Der kleine Fürst Staffel 12 – Adelsroman. Viola Maybach

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Der kleine Fürst Staffel 12 – Adelsroman - Viola Maybach Der kleine Fürst Staffel

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bin hergekommen, um mich bei Ihnen zu bedanken, Frau Dr. Richter«, sagte die Fürstin. »Sie haben mir das Leben gerettet.«

      »Das war meine Pflicht«, antwortete Sandra leichthin. »Ich danke für Ihren Besuch, es ist eine Ehre für Bettina und mich. Ich hätte ihn nicht erwartet. Darf ich Ihnen etwas anbieten? Kaffee oder einen Tee?«

      »Tee, bitte. Hier sind ein paar Geschenke für das Kind. Hoffentlich passen ihm die Strampelhös­chen. Wie alt ist die Kleine jetzt?«

      »Vier Monate. Sie hebt schon das Köpfchen.«

      »Ach ja? Schläft sie nachts durch? Stillen Sie sie oder geben Sie ihr die Flasche? Gunter hatte, als er gerade ein Vierteljahr alt war, eine Diarrhöe, das war schlimm. Wir fürchteten damals schon, er würde sterben. Es ist nur einem alten Hausmittel zu verdanken, daß er am Leben blieb.«

      Während Sandra den Tee zubereitete, stand die Fürstin im Flur. Die beiden plauderten angeregt über das Baby. Hubert wollte seinen Ohren nicht trauen. Er und Marthe hatten nie Kinder gehabt. Das Thema war ihm völlig fremd.

      Der Tee war fast fertig, als Bettina, die ihren Mittagsschlaf beendet hatte, sich meldete.

      »Sie müssen sofort nach ihr sehen«, sagte Fürstin Claudia. »Die Kleine geht natürlich vor.«

      Sie folgte Sandra ins Schlafzimmer, die Ärztin zog die Rolläden hoch. Sie drehte Bettina auf den Rücken, das Baby lachte seine Mutter und die Fürstin an. Es gab unverständliche Silben von sich.

      »Hat sie Mama gesagt?« fragte die Fürstin lächelnd.

      Der Anblick des Kindes ließ sie alles vergessen.

      »Man kann es noch nicht verstehen«, antwortete Sandra. »Mein kleiner Schatz, jetzt gibt’s das Fläschchen. Dann wirst du gesäubert und frisch gewickelt. Wollen Sie solange hinausgehen, Durchlaucht?«

      »Aber wo werde ich denn. Es ist eine Weile her, seit ich ein Kind gewickelt habe, aber ich habe nicht vergessen, wie man das macht. Die Kleine ist zu süß. Hat noch kein Zähnchen und lacht wie die Sonne.«

      Fürstin Claudia spielte mit Bettina, während Sandra das Fläschchen bereitete. Die Fürstin schüttelte die Rassel, Bettina griff tapsig danach.

      Um die verletzte Schulter hatte Fürstin Claudia noch einen Stützverband. Sie trug den rechten Arm in einer Schlinge. Als sie dem Baby die Linke entgegenstreckte, gluckste Bettina und packte den ringgeschmückten Mittelfinger der Fürstin mit ihren Händchen.

      Dabei fiel Fürstin Claudia etwas auf. Sie schaute sich Bettinas Fingerchen genauer an.

      »Bettinas kleine Finger sind krumm«, sagte sie, als Sandra mit der Babyflasche kam. »Ist Ihnen das schon aufgefallen?«

      »Natürlich.«

      »Das ist ein Familienmerkmal der Falkenaus.« Die Fürstin sah Sandra in die Augen. »Jeweils das älteste Kind hat es, eine genetische Besonderheit.«

      »So ein Merkmal ist zwar äußerst selten«, antwortete Sandra, »aber es gibt auch noch andere Menschen als die Fürsten von Falkenau, die es haben.«

      Sie gab Bettina die Flasche. Das Baby trank hungrig.

      »Nicht so schnell«, ermahnte es Sandra. »Niemand nimmt dir etwas weg.«

      Fürstin Claudia ließ sich nicht beirren.

