Die Hauptstadt des Sex. Michaela Lindinger

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Die Hauptstadt des Sex - Michaela Lindinger

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weigerte, wurde sogleich »abgeschafft«, wie es hieß, also aus der Stadt vertrieben. Im Bordell konnte die Stadt die Sexarbeiterinnen besser kontrollieren und überdies Steuern einnehmen. Verantwortlich für die Vorgänge in einem solchen Haus war der »Frauenwirt« (es soll auch Frauen in diesem als unehrenhaft angesehenen »Amt« gegeben haben), der das Gebäude an Sonn- und Feiertagen sowie in der Fastenzeit zu schließen hatte. Die Abgaben waren rechtzeitig an die Stadtkasse abzuführen, am Gewinn war der Bordellbesitzer beteiligt. Jeden hineinlassen durfte er allerdings nicht: Knaben, Juden, Geistliche und Ehemänner (!) waren ausgeschlossen. Wurden sie erwischt, kassierte die Kommune das Bußgeld.

      Dass »Hübschlerinnen«, also professionelle Sexarbeiterinnen, zu aufwendigen Festivitäten wie etwa den Veranstaltungen des erwähnten Herrn Menschein in den Wiener Tuchlauben geladen wurden, gehörte zum guten Ton. Ritterturniere lobten als Siegespreis häufig eine Liebesnacht mit einer besonders schönen und kundigen Prostituierten aus. Auch auf Hochzeiten waren »Professionelle« häufig anzutreffen, nicht zuletzt, um der Braut nützliche Ratschläge für die Hochzeitsnacht zu erteilen. Der Ausdruck »Fensterschwalben« geht auf jene Prostituierten zurück, die ihre Reize in den engen Gassen mittelalterlicher Städte wie in Auslagen vorführten.

      Viele Wiener Sexarbeiterinnen bevölkerten die bis heute unter dem Namen Stubenviertel bekannte Gegend im 1. Bezirk. In die Heimat zurückkehrende Kreuzfahrer hatten nämlich im »Orient« eine neue Sitte kennengelernt: das wohltuend warme, angenehm duftende Bad. In den Häusern der Wiener gab es kein Wasser, aber die öffentlichen Badestuben lockten mit Speisen und Getränken, Spielleuten und ruhigen Alkoven das männliche Publikum. »Offiziell« gehörte nur das Abschrubben, Haarewaschen und Rasieren zu den Aufgaben der Bademägde. In vornehmen Badehäusern soll es aber Usus gewesen sein, dass im herrlich riechenden Wasser schon eine Dame auf den Badegast wartete. Auch waren die Inhaber der Badestuben bereit, die gewünschte Badegesellschaft zu organisieren. Das angenehme Wiener Leben könne einen schon zugrunde richten, so eine Quelle aus der Zeit der Zwei- (oder Mehr-)samkeit im Badebottich: es gäbe in der Stadt Wien »schöne Weiber, Leckerbissen und zweimal in der Woche baden!«.

      In der isländischen Sprache heißt das Schwimmbad, das noch im kleinsten Ort zu finden ist, bis heute »sundlaug« (gesprochen: sündlög). Auf der recht frostigen Insel gehört die »sündige Lauge« zum Alltag der Bewohner und zu den »Musts« für Touristen.

      Eigene Frauenbäder gab es im Mittelalter ebenso beziehungsweise reservierten einige Bäder bestimmte Öffnungszeiten nur für Frauen. Darstellungen zeigen Damen mit aufwendigen Kopfputzen – andere Badekleidung war nicht gestattet. Die Kopfbedeckung zeigte als Distinktionsmerkmal den sozialen Stand der Trägerin an und wurde daher nicht abgenommen. Welche Besitzerin von Chanel-Badeanzügen ginge schon ins FKK-Bad …

      Am meisten zu tun hatten Sexarbeiterinnen jeglicher Art bei Staatsbesuchen oder anderen großen politischen Ereignissen wie etwa einem Reichstag oder Konzil. Das fremde Hofgesinde, die Begleitung der hohen Geistlichkeit, die vielen Köche, Schreiber, Soldaten und Söldner wollten unterhalten sein. Es war der dringende Wunsch der gastgebenden Stadt, dass sich die Gäste auf Kosten des Gastgebers so gut als möglich amüsierten, auch und gerade mit den Sexarbeiterinnen. Als bekränzte »Ehrenjungfrauen« gingen sie den Gästen oder dem Herzog bei der Ankunft entgegen, wurden fürstlich bezahlt und bewirtet. Protokolle und Stadtrechnungen aus der Zeit von König Albrecht II. und seinem Sohn Ladislaus Postumus (15. Jahrhundert) geben darüber detailreich Auskunft. Eine »Konferenzstadt« musste schließlich auf ihren Ruf bedacht sein. Berichteten die Kongressteilnehmer wohlwollend über die ausgezeichnete Befriedigung ihrer Bedürfnisse, kam dies auch dem König zu Ohren und konnte somit für den Austragungsort positive Auswirkungen nach sich ziehen.

      Die Trivialromane von Iny Lorentz, die in Wirklichkeit von einem Ehepaar verfasst werden, haben keinen herausragenden Ruf, beschreiben aber die mittelalterliche Lebensrealität und gerade die von Frauen durchaus auf der Höhe des heutigen Forschungsstandes. Im Mittelalter gab es eine Kultur des Herumziehens. Ob Bettler, Gauner, Sexarbeiterinnen – die Menschen zogen in großen Gruppen oder in Sippen herum, auf der Suche nach einem besseren Leben. Frauen waren genauso aktiv wie Männer. Sie waren aufeinander angewiesen, und Frauen waren den Männern wohl auch nicht immer unterlegen. Die Erlebnisse der »Wanderhure« Marie Schärerin auf dem Konzil von Konstanz (1414 bis 1418) beruhen auf zeitgenössischen Wahrnehmungen des Dichters und Politikers Oswald von Wolkenstein, der sinngemäß schrieb: »Als wir in die Stadt hineinritten, gab es drei Hurenhäuser. Als wir sie verließen, gab es nur noch eines, das reichte vom Rathaus bis zu den Stadtmauern.« Jahrhunderte später beobachteten Journalisten bei der Pariser Weltausstellung von 1867 mit ihren Millionen von Besuchern dasselbe Phänomen: Es habe einen enormen Ansturm von Sexarbeiterinnen »aus allen vier Himmelsrichtungen« gegeben. Zusätzlich noch seien viele Frauen gekommen, um genau diesen Beruf zu ergreifen und von den vielen allein reisenden Männern in der Stadt zu profitieren.

      Elf Jahre später, 1878, wird in Wien ein österreichischer Salonmaler den Einzug Karls V. in Antwerpen, der 1520 stattfand, als perfekt kalkuliertes Skandalbild präsentieren. Die nackten »Jungfrauen« im Vordergrund zeigen die Züge allgemein bekannter Damen der feinen Wiener Gesellschaft. Der Künstler war mit einem Schlag berühmt. Er wird uns später wieder begegnen.

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