Tu felix Austria. Sigrid-Maria Größing
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Die Chancen für Franz wären nicht schlecht gewesen, hätte ihm nicht ausgerechnet eine Dame, die er persönlich kannte, einen dicken Strich durch die Rechnung gemacht: Margarete von Österreich, die Tante Karls V. war mit allen politischen Wassern gewaschen, sie wusste genau, mit wie viel mehr Geld man die Kurfürsten bestechen musste, um den Neffen zum Herrscher über das Reich zu machen. Und Margaretes Plan ging am 28. Juni 1519 auf, wodurch sich zwangsläufig eine beinah lebenslange Feindschaft zwischen den beiden Kontrahenten Karl und Franz ergab, obzwar der Habsburger des Öfteren versuchte, den feindlichen Nachbarn zu besänftigen und diesem sogar seine ältere Schwester Eleonore als zweite Gemahlin ins Brautbett legte. Aber auch die verwandtschaftlichen Bande konnten die Gegensätze nicht aus der Welt schaffen, dazu war die politische Kluft zwischen den beiden Machtblöcken zu groß. Eleonore vermochte in ihrer sanften Art niemals das Herz ihres Ehemannes zu gewinnen, Franz war von Jugend auf von den schönsten Damen umschmeichelt und verwöhnt worden, seine Mätressen blieben für ihn auch in Zukunft die Frauen, die ihn interessierten.
Es schien das Schicksal der beiden Herrscher zu sein, dass sie fast ein Leben lang gegeneinander kämpften, wobei es Karl V. nicht verstand, die errungenen Siege wirklich auszunützen. Denn in der Schlacht von Pavia 1525, in der die Franzosen mit ihren Söldnern zahlenmäßig überlegen waren, wurde Franz I., der sich in dem Glauben, unverwundbar zu sein, mitten ins Schlachtgetümmel gestürzt hatte, vom Pferd gestoßen. Mit blutüberströmtem Gesicht schlug er weiter wie ein Berserker um sich, bis er schließlich als der König von Frankreich erkannt und dingfest gemacht wurde. Man brachte den prominenten Gefangenen nach Madrid, wo er vertraglich auf die unteritalienischen Gebiete verzichten sollte und obendrein noch auf Burgund. Der französische König ließ sich mit diesen erzwungenen Zusagen Zeit, denn einerseits lebte es sich nicht schlecht in »ehrenvoller Haft« und andererseits wusste er Frankreich in den besten Händen. Seine Mutter Louise von Savoyen führte einstweilen die Regierungsgeschäfte. Er hatte ihr nach der Gefangennahme ein kurzes Schreiben zukommen lassen, in dem es hieß: »Madame, um Euch kundzutun, wie weit das Übermaß meines Unglücks reicht, so wisset, daß mir nur die Ehre und das nackte Leben verblieben sind … Indem ich Eure Enkel und meine Kinder Eurem Schutze anempfehle, bitte ich Euch inständig, dem Überbringer dieses Briefes sicheres Geleit für den Weg nach Spanien und zurück zu gewähren, da er beim Kaiser in Erfahrung bringen soll, wie dieser mich behandelt zu sehen wünscht.«
Schließlich akzeptierte der französische König alle Bedingungen, sodass man den Frieden von Madrid 1526 schließen konnte. Die Tinte war auf den Urkunden noch nicht getrocknet, als man den französischen König schon in allen Ehren ziehen ließ. Und da Karl V. seinen Kontrahenten immer noch nicht durchschaute, vertraute er darauf, dass dieser sein gegebenes Wort auch einhalten würde. Aber kaum hatte Franz die französische Grenze überschritten, erklärte er alle Zusagen für null und nichtig, weil sie unter Druck zustande gekommen wären, sodass der Kampf um die Vormachtstellung in Europa weitergehen konnte. Neue Machtkonzentrationen ergaben sich, in denen der Papst und die Türken eine wesentliche Rolle spielten, immer natürlich gegen die Habsburger gerichtet. Die Osmanen, gefürchtet in halb Europa, waren auf Grund eines Geheimabkommens gern gesehene Gäste in Frankreich, sodass im Reich das Gerücht in Umlauf war, dass man sich ohne weiteres am Hofe Franz I. in türkischen Gewändern zeigen konnte, während man verfolgt worden wäre, wenn man deutsche Kleidung getragen hätte.