      »Wenn Gunter der Vater der kleinen Bettina wäre, wäre es ganz natürlich, daß sie die Verwachsung an den kleinen Fingern hat. Ich finde es äußerst seltsam, daß Ihr Kind das Falkenau-Erbmerkmal aufweist, Frau Dr. Richter, während Sie behaupten, Gunter sei nicht der Vater.«

      Sandra blickte sie zornig an.

      »Durchlaucht, wer der Vater meines Kindes ist, ist ganz allein meine Angelegenheit. Ich brauche von den Falkenaus nichts, ich will auch nichts haben. Wenn ich gesagt habe, daß Gunter nicht Bettinas Vater ist, dann ist das verbindlich. Jetzt möchte ich über diesen Punkt nicht weiter reden, oder ich muß Sie bitten zu gehen.«

      Fürstin Claudia war eine stolze Frau. Aber sie besaß auch Charakter. Zudem entzückte sie das Kind. Sie senkte den Kopf.

      »Wie Sie meinen, Frau Dr. Richter.« Zögernd fügte sie hinzu: »Vielleicht bin ich damals zu abweisend gewesen, als Gunter von Ihnen erzählte. Ich kannte Sie noch nicht persönlich.«

      »Sie hätten mich kennenlernen können.«

      Bettina trank langsamer, nachdem sie den ersten Hunger gestillt hatte. Sandra versorgte anschlie­ßend ihr Kleines. Dann legte sie es ins Bettchen.

      »So, Süßes, jetzt bist du wieder frisch und sauber. Gleich geht Mami mit dir spazieren.«

      Das war ein Hinweis für die Fürstin, den Besuch zu beenden. San­dra bedankte sich nochmals für den Besuch und die Geschenke und erkundigte sich nach dem Befinden des Fürsten. Dann brach die Fürstin mit ihrem Butler auf. Sandra atmete auf, nachdem die Tür ins Schloß gefallen war.

      »Das war vornehmer Besuch, Bettina. Deine Großmutter, eine echte Fürstin. Aber das weißt du alles noch nicht«, sagte sie zu ihrem Kind.

      *

      Am Abend ließ Fürstin Claudia ihren Sohn zu sich in den Salon kommen.

      »Ich habe heute mein Enkelkind gesehen«, eröffnete sie das Gespräch.

      Gunter fiel aus allen Wolken.

      »Wie bitte? Welches Kind denn?«

      »Das Baby von Dr. Sandra Richter.«

      Gunter wendete sich brüsk ab und schaute aus dem Fenster in die Dunkelheit hinaus.

      »Ich möchte mit dir über dieses Thema nicht reden, Mutter. Der Vater dieses Kindes ist Dr. René Stanitz, ein Kollege von Sandra. Sie hat es mir selbst gesagt.«

      »Dann muß sie besondere Gründe dafür haben. Ich zweifele die Vaterschaft von Dr. Stanitz an.« Sie erzählte Gunter von ihrem Besuch bei der Ärztin und dem Erbmerkmal des Babys. »Ich fand, daß du das wissen solltest. Es liegt an dir, die Verwirrung zu klären.«

      Gunter verstand seine Mutter nicht.

      »Du hast Sandra tatsächlich aufgesucht? Ich hätte nie gedacht, daß du dich soweit überwinden würdest.«

      Die Fürstin lächelte schwach.

      »Mir ist dabei kein Zacken aus der Krone gebrochen, um bei einem standesgemäßen Vergleich zu bleiben. Dr. Richter hat mir das Leben gerettet.«

      Verwirrt kehrte Gunter in seine Räume zurück. Er schlief wenig in dieser Nacht. Bevor er zu Bett ging, hatte er ein paar Telefonate geführt. Am folgenden Tag wartete er im Park auf Sandra und das Baby. Man hatte ihm bei seinem Anruf in der Klinik gesagt, daß Dr. Richter zwei freie Tage hatte.

      Am späten Vormittag sah Gunter Sandra mit dem Kinderwagen in dem Park, in dem Bettina jeden Tag spazierengefahren wurde. Sein Herz klopfte schneller. Sandra trug ein schickes Frühjahrskostüm. Ihr schönes Haar schimmerte in der Sonne. Es roch frisch und würzig, und der Himmel war blau – ein wunderschöner

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