Fear Street 46 - Besessen. R.L. Stine

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Fear Street 46 - Besessen - R.L. Stine Fear Street

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Nancy fortgeschickt wurde, war Rich noch missmutiger geworden und noch verschlossener als je zuvor. Aber Emily hatte gemerkt, dass sie sich von Jessie ein falsches Bild gemacht hatte – ein völlig falsches Bild. Inzwischen waren sich die beiden näher gekommen, so nah wie richtige Schwestern.

      „Und wie ist meine richtige Schwester jetzt“, fragte sich Emily, „jetzt, nachdem sie ein Jahr fort war? Ist sie jetzt vollkommen anders? Wird sie mich immer noch hassen? Wird sie noch daran denken, dass sie mich umbringen wollte?“

      „Hier bin ich wieder!“, rief eine Stimme zur Tür herein.

      Erschrocken wirbelte Emily herum. „Jessie …!“

      Jessie zog einen großen Karton in Emilys Zimmer. Sie stöhnte. „Ich kann’s nicht fassen, dass ich jetzt wieder bei dir einziehe – nachdem ich ein ganzes Jahr lang ein eigenes Zimmer gehabt habe.“

      „Und ich kann’s nicht fassen, dass du so viel Zeug hast!“, rief Emily.

      Schon seit dem frühen Morgen war Jessie damit beschäftigt, ihre Sachen aus Nancys Zimmer zu räumen. „Mach eine Schublade in der Kommode für mich frei, okay?“

      Ehrlich gesagt war Emily froh, dass Jessie wieder bei ihr einzog. Irgendwie fühlte sie sich dadurch sicherer.

      „Sicher vor meiner eigenen Schwester“, dachte sie niedergeschlagen.

      Emily zog sich das Handtuch vom Kopf, das sie sich nach dem Duschen um die nassen Haare gewickelt hatte. Sie schüttelte ihr Haar, wie es die Models im Fernsehen taten.

      Doch wenn die Models das machten, legte sich ihr langes, seidiges Haar auf magische Weise wieder in die richtige Form. Emilys dickes, gelocktes, braunes Haar dagegen fiel feucht und wirr herunter. Sie blickte in den Spiegel. „Na toll“, murmelte sie stirnrunzelnd.

      Emily war eigentlich ganz zufrieden mit ihrem Aussehen. Sie wünschte bloß, sie könnte etwas an ihren wilden, verrückten Haaren ändern. Und sie wünschte sich, dünner und zierlicher zu sein. „Du hast eben einen schweren Knochenbau“, so nannte es ihre Mutter.

      Neben der zierlichen, schmalen, perfekt aussehenden Jessie kam sie sich immer vor wie eine Kuh.

      Jessies hübsches, herzförmiges Gesicht war von gewelltem, strohblondem Haar umrahmt. Ihre blauen Augen glänzten, sie hatte eine wunderbar hohe Stirn und zarte, helle Haut. Wenn Emily sie ansah, musste sie an einen Engel aus einem alten Gemälde denken.

      Emily bürstete ihr Haar, kämmte es zurück und band es zusammen. „Ich muss mich anziehen“, sagte sie laut. „Nancy kann jeden Augenblick hier sein.“ Emily blickte zu Jessie hinüber, die gerade versuchte, einen Stapel Modezeitschriften unten in ein Bücherregal zu stopfen. Jessie trug ein ausgeleiertes graues Sweatshirt und eine viel zu weite graue Jogginghose. „Was soll’s“, dachte Emily. „Jessie würde sogar in einem Müllsack gut aussehen!“

      Emily zog noch einmal ihr Haar zurecht und ging zum Kleiderschrank hinüber, der nun schon von Jessies Klamotten überquoll. Sie zog ein beigefarbenes Kleid heraus, das kittelähnlich geschnitten war.

      „Das willst du anziehen?“, fragte Jessie in schrillem Tonfall.

      Emily ließ das Kleid wie ein Zelt über ihren Körper fallen. „Das ist mein bestes Stück“, erwiderte sie. Sie hatte es im Sonderangebot erstanden und seitdem ständig getragen. Das Kittelkleid war ungefähr fünf Nummern zu groß. Aber sie fühlte sich einfach so wohl darin.

