Dr. Norden Bestseller Paket 1 – Arztroman. Patricia Vandenberg

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Dr. Norden Bestseller Paket 1 – Arztroman - Patricia Vandenberg Dr. Norden Bestseller Paket

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Geschöpf gewesen sein.«

      »Gewesen?«, fragte Daniel erschrocken.

      »Sie wird viele Narben zurückbehalten«, sagte Dieter. »Mir ist ziemlich bange davor, was unter den Verbänden hervorkommt.«

      »Heutzutage kann man vieles korrigieren«, meinte Daniel zuversichtlich. »Und was tut sich bei Frau Blohm?«

      »Sie macht eine psychische Wandlung durch, aber ich habe die Hoffnung, dass diese sich nicht negativ auswirken wird, da der kleine Toby ein ganz schlauer Bursche ist. Er hat seiner Mami heute angekündigt, dass der Papi am Wochenende bestimmt Zeit haben würde, sie auch zu besuchen, und sie wird hoffentlich so vernünftig sein, den armen Mann nicht vor den Kopf zu stoßen.«

      »Als Ehemann scheint er sich aber bisher nicht bewährt zu haben«, warf Daniel ein.

      »Was heißt da bewährt? Frag doch mal Schorsch, wie es ist, wenn man ständig mit seiner Mutter zusammenlebt. Das kann man nicht einfach wegwischen. Bert Blohm ist ein gutmütiger Mensch. Er ist entschlossen gutzumachen, was er versäumt hat. Schöner wäre es für die junge Frau Blohm wohl gewesen, wenn sie eine Schwiegermutter wie Frau Holzmann bekommen hätte.«

      »Meine Mutter beweist jetzt jedenfalls, dass sie sehr gut ohne mich zurechtkommt«, erklärte Schorsch Leitner.

      »Und das behagt dir wohl auch wieder nicht?«, fragte Daniel neckend.

      »Alles hat zwei Seiten«, gab der andere zu. »Aber zu einer Erkenntnis bin ich gekommen. Als Einzelkind aufzuwachsen ist nie gut. Merk dir das, Daniel.«

      »Gegenbeweis ist Dirk Holzmann«, erklärte Dieter. »Er ist auch ein Einzelkind. Es kommt auf die Einstellung der Eltern an, wenn’s ans Heiraten geht. Ob sie sich nun auf den Standpunkt stellen, dass ihr Kind ihnen genommen wird, oder aber auf den, dass sie eines dazubekommen.«

      »Ich glaube nicht, dass Fee sich mit einem Kind zufriedengibt«, sagte Daniel gedankenverloren, »aber ich bin froh, wenn erst mal das eine da ist.«

      »Siehst schon ganz mitgenommen aus«, meinte Schorsch anzüglich. »Aber beneidenswert bist du. Wenn ich uns Einzelgänger so betrachte, könnte ich trübsinnig werden.«

      »Meine lieben Freunde, es liegt nur an euch, dem abzuhelfen. Ich hoffe, dass es wenigstens Dieter jetzt mal packt, oder meinst du, dass du eine bessere Frau findest als Jenny, alter Junge?«

      »Wir haben ja keine Zeit zum Heiraten«, brummte Dieter. »Immer wenn wir einen Anlauf nehmen, schleppst du uns die schwersten Fälle ins Haus.«

      »Also bleibt es wieder an mir hängen. Na, dann werde ich die schweren Fälle künftig in andere Kliniken verlegen.«

      »Vielleicht ins Kreiskrankenhaus?«, fragte Dieter ironisch. »Übrigens wird Dr. Dahm bei mir anfangen, und dann habe ich vielleicht auch mal mit Jenny gemeinsam einen freien Tag, an dem wir zum Standesamt eilen können.«

      »Und was wird aus mir?«, fragt Schorsch.

      »Ja, was machen wir mit diesem lahmen Burschen?«, fragte Dieter. »Er kann doch nicht für alle Zeiten nur immer fremden Kindern ins Leben verhelfen.«

      »Ich bin sowieso schon zu alt, um noch Vater zu werden«, knurrte Schorsch. Aber da antwortete ihm schallendes Gelächter.

      *

      Am Freitag ging es in Dr. Nordens Praxis wieder hoch her.

