Die Eroberung von Plassans. Emile Zola

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Die Eroberung von Plassans - Emile Zola

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      Ich möchte wohl, daß Sie mein Freund seien ... Nur dürfen Sie den Fliegen nichts zuleide tun.

      Da alle bei diesen Worten lachten, fuhr sie ernst fort:

      Octave tötet immer die Fliegen; das ist schlecht von ihm.

      Der Abbé Faujas hatte sich niedergesetzt und schien sehr müde zu sein. Einen Augenblick gab er sich der warmen Ruhe hin, die auf dieser Terrasse lag, und ließ seine Blicke über den Garten und die Bäume der benachbarten Besitzungen schweifen. Diese tiefe Ruhe in dem stillen Winkel des Städtchens überraschte ihn, und die Schatten des Ernstes legten sich auf sein Antlitz.

      Hier ist es schön, sagte er leise.

      Darauf verfiel er wie geistesabwesend in ein tiefes Schweigen, so daß er erschreckt zusammenfuhr, als Mouret zu ihm sagte:

      Wenn Sie erlauben, mein Herr, gehen wir jetzt zu Tische.

      Auf einen Blick der Frau hin fügte er hinzu:

      Ich bitte das gleiche zu tun und einen Teller Suppe anzunehmen. Auf diese Weise brauchen Sie nicht in das Gasthaus zu gehen. Bitte ... machen Sie keine Umstände.

      Ich danke Ihnen herzlichst, aber wir haben gar keinen Hunger, erwiderte der Abbé ungemein höflich, so daß eine zweite Aufforderung ganz unnütz war.

      Hierauf begaben sich die Mouret wieder in das Speisezimmer, wo sie sich zu Tische setzten. Martha teilte die Suppe aus, man klapperte lustig mit den Löffeln, und die Kinder plauderten. Desirée lachte hell auf, da ihr der Vater eine Geschichte erzählte voller Freude, daß es endlich ans Essen ging. Unterdessen saß der Abbé unbeweglich auf der Terrasse und schien gar nichts zu hören. Als die Sonne unterging, nahm er den Hut ab, weil ihm zu heiß war. Martha, die bei dem Fenster saß, sah seinen großen, dicken Kopf mit kurzen Haaren, die an der Schläfe schon ergrauten. Ein letzter roter Sonnenstrahl beleuchtete diesen rauhen Soldatenschädel, auf dem sich die Tonsur wie die Narbe von einem Keulenschlage ausnahm. Dann verschwand das Sonnenlicht; die Schatten des Abends hüllten den Priester ein, und er war nur mehr ein schwarzes Profil in dem Aschgrau der Dämmerung.

      Martha wollte Rosa nicht rufen und holte deshalb selbst eine Lampe, worauf sie den ersten Gang auftrug. Als sie aus der Küche kam, begegnete sie am Fuße der Treppe einer Frau, die sie zuerst nicht erkannte. Es war Frau Faujas, die jetzt ein weißes Häubchen auf hatte und in ihrem wollenen Kleide, das über der Brust von einem rückwärts zusammengebundenen gelben Tuche bedeckt war, ganz wie eine Magd aussah. Sie keuchte noch von der soeben vollbrachten Arbeit, als sie in ihren plumpen Schuhen über den Korridor dahinschlürfte.

      Sind Sie fertig, Madame? fragte Martha lächelnd. Ja, erwiderte sie, im Handumdrehen war alles gemacht. Dann ging sie die Freitreppe hinunter und rief ihrem Sohne zu:

      Ovide! Liebes Kind! Willst du nicht hinaufgehen? Es ist alles bereit!

      Sie mußte ihren Sohn bei der Schulter berühren, um ihn aus seinen Träumereien zu reißen. Da es kühl wurde und ihn schon fröstelte, folgte er ihr, ohne ein Wort zu sagen. Als er an der Tür des Speisezimmers vorüberging, das in dem Lichte der Lampe erstrahlte und das Geplauder der Kinder ertönte, rief er hinein:

      Gestatten Sie mir, Ihnen nochmals zu danken und Sie für unsere Störung um Entschuldigung zu bitten ... Wir sind ganz trostlos ...

      Aber gar keine Ursache! Gar keine Ursache! rief Mouret. Nur wir müssen bedauern, daß wir Sie für diese Nacht nicht besser unterbringen können.

