Tu felix Austria. Sigrid-Maria Größing

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Tu felix Austria - Sigrid-Maria Größing

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war für Papst Alexander und seinen Sohn Cesare eine schwere Zeit, als der französische König Karl VIII. mit einem internationalen Heer Rom einnahm. Der Papst schloss mit ihm erzwungenermaßen einen Kompromiss und willigte ein, dass Cesare als Geisel mitgeführt werden sollte. Mit sieben Mauleseln, die mit schweren Truhen beladen waren, wurde der Papstsohn von den Franzosen aus der Stadt geführt. Die Bewachertruppen waren sich ihrer Sache ganz sicher, sie hatten keineswegs mit der Tollkühnheit Cesares gerechnet. Denn in einem unbewachten Augenblick schwang er sich auf das nächste Ross und ritt wie der Teufel aus dem Lager. Und da keiner so hervorragend wie er reiten konnte, war es für die Soldaten unmöglich, ihn einzuholen. Es war ein abgekartetes Spiel, denn die Truhen waren mit Ziegelsteinen beladen gewesen.

      Papst Alexander hatte mit seinem Sohn große Pläne, da er ein eigenes Borgia-Herzogtum gründen wollte – mit Cesare als Herrscher. Um dies zu ermöglichen, war es aber notwendig, dass Cesare seine Kardinalswürde zurückgab, etwas, was es noch nie gegeben hatte! Und da ein zukünftiger Herzog nicht unbeweibt sein konnte, ging Cesare auf Freiersfüßen. Da man aber überall über seine dubiose Abstammung Bescheid wusste und er auch sonst kein unbeschriebenes Blatt war, sträubte sich so manche Prinzessin, ihm die Hand fürs Leben zu reichen. Erst in Frankreich fand sich die Schwester des Königs von Navarra, Charlotte d’Albret, bereit, in eine Ehe mit ihm einzuwilligen, freilich erst, nachdem Papst Alexander eine erkleckliche Summe dem Brautvater zugesichert hatte.

      Was niemand für möglich gehalten hatte, trat ein: Die Braut verliebte sich in ihren Ehemann nach der ausgiebigen Hochzeitsnacht, für die sich Cesare bei einem Apotheker ein Potenzmittel besorgt hatte, das sich aber als Abführmittel erwies. Trotz dieser Malaise verlebten Cesare und Charlotte ein paar schöne Wochen in trauter Zweisamkeit, in denen die junge Frau mit Schmuck und Juwelen überhäuft wurde. Doch dann verabschiedete sich der Gatte und ließ Charlotte, die ein Kind erwartete, für immer zurück. Charlotte verwand diese Trennung nie. Sie gab Order, die Wände schwarz zu verhängen, schlief selber, so wie ihre Tochter Luisa, nur in schwarzer Bettwäsche und speiste mit ihr an schwarz gedeckten Tischen.

      Cesare aber schlug sich zuerst auf die Seite des neuen französischen Königs Ludwig XII., dann bekriegte der kampfeslustige Feldherr die mittelitalienischen Städte und wurde schließlich von seinem Vater zum Gonfaniere, zum Oberbefehlshaber des päpstlichen Heeres, ernannt. Immer und überall, wo er hinkam, ließ er meist die Tore gewaltsam öffnen, schaffte jeden beiseite, der sich ihm in den Weg zu stellen wagte, sodass er schon bald im Ruf eines brutalen Machtmenschen stand, was aber diverse Damen nicht hinderte, sich in seine Arme zu werfen. Als Sieger über die unbotmäßigen Städte, die sich gegen den Papst gestellt hatten, zog er in Rom ein, umjubelt vom Volk als Held seiner Zeit.

      Mit dem plötzlichen Tod seines Vaters endete auch die Gloria des Sohnes. Denn der neue Papst Julius II., mit dem sich Cesare zu arrangieren geglaubt hatte, zeigte schon nach kurzer Zeit ein völlig anderes Gesicht. Der berühmte Machiavelli, der ein Anhänger Cesares gewesen war, hatte den Handel durchschaut und Cesare gewarnt. Aber es war schon zu spät. Julius II. enthob Cesare all seiner Ämter und ließ ihn im Vatikan gefangen halten. Wie schon so oft gelang es Cesare nach Neapel zu fliehen, wo er sich in Sicherheit wiegte. Aber König Ferdinand gab dem Drängen des Papstes nach und lieferte den prominenten Flüchtling aus. Man brachte Cesare nach Spanien, wo er ein Jahr in Einzelhaft in der Festung Chinchilla schmachtete. Auch hier floh er über einen seidenen Strick, wobei er allerdings verletzt wurde. Kaum genesen versprach er seinem Schwager – immer noch kampfeslustig wie er war – , ihn im Kampf um die Festung Viana zu unterstützen, was er mit dem Leben bezahlen sollte. Seine Feinde lockten ihn in einen Hohlweg, wo er am 12. März 1507 erschlagen wurde.

      Seltsamerweise wurde Cesare Borgia in der Kirche Santa Maria in Viana unmittelbar vor dem Hochaltar beigesetzt. Aber immerhin war er der Sohn des Papstes und einst Kardinal gewesen!

