Der Bergpfarrer Paket 2 – Heimatroman. Toni Waidacher
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Andreas setzte sich auf einen freien Stuhl und bestellte bei einer der Saaltöchter eine Maß Bier. Am Tisch saßen weitere Nachbarn, die sich ebenfalls erstaunt zeigten, daß er wieder mal unter Leute ging. Der junge Bauer ließ sich auf ein Gespräch ein, und schon bald stand er auf der Tanzfläche, als die Kapelle ›Damenwahl‹ ausrief.
Das junge Madel an seinem Arm war die Schwester des Anzenhofbauern. Lizzi arbeitete, in einem Reisebüro und kam nur am Wochenende nach St. Johann. Andreas hatte früher schon einige Male mit ihr getanzt. Er mochte das quirlige Madel, das immer zu einem Späßchen aufgelegt war. Es verstand sich von selbst, daß er Lizzi nach dem Tanz zu einem Glas Sekt an die Bar einlud.
Auch wenn er es nicht absichtlich tat, so konnte er doch nicht verhindern, daß sein Blick immer wieder umherstreifte und spähte, ob Daniela irgendwo zu sehen war. Er war bereits eine gute Stunde im Saal, als er sie, eher zufällig, entdeckte.
Die Lehrerin saß an einem Tisch auf der anderen Seite. Im Gedränge auf der Tanzfläche war es fast unmöglich sie zu sehen. Erst als die Musiker eine Polka spielten, ergab es sich, daß die Kreise der Tanzenden sich so weit drehten, daß Andreas und Lizzi auf diese Seite kamen. Ihre Blicke begegneten sich für einen winzigen Augenblick, dann war es auch schon wieder vorbei. Andreas war gar nicht sicher, ob sie ihn überhaupt wahrgenommen hatte.
Nach dem Tanz kehrte er an seinen Tisch zurück, und die Tanzfläche leerte sich. Die Musiker legten eine Pause ein und erfrischten sich mit einer Maß.
Der junge Bauer hatte jetzt ein freies Blickfeld und sah, daß Daniela sich angeregt mit einem Mann unterhielt. Für Andreas gab es keinen Zweifel, daß es derselbe war, mit dem er sie auf der Straße vor dem Supermarkt gesehen hatte. Er ignorierte den Stich in seinem Herzen und wandte sich um. Bei der Bedienung bestellte er sich einen doppelten Obstler und stürzte ihn in einem Zug hinunter.
Inzwischen hatte die Kapelle ihre Pause beendet. Lizzi tanzte mit einem anderen Burschen, und der Waldnerbauer sprach mit einem der Männer an seinem Tisch. Er vermied es krampfhaft hinüberzuschauen. Wenn er es gar nicht mehr aushielt, dann wollte er wieder gehen.
Dennoch kreiste in seinem Kopf ständig nur ein Gedanke: Hat sie mich geseh’n?
Natürlich hatte Daniela ihn längst entdeckt. Schon beim Hereinkommen schaute sie sich um und sah ihn schließlich an seinem Tisch sitzen.
Am Morgen konnte sie vor Aufregung keinen Bissen herunterbekommen, und nur Ria Stublers energischen Worten war es zu verdanken, daß sie schließlich doch eine halbe Semmel aß. Die Pensionswirtin hatte zum Mittagessen wohlweislich nur eine leichte Suppe gekocht, und Daniela zwang sich, entgegen ihrem Empfinden ein klein wenig davon zu essen.
Claus Rendel rief am Nachmittag an und beteuerte, wie sehr er sich auf den Abend freue. Seine Bitte nach einem Spaziergang lehnte sie ab. Dafür kam er bereits eine Stunde vor der verabredeten Zeit und wartete geduldig, bis sie sich umgezogen hatte.
»Laß uns doch noch ins Wirtshaus geh’n«, schlug er vor. »Ich hab’ nämlich noch nichts gegessen.«
Während er für sich ein großes Schnitzel bestellte, begnügte Daniela sich mit einem Glas Mineralwasser. Um keinen Preis der Welt hätte sie jetzt etwas essen können.
