Der Bergpfarrer Staffel 15 – Heimatroman. Toni Waidacher
Чтение книги онлайн.
Читать онлайн книгу Der Bergpfarrer Staffel 15 – Heimatroman - Toni Waidacher страница 24
Am besten wäre es, wenn es ihn nicht gäbe. Dann hätte Papa keinen Klotz am Bein und würde endlich eine Frau finden.
Gestern hatte er noch Angst gehabt, diesen Gedanken weiter zu spinnen. Doch jetzt nahm er immer mehr Gestalt an. Martin schaute auf den Hund, dann auf die Haustür, hinter der Tante Ria auf ihn wartete. Er ging die Stufen hinauf.
»Bist du das, Martin?« rief die Wirtin aus ihrer Küche.
»Ja.«
»Dann komm, das Fernsehprogramm fängt gleich an.«
»Ich muß Biene noch bürsten. Ich geh’ mit ihr auf die Terrasse.«
»Ist gut.«
Martin ging in das Zimmer, dort kramte er seinen Rucksack aus der Ecke neben dem Kleiderschrank und steckte eine Packung Hundekuchen hinein. Dann nahm er einen Schreibblock und Stift und setzte sich an den Tisch.
Lieber Papa, schrieb er, ich geh’ fort, damit Du net mehr für mich sorgen mußt und eine Frau kennenlernen kannst. Mach’ Dir keine Sorgen, Biene ist bei mir und paßt auf mich auf. Wenn ich groß bin, komme ich wieder zurück und besuche Dich. Dein Sohn Martin.
Er legte das Blatt so, das es gleich auffallen mußte, wenn sein Vater das Zimmer betrat. Dann schlüpfte er in seine warme Jacke, nahm den Hund an die Leine und ging zur Terrassentür hinaus. Leise schlich er durch den Garten. Der Weg zur Pforte führte am Haus vorbei. Er trat auf die Straße, schaute sich um und wandte sich dann nach rechts. Martin zuckte erschreckt zusammen, als es am Himmel grummelte. In einiger Entfernung zuckten Blitze über den Bergen, als er St. Johann verließ.
*
Alexandra fühlte sich zum ersten Mal seit langer Zeit wieder so richtig glücklich. Die Stimmung am Tisch war ausgesprochen gut, und sie hatte mehrmals getanzt.
Mit Peter natürlich, aber auch Max Trenker und Sebastian waren ihre Tanzpartner gewesen. Jetzt saßen sie am Tisch und unterhielten sich. Der Bürgermeister des Dorfes sprach mit Peter, Claudia erzählte der Anwältin von ihrer Arbeit bei der Zeitung in Garmisch-Partenkirchen, und der Bergpfarrer berichtete seinem Bruder von dem Besuch in Engelsbach. Eine Saaltochter brachte gerade eine neue Runde, als Ria Stubler hereinstürzte. Sebastian sah die Wirtin zuerst. Sie hielt ein Blatt Papier in der Hand und war ganz aufgelöst.
»Ist was mit Martin?« fragte er ahnungsvoll.
»Der Bub…, er ist fort«, stammelte Ria.
Peter sprang auf. Er war kreidebleich geworden. Alexandra schaute ihn entsetzt an.
»Was? Ich denk’, er ist bei Ihnen?« rief Martins Vater.
»Das war er auch…«
Ria Stubler berichtete, wie sie mit dem Bub gesprochen und dann auf ihn gewartet habe, als er erklärte, er müsse die Hündin noch bürsten.
»Als er dann immer noch net kam, hab’ ich nachgeschaut und dies hier gefunden.«
Sie hielt das Blatt in die Höhe. Peter riß es ihr aus der Hand und las.
»Um Gottes willen!« stöhnte er und preßte entsetzt die Hand vor den Mund.
Sebastian war neben ihn getreten und las, was Martin geschrieben hatte.
»Max, Toni«, wandte er sich an seinen Bruder und Dr. Wiesinger, »kommt, wir müssen ihn suchen. Weit kann er ja noch net sein. Aber das Wetter macht mir Sorgen.«
»Wir kommen natürlich mit«, riefen Peter und Alexandra sofort.
Sebastian nickte.
»Aber wo sollen wir suchen?« fragte der Polizist.
»Vielleicht hat ihn jemand gesehen«, hoffte der Bergpfarrer. »Wir müssen die Leute fragen.«
Sie gingen zum Ausgang. Draußen standen Gäste, die sich eine Portion frische Luft gönnen wollten. Tatsächlich hatte ein junges Paar den Bub mit seinem Hund gesehen.
»Die sind da zum Dorf hinaus«, erklärte der Bursche. »Wenn ich gewußt hätt’, daß er fortlaufen will…«
»Schon gut, Xaver«, sagte Sebastian. »Wir werden ihn schon finden.«
Am Himmel zuckten Blitze und es donnerte.
»Also Richtung Kogler«, wandte sich der Geistliche an die anderen. »Max, hol’ den Wagen.«
»Bin schon unterwegs«, erwiderte der Beamte und sprintete los.
»Ich hole für alle Fälle meinen eigenen«, sagte Dr. Wiesinger und war auch schon verschwunden.
Es dauerte keine zwei Minuten, bis das Polizeiauto vor ihnen hielt. Alexandra wollte gerade einsteigen, als sie jemand am Arm faßte.
»Was soll das?« rief sie und wollte sich unwillig losmachen, als sie ihn erkannte. »Du?«
»Ja, ich«, grinste Adrian Heller. »Ich suche dich schon die ganze Zeit. Sag’ mal, was ist denn los? Warum steigst du in das Polizeiauto?«
Hinter ihnen hupte der Arzt.
»Wir müssen los, Alexandra«, rief Max.«
Sie befreite sich endgültig aus Adrians Griff.
»Willst du mir nicht erklären…?« rief er.
»Dazu ist keine Zeit«, antwortete sie. »Ich muß meinen Sohn suchen.«
Sie stieg ein und schlug die Tür zu. Adrian Heller blickte ihr verdutzt nach.
»Deinen Sohn?« murmelte er ungläubig. »Du hast einen Sohn?«
Sebastian hatte seine Tür noch einmal geöffnet. Sich halb hinauslehnend sah er den Arzt an.
»Sie werden’s net verstehen, Adrian«, sagte er. »Am besten fahren S’ wieder nach Hause.«
Max gab Gas und brauste los. Toni Wiesinger folgte ihm mit gleicher Geschwindigkeit. Während der Fahrt hielten der Bergpfarrer und der Arzt über ihre Handys Kontakt.
»Wir dürfen net zu weit fahren«, ermahnte Sebastian seinen Bruder. »Sonst verpassen wir ihn noch. Der Bub ist zu Fuß unterwegs, da kann er net so schnell.«
Max verringerte das Tempo. Auf der Rückbank saßen Alexandra und Peter. Sie hielten sich an den Händen.
»War er das?« fragte Martins Vater.
Sie nickte. »Ich hab’ keine Ahnung, wie er herausgefunden hat, daß ich hier bin, und schon gar net weiß ich, was er will.«
»Ich schon«, antwortete Peter. »Dich zurück haben.«
Sie sah ihn an und schüttelte den Kopf.
»Das hätt’ er sich eher überlegen müssen«, erwiderte Alexandra. »Viel eher. Jetzt ist es zu spät.«
Sie drückte seine Hand.
»Laß