Der Bergpfarrer Paket 2 – Heimatroman. Toni Waidacher

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Der Bergpfarrer Paket 2 – Heimatroman - Toni Waidacher Der Bergpfarrer

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ist krank«, antwortete Sebastian. »Sehr krank.«

      Der Sohn des Bruders von Alois Kammeier war ein Wunschkind. Immer wieder hatten die Eltern sehnlichst darauf gewartet, daß sich Nachwuchs einstellte, und beinahe schon die Hoffnung aufgegeben, als sich ihr Wunsch dann endlich doch noch erfüllte. Leider hatte es das Schicksal nicht gut mit dem Kleinen gemeint. Der inzwischen Fünfjährige hatte eine angeborene Herzkrankheit. Immer wieder mußte er ins Krankenhaus eingewiesen werden und komplizierte Operationen über sich ergehen lassen. Trotzdem wollte sich eine wirkliche Heilung nicht einstellen. Im Gegenteil?– Florians Zustand hatte sich in den letzten Wochen immer mehr verschlechtert. Manchmal war es so schlimm, daß seine Eltern und Dr. Wiesinger nächtelang an seinem Bett saßen. Stundenlang telefonierte der Arzt mit seinem alten Gönner und Doktorvater, Professor Bernhard. Sie berieten, welche Möglichkeiten es gab, dem Buben zu helfen. Professor Bernhard, eine Koryphäe auf dem Gebiet der internistischen Medizin, ließ sich alle Unterlagen kommen und suchte den Rat weiterer, kompetenter Kollegen. Inzwischen schien das Ergebnis festzustehen. Florians einzige Rettung war eine komplizierte Operation am Herzen, die allerdings in dieser Form vorerst nur in den Vereinigten Staaten ausgeführt worden war. An der Universitätsklinik in Boston hatten Ärzte damit das Leben eines jungen Mannes gerettet.

      »Und warum fliegen Florians Eltern net mit ihrem Sohn nach Amerika?« fragte der Polizist.

      Sebastian Trenker schob seinen Teller von sich.

      »Weil sie net das Geld dazu haben«, erklärte er. »Die Operation, der Flug und der Aufenthalt dort, das ist alles sehr teuer, und die Krankenkassen hier in Deutschland bezahlen so etwas net. Leider.«

      »Ja, aber, um Himmels willen«, mischte sich die Haushälterin ein, »da muß man doch was unternehmen. Man kann doch net tatenlos zuschau’n, wie der Bub…«

      Sophie Tappert brach ratlos ab.

      »Das werd’ ich auch gewiß net«, sagte Sebastian entschlossen. »Allerdings weiß ich im Moment noch net, was ich da unternehmen kann. Mit den Verantwortlichen der Krankenkasse zu sprechen, wird wenig Sinn haben. Die sind an ihre Vorschriften und Gesetze gebunden. Auf jeden Fall werd’ ich nachher die Familie besuchen und ihr sagen, daß sie net allein’ steht, mit ihrem Schicksal.«

      »Man müßt’ eine Spendensammlung organisieren«, schlug Max vor. »Wenn jeder etwas gibt, da muß doch einiges zusammenkommen.«

      »An so etwas hab’ ich auch schon gedacht«, nickte sein Bruder. »Allerdings weiß ich net, ob das Geld wirklich reicht. Es handelt sich immerhin um eine Summe von ungefähr fünfundzwanzigtausend Euro.«

      Max stockte fast der Atem.

      »Das ist viel Geld.«

      »Leider viel zuviel, als das man diese Summe im Handumdrehen aufbringen könnt’«, stimmte Sebastian zu. »Natürlich werd’ ich versuchen, einen größeren Betrag von der Kirche zu bekommen. In der nächsten Woche bin ich ohnehin beim Bischof und werd’ das Problem ansprechen. Aber das allein wird net reichen. Wir sind da ganz auf die Solidarität der Gemeinde angewiesen.«

      »Also, was immer du dir da ausdenkst – meine Unterstützung hast du«, versprach Max.

      Sein Bruder lächelte.

      »Ich weiß, Max, und dafür bin ich dir sehr dankbar.«

      *

      Frank Weilander fühlte sich wesentlich besser, als noch vor ein paar Tagen. Die freundlichen Menschen, die ihm begegneten, das herrliche Wetter und die gute Bergluft, alles trug dazu bei, daß der junge Sänger sich in St. Johann wohl fühlte. Lediglich wenn seine Gedanken wanderten, zeigte sich ein trauriger Zug auf seinem Gesicht.

