Um Krone und Liebe. Sigrid-Maria Größing

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Um Krone und Liebe - Sigrid-Maria Größing

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hintanzustellen. Aber die Zeit schien dennoch nicht fern zu sein, da Alexander, der bei lebendigem Leibe verfaulte, direkt in die Hölle fuhr!

      Ein neuer Papst würde neue Chancen bringen, so dachte Maximilian hoffnungsfroh, als Pius III. aus dem Konklave hervorging. Der überraschende Tod dieses integren Mannes im Jahre 1503 machte jedoch alle Pläne zunichte, denn sein Nachfolger, » il papa terribile«, Julius II. della Rovere ließ von allem Anfang an erkennen, dass er die Stellung Maximilians in keiner Weise aufzuwerten gedenke. Allzu flink waren die Einflüsterer in Rom schon unterwegs gewesen und hatten den deutschen König in allen Varianten schlechtgemacht. Dazu kam, dass der Doge von Venedig, der verschiedene feindselige Aktionen des Habsburgers nicht vergessen hatte, keinesfalls gewillt war, Maximilian mit einem größeren Gefolge durch sein Gebiet ziehen zu lassen. Wollte der König nach Rom, dann sollte er mit kleinster Begleitung reisen, alles andere würde der Doge als Provokation ansehen.

      Maximilian konnte schon sehr bald erkennen, wie ungünstig die Sterne für einen Romzug standen, denn ohne bewaffnete Mannen an seiner Seite war es unmöglich, die verschiedenen Stadtstaaten Italiens zu passieren. Jede Stadt machte Politik auf eigene Faust, die Stadtstaaten wechselten ihre Bündnisse von Tag zu Tag, beinah von Stunde zu Stunde, und wer heute noch Freund des deutschen Königs war, der konnte ihm schon morgen in den Rücken fallen. Das Wort Bündnistreue schien für alle Beteiligten ein Fremdwort, Geldgeschenke, Landversprechungen sowie Machterweiterung auf Kosten anderer waren die Beweggründe für die meisten kleinen Stadtherrscher, ihr Mäntelchen ständig nach dem günstigsten Wind zu hängen.

      Der Griff nach der Kaiserkrone wirkte zunächst nur wie eine persönliche Eitelkeit, war aber für Maximilian von großer politischer Bedeutung, da er die Absicht hatte, seinen Sohn Philipp zum deutschen König wählen zu lassen. Dies würde aber nur möglich sein, wenn er selber die Kaiserkrone trug. Insgeheim führte Maximilian schon lange Verhandlungen mit den Kurfürsten und hatte dabei festgestellt, dass das Wahlgremium nicht abgeneigt schien, tatsächlich Philipp in Frankfurt zu wählen. Aber die Voraussetzungen mussten erst gegeben sein! Die Situation änderte sich allerdings, als Philipp im Jahr 1506 ganz plötzlich in Spanien starb. Er hinterließ zwar zwei Söhne, aber der ältere, Karl, war zu der Zeit, als der Vater starb, erst sechs Jahre alt war.

      Jetzt hätte Maximilian Zeit gehabt, die Kaiserangelegenheit in Ruhe zu betreiben. Aber so etwas war nicht in seinem Sinn! Außerdem hatte er die erste Jugend schon längst hinter sich gelassen, und wer wusste, wie viele Jahre ihm vom Schicksal noch geschenkt sein würden. Wenn ihm der Papst und Venedig Prügel zwischen die Füße warfen, so wollte er einen anderen, weniger gefährlichen Weg finden, damit er zu kaiserlichen Ehren kommen konnte. Zusammen mit seinem treuen Ratgeber und guten Freund Matthäus Lang überlegte er alle Möglichkeiten bis ins kleinste Detail. Auch ohne Krönung in Rom bestand immerhin die Variante, sich selber offiziell als erwählter römischer Kaiser zu deklarieren. Diese Idee schien die Lösung des Problems zu sein!

      Es war ein bunter Zug, der sich über die Alpen in Bewegung setzte. Alle wollten dabei sein, hunderte Gefolgsleute, Maler und Dichter, Musiker und Spielleute, Astronomen und Sterndeuter, Gaukler und Narren, würdige Damen von Rang und lieblichste Mädchen des Reiches, als sich der beinah 50-jährige Monarch den Traum seines Lebens erfüllte. Und jeder kam auf seine Rechnung! Jubel brauste auf und wollte nicht enden, als am 4. Februar 1508 in der festlich geschmückten Domkirche von Trient Matthäus Lang mit feierlicher Stimme die Ernennung Maximilians zum römischen Kaiser bekannt gab. Der Papst war für viele uninteressant geworden, ja so mancher war froh darüber, dass sich die deutschen Könige endlich aus der jahrhundertelangen Abhängigkeit von Rom befreit hatten.

