Leni Behrendt Staffel 3 – Liebesroman. Leni Behrendt

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Leni Behrendt Staffel 3 – Liebesroman - Leni Behrendt Leni Behrendt Staffel

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einen Besitz übernahm, der kaum noch einen Heller wert war. Wenn Großonkel Otto sich da nicht meiner erbarmt und mir mit Geld und energischen Vorhaltungen das Rückgrat gestärkt hätte, wärest du überhaupt gar nicht geboren, weil dein Vater mit mir zusammen im tiefen, verschwiegenen Parkweiher versunken wäre – wovor uns jedoch eine feste und gütige Hand noch im letzten Augenblick bewahrte, aber das alles ist dir ja aus Erzählungen bekannt, auch daß ich tagaus, tagein wie ein Kuli geschuftet habe – ganze fünfundvierzig Jahre. Und es hat sich gelohnt – denn Brechten steht heute, wenn auch nicht direkt glänzend, so doch immerhin ganz gut da.

      Und daher werde ich mich mit jedem Blutstropfen dagegen wehren, daß du in deiner sinnlosen Leidenschaft mit einem minderwertigen Weib das vergeudest, was ich so mühsam aufbaute.

      Du kannst mir wahrlich nicht den Vorwurf machen, daß ich hart mit dir verfahren bin. Du hast eine frohe, sorglose Kindheit gehabt. Hast dann studiert, hinterher Reisen gemacht und dein Leben genossen, ohne dabei mit der Mark rechnen zu müssen. Ich habe auch beide Augen zugedrückt bei deinen jeweiligen Amouren – aber wenn du dich mit so einem Techtelmechtel verlobst, dann ist es Zeit, einen Riegel vorzuschieben, oder besser gesagt: Dein vergiftetes Herz zu entgiften – und das kannst du in einer Ehe mit Ragnilt Leinsen – diesem unberührten, taufrischen Geschöpf. Sie als Herrin von Brechten zu wissen, ist schon lange mein Wunsch.«

      »Aber nicht der meine!« brauste der junge Mann auf. »Ich will eine Frau haben – aber kein sentimentales Gänschen!«

      »Daher ist dir eine Frau lieber, die zehn Jahre älter ist als du.«

      »Großmama, wollen wir nicht das heikle Thema lassen?« fragte Trutz nun wieder beherrscht. »Spare deine Worte, sie sind nur vergeudet. Du brauchst keine Angst zu haben, daß ich das gewissenlos verschleudern werde, was du hier mühsam aufbautest. Du weißt ja, daß es schon lange mein Wunsch ist, zu Onkel Arnold nach Kanada zu gehen und ich deswegen mit ihm jahrelang in regem Briefwechsel stehe. Vor einigen Tagen erreichte mich die Nachricht, daß dieser prächtige Onkel mir eine größere Summe überweisen wird, wovon ich gewiß auch das Verlobungsgeschenk meiner geliebten Braut bezahlen kann.«

      »Wie schön, wenn es einen Onkel gibt, den man anbetteln kann«, meinte die alte Dame sehr ruhig, sehr eisig. »Man hat es natürlich satt, mit siebenundzwanzig Jahren immer noch von einer verschrobenen, verkalkten, siebzigjährigen Großmutter abzuhängen. Selbst ist der Mann – oha –!«

      »Großmama, deine Ironie ist fürchterlich!« brauste der Enkel erneut auf. »Du siehst mich wahrscheinlich immer noch als Hosenmatz und vergißt darüber, daß ich siebenundzwanzig Jahre zähle und daher das Recht beanspruche, endlich selb­ständig zu werden. Und zu dieser Selbständigkeit wird mir Onkel Arnold verhelfen.«

      »Das wird er wahrscheinlich tun«, kam die Antwort trocken. »Aber mit dem Leben, das du bisher als verwöhntes Herrensöhnchen führtest, dürfte es wohl zu Ende sein. Denn ein Mensch, der sich in so harter Fron eine Existenz aufbauen mußte, wie es bei Arnold der Fall ist, der hat bestimmt kein Verständnis für ein Salonbürschchen – schon gar nicht, wenn es mit einer abgetakelten Halbweltdame als Eheweib anrückt.«

      »Halt ein!« unterbrach der Enkel sie flammenden Blickes. »Wie kann man mit siebzig Jahren nur noch so boshaft sein. Trotzdem sage ich dir Dank für alles.«

      »Bitte sehr«, tat Hermine nonchalant ab. »Aber sei dem, wie es wolle, auf den Zehntausendmarkschmuck wird deine Holde dennoch verzichten müssen.«

      Da knallte die Tür hinter dem jungen Mann zu, und die vom Leben enttäuschte Hermine lachte bitter auf. Das waren die Früchte, die sie nach so mühsamer Saat ernten durfte!

