Leni Behrendt Staffel 3 – Liebesroman. Leni Behrendt
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»Und wie verhält sich die Hausherrin zu alledem?« fragte Rupert interessiert.
»Die ist froh, daß sie mit dem ganzen Wirtschaftskram nicht behelligt wird, ist Gast im eigenen Hause.«
»Also eine Mondäne?«
»Kann man so nennen. Ihr Sohn, ein netter Bengel von zehn Jahren, hängt an seinem Stiefvater und an uns bedeutend mehr als an seiner Mutter.«
»Darf er vielleicht auch machen, was er will?« fragte der junge Baron trocken, und Karola lachte.
»Jawohl, da ja bei uns jeder nach seiner Fasson selig werden kann, wie ich vorhin schon bemerkte. Darf ich mal den Apparat benutzen?«
»Bitte sehr.«
Da die Verbindung auf sich warten ließ, wollte Karola schon den Hörer ablegen, als sich endlich am andern Ende der Diener meldete. Und was er da sagte, ließ sie überrascht aufhorchen.
»Wann sind denn die Herrschaften aufgebrochen? Gegen Abend? Nun, da war das Wetter ja noch manierlich. Hören Sie mal gut zu, Jan. Wenn Herr Wiederbach anruft, dann sagen Sie ihm, daß auch wir eingeschneit sind. Es ist absolut keine Veranlassung zur Beunruhigung, es geht uns gut. Sobald wie möglich kommen wir nach Hause. Haben Sie alles verstanden? Na schön. Ende.«
»So was nennt man Duplizität der Ereignisse«, legte sie lachend den Hörer auf. »Denn meine Verwandten sind genauso eingeschneit wie Gudrun und ich. Wie mir der Diener sagte, ist gestern gegen Abend ein Bekannter erschienen und hat die Gesellschaft, die sich bereits zur Silvesterfeier eingefunden hatte, in Bausch und Bogen nach seinem Jagdhaus entführt. Und da sich dieses mitten im Wald befindet, so liegt denn auch die ganze Gesellschaft mit ihren Wagen fest. Man soll aber recht fidel dabei sein, wie Wiederbach dem Diener sagte. Also sehe ich nicht ein, warum ich Trübsal blasen soll.«
»Recht so«, lachte die Hausherrin gleich den andern. »Was die dort können, das können wir hier auch. Und damit Fräulein Wiederbach da oben so allein nicht wirklich Trübsal blasen muß, holen wir sie nach unten. Wozu haben wir denn zwei Männer mit starken Armen.«
»Die hoffentlich nicht gebraucht werden!« fiel Karola hastig ein. »Zu leicht wollen wir es dem unnützen Ding denn doch nicht machen, es womöglich noch auf Händen tragen. Mag sie nur auslöffeln, was sie sich mit ihrer verflixten Flirterei wieder einmal einbrockte. Dadurch sind wir ja nur in so eine entsetzliche Notlage geraten, die für uns zum Verhängnis geworden wäre, hätten sich nicht Menschen gefunden, die uns in ihrer Hilfsbereitschaft davor bewahrten …
Das war nämlich so«, fuhr sie verlegen fort. »Zwei Klubmitglieder, mit denen das unverbesserliche Gör zu gleicher Zeit lustig drauflos flirtete, gerieten ihretwegen in Streit, worauf sie denn feige von der Bildfläche verschwand, um nach Hause zurückzukehren. Ich mußte natürlich mit, da ich doch nun mal ihr geplagtes Kindermädchen bin.
Zuerst ging auch alles ganz gut, bis der Schneesturm losbrach und wir dadurch Sicht und Richtung verloren. Zum Unglück stürzte Gudrun noch, schlug mit dem Knie auf die Kante des einen Ski, blieb hilflos liegen, und ich konnte zusehen, wo ich Hilfe aufstöberte. Man hat schon seine Not mit dem charmanten Flirt, wie ihr Vater sie schmunzelnd nennt«, schloß sie seufzend, und Erdmuthe sagte lachend:
»Es scheint aber eine liebe Not zu sein, nicht wahr, Fräulein Arnhöft?«
»Na ja, was soll man schon machen«, kam es gottergeben zurück. »Sie ist mir doch nun mal ans Herz gewachsen, trotz ihrer Unnützigkeit. Und wenn sich nicht ein Mann findet, der mich von meinem Beschützeramt erlöst, so kann ich das schwere Amt schleppen bis an mein seliges Ende.«
Es klang so kläglich, daß die andern amüsiert auflachten. Und mit ihnen die dralle Maid, die sich ins Zimmer schob.