      »Das Wochenende steht bevor«, stöhnte Molly. »Man merkt es.«

      Aber schuld war wieder einmal eine Zeitungsmeldung. Irgendwo waren ein paar Typhusfälle bekannt geworden und nun kam jeder, der Magenbeschwerden hatte, ängstlich angelaufen, vor allem diejenigen, die in einem Lokal Kartoffelsalat gegessen hatten.

      Einfach darüber hinweggehen konnte man nicht, denn immerhin war es im Einzelfall doch mal möglich, dass eine Ansteckung vorliegen konnte. Daniel schickte Stoßgebete zum Himmel, dass nicht ausgerechnet ihm solch ein Fall unter die Hände käme. Das hätte ihm jetzt gerade noch gefehlt, da Fee doch morgen zurückkam.

      Er hatte zu ihrem Empfang noch etwas besonders Hübsches kaufen wollen, aber er war dazu nicht mehr gekommen, und dann sollte ihm der Abend dafür noch etwas bescheren, womit er überhaupt nicht gerechnet hatte.

      Er bekam den Hilferuf einer Patientin, die schon mehrere Jahre zu ihm kam. Diesmal brauchte sie ihn nicht selbst, sondern rief ihn zu einer alten Nachbarin, die einen schweren Herzanfall erlitten hatte.

      Daniel fuhr sofort hin. Das Haus kannte er. Er brauchte es nicht erst zu suchen. Seine Patientin, Frau Mahler, stand schon in einer Wohnungstür.

      Er fragte nicht viel, Sekunden später stand er schon am Bett der alten Dame. Es war kein Herzanfall, sondern ein akutes Kreislaufversagen, das durch eine Injektion schon nach zehn Minuten merklich gebessert wurde.

      Während er die Wirkung der Spritze abwartete und die Patientin beobachtete, erzählte ihm Frau Mahler, dass sie sich ein bisschen um die alte Dame, die Charlotte von Dehlen hieß, kümmere.

      »Sie wollte ja keinen Arzt, weil sie nicht versichert ist«, flüsterte Frau Mahler, die nicht viel jünger war als Frau von Dehlen. »Aber ich dachte mir, dass man mit Ihnen reden kann, Herr Doktor. Sie sind ja nicht so, dass Sie gleich einen Krankenschein haben wollen.«

      Daniel legte den Finger auf den Mund, denn er sah, dass Frau von Dehlen nun wieder zu sich kam. Sein Blick ruhte unentwegt auf dem feinen, faltigen Gesicht.

      Die Kranke sprach mit sich selbst, auch das merkte er bald.

      »Nur ein paar hundert Mark sind doch zu wenig«, flüsterte sie. »Für mein Begräbnis sollte es schon reichen, Herr Simmer.«

      Daniel schob Frau Mahler in das Nebenzimmer, das mit schönen alten Möbeln ausgestattet war.

      »Wissen Sie, was Frau von Dehlen meint?«, fragte er.

      Frau Mahler nickte. »Der Simmer war hier. Ein Halsabschneider. Er luchst ihr die schönsten Stücke für ein Butterbrot ab, aber sie muss ja leben. Ihr Meißner Service wollte sie verkaufen. Fünfhundert Mark wollte er ihr geben, und darüber hat sie sich aufgeregt. Sie hat ja nicht viel Ahnung, was das heute wert ist, und ich mag nichts sagen, damit sie nicht meint, ich wollte was von ihr haben. Sie will mir doch schon dauernd etwas schenken.«

      »Hat sie keine Angehörigen?«, fragte Daniel.

      »Gar keine mehr. Sie hat schrecklich viel durchgemacht. Muss mal sehr reich gewesen sein. Aber so sieht es dann aus, wenn man alt geworden ist und nicht mal eine Rente bekommt. Ihren ganzen Schmuck hat sie schon verkauft, aber dabei hat man sie bestimmt auch übers Ohr gehauen.«

      »Ich muss wieder zu ihr«, sagte Daniel. »Später, Frau Mahler.«

      Er setzte sich zu Frau von Dehlen ans Bett, ergriff ihre feine, abgemagerte Hand und blickte in zwei Augen, die alles Leid der Welt in sich bargen.

      »Ich bin Dr. Norden«, sagte er. »Geht es Ihnen wieder besser, Frau von Dehlen?«

      »Ich kann keinen Arzt bezahlen«, flüsterte sie.

      »Pssst«, machte er, »davon reden wir nicht. Wie fühlen Sie sich?«

      »Müde.«

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