Dr. Norden Staffel 5 – Arztroman. Patricia Vandenberg
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Den lächelnden Blick auf Mario geheftet, der immer noch draußen vor dem Schaufenster stand und Faxen machte, lachte Marianne auf.
»Und ich dachte, dass ich albern bin.«
»Deshalb bist du hier ja auch genau am richtigen Fleck«, erwiderte Tatjana warm und umarmte ihre Kollegin. Erst vor kurzem hatte die alleinrziehende Mutter in der Bäckerei angefangen und war schon jetzt nicht von hier mehr wegzudenken. »Was glaubst du, was wir erst für einen Spaß haben werden, wenn der Umbau abgeschlossen ist.«
»Das ist ja bald so weit.« Noch immer konnte sich Marianne nicht satt sehen an der silberfarbenen Decke, den rustikalen Holzmöbeln und dem dunklen Boden. »Wenn ich erst fertig bin mit meiner Deko werde ich hier einziehen«, scherzte sie gut gelaunt.
»Und unsere Kunden noch dazu. Danny hat schon Angst, dass ich dann gar nicht mehr heimkomme«, berichtete Tatjana von den Sorgen ihres Freundes. »Aber apropos heimkommen … Warum kommt Mario denn nicht endlich rein? Will er Wurzeln schlagen da draußen?«
»Vielleicht traut er sich nicht«, mutmaßte Marianne und erinnerte sich an die kurze Verstimmung am vergangenen Wochenende.
Diese Vermutung brachte Tatjana zum Lachen.
»Mario und sich nicht trauen?«, prustete sie ungläubig heraus. »Das sind ja ganz neue Züge an unserem Chefarzt. Daran bist mit Sicherheit du schuld. Scheinbar kitzelst du ganz neue Eigenschaften aus ihm heraus.«
»Sollte das nicht in jeder Beziehung so sein?«, fragte Marianne versonnen und klappte vorsichtig den Deckel der Kuchenschachtel zu. »Eine gegenseitig Inspiration? Gegenteil und Ergänzung zugleich?«
Tatjana musterte ihre Mitarbeiterin nachdenklich.
»Du bist ja eine richtige Philosophin«, bemerkte sie anerkennend. »Trotzdem solltest du deinen Verehrer endlich aus seiner unsicheren Lage befreien.«
Marianne warf einen Blick durchs Schaufenster.
»Ich glaube, das tut er gerade selbst.«
Tatsächlich klingelte gleich darauf das kleine Glöckchen über der Tür und kündigte den Besucher an. Dieses Relikt war das Einzige, was an die Zeit vor dem Umbau erinnerte. Alles andere erstrahlte in neuem Gewand.
»Schönen guten Tag, die Damen!«, begrüßte Mario Cornelius die beiden und machte eine artige Verbeugung. Dann sah er ratlos auf die Blüte in seiner Hand. »Dummerweise hab ich nur eine Blume.«
»Keine Sorge«, lachte Tatjana unbekümmert auf. »Ich hab selbst einen Asternkavalier daheim. Du kannst die Blume getrost deiner Flamme überreichen.«
Das ließ sich Mario nicht zwei Mal sagen und wurde von Marianne mit einer Tasse Kaffee in dem fast fertig renovieren Café belohnt. Nachdem er Platz genommen hatte, sah er sich bewundernd um.
»Roman hat sich ja auch schon um die Klinik verdient gemacht und einige längst fällige Umbauten geplant und angestoßen«, bemerkte er, während er den Blick schweifen ließ. »Aber das hier ist mit Sicherheit sein Glanzstück.«
»Apropos Roman«, griff Marianne diesen Namen dankbar auf. »Hast du in den letzten Tagen was von ihm gehört? Tatjana hat mehrfach versucht, ihn zu erreichen. Vergeblich. Er geht nicht ans Telefon und ruft auch nicht zurück. Das sieht ihm gar nicht ähnlich.«
Ratlos zuckte Mario Cornelius mit den Schultern. Hin und wieder traf er den Architekten in der Klinik und manchmal auch im Hause der Familie Norden.