      So sicher.

      Als könnte sie sich darin verstecken.

      Von draußen hörte sie das Knirschen von Autoreifen auf dem Schnee. Emily blickte aus dem Fenster und sah einen blauen Honda vorbeirollen. Nicht ihre Eltern. Das grelle Sonnenlicht spiegelte sich auf der vereisten Straße.

      Sie schloss die Augen und stellte sich Nancy vor. Nancys langes, seidiges, kupferrotes Haar, ihre dünne, knabenhafte Gestalt, ihre grünen Augen. Sie versuchte, sich die ältere Schwester in glücklicheren Zeiten vorzustellen. Die Nancy, mit der sie aufgewachsen war. Die Nancy, der sie vertraut hatte, auf die sie sich jederzeit verlassen konnte.

      Ein ganzes Jahr ohne ihre Schwester. Keine Briefe. Keine Anrufe.

      Emily versuchte, sich an Nancys Lachen zu erinnern.

      „Hast du Angst?“ Jessies Stimme unterbrach ihre Gedanken.

      Emily öffnete die Augen und schüttelte den Kopf. „Nein, keine Angst. Ich meine … Nancy hatte einen Nervenzusammenbruch, stimmt’s? Jetzt ist sie wieder gesund. Sonst würden die Ärzte sie nicht aus der Klinik entlassen und nach Hause schicken.“

      „Genau“, stimmte Jessie zu. Sie ließ sich auf den Rand ihres Bettes fallen. „Du, Em, ich hab deine Mutter noch nie so nervös gesehen.“

      „Ja. Sie war die ganze Nacht auf und hat geputzt“, sagte Emily.

      „Ich hab sie auch gehört“, murmelte Jessie.

      Emily blickte Jessie in die Augen. „Du warst wach? Warum? Schon wieder der Albtraum?“

      Jessie nickte.

      Mitfühlend schüttelte Emily den Kopf. Die arme Jessie hatte wieder von Jolie geträumt.

      „Jessie hat auch ihre Probleme“, dachte Emily. „Ihre schlimmen Erinnerungen. Ihre Albträume.“

      Jolie war Jessies Freundin an ihrer alten Schule gewesen. Sie war bei einem Campingausflug ums Leben gekommen. Jessie hatte sie gefunden. Und manche, die bei dem Ausflug dabei gewesen waren, beschuldigten Jessie, sie umgebracht zu haben.

      „Ich dachte, ich wäre über die Sache mit Jolie hinweg“, sagte Jessie mit erstickter Stimme. „Keine Ahnung, warum ich wieder von ihr geträumt habe.“

      Emily ging zu ihrer Stiefschwester hinüber und legte ihr sanft die Hand auf die Schulter. „Bestimmt wegen Nancy“, sagte sie leise. „Wir sind alle so nervös, weil Nancy nach Hause kommt. Deshalb kriegen wir Albträume.“

      Die beiden umarmten sich.

      Dann ging Jessie zur Kommode hinüber. Sie nahm eine schlanke, gläserne Parfümflasche zur Hand und besprühte sich Hals und Handgelenke. Ein süßer Duft von Pfirsichen und Rosen durchströmte den Raum.

      „Hey, nicht so viel!“, schimpfte Emily. „Das Zeug war teuer!“

      Eigentlich war es Emily egal, wie viel das Parfüm gekostet hatte. Aber ihr Freund Josh hatte es ihr geschenkt, und deshalb wünschte sie sich, dass die Flasche niemals leer wurde.

      Josh hatte seine Eltern beauftragt, es von einer Parisreise für Emily mitzubringen. Das war das wunderbarste Geschenk, das sie jemals von ihm bekommen hatte. Ma chérie stand in einem zarten Schriftzug auf der Flasche.

      „Das bedeutet Mein Liebling“, hatte Josh auf seiner Karte dazugeschrieben.

      Jessie sprühte sich noch einmal ein. „Das nennt man Baden auf Französisch“, sagte sie und grinste Emily durch den Spiegel zu. „Man hüllt sich in eine Parfümwolke, statt zu duschen.“

      Emily ballte ganz kurz die Faust zusammen. Jessie brauchte die halbe Flasche auf!

      Plötzlich

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