Dr. Norden Bestseller Box 13 – Arztroman. Patricia Vandenberg
Чтение книги онлайн.
Читать онлайн книгу Dr. Norden Bestseller Box 13 – Arztroman - Patricia Vandenberg страница 7
Für Sepp war dies nun zu Ende. Es blieb zu hoffen, daß Frau Schindelbeck nun wenigstens an dem kleinen Karlchen ein bißchen Freude haben würde, der ein Nachkömmling war, und den sie zuerst gar nicht hatte haben wollen. Mit Frau Schindelbeck wollte Daniel sprechen, wenn er die Rogners benachrichtigt hatte.
Mit gemischten Gefühlen fuhr er zu ihnen, aber er traf nur Frau Rogner an, die schon verzweifelt auf Achim wartete. Ulla war gerade aus der Schule gekommen und hatte gemeint, daß er nun aus purem Trotz herumstreunen würde.
Nun war Dr. Norden gekommen. Verstört blickte ihn Frau Rogner an.
»Kommen Sie wegen Herrn Sommer?« fragte sie bestürzt. »Ist seine Hand schlimmer geworden?«
»Nein, ich muß Ihnen leider eine andere schlechte Nachricht bringen, Frau Rogner. Achim ist mit dem Rad verunglückt«, erwiderte er.
»Das ist doch unmöglich!« rief sie aus. »Das Rad steht im Keller. Mein Mann hat es sogar angekettet.«
»Dann muß er sich eins geliehen haben«, sagte der Arzt. »Ich wurde zur Unfallstelle gerufen. Achim ist ins Kreiskrankenhaus gebracht worden.«
Frau Rogner schlug die Hände vor das Gesicht. »Es ist doch nicht schlimm«, stammelte sie. »Bitte, sagen Sie, daß es nicht schlimm ist.«
»Ich habe geahnt, daß es mal so kommen würde«, warf Ulla ein.
Dr. Norden sah sie an. »Bitte, regen Sie Ihre Mutter nicht auch noch auf, Fräulein Rogner. Es ist ziemlich schlimm.«
»Und mein Mann ist heute auswärts«, flüsterte Frau Rogner unter Tränen. »Warum muß uns der Bub nur so viele Sorgen machen?«
»Wir bestellen ein Taxi und fahren zu Achim, Mama«, sagte Ulla. »Er ist doch wie ’ne Katze. Er hat sieben Leben.«
Das war rauh gesagt, doch gut gemeint. Daniel Norden hoffte nur, daß es auch so sein würde. Daß Sepp tot war, sagte er nicht.
Ulla hatte schon den Telefonhörer in der Hand, um ein Taxi zu bestellen. Er verabschiedete sich mit ein paar aufmunternden Worten, die ihm aber nur mühsam über die Lippen kamen. Dann fuhr er zu Frau Schindelbeck.
Sie wußte schon Bescheid, das sah er ihrem verhärmten Gesicht an. Sie war gerade vierzig Jahre alt, aber unzählige Sorgenfalten durchzogen bereits ihr Gesicht. Schmächtig war sie und schon gebeugt.
»Ich mein’, vielleicht ist es besser so, als wenn er ganz verkommen wär’«, murmelte sie. »Ich hab’ nichts machen können, Herr Doktor. Woher soll’s denn auch kommen? Ich habe mir damals eingebildet, nur der Gustav müßte es sein, wo doch meine Eltern so dagegen waren und immer schimpften. Ich hab’s nicht anders gewollt, nun muß ich es tragen. Aber so wird es nicht weitergehen. Ich nehme das Karlchen und gehe weg. Ich mag nimmer. Der Kleine soll das nicht auch alles mitkriegen. Wenn ich nur wüßte, wohin ich gehen könnt’, wer mich noch nehmen würde…«
Hilfeflehend sah sie ihn an mit ihren trüben Augen, die schon lange keine Träne mehr kannten. Leergeweint waren sie in all dem Kummer, den sie auf ihren schmalen Schultern zu tragen hatte.
»Ich wüßte schon etwas, Frau Schindelbeck«, sagte Dr. Norden. »Auf der Insel der Hoffnung könnte man Sie brauchen, und Karlchen würde da auch in einer anderen Umgebung aufwachsen. Aber packen müßten Sie es halt.«
»Ich pack’ es, wenn der Sepp unter der Erde ist«, sagte sie. »Sonst gehe ich auch vor die Hunde, und dann hat Karlchen niemanden mehr. Herr Doktor, wenn Sie das noch für mich tun würden, mein Lebzeit würde ich Ihnen danken dafür.« Ihre Stimme zitterte. »Wenn der Gustav mich vorher nicht totschlägt«, fügte sie dann leise hinzu.
