Sophienlust Staffel 14 – Familienroman. Elisabeth Swoboda

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Sophienlust Staffel 14 – Familienroman - Elisabeth Swoboda Sophienlust Staffel

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Mami!«, forderte Uwe noch lauter.

      Der Papagei schüttelte sich, dass die glänzenden Federn nur so raschelten. Dann öffnete er den Schnabel und krächzte schauerlich.

      Erschrocken fuhr Uwe zurück. Enttäuschung spiegelte sich auf seinem hübschen Gesichtchen.

      »Versuch’s noch einmal«, ermunterte Denise den kleinen Kerl. Dabei legte sie zärtlich den Arm um das Kind.

      »Ich glaube, er würde es gar nicht merken, wenn ich jetzt gehe«, tuschelte Inge Hellbach. »Es wäre vielleicht für alle besser als ein großer Abschied.«

      »Der Meinung bin ich auch. Alle Formalitäten wird Frau Rennert, unsere Heimleiterin, erledigen. Sie finden sie drüben in dem kleinen Büro.«

      Uwe war von Habakuk so begeistert, dass er die leise geführte Unterhaltung nicht hörte. »Mami«, sagte er laut und deutlich.

      »Ma-mi!«, wiederholte Habakuk jetzt ungeduldig. Er schaute ein bisschen gekränkt und ungnädig drein. Offenbar schien es ihn zu ärgern, dass man seine Fähigkeiten bezweifelte.

      Uwe lachte so fröhlich, wie es nur ein Kind vermochte. Seine helle Stimme erfüllte den Wintergarten und drang hinaus in die Halle.

      Inge Hellbach, die sie dort hörte, presste hart die Lippen aufeinander. Trotzdem konnte sie nicht verhindern, dass heiße Tränen über ihre Wangen liefen.

      *

      Galant war Alexander von Schoenecker beim Ausladen der Einkaufstaschen behilflich. »Konntest du alles erledigen?«, fragte er seine Frau schmunzelnd. Natürlich wusste er, dass Denise, wie üblich, für alle etwas mitgebracht hatte. Vor allen Dingen aber ein hübsches Kleidungsstück oder ein Spielzeug für das Enkelkind Peterle. Seit Andrea, seine Tochter aus erster Ehe, mit dem jungen Tierarzt Dr. Hans-Joachim von Lehn verheiratet war, hatte sich die Freundschaft zwischen Denise und ihrer großen Stieftochter noch vertieft. Kaum ein Tag verging, da Denise nicht zu einem kurzen Besuch ins Tierheim hinüberfuhr. Niemand war über dieses gute Verhältnis froher als Alexander. Denise verstand es, alles so geschickt zu arrangieren, dass es zwischen den Stiefgeschwistern niemals Schwierigkeiten gab. Sie verstanden sich ausgezeichnet.

      »Weißt du, wen ich in der Stadt getroffen habe?«, fragte Denise, ohne auf die Anspielung ihres Mannes einzugehen.

      »Keine Ahnung.« Alexander sah seine hübsche Frau bewundernd an. »Du warst beim Friseur. Gut siehst du aus, Denise. Ich frage mich, wie du es anstellst, immer jünger und immer hübscher zu werden.«

      Denise überhörte das Kompliment. Sie war mit ihren Gedanken ganz woanders. »Inge Hellbach«, sagte sie.

      Alexander stellte die Taschen in der geräumigen Halle von Gut Schoeneich ab und öffnete die Tür zum kleinen Salon. Die Köchin Martha hatte dort bereits den Kaffeetisch gedeckt.

      »Das ist doch nicht möglich. Hat sie nicht gesagt, dass ihr Mann mit seinem Orchester auf eine Tournee nach England geht?«

      »Ja. Deshalb war ich auch so verblüfft. Die beiden müssten längst unterwegs sein. Übrigens ist mir Frau Hellbach ausgewichen. Sie muss mich erkannt haben, aber sie wollte nicht gesehen werden.«

      »Aber wenn sie hiergeblieben ist, warum nimmt sie dann ihr Kind nicht zu sich?« Alexander dachte an den drolligen kleinen Uwe, der inzwischen zum Liebling aller geworden war. Nicht nur die großen Mädchen, auch die Erwachsenen verwöhnten und verhätschelten das hübsche Kind. Trotzdem blieb Uwe der gutmütige kleine Lausbub, der so fröhlich lachen konnte, dass ihn einfach alle gernhaben mussten.