Obwohl seine Kämpfe im Norden und Westen beinah erfolglos blieben, war es Franz auf die Dauer gelungen, Mailand zu erwerben und gleichzeitig große Gebiete in Oberitalien zu besetzen. Und da der König ein großer Kunstliebhaber war, kam er hier mit den bedeutendsten Malern und Bildhauern seiner Zeit in Verbindung. Er lud Leonardo da Vinci nach Frankreich ein, wo der berühmte Maler blieb und schließlich auch starb. Durch die Anwesenheit der Künstler und Wissenschaftler war der Hof Franz I. zu einer wahren Kunstmetropole aufgestiegen, wozu auch der Lebensstil des Herrschers beitrug. Als echter Renaissancefürst umgab sich der König nur mit Menschen, die ihn bewunderten und gleichzeitig interessierten. Franz I. führte ein exzessives Leben, er schöpfte aus dem Vollen, nachdem er allgemein die Steuern hatte erhöhen lassen und besonders die Bauern schröpfte. Aber er brauchte an allen Ecken und Enden Geld, für seine Kriege, aber auch für die prachtvollen Schlösser, die er erbauen ließ und wo er glanzvolle Feste gab, denn als begeisterter Kunstmäzen scheute er keine Kosten, wenn es um persönlichen Luxus ging. Daneben beschäftigte sich Franz, der selber hoch gebildet war, mit den Errungenschaften der Wissenschaft und gründete in Paris das heute noch bestehende Collège de France, in dem damals die drei Sprachen Latein, Griechisch und Hebräisch gelehrt wurden.
Mit seiner ersten Gemahlin Claude de France hatte der König acht Kinder, von denen Heinrich und dessen Bruder als Geiseln an den spanischen Hof geschickt worden waren, eine Schmach für den französischen König, die er niemals vergessen konnte. Auch Heinrich II., der nach dem Vater den französischen Thron bestieg, verzieh dem Kaiser diese verlorenen Jugendjahre nie. In der Zukunft ging unter seiner Regentschaft der Kampf gegen die Habsburger weiter, selbst verwandtschaftliche Bande brachten keine Versöhnung!
Starrköpfig verfolgte er sein Lebensziel bis in den Tod
Mit zäher Energie, kompromisslos bis zur Selbstaufgabe, suchte der Portugiese Ferdinand Magellan die Durchfahrt vom Atlantik nach Westen, den »paso«, um von Osten kommend die Gewürzinseln zu erreichen.
Wie ein Besessener versuchte der portugiesische Seefahrer seinen Lebenstraum zu verwirklichen, alle Mittel waren ihm dazu recht. Da er beim König von Portugal in Ungnade gefallen war, scheute er nicht davor zurück, sich bei der spanischen Konkurrenz zu verdingen.
Die Karriere als Seefahrer Fernão de Magalhães’, der in Sabrosa 1480 das Licht der Welt erblickt hatte, hatte höchst eigenartig am Hofe König Johanns II. begonnen, wohin er nach dem frühen Tod seiner Eltern als Page gekommen war, da er aus verarmten Adelskreisen stammte. Hier lag seine Erziehung wahrscheinlich in den Händen des bekannten Wissenschaftlers Martin Behaim, durch den er auf die Entdeckungen in den letzten Jahrzehnten aufmerksam gemacht worden war. Der junge Mann schien begeistert zu sein und willigte freudig ein, als ihm der Vorschlag unterbreitet wurde, er solle nach Indien fahren, um unter dem Vizekönig Francisco de Almeida seine militärische Ausbildung zu absolvieren. In Wirklichkeit hatten die Portugiesen freilich die Absicht, Männer zu rekrutieren, die sie weiter nach Osten schicken konnten, um die Gewürzinseln, die Molukken, für Portugal in Besitz zu nehmen. Der junge Magellan wurde dadurch in verschiedene Kämpfe verwickelt, in denen er sich heldenhaft verhielt. Nachdem seine Verdienste von dem neuen König Manuel nicht gewürdigt worden waren, entschloss sich Magellan, seinem Heimatland den Rücken zu kehren und in Spanien anzuheuern, nicht aber ohne vorher heimlich die portugiesischen Archive zu durchstöbern, in denen er Karten, Pläne und vor allem den Hinweis auf den geheimnisvollen »paso« fand. Eine Idee begann von ihm Besitz zu ergreifen, die er dem habsburgischen König von Spanien, Carlos I., dem späteren Kaiser Karl V., vortragen wollte. Vielleicht konnte er ihn dazu bewegen, ihm eine Flotte zur Verfügung zu stellen, mit der er den »paso« finden konnte.
Natürlich kam Magellan die Rivalität zwischen Spanien und Portugal zugute, denn beide Länder begannen sich die neuentdeckten Gebiete aufzuteilen, wobei die Portugiesen einen großen Schritt voraus waren, obwohl Papst Alexander VI. im Vertrag von Tordesillas die Hemisphären theoretisch aufgeteilt hatte. Alles, was die neuentdeckten Länder boten, war für die Eroberer interessant: Gold, Silber, aber vor allem Gewürze lockten die Konquistadoren, denn diese Spezereien übertrafen noch bei weitem den Wert der Edelmetalle. Riesige Summen wurden für Pfeffer, Vanille, Muskat und andere Gewürze gezahlt, daher waren auch die großen Handelshäuser wie das der Fugger und der Welser an diesem Geschäft interessiert. Magellan konnte sich vorstellen, dass der Hinweis auf diese Verlockungen genügen würde, um bei dem jungen König Gehör zu finden. Und so war es auch. Vorher allerdings musste der Seefahrer die Casa de Contratación auf seine Seite bringen, wobei er zu seinem