Leni Behrendt Staffel 3 – Liebesroman. Leni Behrendt
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Also, schließen wir einen Kompromiß. Drei Tage in der Woche verbringen wir hier, vier auf dem Hörgishof.«
»Ist doch nur gut, daß du für den einen Tag länger bestimmst«, lachte Christine. »Übrigens hat mich die Frau Baronin, als ich heute fernmündlich mit ihr sprach, eingeladen und ich habe das Gefühl, daß sie es sogar ehrlich meinte. Einige Tage früher hätte ich die Einladung wahrscheinlich angenommen, aber jetzt geht das nicht.
Ich bekam nämlich vorgestern Nachricht von meinem Mann«, erklärte sie leise. »Er schrieb mir, daß er sich in den vergangenen drei Jahren ganz gut durchgeschlagen hätte. Aber dann wurde er schwer krank. Und als er nach einem Vierteljahr das Spital verließ, das seine ganzen Ersparnisse verschlungen hatte, war er viel zu schwach, um wieder arbeiten zu können. Dadurch ist er in bittere Not geraten und bat mich um Hilfe.«
Die letzten Worte wehten nur wie ein Hauch zu den beiden Mädchen hin, die diese Nachricht erschreckte. Hatte man doch allgemein angenommen, daß dieser Leichtfuß irgendwo verdorben und gestorben wäre.
»Was wirst du nun tun, Christine?« fragte Karola bang.
»Ihm Hilfe zukommen lassen, soweit es mir möglich ist. Ich habe die Bank beauftragt, ihm von meinem Konto monatlich eine bestimmte Summe zu überweisen. Nicht zuviel natürlich, nur daß er sich gewissermaßen über Wasser halten kann.
Er ist ja schließlich immer noch mein Mann«, setzte sie entschuldigend hinzu. »Da ist es meine Pflicht, ihm zu helfen – ob er diese Hilfe verdient oder nicht. Oder seid ihr anderer Ansicht.«
»Ich weiß es nicht«, entgegnete Karola vorsichtig, und Gudrun nickte bekräftigend dazu. »Darüber kann man wohl erst urteilen, wenn man selbst Ehefrau ist. Anders hieße es, wie ein Blinder von der Farbe sprechen.«
Mehr zu sagen, wagte sie nicht, nämlich: Daß der Mann vielleicht gar nicht krank war, daß er nur versuchte, sich eine sichere Einnahmequelle zu verschaffen. Aber Christine war ja klug genug, um das selbst in Erwägung zu ziehen.
»Was ich nun befürchte, ist, daß Felix eines Tages hier erscheint«, sprach die Frau erbittert weiter. »Und daß er sich nicht in bester Verfassung befindet, dürfte wohl anzunehmen sein. Also muß ich verhüten, daß er Egon in den Weg läuft, und kann mich daher um den Ersten herum nicht aus dem Hause wagen. Die weiteren Tage im Monat besteht diese Gefahr wohl nicht, da der leichtsinnige Mensch dann kein Geld mehr zu der Reise hierher hat.«
»Wo befindet sich Onkel Felix?« fragte Gudrun beklommen, die tiefes Mitleid mit ihrem Tinchen hatte, das so richtig vergrämt aussah.
»Der Brief ist in Chile abgestempelt.«
»Nun, von dort bis zu uns ist das eine ganz nette Ecke«, meinte Karola tröstend. »So viel Geld wirst du deinem Mann sicherlich nicht zukommen lassen, daß er die weite Reise damit finanzieren kann.«
»Da hast du recht. Aber – na, warten wir ab. Wenn Felix hier auftauchen sollte, muß ich eine Lösung finden. Vor allen Dingen muß ich vermeiden, daß die Brüder zusammentreffen. Denn soweit ich Egon kenne, wirft er das schwarze Schaf der Familie zum Hause hinaus, was man ihm nun wirklich nicht verargen könnte. Jedenfalls muß ich hier auf Posten sein, um Ärger zu verhüten.«
»Du Arme«, sagte Karola mitleidig, die blasse Wange Christines streichelnd, während Gudrun deren Schultern umfaßte.
