Der Bergpfarrer Paket 2 – Heimatroman. Toni Waidacher
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»Ich glaube, wir müssen jetzt«, sagte Christine schließlich.
Sie hatte immer wieder verstohlen den Mann angeschaut, und manchmal glaubte sie, auch seinen Blick zu spüren. Dabei schlug ihr Herz schneller, und sie meinte, eine verlegene Röte auf ihren Wangen zu spüren.
Um Gottes willen, dachte sie, hat Franzi etwa recht, mit ihrer Bemerkung gestern? Hab’ ich mich etwa in ihn verliebt?
Tatsächlich hatte ihr Herz einen Sprung getan, als Frank Weilander sie ansprach. Aber waren davon ihre Gefühle wirklich so durcheinander geraten?
»Wieso?« gab Franzi verwundert zurück. »Unser Dienst beginnt doch erst in einer Stunde.«
»Trotzdem«, erwiderte Christine, die es plötzlich keine Minute länger mehr an dem Tisch aushielt, »ich hab’ noch etliches vorzubereiten.«
Sie drehte sich um und suchte nach der Bedienung.
»Lassen Sie nur«, beeilte sich Frank zu sagen. »Selbstverständlich sind Sie meine Gäste.«
»Nein«, schüttelte die Haus-tochter den Kopf, »das ist unmöglich!«
»Ach was«, tat der Sänger ihre Bedenken mit einer Handbewegung ab. »Es war mir eine Freude, Sie beide einzuladen.«
»Also schön«, gab Christine sich geschlagen. »Dann danken wir recht schön.«
Sie gab Franzi mit einem Kopfnicken zu verstehen, daß sie jetzt endlich gehen sollten.
»Dank’ schön, Herr Weilander«, sagte ihre Kollegin und sprang auf.
Frank sah ihnen amüsiert hinterher.
»Mensch, hast’ gemerkt, wie er dich immer angeschaut hat«, meinte Franzi, als sie ein Stück gegangen waren. »Ich wette, der hat sich in dich verguckt.«
»Red’ doch net solch einen Blödsinn«, erwiderte Christine halb verärgert, halb verlegen.
»Doch!« beharrte die andere. »Das war doch ganz deutlich zu sehen, daß er ein Interesse an dir hat.«
Christine atmete tief durch. Sie mußte sich eingestehen, daß sie ziemlich durcheinander war. Franzi hatte ja recht, mit ihrer Bemerkung. Die Blicke, mit denen Frank Weilander sie angesehen hatte, konnten gar nicht unbemerkt bleiben. Aber sie war realistisch genug, sich zu sagen, daß es nichts weiter zu bedeuten hatte. Warum sollte ein Weltstar wie er, sich ausgerechnet in eine einfache Hotelangestellte verlieben? So etwas gab es doch nur in Liebesfilmen, aber nicht im wirklichen Leben!
Und was sie selber betraf – würde sie auch nur den Hauch einer Zuneigung zu ihm verspüren, so würde sie es für sich behalten. Eine Liebe war doch aussichtslos. Wenn Frank Weilanders Urlaub zu Ende war, würde er abreisen und nie wieder etwas von sich hören lassen. Und für einen Urlaubsflirt war Christine sich zu schade.
Trotzdem merkte sie später, daß ihre Gedanken immer wieder zu ihm zurückkehrten. Erwartungsvoll sah sie auf, wenn die Restauranttür geöffnet wurde, in der Hoffnung, daß er eintreten würde. Und sie spürte, daß sie sich überhaupt nicht auf ihre Arbeit konzentrieren konnte.
Sie war froh, daß an diesem Mittag nicht allzuviel Betrieb herrschte. Wer weiß, was sie alles falsch gemacht hätte, in dem Wirrwarr ihrer Gefühle?
*
Walburga Kammeier sah ungewöhnlich blaß und mitgenommen aus, als sie die Tür öffnete.
»Ich hab’?die letzten Nächte kaum geschlafen«, entschuldigte sie sich.
Sebastian nickte verständnisvoll.
»Ich muß ja immer seh’n, daß der Wolfgang seinen Schlaf bekommt«, fuhr die Schwägerin des Mesners von St. Johann fort. »Schließlich muß er jeden Morgen wieder früh ’raus.«
Der Bergpfarrer wußte, daß Wolfgang Kammeier zum Dienst in die Kreisstadt fahren mußte, wo er bei der Bahn arbeitete.
»Wie geht’s denn dem Buben?« erkundigte er sich.
Burgl zuckte die Schulter.
»Heut’ wieder mal gut«, antwortete sie. »Allerdings ist er ein bissel traurig, weil er net mit seinen Freunden draußen herumtoben darf. Statt dessen sitzt er in seinem Zimmer und blättert in einem Bilderbuch.«
»Ich würd’ ihm gern’ guten Tag sagen.«
Burgl Kammeier führte ihn in das Kinderzimmer. Vor ihrer Hochzeit hatte sie ebenfalls bei der Bahn gearbeitet, wo sie ihren späteren Mann kennen- und liebengelernt hatte. Nachdem sich, entgegen aller Hoffnung, das Kind doch noch ankündigte, hatte sie ihren Beruf aufgegeben. Seither war die inzwischen Vierzigjährige nur noch Hausfrau und Mutter.
Florian saß auf seinem Bett und blätterte in einem Buch mit Disneyfiguren. Besonders Goofy, der Freund von Micky Maus, hatte es ihm angetan. Als er Sebastian hereinkommen sah, leuchteten seine Augen auf.
»Grüß Gott, Hochwürden«, sagte er. »Das ist aber schön, daß Sie mich besuchen.«
»Ich wollt’ mich doch mal erkundigen, wie’s dir so geht«, sagte der Geistliche.
»Na ja, es geht so«, antwortete der Kleine. »Leider net so gut, daß ich mit meinen Freunden draußen spielen könnt’. Aber am Nachmittag kommt der Franzl herüber. Dann spielen wir mit meiner Eisenbahn.«
Franzl Hartmann war der Nachbarssohn.
»Das find’ ich aber lieb von deinem Freund, daß er dich besucht.«
Sebastian hatte sich zu ihm auf das Bett gesetzt.
»Paß mal auf, Florian. Die Mama und der Papa haben dir ja erzählt, was der Herr Professor dem Dr. Wiesinger vorgeschlagen hat.«
»Ja«, nickte der Bub, »ich soll noch mal operiert werden. Aber dazu müßt’ ich nach Amerika fliegen.«
»Richtig.«
»Nur, das kostet viel Geld. Soviel haben wir gar net.«
»Deshalb hab’ ich mir was überlegt. Der Max und ich werden die Leute bitten, Geld zu spenden, damit genug zusammenkommt, für die Reise und den Aufenthalt im Krankenhaus. Wenn jeder etwas gibt, dann könnt’s klappen, und in ein paar Jahren, wenn du etwas älter geworden bist, dann wirst’ mir in der Kirche bei der Messe assistieren. Dann bist’ nämlich alt genug, um Meßdiener zu werden.«
»Meinen S’ wirklich, Hochwürden?«
»Ganz bestimmt«, bekräftigte Sebastian seine Worte. »Du mußt nur ganz fest daran glauben, und dann wirst’ seh’n, eines Tag’s klettern wir zwei auf den höchsten Gipfel, den’s im Wachnertal gibt.«
Florians Augen leuchteten wieder. Seine Mutter, die in der Tür stand, schluckte. Sie hatte Tränen in den Augen.
»Glauben S’ wirklich, daß da genug Geld zusammenkommt?« fragte sie zweifelnd, nachdem Sebastian sich von Florian