      Der nächste Bischof allerdings, der keineswegs mit den Handlungen seines Vorgängers einverstanden war, verfügte allerdings, dass der Leichnam Cesares wegen des anrüchigen Lebens, das der Papstsohn weiland geführt hatte, aus der Kirche entfernt wurde. Man bettete das, was von dem einstmals schönen Mann übrig geblieben war, vor die Kirchentore um.

       »Junker Jörg« war der geniale Übersetzer der Bibel

      Kein Geringerer als Martin Luther verbarg sich hinter dem geheimnisvollen Namen, aber er musste auch auf der Wartburg, wohin ihn sein weiser Landesherr Friedrich zu seinem Schutze hatte bringen lassen, gewärtig sein, erkannt und ausgeliefert zu werden.

      Man könnte meinen, dass es Martin Luther von klein auf gestört hatte, dass seine Eltern den Familiennamen in verschiedenen Varianten zu Papier brachten, als Lüder, Loder, Luder, Ludher, Lutter, Lauther oder Lutter, so wie es damals üblich war, bevor er durch die Übersetzung der Bibel die Grundlagen für eine einheitliche deutsche Sprache geschaffen hatte. Keiner konnte damals im Jahre 1483, als Martin Luther in Eisleben das Licht der Welt erblickte, ahnen, dass dieser Sohn des Hüttenmeisters im Kupferschieferbau einmal ein weltbekannter Reformator werden sollte. Denn die Eltern waren höchstens mäßig fromm, sodass es sich der Vater kaum vorstellen konnte, dass der Sohn anstelle eines Rechtsstudiums ins Kloster eintreten würde. Angeblich war ein Gelübde, das Luther während eines schweren Gewitters, das ihn in Todesangst versetzt hatte, der Grund, dass er dem Orden der Augustinereremiten beitrat und dort schon bald zum Prieser geweiht wurde.

      Der junge Mann machte sich schon sehr früh eigene Gedanken über die Thesen der christlichen Lehre. Und da er mit seinen Grübeleien alleine nicht zurechtzukommen schien, beschloss er auf Anraten seines Beichtvaters Johann von Staupitz Theologie zu studieren. Auch während des Studiums befielen ihn heftigste Zweifel an einzelnen Thesen der katholischen Kirche, was ihn aber nicht davon abhielt, nach Rom zu pilgern, wo er 1510 an einer Generalbeichte teilnahm und auf dem Bauch die »Heilige Treppe« am Lateran hinaufrutschte. Dieser körperliche Demutsakt sollte eine generelle Sündenvergebung nach sich ziehen, für den Bereuenden und seine Familie.

      Es dauerte nicht allzu lange, bis Luther ein gesuchter Vortragender wurde. Man bewunderte seine Kunst der Rhetorik, vor allem aber seinen Mut, sich kritisch zu den festgefahrenen Lehren der Kirche zu äußern. Es war lebensgefährlich, lautstarke Kritik zu üben, überall lauerten Spione, die jede Überlegung, die vom »rechten Wege« abzulenken schien, den Kirchenbehörden meldeten. Daher wurde Luther schon nach kurzer Zeit der Ketzerei geziehen, wodurch ihm nicht nur der Kirchenbann drohte, sondern auch die Reichsacht.

      Ungeachtet dieser schrecklichen Strafen beschäftigte sich Luther weiter mit den Dogmen der Kirche, von denen er einzelne öffentlich in Frage stellte. Abgesehen von seinen Ansichten über die Stellung des Papstes als Oberhaupt der Christenheit nahm er vor allem Anstoß an der Geschäftemacherei nicht allein der Kurie, sondern auch an der des Erzbischofs von Mainz, Kardinal Albrecht. Denn dieser hatte die »Instructio Summarium« verfasst, durch die Ablassprediger wie der wortgewaltige Tetzel, die im Land umherreisten, Gelder eintreiben sollten, damit der Kirchenmann seine eigenen Schulden bei den Fuggern zahlen konnte. Der unbedarfte Christ wurde in dem Glauben gewiegt, dass beim Kauf von Ablasszetteln ihm im Jenseits die Sündenstrafen vergeben werden würden, die jede Sünde nach sich zog: »Wenn das Geld im Kasten klingt, die Seele aus dem Feuer springt!«

      Dieser Ablasshandel, der auch von Rom aus gesteuert wurde, war für Martin Luther der Funken im Pulverfass. Jetzt trat er zu öffentlichen Disputationen an, in denen er seine Thesen von der Gnade Gottes vertrat, die absolut verkehrte Bußgesinnung, die die katholische Kirche predigte, anprangerte, er forderte eine Reform der Kirche »an Haupt und Gliedern«. In seiner rigorosen Haltung wurde Martin Luther zu einer höchst gefährlichen Person im Reich!

      Die Bombe platzte, als Martin Luther am 31. Oktober 1517 seine 95 neuen Thesen an der Schlosskirche zu Wittenberg anschlagen ließ, wobei es nicht gesichert ist, ob er sie nicht auch noch von der Kanzel verlesen hatte. In Windeseile hatte sich diese revolutionäre Tatsache herumgesprochen,

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