Leni Behrendt Staffel 3 – Liebesroman. Leni Behrendt

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Leni Behrendt Staffel 3 – Liebesroman - Leni Behrendt Leni Behrendt Staffel

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ist völlig erschöpft, wie ihre Begleiterin auch. Kaum daß diese imstande war, Nam’ und Art zu nennen, da übermannte sie auch schon wieder der Schlaf.«

      »Und wer sind die Damen?«

      »Die jüngere ist die Tochter des Industriellen Wiederbach aus der Kreisstadt, die ältere, deren Verwandte, ein Fräulein Arnhöft.«

      »Nanu, wie kommen solche Damen der ersten Gesellschaft um Mitternacht in unsere einsame Gegend, dazu noch bei dem Winterwetter?«

      »Das konnte sie nicht mehr erklären, weil sie zu erschöpft war. Als ich sie fragte, ob man Herrn Wiederbach benachrichtigen müßte, meinte sie, daß es nicht erforderlich wäre.«

      *

      Am Neujahrsmorgen hatte wohl der Sturm nachgelassen, aber es schneite unentwegt weiter.

      Auf dem riesengroßen Gutshof herrschte heute Feiertagsruhe. Selbst das Geflügel befand sich bei der Kälte von minus 16 Grad in dem warmen hellen Stall.

      Erst kaum vernehmbar, dann immer lauter drang in diese feierliche Stille ein Geratter. Es rührte von der Kleinbahn her, die sich eilfertig die Schienen entlangschlängelte und dann zischend vor der Wellblechbude hielt, die auf Hörgishöfer Gelände stand und dessen Bewohnern, zu denen ja auch die Leute aus den Insthäusern zählten, eine bequeme Verbindung zur Stadt bot. Gleichfalls den Kleinbauern, die ihre Höfe in der Nähe hatten und über kein Auto verfügten.

      Heute jedoch stieg kein Fahrgast weder aus noch ein. Denn erstens war Feiertag, wo es für die Landbewohner in der Stadt nichts zu besorgen gab, und dann war es, wie schon gesagt, bitter kalt. Da blieb man, wenn man nicht unbedingt hinaus mußte, in der warmen Stube, wohin auch die beiden Männer strebten, nachdem sie die Milchkannen eingeladen hatten. Eine tägliche Beschäftigung, die selbst an Sonn- und Feiertagen ausgeführt werden mußte.

      Bevor die Lokomotive sich wieder schnaufend und zischend in Bewegung setzte, stieß sie einen grellen, langgezogenen Pfiff aus, der im Herrenhaus ein junges Mädchen aus tiefem Schlaf riß. Erschrocken fuhr es aus dem Kissen hoch, um gleich wieder mit einem Wehlaut zurückzusinken. Die Hand tastete zum rechten Knie, das mit einer Binde umwickelt war. Die Augen hasteten durchs Zimmer und blieben dann an dem gegenüberstehenden Bett hängen, unter dessen Zudecke es sich nun auch zu regen begann. Ein dunkelhaariger Kopf hob sich, zwei grüngraue Augen trafen sich mit zwei blauen.

      »Guten Morgen, Gun«, sprach dann eine lachende Stimme. »Du machst ja ein Gesicht, als ob die Katz donnern hört.«

      »Mach jetzt keine Witze«, kam es ungnädig zurück. »Sag mir lieber, wo wir uns befinden.«

      »Im Hause unserer Retter.«

      »Und wer sind die …?«

      »Keine Ahnung. Als du stürztest und nicht wieder hochkommen konntest, bin ich losgetaumelt, immer dem Lichtschein zu, der von irgendwo blinkte und Rettung verhieß – die uns dann auch wurde, sonst lägen wir bestimmt nicht in so molligen Betten. Aber was das für Menschen sind, die sich unserer Not erbarmten, weiß ich nicht, ich war zu futsch und weg. Kein Wunder, nach dem entsetzlichen Weg durch den Eissturm, durch den ich mich mühsam Schritt für Schritt ringen mußte. Und alles nur wegen deiner verflixten Flirterei und der Feigheit, die Konsequenzen zu tragen.«

      »Schilt jetzt nicht«, warf die andere kläglich ein. »Mein Knie tut mir so weh.«

      »Geschieht dir ganz recht«, kam es brummend zurück. »Was man mit dir für Scherereien hat, steht wohl einzig da.«

      »Willst du nicht mal nach meinem Bein sehen, liebes Karlchen?«

      »Wollen bestimmt nicht, höchstens müssen, da ich Ärmste ja so eine Art Sklavin von dir bin.«

      Also stand sie auf und stolperte mal erst über das Nachthemd, das für ihre zierliche Figur viel zu lang und zu breit war.

