Der Bergpfarrer Paket 2 – Heimatroman. Toni Waidacher

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Der Bergpfarrer Paket 2 – Heimatroman - Toni Waidacher Der Bergpfarrer

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Frage des Gastwirts.

      Sepp Reisinger gab einem Hausburschen ein Zeichen, sich um das Gepäck der Dame zu kümmern. Sie reichte dem Mann ihren Wagenschlüssel, während Sepp den Zimmerschlüssel vom Brett nahm.

      »Das König-Ludwig-Zimmer«, sagte er. »Ich geh’ mal voran.«

      Noch immer schien er sie nicht erkannt zu haben. Er ging vor ihr die Treppe hinauf, durch einen langen Flur und blieb vor einer Tür stehen. Er schloß auf und ließ sie eintreten.

      Es war ein großes, geräumiges Zimmer, mit einem einladend wirkenden Bett und bequemen Möbeln ausgestattet. Über dem Kopfende des Bettes hing ein Porträt des Königs Ludwig II. von Bayern.

      »Ich hoff’, Sie fühlen sich hier wohl.«

      »Dank’ schön. Das werd’ ich bestimmt.«

      Der Hotelier erklärte, wann es Frühstück gebe, und wie lange das Restaurant geöffnet habe. Dann klopfte es an der Tür, und der Hausbursche brachte die Reisetaschen herein. Katharina bedankte sich für seine Mühe mit einem Trinkgeld.

      »Reservieren S’ mir, bitt’ schön einen Tisch im Restaurant«, bat sie, bevor der Wirt das Zimmer verließ.

      »Wird gemacht«, nickte er und zog die Tür hinter sich zu.

      Katharina schmunzelte. Eben war ihr aufgefallen, daß sie in den alten Dialekt verfallen war. Nach ihrem Fortgang aus dem Wachnertal hatte sie sich bemüht, Hochdeutsch zu sprechen, was ihr zuerst sehr schwer gefallen war. Doch mit der Zeit schien sie ihre ›Muttersprache‹ vergessen zu haben.

      Aber nur scheinbar, wie sie jetzt feststellte. Kaum hatte sie die ersten Töne der vertrauten Mundart vernommen, kamen sie ihr über die Lippen, als habe sie nie anders geredet.

      Bevor sie sich an das Auspacken der Taschen machte, setzte sie sich erst einmal in einen der Sessel und griff nach dem Telefon. Anna würde bestimmt schon auf ihren Anruf warten, und wirklich wurde schon nach dem ersten Klingeln abgehoben. Die Haushälterin mußte neben dem Apparat gesessen haben.

      Katharina berichtete, daß die Fahrt gut verlaufen sei, und sie gleich zum Abendessen hinuntergehen würde.

      »Ich werd’ mich früh schlafen legen«, sagte sie.

      Sie erfrischte sich im Bad, tupfte etwas von ihrem Eau de Toilette hinter die Ohren und überprüfte den Sitz ihrer Bluse. Nachdem sie das schulterlange Haar durchgebürstet hatte, nickte sie zufrieden ihrem Spiegelbild zu und verließ das Zimmer.

      Eine Haustochter geleitete sie an den Tisch. Er stand in einer Nische und war mit einer blütenweißen Tischdecke und Stoffserviette eingedeckt. Kerzenständer und ein buntes Blumensträußchen vervollständigten die edle Dekoration.

      Sepp Reisinger kam persönlich und reichte ihr die Speisekarte. Als gewiefter Gastwirt und Hotelier hatte er an Katharinas Kleidung und ihrem ganzen Auftreten sofort erkannt, daß die junge Frau beileibe nicht auf den Cent zu sehen brauchte. Er erklärte ihr, welche Spezialitäten seine Frau, außer denen auf der Karte, noch vorbereitet hatte.

      »Die Hechtklößchen in Krebssauce sind besonders zu empfehlen«, sagte er.

      Die Maklerin folgte seinem Rat und wählte einen kleinen Salat mit gebratener Entenleber und Pinienkernen als Vorspeise. Dazu trank sie einen trockenen Weißwein.

      Während sie auf das Essen wartete, schaute Katharina sich um. Das Restaurant war recht gut besucht, für einen Montagabend. Diese Tatsache sprach für die gute Küche, die Irma Reisinger zu bieten hatte. Die meisten Gäste waren keine Einheimischen. Nur ein paar Gesichter kamen ihr bekannt vor. Darunter das einer jungen Frau, die auf der anderen Seite saß und sich mit einem Mann unterhielt.

