Der Bergpfarrer Paket 2 – Heimatroman. Toni Waidacher
Чтение книги онлайн.
Читать онлайн книгу Der Bergpfarrer Paket 2 – Heimatroman - Toni Waidacher страница 20
Max hatte am Morgen eine längere Unterredung mit seinem Vorgesetzten geführt. Kurt Wirtzbacher hatte erstaunt zugehört, was ihm sein Beamter da erzählte.
»Ich kenn’ und schätze Ihren Bruder«, sagte er, nachdem er das Gehörte erst einmal überdacht und verarbeitet hatte. »Und nur deshalb stimme ich diesem Vorschlag zu. Sollten allerdings morgen vormittag die Beweise net auf dem Tisch liegen, werde ich mit dem Staatsanwalt sprechen müssen. Das Kirchenasyl ist zwar eine Sache, einen gesuchten Verbrecher zu schützen, eine andere.«
Der Polizeichef hob die Hand, als er merkte, daß Max etwas erwidern wollte.
»Noch geh’ ich davon aus, daß der Herr Neumayr die Wahrheit sagt«, fuhr er fort. »Trotzdem – sollte sich bis morgen zehn Uhr nichts getan haben, wird auch der Bischof Ihres Bruders nicht verhindern können, daß wir Thomas Neumayr festnehmen.«
Max bedankte sich und fuhr zurück nach St. Johann. Seine Gefühle waren zwiespältig. Er vertraute auf die Menschenkenntnis seines Bruders, aber niemand konnte davor sicher sein, sich auch einmal zu irren. Und wenn Thomas sie beide geschickt getäuscht hatte – vielleicht versuchte er ja sogar, während der nächtlichen Aktion zu fliehen –, dann würde es eine Menge Ärger geben.
Der Polizist beschloß, während der Fahrt nach München und der Durchsuchung der Büroräume ein ganz besonderes Auge auf Thomas Neumayr zu haben.
Sie hatten den Wagen des Bergpfarrers benutzt. Sebastian stellte ihn in einer Seitenstraße ab. Bis zum Haus, in dem die Büroräume waren, dauerte es nur zwei Minuten.
»Wir müssen vorsichtig sein«, sagte der junge Mann. »Alle drei Stunden kommt ein Mann vom Wachdienst und kontrolliert.«
Er schaute auf die Uhr.
»Vielleicht ist’s besser, wenn wir warten«, erklärte er. »Wenn sie ihren Plan net geändert haben, dann ist jetzt gerad’ Kontrollgang.«
»Geh’n wir rüber auf die andere Straßenseite«, schlug Sebastian vor. »Von dort haben wir den Eingang genau im Blick.«
Sie überquerten die Straße und taten, als betrachteten sie die Auslagen eines Herrenausstatters. Trotz der nächtlichen Stunde herrschte noch reger Verkehr, und viele Nachtschwärmer, die den Weg ins Bett nicht fanden, waren noch unterwegs.
Einer der drei Männer blickte immer wieder zur anderen Straßenseite hinüber.
»Da kommt jemand aus dem Haus«, sagte Max nach einer Weile.
Thomas sah hinüber. Ein Mann in der Uniform der Wach- und Schließgesellschaft trat aus der Tür. Sorgfältig schloß er wieder ab und ging dann, ohne auf sie zu achten, weiter.
»Jetzt sind wir die nächsten drei Stunden ungestört«, meinte Thomas Neumayr.
Niemand begegnete ihnen, als sie wieder hinübergingen und vor dem Haus standen. Wie selbstverständlich zog Thomas einen Schlüsselbund aus der Tasche und schloß auf. Sie durchquerten eine große Halle. Der Portiersposten war unbesetzt. Rechts vom Empfang waren die Aufzüge. Sie stiegen ein und fuhren in den obersten Stock. Als sie aus dem Lift traten, lag ein langer Flur vor ihnen. Türen zweigten davon ab. Ein paar kleine Lampen an der Decke spendeten ein wenig Licht. Am anderen Ende wurde der Flur breiter und mündete in einen offenen Erker. Auch hier gab es einen Empfangstresen, allerdings kleiner als der im Erdgeschoß. Bequeme Sitzbänke standen an den Wänden, zwischen ihnen Grünpflanzen in riesigen Kübeln. Ein großes Schild mit dem Namen der Anlagefirma hing über dem Tresen. Rechts und links waren die Büroräume.