      »Du meine Güte, wem mag der Talar wohl gehören?« beäugte sie neugierig das Kleidungsstück aus buntgemustertem Flanell, das lange Ärmel hatte und bis zum Hals geschlossen war. Dann hob sie das Gewand an beiden Seiten hoch und bekam so die Füße frei. Drei Schritte, dann stand sie vor dem anderen Bett und sagte lachend:

      »Deine Umhüllung scheint das Pendant zu meiner zu sein, so richtig solide siehst du aus. Schade, daß deine Anbeter dich nicht so sehen können.«

      »Ich wüßte nicht, daß ich mich jemals meinen Anbetern im Nachthemd gezeigt hätte.«

      Es klopfte, und gleich drauf steckte sich ein Kopf durch den Türspalt.

      »Ist’s erlaubt einzutreten?«

      »Man immer zu«, ermunterte Karola, worauf denn Josepha sichtbar wurde. Sie bot einen guten Morgen und trat zu den beiden Mädchen, die ihr mit begreiflicher Neugier entgegensahen.

      »Nun, wie geht’s denn den Damen?«

      »Danke, Frau …?«

      »Ich bin keine Frau, ich bin die Mamsell«, wurde Karola kurz belehrt. »Was macht denn Ihr Bein?«

      »Es tut weh. Allerdings nur, wenn ich es bewege.«

      »Dann halten Sie es still. Lassen Sie mal sehen.«

      Nachdem Josepha das Knie kritisch betrachtet hatte, nickte sie zufrieden.

      »Die Geschwulst ist erheblich zurückgegangen. Kein Wunder bei meiner Salbe.«

      »Und doch sieht das Knie immer noch böse genug aus«, wagte Karola einzuwenden. »Könnten Sie vielleicht einen Arzt herkommen lassen?«

      »Können schon. Aber warum den Mann bei so einem bißchen aus der warmen Stube jagen, dazu noch am Feiertag. Das da krieg ich mit meiner Salbe sehr gut hin.«

      Sie zog aus der Schürzentasche ein Büchschen mit der Wundersalbe, die sie auf das verletzte Knie des Mädchens schmierte.

      So grob die Hände auch aussahen, so behutsam gingen sie um. Dann wurde wieder die Binde umgetan, ein ­kleines Kissen unter die Kniekehle geschoben und Karola eingehend betrachtet.

      »Na, Sie sehen ja ganz munter aus. Gehen Sie wieder ins Bett zurück, damit Sie sich nicht erkälten.«

      »Die ist vielleicht kurz angebunden«, sagte Gun unbehaglich, nachdem sich die Tür hinter Josepha geschlossen hatte. »Die macht ja gar kein Hehl daraus, wie unerwünscht wir hier sind.«

      »Wundert dich das etwa?« fragte Karola achselzuckend, während sie sich unter das wärmende Deckbett streckte. »Ich weiß nicht, ob wir sehr liebenswürdig wären, wenn zwei Wildfremde störend in unsere Silvesterfeier hineinplatzten und eine davon bei einem mörderischen Schneesturm auf der Bahre ins Haus geholt werden müßte, wie es ja bei dir der Fall war. Ich habe zwar so gut wie gar nichts von dem allen mitgekriegt, weil ich total fertig war, aber soviel immerhin, daß wir das Haus hier gewissermaßen auf Stützen stellten. Und das alles in der Silvesternacht – peinlich genug.«

      Sie wurde durch den Eintritt Josephas unterbrochen, die ein besetztes Tablett trug, während das Hausmädchen Grete mit einem zweiten folgte, lachend über das ganze rotbackige Gesicht.

      »Stell das Tablett auf das Tischchen, und dann hilf mir das Fräulein da aufsetzen«,

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