Mami Bestseller Staffel 4 – Familienroman. Jutta von Kampen
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Читать онлайн книгу Mami Bestseller Staffel 4 – Familienroman - Jutta von Kampen страница 27
»Es geht um Mami«, sagte Hubertus schließlich. »Sie will nach München zurück, und da dachten wir, wir lassen sie krank werden.«
»Diese schreckliche Idee kam von dir«, beschuldigte Gerhard ihn. »Ich begleite dich nur, damit Dr. Hassberger uns nicht für Spinner hält, und damit du die Verantwortung nicht allein übernehmen mußt.«
»Du willst auch, daß Mami bleibt«, zischte Hubs seinen Onkel an. »Ich habe selbst gehört, wie du sie darum gebeten hast.«
Gerhard Stellmann seufzte, dann sah er Thomas Hassberger mitleidheischend an. »Ja, es stimmt. Ich möchte gern, daß meine Schwester in Lüttdorf bleibt. Es wäre so gut für meine Frau. Und natürlich auch für Hubertus und die Kinder. Angie könnte hier malen und…«
»Und mit Dr. Hassberger zu Abend essen«, vollendete Hubertus den Satz.
Thomas bot den Herren Stühle an, ließ sich selbst nieder und betrachtete die beiden über die Platte seines Arbeitstisches hinweg, als hätte er wirklich außerordentlich komplizierte Fälle vor sich.
»Was habe ich damit zu tun?« fragte er schließlich.
»Sie haben doch mit meiner Mutter hm, hm – geflirtet.«
»Ja, das stimmt. Aber wenn es ihr gefallen hätte, wäre sie ja wohl selbst in meine Sprechstunde gekommen.«
»Die!« riefen Gerhard und Hubertus gemeinsam aus. »Niemals!«
»Meine Mutter ist hart wie ein Diamant.«
»Meine Schwester war schon immer sehr dickköpfig und intolerant.«
»So?« Thomas mußte lächeln. »Intolerant? Ja, das ist sie, Herr Stellmann. Und wie kann ich das ändern?«
Hubs schlang seine Finger ineinander. Die ganze Angelegenheit wurde immer spannender. So spannend, daß er es kaum ertrug. Die Idee stammte schließlich von ihm. Aber immerhin hatte Onkel Gerhard sie so gut gefunden, daß er gleich mit zu Dr. Hassberger gekommen war.
»Am besten wäre es natürlich«, platzte Hubs damit heraus. »Sie würden sie noch einmal sehen und lange mit ihr reden.« Er ahmte dabei einen küßchengebenden Mann nach und erntete befremdete Blicke von Thomas und Gerhard. Das störte ihn keineswegs. »Das wird Mami aber nicht wollen. Dazu ist sie zu sauer. Und krank wird sie auch nicht so schnell. Darum wollte ich – wollten wir…«
»Wir wollten Sie um ein Medikament bitten, das meine Schwester reiseunfähig macht, Herr Doktor Hassberger.«
»Halten Sie mich für verrückt?« schimpfte dieser.
»Nee, aber Sie waren doch in Mami verliebt.« Hubs grinste siegessicher.
»Ein Grund mehr, ihr kein Gift zu geben«, knurrte Thomas. Wenn er ehrlich war, und das wollte er ja sein, mußte er zugeben, daß die Idee nicht ganz reizlos war. Wie er sich fühlen würde, wenn Angie krank und schwach im Bett lag und er sich hilfreich über sie beugen würde! Ihre ganze Arroganz und Einbildung wären bestimmt wie weggeblasen. Wenn er sie kurierte, würde sie ihm alles verzeihen und – nicht nach München reisen.
»Ich habe auch Zigaretten geschluckt, Herr Doktor. Damit war ich erst mal außer Gefecht gesetzt. So konnte ich Sie anrufen und Ihnen erzählen, daß sich meine Mutter ganz allein im Wald befand und dort malen wollte. Ich habe das wirklich prima eingefädelt. Daß Sie sich dann gestritten haben, war nicht meine Schuld.«
»Sie haben sich gestritten?« mischte Gerhard sich neugierig ein. »Mit meiner Schwester? Wie beruhigend. Ich dachte immer, sie streitet nur mit mir.«
»Wir haben Ihretwegen gestritten, Herr Stellmann«, erklärte Thomas mit einem Gesicht, das auf ungute Erinnerungen schließen ließ. »Ihretwegen und…«
»Den Namen dieser Frau kann ich nicht mehr hören«, unterbrach Hubs und erhob sich abrupt von seinem Stuhl.
