Mami Staffel 9 – Familienroman. Stephanie von Deyen
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Читать онлайн книгу Mami Staffel 9 – Familienroman - Stephanie von Deyen страница 5
»Hoffentlich fahrt ihr wirklich nicht weg!« meinte Timmy. »Ohne dich ist es öde. Ich könnte dann bloß Fußball spielen. Am Ende würden meine Eltern mich zu meiner Tante Ulrike in die Eifel schicken. Mann, da ist es vielleicht gräßlich! Den ganzen Tag stellt sie mir blöde Fragen und kocht andauernd Eintopf. Bloß die Kaninchen mag ich, hinter dem Haus in einem Stall…«
»Ich sage Mami, daß ich nicht verreisen mag!« versprach Sara treuherzig. »Und jetzt hör auf damit, Timmy. Es ist noch so lange bis zum Sommer!«
»So lange auch wieder nicht!« meinte Hanna Herder, die Erzieherin. Sie hatte Saras Worte gehört und lächelte. »Immerhin haben wir Frühling, und die Zeit vergeht wie im Flug! Wir müssen an Ostern denken. Deshalb wollen wir heute überlegen, was wir in diesem Jahr basteln. Ich habe einige Vorschläge, und gemeinsam stimmen wir dann ab. Einverstanden?«
Sara liebte die Vormittage im Kindergarten. Nur wenn sie an Kiki dachte, tat ihr das Herz ein bißchen weh. Ob er immer noch die Knöpfe sortierte?
Mittags landeten sie wieder wohlbehalten in der Rotenbuchstraße. Isabel ging in die Küche, um für die Kleine und sich zu kochen. Unterdessen landete Kiki mit einem Freudenschrei auf Saras Schulter.
»Segel hissen!« erklärte er und knabberte zart an ihrem Ohr. »Ab in die Kombüse!«
»Du bist süß, Kiki!« flüsterte Sara und kraulte sein Gefieder. »Ich hab’ dich doll lieb!«
Brav hatte er die schillerndsten Knöpfe in eine Reihe sortiert. Ein paar lagen auf dem Boden, zwei Blätter von Mamis Zimmerpflanzen hatten dran glauben müssen, aber was machte das schon aus? Hauptsache, Kiki ging es gut!
Abends klingelte es plötzlich an der Tür. Sara tupfte gerade mit Fingerfarben ein Kunstwerk – Blumen auf einer Wiese – auf einen großen weißen Papierbogen, während ihre Mutter in Jeans, T-Shirt und Schürze die Küchenschränke putzte. Es war mal wieder nötig gewesen!
»Wer kann das sein?« murmelte Isabel und zog ihre Gummihandschuhe aus, von denen die Seifenlauge tropfte. Na ja, egal, es konnte nichts Wichtiges sein… vielleicht nur Timmy, der manchmal am Abend noch herüberkam.
Aber es war nicht der kleine Junge mit den blonden Locken. Ein ausgesprochen gut aussehender Mann, groß und nach Rasierwasser duftend, stand mit einem Blumenstrauß vor der Tür.
»Sie?« fragte Isabel erstaunt.
»Ich komme doch nicht ungelegen?« Rolf Berger setzte sein charmantestes Lächeln auf. »Ich weiß, ich weiß… vielleicht hätte ich kurz anrufen sollen. Aber ich befürchtete, Sie würden mir einen Korb geben, liebe Frau Sievers… äh, Isabel.«
Die Blumen landeten in ihrem Arm: Iris und Rosen. Ein riesiges Gebilde, umrahmt von Zierfarn.
»Vielen Dank!« meinte sie verdattert. »Die schönen Blumen… das wäre doch nicht nötig gewesen, Herr Berger. Wollen Sie nicht hereinkommen?«
»Aber gern!« Schon war er im Flur des schmucken Hauses. Rasch blickte er sich um: Elegante Möbel, schöne Bilder. Alles zeugte von gutem Geschmack. Und von Wohlstand. Diese Isabel war ein Goldstück, in jeder Beziehung.