»Ich hab nur von Jenny gehört, dass sie ein Wochenende mit ihm in einem Hotel in Österreich verbringen wollte. Daraus ist dann aber nichts geworden.«
Marianne trank einen Schluck Kaffee.
»Na ja, er wird schon wieder auftauchen. Zum Glück konnte Tatjana das Problem mit einem der Handwerker selbst lösen.«
»Sehr schön.« So kannte und schätzte Mario die junge Bäckerin. Im Augenblick lag sein Interesse allerdings ganz bei der aparten Frau, die neben ihm saß. »Dummerweise hab ich auch ein Problem. Aber ich fürchte, dass ich das nicht lösen kann.«
»Ach ja?« Überrascht legte Marianne den Kopf schief. Nach allem, was sie von und über Mario erfahren hatte, war er sehr lösungsorientiert, und sie kannte ihn noch nicht gut genug, um zu wissen, wann er sich einen Spaß mit ihr erlaubte. »Wenn ich dir irgendwie behilflich sein kann?«
Mit betont ernster Miene wiegte Mario Cornelius den Kopf.
»Es geht um eine wunderschöne Frau, die ich wahnsinnig gern zum Essen einladen würde …«, begann er zögernd.
Im Bruchteil einer Sekunde stand Marianne wieder das Bild der hübschen Lernschwester vor Augen. Glücklicherweise setzte gleichzeitig ihr Verstand ein, und sie lächelte.
»Und wo ist das Problem?«
Mario rührte in seinem Kaffee und gab vor, intensiv darüber nachzudenken.
»Ich glaube, diese besondere Frau fühlt sich leicht bedrängt. Das möchte ich natürlich nicht. Aber wie soll ich sie sonst einladen?«
In diesem Augenblick wusste Marianne, dass Mario nur sie meinen konnte.
»Du könntest dir eine Überraschung ausdenken«, spielte sie das Spiel belustigt mit. »Warum schickst du nicht eine Torte als Einladung? Sowas hab ich schon gemacht. Das ist sehr gut angekommen. Willst du Fotos sehen?« Schon machte sie Anstalten aufzustehen, als Mario sie am Arm zurückhielt.
»Das ist eine sehr gute Idee«, lobte er, und seine Augen funkelten spitzbübisch. »Aber auf Dauer ziemlich teuer.«
Marianne lachte.
»Stimmt. Das Geld investierst du besser in ein schönes Essen.« Allmählich wurde sie ungeduldig. »Aber warum fragst du deine Angebetete nicht einfach? Vielleicht hat diese Frau ja inzwischen eingesehen, dass sie überreagiert hat«, gab sie Mario einen wichtigen Hinweis, der ihn sichtlich überraschte.
»Damit würde meine Bewunderung für sie ins Grenzenlose steigen«, entfuhr es ihm und schon konnte Marianne wieder lachen. Lachend sah ihm dabei zu, wie er seine Tasse leerte, und sie lächelte immer noch, als er aufstand. Als er sich aber von ihr verabschiedete, ohne eine Einladung auszusprechen, verging ihr das Lachen Allmählich.
»Ich muss dringend noch ein paar Sachen erledigen«, erklärte Mario unbeschwert und wünschte ihr einen entspannten restlichen Arbeitstag.
Wie vom Donner gerührt saß Marianne Hasselt am Tisch und starrte ihm nach, lauschte auf das hektische Klingeln des Glöckchens über der Tür. War es möglich, dass der begehrenswerte Arzt doch Carina gemeint hatte?
*
»Ach, Chefin, gut, dass ich Sie hier treffe.« Andrea Sanders’ Stimme klang über den Klinikflur. »Haben Sie einen Moment Zeit für mich?«
Jenny blieb stehen und drehte sich um. Sie sah ihrer Assistentin dabei zu, wie sie – ein Klemmbrett unter dem Arm – mit eiligen Schritten auf sie zukam.
»Was