»Nun, Grete, was gibt’s?« fragte die Hausherrin freundlich. »Du siehst mir so aus, als ob du etwas auf dem Herzen hättest.«
»Hab’ ich nicht, Frau Baronin«, wurde treuherzig behauptet. »Ich soll bloß das Fräulein da zu dem andern nach oben schicken, weil es ungeduldig ist und Launen hat. Das Knie tut nicht mehr weh, sie will man bloß Gesellschaft haben.«
»Für ihre Launen?« fragte Rupert dazwischen.
»Aber nein doch, Herr von Bärlitz, für sich. Und nun geh’ ich, weil ich alles bestellt habe.«
Damit trollte sie zufrieden ab, und Karola folgte ihr auf dem Fuß.
»Das hat uns gerade noch gefehlt«, brummte Gudrun, nachdem ihr Karola die Klemme, in der sie steckten, erklärt hatte. »Was sind das da unten eigentlich für Leute?«
»Du wirst lachen! Die ›Leute‹ sind die Frau Baronin von Hörgisholm mit Schwägerin, Sohn und Bruder, einem Herrn von Bärlitz, denen man ihre vornehme Abstammung sieben Meilen gegen den Wind ansieht.«
»Ach du lieber Gott«, sagte Gudrun erschrocken, fing sich dann aber rasch wieder und fragte neugierig:
»Wie alt sind die Herren denn ungefähr?«
»So um die Achtzig.«
Zuerst war Gudrun verblüfft, doch dann lachte sie hellauf.
»Na, dann muß die Mutter des Barons so um die Hundert sein. Wenn du schon schwindelst, Karlchen, dann tu es nächstens geschickter.«
»Und du tu mir den Gefallen und fang nicht womöglich mit den Herren an zu flirten nach beliebter Art. Damit würdest du uns höchstens blamieren.«
»Aber Karlchen, wer tut denn so was«, tat Gun entrüstet, während der Schelm ihr aus den Augen lachte.
»Wenn die Herren damit nicht anfangen, ich tu’ es bestimmt nicht.«
»Gott gäb’s«, seufzte Karola. »Was macht dein Knie? Wirst du aufstehen und nach unten kommen können?«
»Ich will es versuchen. Du mußt mir beim Ankleiden helfen.«
Zehn Minuten später humpelte sie denn am Arm Karolas davon, tapfer den Schmerz verbeißend, den ihr das geprellte Knie bei jedem Schritt verursachte. Trotzdem strahlte sie, als sie im Wohnzimmer stand, und strömte das Fluidum aus, das sie so unwiderstehlich machte.
So ein richtiges holdes Mädchenwunder, dachte Rupert, der dann auch die Vorstellung übernahm, worauf Gudrun auf die Hausherrin zuhumpelte und sich artig über ihre Hand neigte.
»Verzeihen Sie, Frau Baronin, daß ich Ihnen so viel Unruhe ins Haus brachte«, bettelte sie mit Augen und Lippen. »Und wie mir meine Verwandte eröffnete, sind wir durch den starken Schneefall gezwungen, Ihnen weiter zur Last zu fallen.«
»Darauf möchte ich Ihnen dieselbe Antwort geben wie vorhin Fräulein Arnhöft«, entgegnete die Dame trocken. »Nämlich: So unleidlich werden Sie sich doch wohl nicht betragen, um uns zur Last zu fallen. Und nun nehmen Sie rasch Platz; denn das Stehen tut Ihrem verletzten Knie bestimmt nicht gut. Haben Sie noch arge Schmerzen?«
»Nur wenn ich das Bein strecke und aufsetze, aber auch dann ist der Schmerz erträglich. Die Salbe der Mamsell hat tatsächlich Wunder gewirkt.«
»Für uns schon längst mehr