Mami Staffel 9 – Familienroman. Stephanie von Deyen
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Читать онлайн книгу Mami Staffel 9 – Familienroman - Stephanie von Deyen страница 4
»Tut mir aufrichtig leid!« erwiderte er und lächelte bedauernd. »Ich bin sowieso schon viel zu spät dran. Vielleicht ein andermal!«
»Ich nehme Sie beim Wort!« rief sie. »Die Einladung steht, Herr Berger! Nicht vergessen!«
Aufdringliche alte Schachtel, dachte er wenig respektvoll. Sie soll mich in Ruhe lassen.
Wieder fiel ihm Isabel ein, die schöne junge Frau mit der Brötchentüte. Er dachte sehr intensiv an sie. So intensiv, daß er sich an seinem aromaschwachen braunen Pulvertrank beinahe noch den Mund verbrüht hätte!
Auch Isabel war mit den Gedanken nicht bei der Sache, während sie ein Brötchen für Sara aufschnitt. Autsch… um ein Haar wäre das Messer abgerutscht!
Sara griff nach dem Glas mit der Nußnougat-Creme und meinte: »Denkst du wieder nach, Mami?«
Isabel seufzte. »Du merkst auch alles. Ja, ich habe nämlich vorhin unseren Nachbarn getroffen, den Herrn Berger. Er hat mich gefragt, ob wir mal einen Ausflug mit ihm machen, du und ich… an den Rhein. Irgendwo ins Grüne.«
Sara zog einen Flunsch.
»Du willst mit einem fremden Mann wegfahren, Mami?«
Isabel rührte in ihrer Kaffeetasse. »Aber Mausi, Herr Berger ist doch nicht fremd. Er wohnt gegenüber und grüßt immer sehr nett. Ich finde seinen Vorschlag gar nicht übel.«
»Aber ich mag nicht mit!« gab Sara trotzig zurück. »Er will doch bloß mit dir zusammensein, Mami. Ganz klarer Fall!«
»Unsinn!« ärgerte sich Isabel. »Werd jetzt nicht frech, Sara. Wir können ein bißchen Abwechslung gebrauchen. Und es darf auch ruhig mal jemand dabeisein… nicht immer nur wir beide. Obwohl das natürlich auch sehr schön ist.«
Sara strich eine dicke Schicht Nußnougat-Creme auf ihr Brötchen und biß hinein.
»Wir können mit den Markwards und Timmy weggehen!« antwortete sie kauend. »Am Sonntag, in den Zoo. Neulich hast du noch gesagt, daß du mit mir in den Zoo willst, Mami. Also nehmen wir Timmy und seine Eltern mit. Nicht den Mann von gegenüber.«
Isabel ärgerte sich noch ein bißchen mehr.
»Sara, die Markwards sind eine Familie für sich… Eltern und Kind. Die wollen sich nicht immer an unsere Fersen heften. Ich habe das Gefühl, du bist eifersüchtig, wenn ich mich ein bißchen mit Herrn Berger unterhalte… aber das mußt du doch verstehen. Es ist nichts dabei.«
»Das sagst du!« erklärte Sara altklug. »Aber er findet dich bestimmt toll. Und dann will er dauernd mit dir ausgehen. Wirst du schon sehen.«
Kiki, dessen Käfig heute morgen am Fenster in der Frühlingssonne stand, hatte nun lange genug still zugehört. Jetzt fand er es an der Zeit, sich in das Gespräch einzumischen.
»Luv und Lee!« rief er krächzend. »Auf, Matrosen. Setzt die Segel!«
»Du hast recht!« lachte Isabel. »Auf geht’s… wir sind schon zehn Minuten zu spät dran, Saramaus! Paß auf, ich mache dir einen Vorschlag, damit wir uns nicht länger zanken. Wenn ich den Herrn Berger nochmal treffe, sage ich ihm, daß wir gern am Sonntag in den Zoo möchten. Und wenn er mag, kann er uns begleiten. Wie findest du das? Vielleicht ist er ja wirklich nett, und du verträgst dich toll mit ihm!«
»Na gut!« stimmte Sara zu. »Ich bin ja nicht so. Mami, sieh nur, jetzt ist Kiki wieder traurig, weil wir gehen!«
*
Tatsächlich ließ der Kakadu betrübt seine gelbweiße Haube hängen, trat von einem Fuß auf den anderen und brabbelte vor sich hin:
»Alle Mann von Bord, Klabautermann!«
Die Stunden bis zur Mittagszeit, wenn Mutter und Tochter wieder nach Hause zurückkehrten, waren für den armen Kiki die reinste Folter. Er hing mehr an den beiden, als man es einem Vogel zugetraut hätte. Mitunter hatte er schon so verzweifelt ausgesehen, daß Isabel ihn kurzerhand bei den Markwards nebenan abgegeben hatte… nur, damit er in Gesellschaft war. Aber da er sich dort meist aufführte wie ein Wilder und ständig sein ganzes Repertoire zum Besten gab, war das nur selten möglich.
