Leni Behrendt Staffel 3 – Liebesroman. Leni Behrendt

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Leni Behrendt Staffel 3 – Liebesroman - Leni Behrendt Leni Behrendt Staffel

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nicht«, brummte Gudrun, die Beine ungeniert von sich streckend, da sie beide allein in dem Abteil Zweiter Klasse waren. »So ganz in Ordnung ist mein Knie doch noch nicht. So kurz der Weg zur Kleinbahn auch war, es war nicht leicht für mich, ihn zu gehen.«

      »Da hättest du ja nur den Mund aufzumachen brauchen, was du sonst ja so gut verstehst.«

      »Und was hätte mir das genützt? Sollte etwa der arrogante Herr Baron sich herablassen und mich zur Bahn tragen?«

      »Warum denn gleich so kraß«, zuckte Karola die Achsel. »Ein Rodelschlitten hätte es auch getan. Nun stell deine schlechte Laune weg, du hast keinen Grund dazu. Schau lieber zum Fenster hinaus und freu dich über die wunderbare Winterlandschaft, durch die das Bähnlein so eifrig zuckelt. Herrlich finde ich diese Fahrt, doch mal was anderes.«

      Gudrun, die nie lange mißmutig sein konnte, wurde bald wieder so vergnügt, wie es ihrem sonnigen Wesen entsprach. Da die Kleinbahn fast jede fünf Minuten hielt, dauerte die Fahrt zweimal so lange als mit dem Auto. Allein sie wurde den beiden Mädchen nicht langweilig, weil es auf den Haltestellen manches für sie zu sehen gab, was ihnen neu war – und alles Neue hat nun mal seinen Reiz. Als man in den Bahnhof der Stadt einfuhr, sagte Gudrun bedauernd:

      »Schade, daß wir schon angelangt sind. Hast recht, Karlchen, das war doch mal was anderes.«

      Erwartet wurden sie natürlich nicht, da man ja zu Hause nicht wußte, wann und woher man sie erwarten sollte. So nahmen sie denn ein Mietauto, das Karola am Ziel sogar bezahlen konnte, da sie immer ein kleines Portemonnaie in der Tasche ihrer Skihose trug, so für alle Fälle. Und einer dieser Fälle war nun da.

      Es war ein pompöses Haus, das hinter dem schmiedeeisernen Tor prunkte. Nachdem Karola den Knopf gedrückt hatte, öffnete es sich wie von Geisterhand bedient. Ein Fliesenweg führte zum Portal, wo ein Diener stand, der groß die Augen aufriß.

      »Die – die Damen – sind schon – da?«

      »Warum denn nicht?« fragte Gudrun verwundert. »Wir waren ja nicht auf dem Mond. Ist mein Vater schon zurück?«

      »Nein, gnädiges Fräulein«, hatte der Mann sich wieder gefangen. Sein Gesicht trug den gewohnt blasierten Ausdruck, obwohl ihm nicht so ganz wohl in seiner Haut war. Hoffentlich hörte seine kleine Freundin, mit der er in der Halle scharmuziert hatte, seine Worte und verdrückte sich schleunigst, was dann auch der Fall war. Jedenfalls fand man keinen vor, und dem Diener fiel der berühmte Stein vom Herzen.

      »Wünschen die Damen einen Imbiß?« erkundigte er sich beflissen, doch Karola winkte ab.

      »Danke, wir haben gut gefrühstückt.«

      Hinter Gudrun stieg sie nun die Treppe hinauf, die pompös war wie alles hier im Haus. Traulichkeit fand man allerdings nicht darin, dafür war alles zu unpersönlich, zu steif, zu hypermodern. Wenn man von der Seele eines Hauses sprechen darf, dann hatte dieses Haus bestimmt keine.

      Die Räume der beiden jungen Damen waren natürlich auch höchst elegant eingerichtet. Die Schlafzimmer lagen nebeneinander, denen sich Ankleideraum und Bad anschlossen, was beide miteinander teilten, ebenso wie die Zofe, während die Hausherrin ihre eigene besaß.

      Das erstere Kätzchen erschien nun, sehr niedlich, sehr adrett, und wurde von Gudrun beordert, ein Bad zu richten.