Dann ging es endlich auf den Saal. Mit klopfendem Herzen schaute die Lehrerin sich um und sah Andreas.
Claus ließ sich nicht anmerken, was er dachte, als er den Saal betrat. Überhaupt hatte er vermieden, den anderen Mann mit einer Silbe zu erwähnen. Trotzdem war ihm bewußt, was für ihn von diesem Abend abhing. Er bestellte Wein und Bier und forderte Daniela schon bald zum Tanzen auf.
Daß er ein sehr guter Tänzer war, hatte sie bereits bei früheren Gelegenheit festgestellt. Als die Kapelle dann Damenwahl ausrief, war sie versucht, hinüberzugehen und Andreas aufzufordern. Doch sie unterdrückte den Impuls und blieb sitzen.
Erst als der launige Dirigent des Blasorchesters die Parole zum zweiten Mal ausgab, erhob sie sich und eilte über die Tanzfläche.
Andreas unterhielt sich gerade mit seinem Tischnachbarn, als er die Stimme an seinem Ohr vernahm.
»Darf ich bitten?«
Sein Kopf fuhr herum. Natürlich hatte er die Stimme sofort erkannt. Sein Herz raste, und um seine Lippen spielte ein freudiges Lächeln.
»Gern«, sagte er und schob den Stuhl zurück.
Es war ein langsamer Walzer. Tausende von Erinnerungen kehrten zurück, als Daniela in seinen Armen lag. Wie oft hatten sie sich hier im Takt der Musik gedreht!
*
Es waren immer noch dieselben schönen Augen, in die er blickte. Augen, wie zwei funkelnde Sterne hatte er einmal gesagt. Der rote, verlockende Mund, das kleine Grübchen, das sich auf der rechten Wange bildete, wenn Daniela lächelte. Auch das Parfüm, das sie benuzte, erkannte er am Duft.
»Wie geht’s dir?« fragte Daniela leise an seinem Ohr.
Der junge Bauer zuckte die Schulter.
»Danke, gut. Und dir?«
Die Lehrerin antwortete nicht, ihre Finger strichen zärtlich durch das Haar in seinem Nacken. Andreas sah sie erstaunt an. Solch eine Geste hatte er gewiß nicht erwartet. Schließich war sie doch mit ihrem Verlobten oder Mann oder was auch immer da!
»Ich war ganz aufgeregt!« sagte sie dann zu seinem Erstaunen. »Als ich heut’ abend herkam, hatte ich gehofft, dich zu seh’n.«
Er sah sie unsicher an, dann ging sein Blick hinüber zu dem Tisch, an dem der andere Mann saß.
Daniela entging nicht, wohin er schaute.
»Er ist nur ein guter Freund«, beteuerte sie. »Ein Kollege, der zufällig ebenfalls hier Urlaub macht.«
Ein Freund? Ein Kollege?
Andreas’ Blick wurde fragend. Was er gesehen hatte, ließ doch eigentlich nur den Schluß zu, daß da mehr zwischen den beiden war, als Daniela jetzt behauptete.
»Bist’ dir da ganz sicher?« fragte er zweifelnd.
Die Frau in seinen Armen nickte.
»Ja, das mußt’ mir glauben.«
Sie legte ihren Kopf an seine Wange, Andreas spürte, wie das Blut in seinem Kopf rauschte. Für nichts auf der Welt hätte er diesen Augenblick eintauschen mögen. Trotzdem waren da immer noch Zweifel.
»Aber…, ich versteh net…«
Daniela ahnte, was er meinte. Die Situation vor dem Laden von Ignaz Herrnbacher. Natürlich mußte er denken, daß sie und Claus zusammengehörten.
»Wir müssen uns aber unbedingt unterhalten«, sagte sie, als der Tanz zu Ende war. »Es gibt wirklich so Vieles, was du wissen mußt.«
Andreas atmete schwer.
»Entschuldige«, bat er. »Aber ich möcht’ jetzt geh’n. Wenn du mir was zu sagen hast, dann komm’ und besuch’ mich auf dem Hof. Dann