Der Bergpfarrer Staffel 15 – Heimatroman. Toni Waidacher
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Читать онлайн книгу Der Bergpfarrer Staffel 15 – Heimatroman - Toni Waidacher страница 43
Richtig, der Bauer hatte ihm davon erzählt, als er das letzte Mal heraufgekommen war, um den fertigen Käse abzuholen.
Jemand habe ihm geschrieben, hatte er gesagt, ob er die Erlaubnis geben würde, hier oben zu drehen.
Georg war zwar nicht davon begeistert, aber die Alm gehörte dem Huberbauern, und so konnte er nichts dagegen einwenden.
»Schön haben Sie’s hier oben«, sagte die Frau und schaute in die Runde.
Dann lächelte sie ihn an.
»Tja, ich bin heraufgekommen, um mit Ihnen über die Dreharbeiten zu sprechen«, erklärte sie. »Wir sind in St. Johann stationiert, und in der nächsten Woche soll es losgehen. Ich dachte, es wäre eine gute Idee, mich vorher mit Ihnen zu unterhalten.«
Sie hob entschuldigend die Hände.
»Wir werden versuchen, Ihren Tagesablauf so wenig wie möglich zu stören«, setzte Brigitte hinzu.
»Hauptsache, Sie stören die Viecher net«, brummte der Senner. »Sonst geben s’ am End’ keine Milch mehr.«
Oha, dachte sie, begeistert ist er ja net grad…
»Lieber Herr Hirchlacher«, lächelte sie, »bitte, es liegt wirklich net in uns’rem Interesse, Ihren Rhythmus durcheinander zu bringen. Gerad’ deswegen bin ich heraufgekommen, um Sie über alles zu informieren, damit Sie Bescheid wissen, was auf Sie zukommt.«
»Schon gut«, nickte er. »Mögen S’ ein Glas’l Milch?«
Sie nickte.
»Gern’.«
Er verschwand in der Hütte und kam kurze Zeit später mit einem Glas Milch zurück. Brigitte trank. Der Aufstieg war zwar nicht beschwerlich gewesen, aber er hatte sie durstig gemacht.
»Lecker!« kommentierte sie den Genuß.
»Das machen die Kräuter«, meinte Georg.
»Die geben der Milch das richtige Aroma. Das schmeckt man nachher auch in der Butter und dem Käse.«
Brigitte hatte sich auf eine Bank gesetzt, die vor der Hütte stand. Der Senner gesellte sich dazu.
»Einen Film wollen S’ also da heroben drehen.«
»Nun ja, zumindest ein paar Sequenzen, die Teil einer ganzen Reihe, einer sogenannten Telenovela, sind.«
Er zuckte die Schultern.
»Ich schau’ net fern. Um was für eine Geschichte handelt’s sich denn?«
Brigitte erzählte es ihm. Georg hörte zu und nickte hin und wieder.
»Klingt interessant. Wer hat sich das denn ausgedacht?«
»Ich.«
Er blickte sie erstaunt an.
»Können S’ denn so was?« fragte er. »Ich mein’, kennen S’ sich denn mit den Bergen aus?«
»Also, die eigentlichen Folgen werden von professionellen Drehbuchautoren geschrieben«, erklärte sie. »Aber die Grundidee stammt schon von mir, und ja, ich kenn’ mich hier aus. Ich bin nämlich in Waldeck geboren und aufgewachsen.«
»Respekt!« nickte er. »Und wann soll’s hier losgehen?«
»In etwa zwei Wochen. Wir drehen mit zwei Teams, von denen eines in St. Johann arbeitet und das and’re dann heraufkommt. Den genauen Termin teilen wir Ihnen aber vorher noch durch den Herrn Huber mit.«
Plötzlich schien er ganz interessiert und stellte viele Fragen. Brigitte beantwortete sie geduldig und freute sich darüber, daß der Senner sich, nach seiner ersten Brummerei, jetzt so umgänglich zeigte. Sie blieb sogar länger als geplant und ließ sich die Hütte, die Käserei und das Reifelager zeigen. Es waren ein paar nette Stunden, die sie hier oben verbrachte, ehe sie sich wieder auf den Heimweg machte.
Mit einem großen Stück Käse im Rucksack, das Georg Hirchlacher ihr gegeben hatte, ging sie den Wirtschaftsweg zurück.
Wenn doch nur alles im Leben so problemlos ablaufen würde, dachte sie.
Und natürlich kam ihr Tobias dabei in den Sinn…
Brigitte hatte die Hälfte der Strecke hinter sich gebracht, als sie auf der Wiese unterhalb von sich einen Traktor fahren sah. Offenbar wurde die Wiese gemäht. Als sie näher kam, glaubte sie, nicht richtig zu sehen.
Es war niemand anderer als Tobias Rauchinger, der auf dem Traktor saß.
Und er fuhr genau in ihre Richtung!
*
Brigitte war unwillkürlich stehengeblieben und schaute zu ihm hin. Der junge Bauer kurvte über die Wiese, ohne sie wahrzunehmen.
Oder doch?
Plötzlich erstarb der Motor, und es trat eine schon unheimliche Stille ein.
Unheimlich deshalb, weil Tobias aus dem Führerhaus sprang, stehenblieb und herüberblickte. Natürlich hatte er sie auch erkannt. Minutenlang standen sie sich gegenüber, dann setzte er sich in Bewegung. Ihr Herz klopfte bis zum Hals hinauf, als er vor ihr stand.
»Hallo, Brigitte«, sagte er mit belegter Stimme.
»Hallo.« Sie nickte ihm grüßend zu.
»Was tust du hier oben?«
»Ich…, ich war droben, auf der Alm, um mit dem Herrn Hirchlacher wegen der Dreharbeiten zu sprechen.«
»Ach ja, du bist ja beim Fernsehen.«
»Net direkt«, korrigierte sie. »Die Firma, für die ich arbeite, drehte Filme für verschiedene Sender.«
Er nickte verstehend und steckte die Hände in die Hosentaschen.
Grad so, als würd’ er fürchten, sonst auf mich loszugehen und zu erwürgen, dachte sie.
Natürlich war diese Annahme unsinnig, wurde ihr gleich darauf bewußt. So ruhig wie er jetzt vor ihr stand, hätte sie ihn sich am Samstagabend gewünscht.
»Gut, daß ich dich treff’«, sagte er, und seine Stimme klang ein wenig unsicher. »Ich…, ich wollt’ da was mit dir bereden. Das am Samstag, also, es tut mir leid. Es war net richtig, was ich da zu dir gesagt hab’…«
Plötzlich, ohne daß sie es verhindern konnte, traten ihr Tränen in die Augen.
»Ich freu’ mich sehr, daß du das sagst, Tobias.«
»Ich hab’ mich wie ein Esel benommen«, entschuldigte er sich ein zweites Mal. »Wenn ich könnt’, würd’ ich’s rückgängig machen.«
Sie lächelte.
»Deine Entschuldigung