»Sorge dich nicht zu sehr, Tinchen«, sagte sie herzlich. »Irgendwie wird es schon werden. Wir sind ja auch noch da, um dir zu helfen. Wenn dein Geld knapp werden sollte, legen wir von unserem zu, nicht wahr, Karlchen?«
»Das ist doch selbstverständlich. Wir werden auch fortan zu Hause bleiben.«
»Kommt gar nicht in Frage«, unterbrach sie Christine, die ihre Energie langsam wiederfand. »Ihr werdet euer gewohntes Leben weiterführen, sonst müßte ich bedauern, mit euch darüber gesprochen zu haben, was vielleicht nur ein Hirngespinst von mir ist. Ich bitte euch inständig, Egon nichts davon zu verraten. Versprecht ihr mir das?«
»Ohne weiteres, Tinchen!« gelobte Karola, und Gudrun nickte bekräftigend dazu.
»Dann bin ich beruhigt. Und nun laßt mich bitte allein. Das Gespräch hat mich mehr mitgenommen, als die ganze Sache wohl wert ist. Habt Dank für euer so liebes Verständnis.«
Nachdem die beiden Mädchen das bedauernswerte Menschenkind herzlich umarmt und geküßt hatten, zogen sie wie die begossenen Pudel ab und suchten Karolas Zimmer auf, wo sie nach einer Beruhigungszigarette griffen. Denn was sie da gehört hatten, war ihnen nicht zu knapp in die Glieder gefahren.
»Das hat unserem Tinchen gerade noch gefehlt«, sprach Gudrun in das bedrückende Schweigen hinein. »Wenn der Bruder Leichtsinn wirklich auftauchen sollte, was fängt sie dann mit ihm an?«
»Das mag der liebe Himmel wissen«, seufzte Karola bekümmert. »Daß der Mensch sich nicht schämt, seine Frau, die er so gewissenlos verließ, um Hilfe anzubetteln. Glaubst du überhaupt an seine Krankheit?«
»Nein. Die gibt er gewiß nur an, um sich eine sichere Geldquelle zu verschaffen.«
»Genau das denke ich auch. Armes Tinchen, mit dem sorglosen Leben, das sie drei Jahre hier führte, dürfte es nun vorbei sein. Hoffentlich läßt sie sich nicht bis zum letzten Pfennig erpressen.«
»Sicher tut sie das, so gutherzig und pflichtbewußt, wie sie ist. Man könnte weinen.«
Dabei liefen ihr bereits die hellen Tränen über die Wangen, und schon weinte Karlchen auch.
»Da sind ja unsere treuen Mitarbeiter wieder«, wurden die beiden Mädchen am nächsten Tag von der Baronin herzlich begrüßt, die mit den Ihren beisammensaß. »Und mit so bedripsten Gesichtern?«
»Ja«, entgegnete Gudrun zuerst einmal kläglich. Doch nachdem sie und Karola alle begrüßt und Platz genommen hatten, sprach sie zögernd weiter:
»Wir sind schon etwas bedripst, aber ich weiß nicht, ob ich hier darüber sprechen soll.«
»Wenn Sie uns des Vertrauens wert halten, dann immerzu«, ermunterte Rupert. »Hat es denn Meinungsverschiedenheiten gegeben mit dem Herrn Papa?«
»Ach, der wollte mich doch bloß verheiraten«, tat sie geringschätzig ab. »Es hat noch nicht einmal Mühe gekostet, ihn von der Idee abzubringen, weil er es selbst tat. Was uns bekümmert, ist unser Tinchen.«
Erst verlegen, dann immer freier erzählte sie von Christines Mißgeschick und führte dann weiter aus:
»Nun wollten wir sie in ihrer mißlichen Lage nicht allein lassen, was sie sich jedoch schon gestern verbat. Als wir heute wieder davon anfingen, warf sie uns förmlich hinaus. Nun wissen wir wirklich nicht, wie wir uns verhalten sollten und erbitten Ihren Rat.«
»Der meine ist, die Dame gewähren zu lassen«, entgegnete Rupert. »Denn wie mir scheint, weiß sie genau, was sie will, und wird sich daher auch ohne Beistand durchsetzen. Sie müssen natürlich täglich nach ihr sehen, aber dann die leidige Angelegenheit gar nicht berühren. Immer abwarten, bis sie selbst davon anfängt. Oder bist du anderer Ansicht, Arvid, weil du eine bedenkliche Miene aufsetzt?«
»Die gilt nicht deiner Ausführung, Onkel Rupert, mit ihr gehe ich durchaus konform. Was mir zu denken gibt, ist, daß Frau Wiederbach dieses ständige Hangen