Ein glücklicher Mensch. Группа авторов

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Ein glücklicher Mensch - Группа авторов

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ihm zehn Goldtaler auf den Weg und schenkte ihm ein gutes Pferd. Der Mann freute sich sehr. Als er wieder zu Hause war, besorgte er sich alles, was er brauchte, und sein Leben wurde mit jedem Tag besser.

      Nach einigen Jahren holte der Arme auch seinen reichen Bruder ein. Dieser wunderte sich, wie seinem Bruder alles so schnell hatte gelingen können. Eines Tages fragte der Reiche seinen Bruder, wie er so reich werden konnte. Der Arme erzählte dann, wie er damals unterwegs aus Riga sein Pech in die Tabakdose eingeschlossen und in einen Teich geworfen hatte, und wie der Müller ihn beschenkt hatte. Seitdem war es ihm immer besser gegangen.

      Sein reicher Bruder beschloss sofort, ihn zu ruinieren. Er fuhr zu dem besagten Müller und erzählte ihm, dass seine Tabakdose samt Geld in den Teich gefallen sei. Er bat den Müller, das Wasser abzulassen, und versprach ihm dafür eine gute Bezahlung. Der Müller war einverstanden, ließ mit Hilfe seiner Männer das Wasser ab und fand die Tabakdose.

      Der Reiche freute sich, nahm die Tabakdose und machte sich auf den Weg nach Hause. Unterwegs dachte er sich: „Na, warte, Brüderchen, nicht lange wirst du mir gleich sein. Ich lasse dein Pech raus und dann kann es sich wieder zu dir gesellen.“

      So erreichte er den Wald und machte die Tabakdose auf. Das Pech des Armen huschte heraus und wurde riesengroß. Danach schüttelte es sich und sagte zu dem Großreichen: „O weh, wie ungeraten dein Bruder ist! Er schloss mich in der Tabakdose ein, so dass ich fast erstickt bin. Vielen Dank, dass du mich herausgelassen hast. Ab jetzt bin ich dein Kumpel und werde dich nicht verlassen.“

      Als der Reiche diese Worte vernahm, erschrak er, wurde ganz bleich im Gesicht, und das Pech wurde unsichtbar.

      Als er dann unterwegs war, ist sein Pferd scheu geworden, sein Wagen kippte um und er brach sich ein Bein.

      Aus der Ferne sah er, wie sein Gut brannte. So sind ihm alle Reichtümer und das gesamte Geld verbrannt, so dass er ganz arm wurde.

      DIE WAHRSAGERIN

      In einem Dorf bei einem kleinen Wald lebte einmal eine arme Frau. Sie schlug sich hungernd durchs Leben, wollte aber auch nicht betteln. Da sie eine findige Person war, kam ihr die Idee, Wahrsagerin zu werden.

      So holte sie einmal die Ziege ihres Nachbarn und steckte sie in die Kohlengrube. Bald vermisste der Nachbar seine Ziege und suchte überall nach ihr, konnte sie allerdings nicht finden. Da lief ihm die Frau über den Weg.

      „Hast du meine Ziege gesehen?“, fragte der Mann.

      „Ich habe sie nicht gesehen“, antwortete sie, „aber wenn du möchtest, kann ich wahrsagen und sie auf diese Art finden.“

      „Such mal, bitte!“, sagte der Mann.

      „Gut! Komm!“

      Die Frau ging in ihre Hütte, verweilte dort ein Stündchen und kam wieder raus. Draußen sagte sie zu ihrem Nachbarn:

      „Deine Ziege ist in der Kohlengrube. Geh hin und hole sie.“

      Der Mann ging dorthin und fand seine Ziege. Er bedankte sich bei der Frau und beschenkte sie noch obendrein. Und den anderen erzählte er, dass seine Nachbarin eine Wahrsagerin sei – von ihrer Hütte aus könne sie sagen, wohin eine Sache verschwunden sei.

      Ein anderes Mal entwendete die Frau die Ochsen eines anderen Nachbarn und kettete sie an einem Baum im Wald an. Sie selbst versteckte sich in der Nähe. Nach einem Stündchen sah sie, wie ein bekannter Viehhändler aus der Stadt kam. Als er die Ochsen sah, schaute er sich um und nahm die Ochsen mit. Die Frau ging nach Hause zurück.