      *

      Zehn Minuten später trat Brunhild ein, mit bangem Blick die alte Dame musternd, die so aufrecht wie eh und je in dem hochlehnigen Polsterstuhl saß. Zwar war das hagere Antlitz blasser als sonst, der schmale Mund zeigte einen verbissenen Zug, doch die falkenscharfen Augen waren klar und ungetrübt.

      Und wieder einmal bewunderte Brunhild von Reichwart diese Frau, die alle Schicksalsschläge so selbstverständlich hinnahm, sich unter ihnen noch nicht einmal duckte. Die unbeirrt weiter schuftete, obwohl sie sich selbst sagen mußte, daß sie dabei nur Wasser mit Sieben schöpfte, denn der Enkel, für den das alles geschah, schien nicht nur äußerlich seinem Großvater nachzuschlagen, sondern auch, Gott sei’s geklagt, charakterlich. Sonst hätte er sich in einer Amour bestimmt nicht so rettungslos verlieren können.

      »Nun, Tantchen, wie war’s?« forschte Brunhild bang, und das Herz tat ihr weh bei dem verbitterten Auflachen der alten Dame.

      »Es war noch ärger, als ich erwartete, denn der blindverliebte Narr hat sich mit der Kokotte bereits verlobt, will sie natürlich zu seiner Frau machen und dann mit ihr zu Onkel Arnold nach Kanada auswandern.«

      »Um Gottes willen, Tante Hermine, das darfst du doch unmöglich dulden!«

      »Wird mir wohl nichts anderes übrigbleiben, da mein lieber Enkel sich heute hochtrabend von mir lossagte, indem er mir alles hohnlachend vor die Füße warf, was ich ihm bisher bot. Er erwartet nämlich Geld von Arnold, von dem er auch das Verlobungsgeschenk für seine Braut bezahlen will. Ein Trugschluß, der sich ihm bald offenbaren wird, denn soweit ich Arnold kenne, drückt er den Daumen aufs Portemonnaie und wird daher dem ihm noch unbekannten Neffen erst einmal die Flugkarte und ein Taschengeld schicken, wogegen ich gewiß nichts einzuwenden habe. Es kann diesem Porzellanjüngling bestimmt nur guttun, wenn er in eine feste, rauhe Männerhand kommt, denn die meine war zu weich und zart, wie ich jetzt leider erkennen muß. Also mag der aufsässige Bengel nur auswandern – und zwar ohne diese obskure Leila, die dem blindverliebten Narren heute wahrscheinlich die Augen öffnen wird mit grausamer Deutlichkeit. Es wird zum Bruch kommen, weil dieser Vamp den Schmuck nicht bekommen kann, nach dem er seine gierigen Krallen ausstreckt, und weil Trutz nach der heutigen Unterredung mit mir nolens volens dazu gezwungen ist, seine Verhältnisse klarzulegen. Dann kriegt er hohnlachend den Abschied und wird hier brav zu Kreuze kriechen.«

      Was denn auch tatsächlich geschah. Das heißt, zu Kreuze kroch der junge Mann gerade nicht, sondern erklärte schroff und verbissen, daß er bereit wäre, Ragnilt Leinsen zu heiraten. Nun, ob so oder so – die Großmutter hatte erreicht, was sie wollte.

      Am liebsten hätte sie ja ihrem einzigen Enkel, an dem ihr ganzes Herz hing, tröstend über das zerwühlte Gesicht gestreichelt, hütete sich jedoch davor, ihre Weichheit zu zeigen. Sie wußte auch, daß sie jetzt erst jedes Wort auf die Waage legen mußte, bevor sie es aussprach. Daher sagte sie behutsam:

      »Es freut mich, Trutz, daß du dich zu der Hochzeit entschlossen hast. Doch bis es soweit ist, vergehen immerhin Wochen, und ich mache dir den Vorschlag, solange auf Reisen zu gehen. Alles andere leite ich hier in die Wege, es genügt, wenn du einen Tag vor der Hochzeit zurückkehrst. Aber daß es geschieht, darauf mußt du mir schon dein Wort geben.«

      »Das hast du, Großmama. Darf ich nun gehen?«

      »Ja. Pack deine Koffer, das nötige Geld laß ich dir durch Kilian zugehen – es wird bestimmt nicht knapp bemessen sein. Über deine jeweilige Anschrift halte mich bitte auf dem laufenden, damit ich dich jederzeit erreichen kann.

      Und nun geh mit Gott, mein Junge. Glaube mir, was geschieht, ist nur zu deinem Besten, wenn du das jetzt auch noch nicht einsehen kannst und willst.«

      Nun streichelte sie doch zärtlich über das Gesicht, das sich zum Abschied über ihre Hand neigte. Dann ging der junge Baron schweigend davon und fuhr eine Stunde später in seinem Wagen ab, um bei anderen Frauen die eine zu vergessen, die ihm heute hohnlachend den Abschied gab.

      *

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