. William und Penelope sprangen aus dem Wagen, der Lieutenant General folgte geruhsamen Schrittes, am Ohr sein Mobiltelefon. Der Polizeichef hatte ohne Umschweife seine Hilfe angeboten, obgleich sich ihm der Zusammenhang des Verkehrstoten mit der Mazzini-Fahndung offenkundig nicht erschloss.

      William fluchte. Immer wieder war in seinen Unterlagen über das angebliche Ableben Mazzinis berichtet worden. In den 1990er Jahren war er in Südafrika an einer Lungenentzündung verstorben. Ein halbes Jahrzehnt später verunglückte er tödlich beim Absturz eines Kleinflugzeuges in Indonesien, und der bislang letzte bekannt gegebene Tod ereilte ihn erst vor wenigen Jahren, als er in Bukarest bei einer Gasexplosion verbrannte.

      Als sie die weißgekachelten Räume der rechtsmedizinischen Abteilung betraten, schlug ihnen der Geruch des Todes entgegen. Penelope, für die der Besuch einer derartigen Einrichtung eine Premiere war, fröstelte.

      „Es ist nur die Formalinlösung, die so unangenehm riecht“, beruhigte William die junge Wirtschaftsjuristin. Vitikorn hatte inzwischen sein Telefonat beendet und wandte sich dem diensthabenden Pathologen zu. „Meine ausländischen Freunde möchten einen kurzen Blick auf das Opfer des Verkehrsunfalls von heute Vormittag werfen.“

      „Welches Opfer hätten Sie denn gerne?“, presste der in blaue Schutzkleidung gehüllte Mann durch seinen Mundschutz. „Bis zur Mittagspause wurden vier Verkehrstote eingeliefert.“

      „Persitzky. Herbert C. Persitzky“, erklärte William, „amerikanischer Staatsbürger, Anfang sechzig, der Ringfinger der linken Hand verkrüppelt.“

      „Ah, unser VIP. Alle anderen sind Asiaten“, brummte es unter dem Mundschutz. „Ausländer werden bei uns bevorzugt behandelt. Er liegt noch auf dem Untersuchungstisch.“

      „Sehen Sie, meine liebe Penelope und verehrter Mr. La-Rouche“, mischte sich der Polizeichef ein. „Meine Mitarbeiter bemühen sich ohne Verzögerung, die bedauerlichen Unfälle von Touristen aufzuklären. Dieser unermüdliche Einsatz hätte meiner Meinung nach eine Würdigung in der internationalen Presse verdient.“

      Der Polizeiarzt korrigierte seinen Chef: „Lieutenant General, der Mann hatte keinen Unfall. Er wurde aller Wahrscheinlichkeit nach vorsätzlich getötet. Es gibt Zeugen, die gesehen haben, wie ein Unbekannter ihn vor den Bus gestoßen hat. Der Täter ist leider entwischt.“

      „Natürlich war es ein Unfall! Der Mann hatte vermutlich nicht mehr alle Sinne beisammen. Hat sein Gleichgewicht verloren“, fuhr Vitikorn nun auf Thai seinen Mitarbeiter an. „Sie wissen doch so gut wie ich, dass jeder zweite Ausländer in Bangkok spätestens bis mittags stockbetrunken ist. Es war ein unglückliches Missgeschick. Möglicherweise ist er auch auf einer Bananenschale ausgerutscht, meinetwegen in nüchternem Zustand und ohne Selbstverschulden. Ich will bis Dienstschluss Ihren Bericht in diesem Sinne auf meinem Schreibtisch sehen.“ Dann wandte er sich in englischer Sprache wieder an seine beiden Begleiter: „Persatzki hatte einen Unfall. Ausgerutscht auf einer Bananenschale. Ich versichere Ihnen, meine Männer werden diese Sache so rasch wie möglich bearbeiten, damit die Angehörigen nicht im Ungewissen bleiben und die Lebensversicherungen keine Ausreden haben.“

      Natürlich hatte William Vitikorns Anweisung an den Polizeiarzt verstanden und sah wieder einmal seine Vorbehalte gegenüber asiatischen Polizeibehörden bestätigt. Es war alles beim Alten geblieben: die Unterschlagung von Fakten, das Ignorieren von Zeugenaussagen, der Missbrauch hierarchischer Strukturen. Es hatte keinen Zweck, sich darüber zu ärgern.

      „Lieutenant General, ich wäre Ihnen dankbar, wenn Sie die Andeutungen Ihres Mitarbeiters prüfen würden“, schaltete sich Penelope ein, die ihre Empörung schlecht verstecken konnte.

      „Lieutenant General, der Mann heißt Persitzky, nicht Persatzki“, glättete William die aufkommenden Wogen in unterwürfigem Ton. „Kein Mensch zweifelt an der rechtmäßigen Untersuchung. Die bemerkenswerte Arbeit thailändischer Polizeibeamter ist auch in Amerika hinlänglich bekannt. Lieutenant General Vitikorn, Sie sind ein Mann mit großer Erfahrung, ganz sicher war es ein Unfall. Das Opfer war einfach zum falschen Zeitpunkt am falschen Ort, dazu kam dann noch die dumme Bananenschale. Sie haben doch nichts dagegen, wenn ich dennoch einen kurzen Blick auf Mr. Persitzky werfe?“

      Vitikorn rollte mit den Augen, gab aber dem Polizeimediziner einen Wink in Richtung des Labors, in dem der aufgebahrte Leichnam von zwei weiteren Blauverhüllten untersucht wurde. Als sie an den Inspektionstisch traten, drehte sich Penelope erschreckt ab. Persitzkys Gesicht war praktisch nicht mehr vorhanden. Die Stoßstange des Omnibusses war offenbar frontal auf die Stirnregion geprallt. Nur noch eine schleimig-rote Gewebemasse war übrig geblieben, umrandet von ein paar Fragmenten des Kiefers und des Jochbeins. Großflächige Schürfwunden verteilten sich über den entblößten Körper. Die Brustbehaarung war mit Blutkrusten und Schmutz verklebt. Penelope hielt sich eine Hand vor den Mund und eilte aus dem unterkühlten Raum.

      „Sind Sie jetzt zufrieden?“, wollte Vitikorn wissen.

      „Auf jeden Fall kann ich bestätigen, dass es Persitzky ist“, entgegnete William und zeigte auf das fehlende Glied des linken Ringfingers. Sein Blick traf die rechte Hüfte des Toten, an der eine zwanzig Zentimeter lange Narbe zu sehen war. Auch das passte. Mazzini hatte sich vor einigen Jahren einer aufwendigen Hüftoperation unterzogen. Einer der beiden Untersucher hob Persitzkys rechten Arm ein wenig in die Höhe. Dabei fiel Williams Blick für den Bruchteil einer Sekunde auf eine Tätowierung im Achselbereich.

      „Darf ich mal?“

      William schlüpfte in eine paar Untersuchungshandschuhe und tastete den rechten Arm der Leiche ab. Der Rigor mortis, die Totenstarre, hatte erst die Muskulatur im Nackenbereich erfasst, was sich mit dem angegebenen Zeitpunkt des Todes deckte. William spreizte Persitzkys Arm zur Seite ab und untersuchte das jahrzehntealte

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