      Nach einer Weile lief ihr Nachbar, der inzwischen seine Ochsen vermisste, zu ihr. „Ach, liebe Frau, meine Ochsen sind verschwunden“, jammerte der Mann. „Kannst du mir, Verehrte, wahrsagen, wo sie sein könnten?“

      „Gut“, sagte die Frau. „Und was gibst du mir dafür? Ich kann nicht meine Zeit verschwenden. Ich muss mir das Brot verdienen.“

      Der Mann versprach ihr einen Scheffel Roggen und noch einen Käse dazu. Die Frau ließ den Mann im Zimmer und sie selbst ging in die Kammer, um wahrzusagen. Nach einem Stündchen kam sie zurück und sagte: „Lauf schnell in die Stadt – bei Joshua findest du deine Ochsen. Beeile dich. Nicht, dass er sie in der Zeit schlachtet.“

      Der Bauer sprang auf sein Pferd und ritt in die Stadt, wo er Joshua bei den Vorbereitungen zum Schlachten seiner Ochsen vorfand.

      „Was machst du, Joshua? Das sind meine Ochsen!“

      „Woher soll ich das wissen?“, sagte Joshua. „Ich habe sie im Wald angekettet gefunden und nahm sie mit, damit die Wölfe sie nicht auffressen.“

      „Dann ist der Dieb wohl weggelaufen, als er dich gesehen hat“, sagte der Bauer. Er nahm seine Tiere mit und ging glücklich heim.

      Beim dritten Mal entführte die Frau das Pferd eines anderen Bauern und kettete es an einer Eiche im Wald an. Auch dieser Bauer kam zu der Frau gelaufen und bat, sie möge ihm sagen, wo sein Pferd sei.

      „Und was gibst du mir dafür?“, fragte die Frau.

      „Du bekommst je einen Scheffel Roggen und Weizen. Sag mir bloß schnell, wo mein Pferd ist.“

      „Nein, nein! Versprich mir einen Trog Weizenmehl und die Hälfte einer Speckseite.“

      „Gut“, sagte der Mann. „Kriegst du alles! Mach bloß!“

      Die Frau ging in die Kammer und kam nach einem Stündchen wieder heraus. „Geh in den Wald zu der Stelle, wo Eichen wachsen, dort findest du dein Pferd.“

      „Dort müsste auch der Dieb sein“, sagte der Bauer. „Könnte ich mich auf die Lauer legen und ihn erwischen?“

      „Nein, nein“, entgegnete die Frau. „Der Dieb hat vor lauter Angst das Pferd stehen gelassen. Er spürte meine Kraft und ist weggelaufen, damit du ihn mit dem Pferd nicht erwischst.“

      Ab jetzt hatte sich das Gerücht ganz weit verbreitet, dass die Frau eine gute Wahrsagerin sei, allen die Wahrheit erzähle und alles vorhersage.

      Bald darauf wurde ein Gutsherr von seinem Lakai und seinem Kutscher bestohlen. Sie stahlen ihm eine Kiste Gold. Der Gutsherr suchte und suchte, konnte sie aber nicht finden.

      Jemand hat ihm dann irgendwann von dieser Wahrsagerin erzählt. Der Gutsherr schickte sofort seinen Lakaien und seinen Kutscher los, damit sie diese Frau holen. Die Frau, als sie erfahren hatte, wohin sie gebracht werden sollte, sträubte sich dagegen. Sie wollte auf keinen Fall mitkommen.

      „An Gutsherren bin ich nicht gewöhnt. Ich traue mich nicht, ich möchte nicht!“, wehrte sie sich.

      Aber der Lakai und der Kutscher zwangen sie, in die schöne Kutsche einzusteigen, und machten sich auf den Weg. Die Frau saß nun in der Kutsche, vor lauter Angst und Kummer kratzte sie sich hinter den Ohren und brabbelte vor sich hin: „Was kommen muss, das wird geschehen … Jetzt kommt es aber!“

      Der

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