      Doch schnell wischte er ihn wieder fort. Er war hergekommen, um Urlaub zu machen und zu vergessen.

      Nach dem Besuch in der Kirche und der Unterhaltung mit Pfarrer Trenker, der Frank sehr beeindruckt hatte, war er durch das Dorf spaziert und hatte sich umgesehen. Wunderschön fand er die vielen Lüftlmalereien an den Giebeln der Häuser. Überhaupt machte St. Johann einen sympathischen Eindruck auf ihn. Es war ein typisches Alpendorf, mit der Kirche, die der Mittelpunkt zu sein schien, um den sich die Häuser scharten. Das Hotel »Zum Löwen« war zwar der einzige größere gastronomische Betrieb, aber es gab zahlreiche Pensionen und Privatquartiere, dazu etliche Geschäfte und zwei Cafés. Eines davon war ein italienischer Eissalon.

      Frank hatte sich an einen der Tische gesetzt, die vor der Tür standen und einen Cappuccino bestellt. Während er sich das Getränk schmecken ließ, blätterte er in einer Frankfurter Zeitung, die er in einem Laden gekauft hatte, in dem es, neben Tabakwaren und Souveniers, auch Zeitungen aus ganz Deutschland, und sogar dem benachbarten Ausland zu kaufen gab.

      Inzwischen hatten zahlreiche andere Urlauber das Eiscafé entdeckt, und die Tische, draußen und drinnen, waren restlos besetzt. Einige Besucher zogen enttäuscht wieder ab, oder kauften zumindest eine Eistüte für unterwegs.

      Frank las interessiert einen Artikel in der Zeitung, als er neben sich eine Stimme hörten, die ihm bekannt vorkam.

      »Schad’«, sagte eine junge Frau, »es ist alles besetzt.«

      Der Sänger schaute auf. Die Stimme war ihm vertraut. Er hatte sich nicht geirrt, ein paar Schritte vor ihm stand die nette Haustochter des Hotels, die ihn gestern so zuvorkommend bedient hatte. Sie war in Begleitung einer anderen Frau, in der Frank Weilander eine Kollegin zu erkennen glaubte.

      »Setzen Sie sich doch zu mir«, bot er an und faltete die Zeitung zusammen. »Es sind ja noch Stühle frei.«

      Christine Salinger schaute überrascht zu ihm. Offenbar hatte sie jetzt erst bemerkt, wer da an dem Tisch saß. Ihr Blick glitt zu ihrer Begleiterin, es war Franzi.

      »Das geht doch net, Herr Weilander«, sagte sie. »Der Herr Reisinger wird ’s net mögen, wenn er erfährt, daß wir mit einem Gast des Hauses zusammenge…«

      »Unsinn«, unterbrach Frank sie. »Ich bestehe darauf! Wie hat Ihr Chef noch gleich gesagt? Sie würden mir jeden Wunsch erfüllen.

      Also jetzt ist es mein Wunsch, daß Sie beide hier Platz nehmen.«

      Christine schmunzelte und schaute wieder ihre Kollegin an. Franzi Sander zuckte die Schulter.

      »Ich bin net im Dienst«, meinte sie unbekümmert. »Und was ich in meiner Freizeit mach’, geht den Herrn Reisinger gar nix an!«

      »Recht so«, lachte Frank. »Also, setzen Sie sich und lassen sich nicht die Köstlichkeiten entgehen, die es hier gibt. Wenn ich die Eisbecher anschaue, bekomme ich glatt Lust, ebenfalls einen davon zu verdrücken.«

      Die beiden Madeln setzten sich zu ihm.Frank reichte ihnen zwei Eiskarten, die auf dem Tisch auslagen. Christine fühlte sich ein wenig unbehaglich. Was, wenn sie jetzt von jemandem aus dem Hotel gesehen würden? Wohl war ihr nicht in ihrer Haut.

      Ganz anders dagegen Franzi.

      »Ich könnt’ auch die ganze Karte ’rauf und ’runter essen«, gestand sie und leckte sich die Lippen.

      Der Sänger nickte.

      »Geht mir genauso. Also, für alle drei Spaghettieis?«

      Die beiden nickten, und Frank bestellte.

      Unbekümmert

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