Der Landdoktor Staffel 1 – Arztroman. Christine von Bergen
Чтение книги онлайн.
Читать онлайн книгу Der Landdoktor Staffel 1 – Arztroman - Christine von Bergen страница 43
![Der Landdoktor Staffel 1 – Arztroman - Christine von Bergen Der Landdoktor Staffel 1 – Arztroman - Christine von Bergen Der Landdoktor Staffel](/cover_pre861774.jpg)
Er blinzelte.
Täuschte er sich vielleicht? Nein, jetzt konnte er das Nummernschild lesen. Amelie blinkte auf. Sie musste ihn auch erkannt haben. Sie gab ihm ein Zeichen.
Einen hämmernden Herzschlag lang fragte er sich, ob er dies nicht alles nur träumte. Eine solche Situation sah man in Liebesfilmen oder man las von ihnen in Romanen. Aber passte sie ins wirkliche Leben? Machte das Schicksal es den Menschen so einfach?
Natürlich bremste er, lenkte seinen Wagen an den Straßenrand, so, wie es Amelie tat. Er schaltete den Motor aus, öffnete die Tür, wie auch sie. Sie stiegen aus und standen sich gegenüber. Nur die schmale Landstraße trennte sie noch.
Amelie schien es, als würde die Welt plötzlich anhalten, als würde sie sich außerhalb der Zeit befinden. Narrte sie nur ein Traum?
Torsten kam auf sie zu, blieb vor ihr stehen, sah sie an, als wäre sie nicht aus Fleisch und Blut.
»Du?«, fragte sie leise und zögernd. »Was machst du hier?«
»Mit dir reden.« In seiner Stimme schwang eine tiefe Rührung mit.
»Ich wollte zu dir«, sagte sie heiser.
»Zu mir? Nach Frankfurt?« Seine Augen wurden größer.
Sie nickte. »Du warst einfach weg.« Sie klang hilflos, ohne jeden Vorwurf.
Er räusperte sich. »Die Leute. Sie redeten über dich und Jonas. Und dann habe ich euch im Haus gesehen. Ihr habt euch umarmt.«
Sie sah zu ihm hoch. Ihre Gedanken schlugen Purzelbäume.
Wann mochte das gewesen sein? An dem Abend, an dem Torsten sein Handy ausgeschaltet hatte?
»Du hast gedacht, dass Jonas und ich …?« Sie konnte den Satz nicht zu Ende sprechen. Zu unfassbar war Torstens Vermutung – und das Gerede der Leute.
Torsten schloss sie in die Arme und drückte sie fest an sich.
»Bist du es wirklich?«, flüsterte er nah an ihrem Ohr. »Hier und jetzt auf dieser Straße, während ich auf dem Weg zu dir war?« Er nahm sie bei den Schultern, hielt sie von sich weg und schaute sie an wie eine Erscheinung, ein Wunder. Wie etwas, das nicht von dieser Welt sein konnte. Dann glomm in seinem Blick all das Glück auf, das sie zusammen erlebt hatten, und in ihrem Herzen breitete sich ein helles Licht aus, das durch ihren gesamten Körper floss und sie mit Seligkeit erfüllte. Ja, er liebte sie, so, wie sie ihn.
»Amelie, ich kann nicht ohne dich leben«, sagte er in beschwörendem Ton. »Ich weiß auch, dass du hier nicht alles von heute auf morgen verlassen kannst, aber ich bitte dich, bleibe bei mir. Gib uns die Chance auf eine gemeinsame Zukunft.«
Da schlang sie die Arme um ihn, schmiegte sich an ihn und sagte:
»Glaubst du, ich wäre zu dir nach Frankfurt gefahren, wenn ich nicht das Gleiche wollte?«
Sie brauchten keine Worte mehr. Ihre Blicke, ihre Hände und ihre Lippen sagten alles. Sie hatten einander gesucht und sich gefunden – und wussten, dass sie sich nie mehr verlieren würden.