      Als der offizielle Akt vorüber war, begann ein rauschendes Fest. Und obwohl die Kassen Maximilians wieder einmal bedenklich leer waren, ließ es sich der neue Kaiser dennoch nicht nehmen, seine Gäste in jeder nur erdenklichen Art zu verwöhnen. Tausende Fackeln erhellten die Nacht, in der gesungen und getanzt, geschmaust und gebechert wurde. Auch die Männer und Frauen, die aus den Alpendörfern gekommen waren, um dem neuen Kaiser zu huldigen, sollten nicht mit leerem Magen nach Hause gehen. Im Mittelpunkt der Festlichkeiten aber stand er, der frisch gekürte, beliebte Kaiser, der sich unermüdlich neue Attraktionen, Späße und Schabernacks ausdachte, um seine Gäste zu erfreuen. Zur allgemeinen Belustigung hatte er ein prächtiges seidenes Zelt aufstellen lassen, aus dem auf ein Zeichen nicht nur Sänger und Musiker traten, sondern auch ein Mann und eine Frau in türkischer Kleidung, die auf den Schultern als Affen verkleidete Kinder trugen, die schrien, grunzten, miauten und meckerten. Über dieses Spektakel brach die erlauchte Gesellschaft geradezu in Entzücken aus, den Höhepunkt der Lustbarkeiten aber bildete der immer noch attraktive Kaiser selber, als er in einem goldenen kurzen Wams erschien, an den Füßen verschiedenfärbig verschnürte Schuhe. An der Seite führte er eine geheimnisvoll verschleierte Dame, ganz in Samt gekleidet, über und über mit Juwelen geschmückt. Mit ihr tanzte der Kaiser unter dem Jubel der Gäste einen – man höre und staune – französischen Tanz!

      Eine allerdings suchte man vergeblich unter den Feiernden: Maximilians zweite Gemahlin Bianca Maria Sforza. Der erlauchte Gemahl hatte sie nicht eingeladen, ja er hatte nicht einmal eine Ahnung, wo sich seine Gattin, die ihm durch ihre reiche Mitgift so viel Geld gebracht hatte, zur Zeit der Kaiserkrönung aufhielt.

      Was nach den Ereignissen in Trient keiner vermutet hatte, trat überraschenderweise ein: Papst Julius II. hatte gute Miene zum verlorenen Spiel gemacht und ließ Maximilian wissen, dass er dessen neuen Titel »erwählter römischer Kaiser« bestätigte, was ihn aber schon kurz darauf nicht daran hinderte, ihn als einen Barbaren zu bezeichnen. Dies war zu viel für Maximilian! Den Kampf mit dem Vertreter Gottes auf Erden war er schon lange leid. Und da er sich in Hinkunft aller Fleischeslust enthalten und kein »nacktes Weib« mehr berühren wollte, kam Maximilian auf eine ausgefallene Idee: Er selber wollte sich um die Tiara bewerben, der Kaiser wollte auch Papst werden!

      Das Fest der Feste fand in Wien statt

       »Aus der Stadt zogen dem Kaiser und den Königen auf eine Viertelmeile des Weges entgegen an die tausend fünfhundert Bürger und Bürgersöhne, alle in Scharlach gekleidet …«

      So berichtete ein Chronist im Jahre 1515. »Vor ihnen her ritten sechs mit ritterlicher Würde geschmückte Ratsherren in silbernem Harnisch, um die Fürsten im Namen der Stadt mit Gruß und Geschenken zu bewillkommnen. Nach diesen kamen fünfhundert deutsche Landsknechte mit langen Spießen und Handröhren, alle schön und gleich gekleidet …« Die Ehrenformationen, die gekommen waren, um Kaiser Maximilian und den Königen Vladislav II. von Böhmen und Ungarn und Siegmund von Polen einen prächtigen Empfang zu bereiten, nahmen schier kein Ende, denn auch die hohe Geistlichkeit hatte ihre Vertreter im prunkvollen Ornat gesandt, hinter ihnen schritten würdevoll die Professoren der Universität, die Doktoren in ihren Talaren und die bunt gekleideten Studenten, gefolgt von begeisterten Schulknaben, die bunte Fähnchen lustig schwenkten. Auch die Zünfte hatten ihre Abgeordneten geschickt, wobei sich ihnen zahllose Handwerker angeschlossen hatten, die einmal in ihrem Leben einen echten Kaiser und zwei wirkliche Könige sehen wollten.

      Ganz Wien war in hellste Aufregung geraten, als bekannt geworden war, dass der allseits beliebte Kaiser Maximilian sich entschlossen hatte, hier in der Stadt an der Donau seine Enkel an die Kinder von König Vladislav II. zu verheiraten. Dabei war allerdings auch zur Stunde noch nicht klar, wen er eigentlich als Bräutigam für die zwölfjährige Anna ausersehen hatte, denn weder Karl, der in den Niederlanden lebte und dereinst die Nachfolge seines Großvaters als Kaiser antreten sollte, noch dessen Bruder Ferdinand, der in Spanien erzogen wurde, waren gefragt worden, ob sie die kleine Ungarin heiraten wollten. Auch Maria, der Schwester der beiden Knaben, die erst zehn Lenze zählte, war es nicht anders ergangen, ihr wurde ganz einfach befohlen, mit großem Gefolge und unter ärgsten Strapazen wochenlang gen Osten nach Wien zu ziehen, um hier den ein Jahr jüngeren Knaben Ludwig zu heiraten, von dem man ihr rein gar nichts erzählt hatte, außer, dass er einmal König von Böhmen und Ungarn werden sollte.

      Aber

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