      Der Priester grüßte und Martha sah neuerdings diesen starren Adlerblick, der sie schon das erstemal beunruhigt hatte. Es kam ihr vor, als leuchte es in den Augen dieses Mannes plötzlich auf gleich Lampen, die nachts an den schlafenden Häusern vorbeigetragen werden.

      Der Herr Pfarrer scheint recht feurige Augen zu haben, sagte Mouret spöttisch, als die beiden hinaufgegangen waren.

      Ich halte sie für nicht sehr glücklich, erwiderte Martha leise.

      Großen Reichtum bringt er nicht mit ... Sein Koffer ist federleicht. Ich hätte ihn mit dem kleinen Finger aufheben können.

      Doch er wurde von Rosa unterbrochen, die soeben über die Treppe heruntergelaufen kam, um all das Merkwürdige zu berichten, das sie gesehen.

      Die kann arbeiten! sagte sie, indem sie sich an den Tisch stellte, wo die Herrschaft aß. Die Frau ist wenigstens fünfundsechzig Jahre alt. Das sieht man ihr aber kaum an. Sie arbeitet wie ein Pferd!

      Hat sie dir beim Wegräumen des Obstes geholfen? fragte Mouret neugierig.

      Freilich, gnädiger Herr. So trug sie das Obst in ihrer Schürze weg; dabei nahm sie so viel, daß sie zu reißen drohte. Ich sagte zu mir: »Das Zeug muß reißen,« aber es riß doch nicht, denn der Stoff ist so gut wie der meinige. Wir sind wenigstens zehnmal hin und her gegangen, und ich spürte dann kaum mehr meine Arme. Ihr war es aber immer noch zu langsam, und sie zankte, nein, sie fluchte sogar, mit Respekt zu sagen.

      Mouret schienen diese Worte zu belustigen.

      Und die Betten? fragte er weiter.

      Die Betten hat sie gemacht ... Die muß man sehen, wie sie einen Strohsack aufschüttelt! Sie packt ihn bei einem Ende an und wirft ihn wie eine Feder in die Luft ... Dabei ist. sie aber ungemein genau ... Sie machte das Bett, als wolle sie das liebe Jesukindlein hineinlegen ... Von vier Decken legte sie drei auf das Bett. Alle beiden Polster gab sie ihrem Sohne; sie wollte keinen haben.

      So schläft sie auf der Erde?

      In einem Winkel wie ein Hund. Sie warf eine Matratze auf den Fußboden in dem anderen Zimmer, und erklärte, sie schlafe dort besser als im Paradiese. Ich konnte sie durchaus nicht dazu bringen, sich ein besseres Lager zu machen. Sie sagte, es friere sie nie, und sie habe einen viel zu dicken Schädel, um die Fliesen des Fußbodens zu fürchten ... Ich brachte ihnen dann Wasser und Zucker, wie es die gnädige Frau mir anbefohlen hatte ... Kurz und gut, solch drollige Leute habe ich noch nicht gesehen.

      Rosa bediente weiter; die Mouret ließen sich diesen Abend mit dem Essen Zeit und kamen immer wieder auf die Mieter zu sprechen. In ihrer Lebensweise, die regelmäßig wie eine Uhr war, mußte die Ankunft der Fremden ein großes Ereignis sein. Sie sprachen von ihnen wie von einer Katastrophe mit jener Weitschweifigkeit, mit der man in der Provinz spricht, um die langen Abende totzuschlagen. Mouret besonders hatte seine Freude an dem kleinstädtischen Tratsch und sagte immer wieder bei dem Nachtisch mit der zufriedenen Miene eines glücklichen Menschen:

      Besançon hat Plassans kein hübsches Geschenk damit gemacht ... Habt ihr rückwärts seinen Talar gesehen, als er sich umdrehte? ... Es soll mich sehr wundern, ob die Betschwestern einem solchen schäbigen Rocke nachlaufen! Die Betschwestern haben nur hübsche Pfarrer lieb!

      Seine Stimme ist aber mild, sagte Martha, die nachsichtig war.

      Aber nicht, wenn er in Aufregung gerät, versetzte Mouret. Hast du nicht bemerkt, wie er sich ärgerte, als er vernahm, daß die Wohnung nicht möbliert sei? Er ist ein roher Mensch. Ich bin nur neugierig, wie er sich morgen einrichtet – vorausgesetzt, daß er zahlt. Wenn

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