Der Bergpfarrer Paket 2 – Heimatroman. Toni Waidacher
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Es war früher Nachmittag, als Daniela das kleine Bergdorf erreichte. Der Verkehr auf der Autobahn war weniger schlimm, als sie angenommen hatte, und als sie später gemütlich über die Landstraßen fuhr, fühlte sie sich in rechter Urlaubsstimmung.
Ria Stubler begrüßte ihren Stammgast mit einer herzlichen Umarmung. In den Jahren, in denen Daniela hier Urlaub machte, hatte sich ein freundliches Verhältnis zwischen den beiden Frauen entwickelt. Die rührige Pensionswirtin sah in der Lehrerin immer so etwas, wie eine Tochter, die zu haben ihr nie vergönnt worden war. Längst duzten sich die beiden.
»Hab’ ich mein altes Zimmer wieder?« fragte Daniela.
»Natürlich. Was denkst’ denn? Ich hab’s extra für dich freigehalten.«
Sie brachten die Koffer hinauf. Ria erkundigte sich nach der Gesundheit von Tante Josefine, und freute sich, daß es der alten Dame inzwischen wieder sehr viel besser ging. Mit dem neuen Hüftgelenk tanze sie wie eine Achtzehnjährige, erzählte Daniela schmunzelnd.
Natürlich bedauerte sie, daß sie im letzten Jahr, in den Herbstferien, nicht hatte herkommen können, aber Tante Josefine war ihre einzige Verwandte, die sie noch hatte, und es wäre ihr unmöglich gewesen, in Urlaub zu fahren und die Schwester ihrer Mutter in dem Zustand allein zu Hause zu wissen.
»Pack’ in aller Ruhe aus«, meinte Ria Stubler. »Nachher kommst’ herunter und wir trinken Kaffee.«
»Etwa mit deinem tollen Hefezopf?«
»Aber natürlich. Ich weiß doch, wie gern’ du ihn magst.«
Der Zopf schmeckte ganz einfach himmlisch. Besonders mit der guten Almbutter und mit der hausgemachten Marmelade darauf.
Im Laufe der Zeit hatte es sich ergeben, daß Daniela nicht mit den anderen Gästen zusammen frühstückte, sondern immer mit Ria Stubler in deren Privaträumen. Außerdem ließ die Pensionswirtin nicht zu, daß die Lehrerin ihre anderen Mahlzeiten im Gasthaus einnahm. Mittagessen und Abendbrot aßen sie gemeinsam. Außer, wenn Daniela im Pfarrhaus eingeladen war, was während ihres Urlaubs häufig vorkam, denn dort war sie ein ebenso gern gesehener Gast, wie in der Pension.
»Wie geht’s dir?« wollte Ria wissen, als sie später bei Kaffee und Hefezopf zusammen aßen.
»Gut«, antwortete die Lehrerin. »Die Arbeit macht immer noch Spaß, auch wenn sie manchmal stressig ist. Gesundheitlich gibt’s keine Probleme, und jetzt, wo Ferien sind, kann’s gar net besser sein.«
Die Pensionswirtin beobachtete aufmerksam das hübsche Gesicht der jungen Frau. Daniela Bonnarzt war eine aparte Erscheinung, und ihre stets fröhliche Art hatte etwas Ansteckendes. Kaum jemand konnte sich erinnern, sie jemals in schlechter Laune erlebt zu haben.
»Und?« fragte Ria weiter, »wie sieht’s in der Liebe aus?«
Die Lehrerin zuckte die Schulter.
»Gibt’s immer noch kein Happy End zwischen euch?«
Daniela schüttelte den Kopf.
»Ich hab’ lang’ nix von ihm gehört. Siehst du ihn manchmal?«
»Ab und zu«, nickte Ria. »Nicht oft. Der Waldnerhof liegt ja net gleich um die Ecke.«
Natürlich hatte sie im letzten Jahr mitbekommen, was sich zwischen Daniela und Andreas entwickelt hatte. Sie bedauerte es sehr, daß die Beziehung wieder zu Ende gegangen war. Nichts hätte sich die liebenswerte Pensionswirtin mehr gewünscht, als daß es mit den beiden geklappt hätte, und Daniela für immer in ihrer Nähe geblieben wäre.
Allerdings hatte sie sich auch oft die Frage gestellt, ob es hätte gutgehen können, zwischen einer Lehrerin und einem Bauern.
Nach dem Kaffeetrinken half Daniela den Tisch abzuräumen. Ria mußte vorne, an der kleinen Rezeption, noch auf zwei andere Gäste warten.
»Ich lauf’ eben zum Pfarrhaus hinüber und sag’ guten Tag«, erklärte die Lehrerin.
»Bis später«, verabschiedete Ria sich. »Aber komm’ pünktlich zum Abendessen zurück. Es gibt was Besond’res…«
Daniela konnte es sich schon denken.
»Doch net etwa…?«
Die Wirtin nickte.
»Doch, gebratene Forelle mit Mandelbutter.«
Die Lehrerin strahlte.
»Ria, du bist eine Wucht!« rief sie begeistert und lief hinaus.
*
Es war schön, die vertrauten Straßen und Häuser zu sehen. Daniela schaute zur Kirche hinüber, wie oft hatte sie dort mit Pfarrer Trenker geplaudert! Sie überquerte die Straße und ging den Kiesweg hinauf.
»Grüß Gott, Herr Kammeier«, rief sie, als sie den Mesner sah, der mit Schubkarre und Rechen dabei war, die Grünanlage um das Gotteshaus herum zu säubern.
»Willkommen in Sankt Johann«, winkte Alois Kammeier zurück.
Sie klingelte an der Tür des Pfarrhauses und wartete ungeduldig ab. Ein Strahlen ging über das stets leicht gebräunte Gesicht des Geistlichen, als er sie erblickte.
»Daniela, da sind S’ ja. ich hab’ mich schon gefragt, ob S’ heut’ oder morgen ankommen.«
»Guten Tag, Hochwürden. Ich konnt’s ja gar net abwarten, wieder hier zu sein«, lachte sie. »Gleich heut’ morgen bin ich losgefahren.«
»Schön, Sie zu seh’n. Kommen S’ doch herein. Haben S’ schon Kaffee getrunken?«
»Ja. Die Frau Stubler verwöhnt mich doch immer.«
Sie gingen durch den Flur und die Küche. Daniela begrüßte Sophie Tappert, die Haushälterin, und folgte dem Bergpfarrer hinaus, in den Garten. Dort setzten sie sich an den Tisch, der unter einem alten Baum stand, dessen Blätter ein wenig vor der Sonne schützten.
»Wie geht’s Ihnen?« wollte Sebastian wissen.
»Gut«, nickte die junge Frau. »Wie’s einem eben geht, wenn man Urlaub hat.«
Sie deutete zu den Zwillingsgipfeln hinauf, die vom Pfarrgarten aus gut zu sehen waren.
»Wann können wir denn eine Tour unternehmen?«
Der Geistliche schmunzelte.
»Ich hab’ mir gedacht, daß diese Frage kommt«, meinte er, »und schon ein paar Termine ausgeguckt. Übermorgen, wenn’s recht wär’. Ein bissel müssen S’ sich ja erst akklimatisieren.«
Sophie Tappert erschien in der Tür.
»Telefon, Hochwürden. Amerika!«
Sebastian sprang auf.
»Entschuldigen S’ einen Moment«, bat er. »Das ist ein sehr wichtiger