»Leider… äh… war ich gar nicht auf Besuch gefaßt!« meinte die junge Frau. »Ich putze gerade in der Küche herum. Wenigstens die Schürze sollte ich…«
»Aber Sie sehen doch entzückend aus!« schmeichelte Rolf. »Ihnen steht einfach alles! Tja… der Grund meines Überfalls ist, daß ich Sie einladen wollte. Irgendwohin… auf ein Glas Wein vielleicht… wie wär’s mit heute?«
»Das ist sehr nett von Ihnen, Herr Berger…« Isabel zögerte. »Aber es war ein anstengender Tag, und ich möchte mich einfach nur noch ausruhen, wenn ich mit meiner Putzarbeit fertig bin!«
»Ein anderes Mal würden Sie aber nicht nein sagen?« Rolf Berger gab nicht auf. »Sie arbeiten den ganzen Tag, ich bin im Streß… wenigstens ab und zu sollte man sich mal einen schönen Abend gönnen.«
Sara erschien in der Tür und starrte den Besucher neugierig an.
»Du kennst doch Herrn Berger!« sagte Isabel zu ihrer kleinen Tochter. »Sieh mal, er hat mir diese schönen Blumen mitgebracht. Willst du ihn nicht begrüßen?«
»Doch!« Sara wischte ihre farbverschmierten Finger an einem Papiertaschentuch ab und hielt dem Gast ihre kleine Hand hin.
»Guten Abend, mein Kind!« Rolf Berger zog eine große Tüte Gummibärchen aus der Tasche und drückte sie der Kleinen in die Hände. »Na, so was magst du doch sicher… hab’ ich recht?«
Sara nickte. »O ja, danke. Bloß jetzt darf ich nichts mehr davon essen. Ich hab’ mir nämlich schon die Zähne geputzt. Man darf auch nicht so viel Süßes naschen. Das ist ungesund.«
Sie warf einen schnellen und prüfenden Blick auf den großen Mann. Irgendwie paßte es ihr nicht, daß er hier so einfach erschienen war. Mami hatte ihn bestimmt nicht eingeladen!
»Gehen wir doch ins Wohnzimmer, Herr Berger, und setzen wir uns!« lud ihn Isabel ein. »Wenn ich schon Ihre Einladung ausgeschlagen habe, so will ich Ihnen wenigstens einen Drink anbieten. Einen Martini vielleicht?«
»Aber gern.«
Auch die Einrichtung des Wohnzimmers gefiel ihm ausnehmend gut. Weniger begeistert war er von dem weißen Kakadu, der ihn fast so mißtrauisch beäugte wie dieses vorlaute kleine Mädchen. Tiere und Kinder waren nicht unbedingt nach Rolf Bergers Geschmack.
»Gute Nacht!« sagte Kiki und trat von einem Bein auf das andere. »Segel hissen! Ab in die Kombüse.«
Dabei zielte er zweimal kurz mit dem Schnabel auf den für ihn völlig fremden Besucher, um klarzustellen, wer hier der Herr im Haus war.
»Ein erstaunlicher Vogel!« rief Rolf Berger und versuchte, Kiki an der Federhaube zu ziehen… nur leicht, aber Kakadus nehmen so was übel. Jetzt sah Kiki sich ernsthaft bedroht und hackte kurz, aber nachdrücklich in den fremden Finger.
»Aber Kiki!« Isabel war erstaunt. »Bitte entschuldigen Sie, Herr Berger… das macht er sonst nie. Vielleicht hat Kiki ein bißchen Angst vor Ihnen, weil er Sie noch nicht kennt. Brauchen Sie ein Pflaster?«
»Aber woher denn!« lehnte Rolf ab. »Nicht der Rede wert.« Innerlich kochte er jedoch vor Zorn. Am liebsten hätte er dieser alten Nebelkrähe den Hals umgedreht. Auch Saras Verhalten störte ihn. Warum starrte ihn das Kind so triumphierend an? Ein freches, kleines Gör!
Dennoch… weder an dem lästigen Vogel noch an der Kleinen führte ein Weg vorbei, wenn er Isabel näherkommen wollte. Und das war Rolf Bergers unumstößliche Absicht.
Also kämpfte er seinen Zorn nieder – er geriet sehr schnell in Rage und hatte dann Mühe, sich wieder in den Griff zu bekommen – und wandte sich an Isabel…
»Ich möchte Sie gern am Samstag ausführen, liebe Frau Sievers… es soll da in der Innenstadt ein nettes Weinlokal geben, in dem man auch ganz hervorragend essen kann…«
Ehe Isabel antworten konnte, rief Sara: »Das geht nicht! Am Samstag sind wir den ganzen Tag bei Oma