      Katharina überlegte, wer diese Frau war, und dann fiel es ihr ein. Vroni Obermayr, die in der Schule neben ihr gesessen hatte. Sie waren recht gut befreundet gewesen, auch noch nach der Schule. Bis zu dem Tag, an dem die ehemalige Mitschülerin entdeckte, daß Ka-tharina und Adrian Krammler ein Paar waren.

      Plötzlich durchzuckte es sie wie ein Blitz. Der Mann, dort an dem Tisch..., sollte das etwa...?

      Die Maklerin sah genauer hinüber. Ja, kein Zweifel, das war

      Adrian! Gut sah der Bursche immer noch aus, auch wenn er inzwischen zehn Jahre älter war. Aber das war sie ja auch.

      Himmel, warum klopft mein Herz auf einmal so schnell? fragte Katharina sich.

      Sie zwang sich zur Ruhe. Das Hauptgericht kam. Drei Hechtklößchen mit Krebsfleisch und Sauce, auf einem großen weißen Teller kunstvoll angerichtet. In der Mitte eine Reistimbale, die Lücken mit gedünsteten Broccoliröschen garniert. Es schmeckte so köstlich wie es aussah, und sie bemühte sich, während des Essens, nicht ständig zu dem anderen Tisch hinüberzublicken. Was ihr aber nicht immer gelang.

      Auf ein Dessert verzichtete sie, ebenso auf den obligatorischen Espresso, den sie eigentlich immer nach dem Essen trank. Heute, so fürchtete sie, würde er sie, zusätzlich zu ihrer Aufregung, um den Schlaf bringen.

      Wie sie es gewohnt war, bezahlte sie mit ihrer Kreditkarte. Dann stand sie auf und wandte sich zur Tür. Um dorthin zu kommen mußte sie an dem Tisch vorbei, an dem Adrian und Vroni saßen..., spätestens dann mußte er sie sehen.

      Sie ging mit schnellen Schritten, in der Hoffnung, nicht seine Aufmerksamkeit zu erregen. Doch als sie an ihnen vorbeikam, hob Adrian den Kopf und sah sie an.

      Katharina atmete erleichtert auf, als er sich gleich wieder seiner Begleiterin zuwandte. Aber ehe sie zur Tür hinaus war, ruckte sein Kopf wieder hoch und Adrian blickte sie entgeistert an. Sein Mund öffnete sich, als wolle er ihren Namen rufen, doch da war sie schon hinaus.

      Eilig durchquerte sie die Hotelhalle und lief die Treppe hinauf. In ihrem Zimmer angekommen, schloß sie die Tür hinter sich und lehnte sich dagegen.

      Warum nur, nahm die unerwartete Begegnung mit ihrer einstigen, großen Liebe sie so mit?

      Katharina hatte keine Erklärung dafür. Nachdem sie eine Weile so dagestanden hatte, ließ sie sich ein Bad ein. Dann lag sie in dem wohlig warmen Wasser, schloß die Augen und erinnerte sich an all das, was vor langer, langer Zeit geschehen war.

      *

      Sophie Tappert hatte schon den Tisch für das Abendessen gedeckt, als Sebastian Trenker im Pfarrhaus ankam. Sein Bruder Max, der in St. Johann als Gesetzeshüter darauf achtete, daß alles seine Ordnung hatte, fand sich kurz darauf ebenfalls ein. Natürlich war das Feuer auf dem Sonnenhof immer noch Thema während des Essens.

      »Es schaut wirklich schlimm aus«, sagte der Geistliche und erzählte von seinem Besuch auf dem Berghof.

      »Gibt’s denn da gar keine Möglichkeit zu helfen?« fragte der Polizeibeamte. »Man kann doch net einfach so zusehen, wie der Christian in den Ruin schlittert.«

      »Das werd’ ich auch net«, antwortete Sebastian. »Aber es wird ein hartes Stück Arbeit, da noch was zu retten. Es ist eben eine Verkettung unglücklicher Umstände, die dazu geführt haben, daß es jetzt so aussichtslos scheint. Die einzige Hoffnung ist jetzt, daß der Herr Lohfelder von der Sparkasse ein Einsehen hat und mit sich reden läßt.«

      »Ich weiß net«, meinte Max skeptisch. »Er ist ja ein netter Mensch, aber er kommt net von hier. Er kennt die

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