      »Das frage ich mich auch. Sie hat ihr Kind gern, davon bin ich überzeugt. Es muss einen schwerwiegenden Grund dafür geben, dass sie Uwe in Sophienlust untergebracht hat. Als ich sie sah, Alexander, bin ich richtig erschrocken, so blass und verhärmt wirkte sie. Es scheint, als wäre sie in der Zwischenzeit um viele Jahre älter geworden.«

      »In knapp zwei Wochen?«

      »Das ist es ja eben. Sie muss ernste Sorgen haben.«

      Alexander trat zu seiner schlanken Frau und legte zärtlich die Arme um sie. »Meine geliebte, mitleidige Denise. Du musst nicht immer die Sorgen anderer zu deinen eigenen machen. Vielleicht hast du dich getäuscht. Vielleicht war es gar nicht Inge Hellbach, die du gesehen hast.«

      Denise schmiegte sich in die starken Arme ihres Mannes. »Ich täusche mich normalerweise kaum. Aber vielleicht hast du recht. Wir könnten an der ganzen Sache nichts ändern.«

      »Es könnte höchstens sein, dass uns der kleine Uwe bleibt.«

      »Nein, das glaube ich nicht. Inge Hellbach ist nicht die Frau, die ihr Kind im Stich lässt. Das habe ich sofort gefühlt.«

      »Wenn du es sagst, Denise, wird es stimmen.« Voll Zärtlichkeit streichelte Alexander das glänzende dunkle Haar seiner Frau. Verliebt betrachtete er dabei ihr schönes, ebenmäßiges Gesicht. Er kannte und liebte jede Linie darin, und doch war es, als wollte er sie sich immer wieder neu einprägen. »Du hast oft genug bewiesen, dass du die Menschen richtig einschätzt. Deshalb bewundere ich dich ja auch so sehr.«

      »Schmeichler!« Lachend drohte Denise mit dem erhobenen Zeigefinger.

      »Das, was ich sage, stimmt genau. Du bist die interessanteste Frau, die ich je kennengelernt habe. Jeder Tag mit dir ist wie ein kostbares Geschenk. Ich möchte am liebsten keine Minute davon versäumen.«

      »Und das Gut?«

      »Das ist ja eben das Traurige, dass ich mich manchmal um die finanziellen Interessen unserer Familie kümmern muss.« Alexander machte ein trauriges Gesicht.

      »Was du aber ausgezeichnet verstehst. Außerdem findest du daneben auch noch Zeit, dich mit meinen Sorgen zu befassen.« Denise rieb ihre Stirn an Alexanders rauem Kinn.

      »Deine Sorgen sind von allgemeinem Interesse. Schließlich dürfte es keinem gleichgültig sein, was aus elternlosen Kindern wird. Oder aus kleinen Buben, die man einfach in ein Heim abschiebt.«

      »Wenn du dabei an Uwe denkst, so ist es zumindest seiner Mutti bestimmt nicht leichtgefallen, ihn hierzulassen. Sie hat mir richtig leidgetan.«

      »Auf jeden Fall werden wir den Kleinen behalten, wenn er nicht mehr abgeholt werden sollte. Ich finde, er hat sich schon hervorragend eingelebt. Gestern ist er mir entgegengelaufen, und ich habe ihn ein bisschen herumgeführt. Du, er interessiert sich für Ponys. Aber noch mehr für Pferde. Bestimmt wird einmal ein guter Reiter aus ihm. Nick wird ihm das Reiten beibringen.«

      »Wo ist Nick übrigens? Und wo ist Henrik?« Denise lauschte. Es war auffällig still im Gutshaus von Schoen­eich.

      »Da fragst du noch? Du müsstest doch wissen, dass die beiden jeden Tag nach Sophienlust hinüberradeln. Das wundert mich jedoch nicht. Sophienlust ist tatsächlich ein kleines Kinderparadies. Das ist dein Werk, Denise.« Behutsam strichen Alexanders kräftige Hände über Denises zartes Gesicht. »Ich liebe dich«, flüsterte er mit dunkler, erregender Stimme. »Als ich dich kennenlernte, habe ich mich in deine schöne Figur, in dein hübsches Gesicht und dein wundervolles Haar verliebt. Inzwischen ist viel mehr daraus geworden, Denise. Eine tiefe, echte Bindung, die durch nichts mehr zerstört werden kann. Sie lässt mich unsagbar glücklich sein.«

      »Mir geht es genauso. Du bist mein Leben, Alexander.

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