»Schlägt er Sie, Frau Schindelbeck?« fragte der Arzt erschüttert.
»Mei, man mag nicht darüber reden«, erwiderte sie. »Der Kleine soll halt nicht auch vor die Hunde gehen.«
Schindelbeck – irgendwie mochte der Name auch seine Bedeutung haben. Jedenfalls war mit ihr Schindluder getrieben worden. Das dachte Daniel Norden, als er heimwärts fuhr. Aber eine Chance mußte man dieser Frau doch noch geben, die sich für nichts und wieder nichts abgerackert hatte.
Fee Norden hatte dafür Verständnis, aber wofür hatte sie denn kein Verständnis? Sie verstand auch, daß Daniel an diesem Tag das Essen nicht schmeckte, obgleich Leni die Kalbsrouladen besonders gut geraten waren. Ihr tat der Fahrer des Autos leid, denn er hatte unter dem Schock nun genug zu leiden.
Es war ein Vertreter, der auch eine Familie zu versorgen hatte, der um seinen Führerschein fürchtete, der doch so wichtig war für seinen Beruf.
Zum Glück für ihn gab es Zeugen, die bereit waren zu schwören, daß er nicht schuldig war.
Aber wie konnte man vergessen, wenn einem so etwas widerfahren war? Dr. Daniel Norden hatte nicht vergessen, daß ihm einmal ein Junge bei starkem Regen blindlings in den Wagen gelaufen war, obgleich dabei nicht viel passiert war. Aber er fuhr immer ganz besonders vorsichtig, wenn es so stark regnete. An diesem Tag aber hatte es einen Toten und einen Schwerverletzten gegeben.
Für die Rogners kam hinzu, daß die Eltern des Jungen, dessen Fahrrad sich Achim angeeignet hatte, nur daran dachten, daß ihnen das Fahrrad ersetzt werden würde. Achim hatte ausgerechnet eines erwischt, das dem Sohn eines Mannes gehörte, der von der Versicherung, deren Direktor Erwin Rogner war, bei einem Schadensfall einmal nicht entschädigt worden war.
Dies alles sollte sich aber erst später herausstellen.
Als Erwin Rogner an diesem Abend heimkam, brach für ihn eine Welt zusammen. An das neue Haus dachte er nicht mehr.
*
So sehr betroffen war auch Daniel Norden von den Ereignissen dieses Tages, daß er fast vergessen hatte, mit Dr. Leitner über Frau Sommer zu sprechen.
Es war wieder Fee, die ihn daran erinnerte, wenn auch in einem ganz anderen Zusammenhang. Fee wollte ihren Mann nur auf andere Gedanken bringen.
»Es wird jetzt so viel über den Biorhythmus geschrieben«, sagte sie ganz nebenbei. »Damit wird auch Geschäft gemacht.«
»Aber von Nachteil ist es nicht, wenn sich die Menschen damit beschäftigen«, sagte er.
»Ich muß gestehen, daß ich mich damit auch noch nicht beschäftigt habe«, meinte Fee.
»Du bist halt ein ausgeglichener Mensch, Liebling, aber es ist nicht wegzureden, daß jeder Mensch einem bestimmten Rhythmus unterliegt.«
»Soviel habe ich schon gelesen, daß der Körperrhythmus dreiundzwanzig Tage währt, der Seelenrhythmus achtundzwanzig Tage und der Geistesrhythmus dreiunddreißig Tage. Und Krisentage entstehen, wenn der Biorhythmus wechselt. Aber meinst du nicht, daß manch einer närrisch wird, wenn er sich dauernd damit beschäftigt?«
»Das ist genau wie mit den Horoskopen, Liebes«, erwiderte Daniel nachsichtig. »Bei beidem kann manches heraufbeschworen, anderes damit entschuldigt werden, daß es eben gar nicht anders sein kann. Für sich selbst nutzen können es nur Menschen, die intelligent genug sind, sich unter Kontrolle zu behalten. Ich bin kein Feind solcher Berechnungen, das weißt du, aber