»Wir lassen ihn raus und geben ihm die Knopfdose zum Sortieren! Bitte, Mami!« bat Sara inständig. Es rührte sie jedesmal zu Tränen, wenn ihr gefiederter Freund so traurig auf der Stange hockte.
»Na schön… ich hoffe nur, er macht keinen Blödsinn.«
Wenn Kiki einsam war, half nur eins: Die Schachtel mit den vielen verschiedenen Knöpfen. Vor allem glänzende waren es, die den Kakadu immer wieder entzückten. Stunde um Stunde beäugte er diese Schätze, hob einen Knopf nach dem anderen mit dem Fuß hoch, hackte kurz danach und legte das Prachtstück dann wieder zurück.
»Du darfst raus, Kiki!« Sara öffnete den Käfig. Normalerweise benahm sich der Kakadu gesittet. Er besaß eine hölzerne Schaukel, die an zwei Zimmerpalmen befestigt war, auf der er sofort landete. Von dort aus beobachtete er zufrieden die Vorbereitungen für einen kurzweiligen Vormittag.
Sara deckte den Wohnzimmertisch mit Zeitungspapier ab und entfernte den Deckel von der Knopfdose. Mit einem Blick erkannte Kiki, daß zwei neue Kostbarkeiten die Sammlung ergänzten, und zwar goldene Knöpfe mit einem kleinen Farbstein in der Mitte. Isabel hatte sie erst gestern von einer Bluse abgetrennt, die ihr nicht mehr paßte.
»Viel Spaß, Kiki!« ermunterte Sara ihren Liebling. »Bis mittags dann!«
Der Aufbruch vollzog sich wie immer: Handtasche, Kindergartenbeutel, eine Tüte diverse andere Utensilien, Autoschlüssel, Hausschlüssel.
Vor dem Haus wartete schon Timmy Markward, der ebenfalls mit ins Auto kletterte, und ab ging’s zum Kindergarten.
»Tschüß, Mami!« An der Eingangstür bekam Isabel ein Abschiedsküßchen von ihrer Tochter. Sara war in der »Igelgruppe«, die von Frau Herder betreut wurde.
Isabel war als Erzieherin für die »Hasen« tätig, ein paar Türen weiter. Dazwischen hatten die »Springmäuse« und die »Maulwürfe« ihr Reich. Und die ganz Kleinen, Neulinge in dem modernen, hübsch eingerichteten Kindergarten, waren natürlich die »Marienkäfer«.
»Fahrt ihr dieses Jahr in Urlaub?« erkundigte sich Timmy bei Sara, als sie ihre Kindergarten-Rucksäche an den Haken hängten.
»Im Sommer? Ich weiß nicht. So große Lust hab’ ich dazu nicht, weißt du. Mami gibt sich immer sehr viel Mühe, aber es ist manchmal langweilig im Urlaub.«
»Echt?« fragte Timmy. Er sah Sara begeistert an. Sie war ganz toll, fand er, und wenn er einmal heiraten sollte – in einer schier unermeßlich fernen Zukunft – dann natürlich nur sie.
»Ja, echt langweilig. Letztes Jahr waren wir in Spanien!« Sara zog ihr Malzeug hervor. »Zuerst am Meer, aber da war es so heiß und so voll, daß Mami Migräne gekriegt hat. Dann haben wir so blöde Sehenswürdigkeiten besichtigt, alte spanische Burgen und so was.«
»Bleibst du lieber hier in Köln?« erkundigte sich Timmy hoffnungsvoll. »Meine Eltern