      »Ich lechze geradezu danach«, erklärte sie, nachdem die Kleine abgewippt war. »Stell dir mal vor, zwei Tage ohne Bad.«

      Mit Vehemenz warf sie sich in einen Sessel, worauf Karola fragte: »Willst du gestiefelt und gespornt ins Bad kriechen?«

      »Ach, ich bin zu faul, um mich auszuziehen. Resi kann das machen.«

      »Hab’ ich Aussicht, auch ins Bad zu kommen?«

      »Natürlich, Karlchen, ich werde mich sehr beeilen.«

      Eine Stunde später standen dann die beiden Mädchen da wie frisch gewaschen und frisch geplättet. Sehr elegant sahen sie aus, sehr gepflegt. Sie überlegten gerade, ob sie vor dem Mittagessen noch etwas unternehmen sollten, als der zehnjährige Enno ins Zimmer stürmte.

      »Bloß gut, daß ihr da seid«, umhalste der hübsche Krauskopf beide Mädchen zugleich. »Wir dachten schon, ihr seid verschüttgegangen. Wo ward ihr denn überhaupt, erzählt mal.«

      »Man nicht so stürmisch, junger Mann«, lockerte Karola die feste Umschlingung des temperamentvollen Bürschchens. »Gehen wir nach unten, da sollst du gleich den anderen alles erfahren. Denn zweimal über ein Abenteuer zu sprechen, ist zu anstrengend.«

      »Abenteuer – wirklich?« wurden die hübschen Braunaugen kugelrund. »Dann ist bestimmt die Gun daran schuld.«

      »Danke, sehr liebenswürdig«, fuhr diese ihm lachend in den Schopf, der sich nun bei den Mädchen einhakte und sie ungeduldig nach unten zog wo man im Wohnzimmer das Ehepaar und den guten Geist des Hauses, Christine Wiederbach, vorfand. Eine Dame Mitte Dreißig, nicht ausgesprochen schön, doch gepflegt und elegant.

      Die Hausherrin hingegen war mondän. Sie tat weiter nichts als sich zu pflegen, Modesalons in Aufregung zu versetzen und in der Gesellschaft tonangebend zu sein. Ihr Gatte, ein eleganter Endvierziger, paßte ganz gut zu ihr, nur er arbeitete.

      Schaffte reichlich das Geld herbei, das seine Familie mit vollen Händen ausgab, und er natürlich mit. Dazu der sündhaft teure Haushalt, also gehörte schon ein ordentlicher Batzen dazu, um all die Ausgaben zu bestreiten, sein großes Unternehmen auf der Höhe zu halten und ein dickes Guthaben sein eigen zu nennen.

      Eben versuchte dieser erfolgreiche Mann aus dem klug zu werden, was sein Stiefsohn hervorsprudelte.

      »Langsam, langsam!« stoppte er ab. »Was du da sprichst, daraus kann ja kein Mensch klug werden, Kerlchen. Was ist das denn für ein Abenteuer?«

      »Das Rola und Gun erlebten.«

      »Moment mal!« wurde nun der Vater stutzig. Forschend sah er zu den beiden Mädchen hin, die indes Platz genommen hatten.

      »Abenteuer, Karola? Vielleicht erklärst du mir das.«

      Sie tat’s – knapp und klar. Und je länger sie sprach, um so nervöser wurde Wiederbach. Als sie dann mit ihrem Bericht zu Ende war, sprang er auf, durchquerte einige Male den großen Raum, blieb dann vor Karola stehen und sagte gereizt:

      »So, das bekomme ich so ganz nebenbei zu hören, in welcher Gefahr ihr euch befunden habt, ihr schrecklichen Mädchen. Ihr wußtet doch, wo ich war, hättet ihr mich da nicht anrufen können?«

      »Wir unterließen es absichtlich, um dich nicht zu beunruhigen«, entgegnete sie ruhig. »Wenn ich da immer wieder beteuerte, daß Gun wohlbehalten ist, hättest du mir das geglaubt, Onkel Egon?«

      »Hundertprozentig kaum.«

      »Also! Da ist es doch viel besser, daß du ahnungslos warst. Dadurch blieb dir die Sorge erspart.«

      »Hast auch wieder recht, Karolchen. Da hast du dir ja wieder einmal was Nettes geleistet«, wandte er sich jetzt der Tochter zu, die ihn freundlich anlachte. »Erst flirtest du mit den beiden Herren, spielst sie gegeneinander aus und wenn sie sich dann eifersüchtig in den Haaren liegen, bist du feige und kneifst aus. Diese verflixte Flirterei hört endlich auf, verstanden?«

      »Jawohl«,

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