Er schob die Hände in die Hosentaschen und machte einige Schritte zur Tür des Nebenzimmers. Die beiden Männer sahen ihn erstaunt an. Aber schon lächelte Hubs wieder freundlich.
»Wenn du dich unbedingt aussprechen mußt, Onkel Gerhard, bitte schön. Ich persönlich will nichts mehr von Nora hören. Das verstehst du doch wohl, nicht?«
Gerhard Stellmann blieb nichts anderes übrig, als ergeben zu nicken.
Hubs sah den Arzt an. »Darf ich mal in dieses Zimmer? Ich war noch nie in Ihrer Praxis, Herr Dr. Hassberger.«
Thomas überlegte einen Moment. »Du, Hubs«, erwiderte er dann ruhig, »ich bin gewiß ein Mann, den man nicht mißtrauisch nennen kann. Aber ich durchschaue dich. Du willst nebenan in aller Ruhe nach einem Medikament suchen. Nach einem Medikament, das deine Mutter reiseunfähig macht.«
Hubs wurde knallrot.
»Darum bitte ich dich, schön hierzubleiben, mein Junge.«
»Mensch«, stöhnte Hubs und fuhr sich mit einer fahrigen Geste durchs Haar. »Sie haben ja den totalen Durchblick.«
Thomas sah Gerhard an, der wich seinem Blick aus.
»Ich weiß es doch, Herr Doktor«, meinte er nach einer Weile des Überlegens. »Sie und meine Schwester – also, Hubs hat mir erzählt, wie gut Sie sich verstanden haben. Mit Angie ist eine Veränderung vor sich gegangen. Woran das liegt, kann ich nur erraten. Sie selbst spricht kein Wort darüber. Aber es muß mit Nora Anderson und mit mir zusammenhängen.«
Thomas nickte. »Ja, so ist es. Es begann mit Nora. Und dann ergriff ich dummerweise Ihre Partei, Herr Stellmann. Angie fand dafür kein Verständnis. Um das bei ihr zu erwecken, erzählte ich ihr von meiner Ehe. Ich hätte es nicht tun sollen. Angie hat kein Vertrauen mehr zu mir.«
»Aber ich«, gestand Hubs. Thomas sah ihn an. Der Junge gefiel ihm immer besser. Er lächelte ihn an.
»Ich gebe dir kein Medikament, Hubs. Ich bin Arzt.« Er erhob sich, denn draußen im Wartezimmer wurden Stimmen laut. Es waren noch Patienten gekommen. Gerhard sah ein, daß Thomas ihnen nicht helfen wollte.
»Dann«, seufzte er, »müssen wir Angie wohl nach München zurückfahren lassen. Schade. Ich habe meine Schwester gern um mich. Sie ist eine wunderbare Frau. Eine gute Köchin, eine talentierte Malerin, eine schlagfertige Schwester, eine zärtliche Tante.«
»Eine harte Mutter«, grinste Hubs. »Hart wie Diamant. Aber ich mag sie trotzdem.«
Als Gerhard sich von Thomas verabschiedete, sahen sich die beiden Männer sekundenlang schweigend an. Sie waren sich auch ohne Worte nähergekommen. Sie wußten, sie würden Freunde sein. Mit oder ohne Angie.
»Er ist ein Spinner«, stöhnte Hubs, als er im Auto seines Onkels saß. »Aber ein prima Kerl.«
Gerhard schüttelte den Kopf. »Er ist Arzt, Hubs. Ich habe von Anfang an bezweifelt, daß er ein Mittel für Angie herausrücken würde.«
»Du«, sagte Hubs da. »Du, Onkel Gerhard. Ich habe da noch eine Medizin. Die hat Thomas Hassberger mir verschrieben, als ich die Zigaretten gelutscht habe. Die flöße ich Mami einfach ein. Was kann denn schon passieren? Du wirst es einfach nicht wissen und…«