Der Bergpfarrer Paket 2 – Heimatroman. Toni Waidacher
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Sophie Tappert hatte Kaffee gekocht und den Tisch gedeckt, als die Bauerntochter die Küche betrat.
»Madel, wie schaust du denn aus?« rief die Haushälterin entsetzt. »Komm, trink erst einmal eine Tasse Kaffee.«
»Ich hab’ eine schreckliche Nacht hinter mir«, gestand Andrea. »Wenn Thomas sich nur endlich melden würde.«
Sophie schaute auf die Uhr.
»Na ja, ein Weilchen wirst’ schon noch Geduld haben müssen.«
Mit sanfter Gewalt zwang sie den Gast, etwas zu essen. Danach fühlte Andrea sich schon besser. Aber sie tat keinen Schritt aus dem Haus, aus Angst, Thomas’ Anruf zu verpassen. Ihre Geduld wurde auf eine harte Probe gestellt. Jedesmal, wenn das Telefon klingelte und die Haushälterin abnahm, stand sie erwartungsvoll daneben und konnte ihre Enttäuschung kaum verbergen, als Sophie den Kopf schüttelte.
Wieder war es nicht Thomas, der anrief.
Sollte etwa bei der ganzen Aktion etwas schiefgegangen sein? Andrea begann sich Sorgen zu machen. Solange konnte es doch nicht dauern, die Beweise aus dem Büro zu holen. Wo mochten die drei nur stecken? Es war doch schon nach zehn. In der Firma konnten sie unmöglich noch sein.
Wieder klingelte es. Sophie nahm ab und ein Lächeln glitt über ihre Lippen, als sie den Hörer an Andrea weiterreichte.
»Thomas! Was ist los? Warum meldest du dich jetzt erst?« fragte das Madel aufgeregt.
»Mach dir keine Sorgen«, antwortete er. »Es ist alles in Ordnung.«
Mit wenigen Worten erzählte er, was sich in der Firma abgespielt hatte.
»Wir beeilen uns«, versprach er zum Abschied.
Glücklich legte Andrea den Hörer auf die Gabel zurück. Jetzt konnte sie es noch weniger abwarten, den Liebsten in die Arme zu schließen. Als die drei Männer endlich den Weg zum Pfarrhaus heraufkamen, flog sie ihnen entgegen.
Thomas umarmte sie. Ihre Lippen fanden sich und alles Leid war vergessen.
»Kommt erstmal herein«, sagte Sebastian. »Wie ich meine gute Frau Tappert kenn’, hat sie was Kräftiges zum Mittagessen vorbereitet.«
In der Küche wartete bereits ein deftiger Schmorbraten. Herrlich lockere Semmelknödel gab es dazu und Salat aus dem Pfarrgarten. Nach dem Essen sah der Bergpfarrer seine Gäste an.
»Einen schweren Gang haben wir noch vor uns…«
Andrea und Thomas nickten. Sie wußten, was der gute Hirte von St. Johann meinte.
Eine halbe Stunde später fuhren sie auf den Brandtnerhof. Mit klopfendem Herzen stieg das Madel aus dem Auto und ging zum Haus. Als sie in der Diele stand, hörte sie die Stimmen der Eltern aus der Küche. Sie öffnete die Tür, und ihr Vater sah sie mit großen Augen an.
»Grüß euch«, sagte sie.
Maria Brandtner eilte auf sie zu und nahm sie in die Arme. Die Bäuerin schluchzte, als sie ihre Tochter auf die Wange küßte. Alois schaute eher verlegen. Endlich stand er von seinem Stuhl auf und streckte die Hand aus.
»Komm her!« sagte er mit belegter Stimme. »Ich weiß, daß ich mich wie ein Esel benommen hab’. Laß uns wieder gut sein.«
Andrea zögerte.
»Und was ist mit Thomas?«
Ein schiefes Grinsen lief über das Gesicht ihres Vaters.
»Der soll endlich an seine Arbeit geh’n, wenn er sich net zu fein dafür ist.«
»Das bin ich gewiß net«, ließ sich der junge Mann vernehmen und trat durch die Tür.
Hinter ihm kam Sebastian herein.
»Ich steh’ zu meinem Wort«, fuhr Thomas fort. »Bis der Tobias wieder ganz gesund ist, kannst’ auf mich zählen. Danach wirst’ dich allerdings nach einer Magd umsehen müssen. Die Andrea kommt nämlich mit nach München. Nur wenn wir hier Urlaub machen, kannst’ mit uns’rer Hilfe rechnen.«
Der Bauer nickte.
»Einverstanden, Schwiegersohn«, antwortete er und breitete die Arme aus.
Zufrieden lächelnd schaute Sebastian zu, wie der Brandtner-Loisl Andrea und Thomas in die Arme schloß.
»Dann können wir ja einen Termin für die kirchliche Trauung vereinbaren – wenn ihr wollt…«
»Ob wir wollen? Aber selbstverständlich wollen wir«, riefen beide wie aus einem Mund.
Thomas hielt seine Verlobte an sich gepreßt.
»Uns’re Liebe ist ein Geschenk des Himmels«, sagte er leise. »Wenn Sie uns net geholfen hätten – wer weiß, wie alles gekommen wär’.«
Er sah Andrea liebevoll an und küßte sie zärtlich.
Die Villa stand in einem weiträumigen Park in Heusenstamm, einem Vorort Frankfurts. Umgeben war das Grundstück von einer hohen Mauer, die Einblicke verwehrte. Lediglich durch das schmiedeeiserne Tor konnten Spaziergänger die alten Bäume, blühende Büsche und den gepflegten Rasen bewundern.
Die meisten Leute schliefen allerdings noch an diesem frühen Morgen. Es war kurz vor fünf, in der Villa brannte aber schon Licht. Hinter der Haustür aus dickem Eichenholz, lag eine kleine Eingangshalle. Eine breite Treppe führte in das obere Stockwerk, über die Galerie gelangte man zu den einzelnen Zimmern. Unten zweigten mehrere Türen ab. Hier befanden sich die Küche, ein großes Eßzimmer, sowie der Arbeitsraum der Besitzerin. Die gediegene und geschmackvolle Einrichtung zeugte von einem gewissen Wohlstand.
In der Küche herrschte hektisches Treiben. Anna Vogt, die Haushälterin, kochte Kaffee und richtete belegte Brote her. Auf dem Herd kochten Frühstückseier. Für Anna war es ein ungewöhnlich früher Arbeitsbeginn. Meisten fing sie nicht vor acht Uhr an, heute war es eine Ausnahme.
Sie stellte den Kaffee auf ein Tablett, die Eier dazu und trug alles in das Eßzimmer, wo der Tisch gedeckt war. Als sie die Halle durchquerte, fiel ihr Blick auf zwei gepackte Reisetaschen, die neben der Haustür standen, oben klappte eine Tür.
»Frühstück ist fertig«, rief Anna Vogt hinauf.
»Ich komme gleich«, antwortete eine sympathische Frauenstimme.
Die Haushälterin zündete eine Kerze an, die in einem silbernen Halter auf dem Tisch stand, und setzte sich. Wenig später hörte
sie Katharina Hofer die Treppe herunterkommen. Bewundernd schaute Anna auf die strahlend schöne Frau, die das Eßzimmer betrat.
»Guten Morgen«, begrüßte Ka-tharina sie. »Hast du gut geschlafen?«
Sie trug