Thomas deutete nach links.
»Das war mein Büro«, bemerkte er.
Jetzt war sein Namensschild entfernt worden. Er wandte sich der anderen Tür zu.
»Hoffen wir mal, daß mein Bruder net die Schlösser ausgetauscht hat.«
Unten an der Eingangstür wäre es nicht gegangen, die ganze Schließanlage auszuwechseln. Hier oben jedoch sehr wohl. Thomas hielt den Atem an, als er den Schlüssel probierte. Er atmete erleichtert auf, als er die Tür ohne Probleme öffnen konnte. Licht flammte auf, als der junge Mann einen Schalter drückte. Sofort eilte er an die breite Fensterfront und zog die Vorhänge zu.
»So, da wären wir«, sagte er.
Sebastian und Max sahen sich um. Es war ein großer Raum, in dem Bernhard Neumayr residierte. Die gediegene Einrichtung zeugte davon, daß das Unternehmen einen recht guten Gewinn abwarf.
Thomas deutete auf die Sitzgruppe in der Ecke.
»Nehmen S’ Platz. Jetzt wird’s ein bissel dauern.«
Der gute Hirte von St. Johann setzte sich, während sein Bruder stehenblieb. Es war schon ein merkwürdiges Gefühl für sie, sich mitten in der Nacht in einem fremden Büro aufzuhalten. Wäre da nicht einer der beiden Inhaber der Firma bei ihnen gewesen…, obwohl, so ganz stimmte die Bezeichnung für Thomas Neumayr auch nicht mehr. Sein Bruder hatte das Namensschild entfernen lassen. Also rechnete er auch nicht mehr damit, daß Thomas wieder an seinen angestammten Platz zurückkehren würde. Vielleicht hatte er sogar schon rechtliche Schritte in die Wege geleitet, um den unliebsamen Mitwisser seiner Betrügereien gänzlich aus der Firma auszuschließen.
Thomas hatte den Computer eingeschaltet. Nach einer Weile begann er, auf der Tastatur herumzuhämmern. Max, der immer noch seine Schwierigkeiten mit diesem neuen Medium hatte, beobachtete, wie die Finger des jungen Mannes beinahe spielerisch über die Tasten glitten. Dann veränderte sich das Bild auf dem Monitor und ein Dateiname erschien. In einem kleinen Kästchen forderte der Computer den Benutzer auf, das Paßwort einzugeben.
»Ich hab’ als Paßwort den Spitznamen meines Bruders gegeben, mit dem ich ihn früher immer geärgert hab’«, meinte Thomas mit einem hintergründigen Lächeln.
Er tippte die entsprechenden Tasten an, und wie von Zauberhand öffnete sich ein neues Fenster. Eine endlose Reihe von merkwürdigen Zeichen. Max beugte sich vor und starrte auf den Bildschirm. Er konnte mit dem, was er sah, nichts anfangen.
»Geduld«, murmelte der junge Mann. »Ich hab’ doch gesagt, die Daten sind zusätzlich verschlüsselt. Das Programm stammt aus Amerika, ich hab’s mitgebracht.«
Wieder drückte er auf der Tastatur herum, dann wurde der Bildschirm plötzlich schwarz.
»Und nun?«
Max Trenker sah ihn fragend an. Thomas schmunzelte.
»Da!« sagte er und zeigte auf den Monitor, auf dem jetzt Zahlen und Namen deutlich zu lesen waren.
»Hier steh’n die Namen der Leute, die mein Bruder betrogen hat«, deutete Thomas auf die Reihen. »Und hier, das sind die Beträge, um die es geht. Weiter unten steh’n die Kontonummern der Banken im Ausland, wohin er das Geld transferiert hat. Insgesamt sind es acht Seiten mit mehr als hundertfünfzig Anlegern. Es handelt sich zwar nur um relativ geringe Beträge – deshalb ist wohl auch bisher nix aufgefallen, aber unterm Strich kommen da gut und gern drei Millionen Euro zusammen.«
Sebastian war aufgestanden und hinzugekommen. Er sah die Liste der Namen, las die Summen, um die es sich handelte.
»Ich mach’