Über der Schwarzwaldpraxis stand der Mond. Bleichgolden und still, wie ein stummer Zuhörer. Es war einer der besonderen Sommerabende, an dem das Land in feierlicher Ruhe lag. Im Tal geisterten Nebelschwaden über die Steinache. Ein paar Glühwürmchen torkelten schon müde durch die Dunkelheit, und irgendwo in der Nähe pfiff eine Haselmaus, die von Lumps lautem Schnarchen übertönt wurde. Die klare Nachtluft ließ den Himmel wie ein einziges glitzerndes Sternenmeer aussehen.
»Wie klein sind wir Menschen doch verglichen mit der unendlichen Weite dort droben«, sagte Matthias Brunner in nachdenklichem Ton. »Und wie unwichtig.«
»Trotzdem müssen wir unser Leben hier auf Erden jeden Tag neu gestalten und gehen durch Höhen und Tiefen, weil es für uns so vorgesehen ist«, erwiderte seine Frau in genauso nachdenklichem Ton.
Beide schauten zum Himmel hoch, als würde dort das große Rätsel, das ›Leben‹ hieß, zu entschlüsseln sein.
»Wie geht’s denn jetzt weiter mit Amelie und Torsten Richter?«, fragte Ulrike ihren Mann.
»Er ist gestern nach Florenz geflogen. In zwei Wochen wird ihm Amelie mit den Kindern folgen. Die Jungs freuen sich schon auf die Reise. Besonders Tim, nachdem er gehört hat, dass es in der alten Villa, in der sie wohnen werden, ganz viele Katzen gibt. Kim dagegen hat beschlossen, Torsten Richter auf der Baustelle zu helfen.«
Ulrike lachte. »Und Jonas?«
Ihr Mann trank einen Schluck Gewürztraminer, bevor er antwortete.
»Er will die vier in den nächsten Wochen besuchen. Ich glaube, es wird ihm guttun, seine Kinder so gut behütet zu wissen. Seine Krankheit zehrt an ihm, und die Leitung des großen Hotels kostet ihn Kraft.«
»Aber irgendwann kommen die Kinder doch wieder zurück«, sagte Ulrike.
Ihr Mann lächelte sie an. »Dafür habe ich schon eine Lösung.«
»Wie bitte?«
»Ja, mein Schatz. Manchmal gibt es Knoten im Leben, aber manchmal fügt sich auch alles bestens zusammen.«
»Was soll das denn heißen?« Sie sah ihn verständnislos an.
»Heute rief mich Dorothee in der Praxis an.«
Seine Frau setzte sich im Terrassenstuhl aufrecht hin. »Du sagst mir erst jetzt, dass unsere Tochter dich angerufen hat?«
»Na ja, ich hab’s halt vergessen«, gestand ihr Matthias mit schuldbewusstem Blick. »Dorothee fragte mich, ob ich ein Hotel hier in Ruhweiler oder Umgebung wüsste, das noch Personal braucht.«
»Wie bitte?« Ulrike beugte sich vor.
»Erinnerst du dich noch an Dorothees Jugendfreundin, die Hotelkauffrau geworden ist?«
»Du meinst Maren.«
»Genau.«
Ulrike legte den Zeigefinger an ihre Nasenspitze, wie immer, wenn sie nachdachte.
»Wir könnten mal Jonas fragen«, meinte sie dann.
»Habe ich auch schon dran gedacht. Maren stammt aus Ruhweiler. Die beiden müssten sich von früher kennen.«
Das alarmierende Klingeln des Telefons unterbrach ihr Gespräch.
»O nein!«, rief die Arztgattin so entsetzt aus, dass Lump unterm Tisch ihr einen empörten Blick zuwarf, bevor er sich wieder zusammenrollte. »Schwester Gertrud.«
Der Landarzt sprang auf. »Bestimmt ein Notfall. Sonst würde Gertrud uns nicht stören.« Er gab seiner Frau einen Kuss und sagte mit vielversprechendem Zwinkern: »Dafür machen wir beide uns heute einen gemütlichen Abend. Ich verspreche es dir.«