Der Bergpfarrer Staffel 18 – Heimatroman. Toni Waidacher
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Читать онлайн книгу Der Bergpfarrer Staffel 18 – Heimatroman - Toni Waidacher страница 13
»Da haben Sie recht«, sagte Adrian. »Besonders bei dieser Figur.«
Florian mußte an sich halten, um nicht aufzuspringen. Der Kerl schien nicht davor zurückzuschrecken, mit Babette zu flirten, obwohl sie in Begleitung war.
In seiner Begleitung!
»Gut«, sagte er schnell, »dann fahren wir morgen nach dem Frühstück los. Abends müssen wir ja zeitig schlafen gehen, damit wir für die Tour fit genug sind.«
Bei diesen Worten hatte er demonstrativ seinen Arm um Babette gelegt.
Adrian quittierte diese Geste wieder mit einem spöttischen Lächeln.
»Wie wär’s«, wandte er sich an die Lehrerin, »wollen wir zum Abschluß noch ein Glas Champagner trinken? Ich möchte nämlich gerne vorschlagen, daß wir das umständliche ›Sie‹ weglassen und uns einfach duzen.«
Babette zuckte die Schultern.
»Jetzt noch Champagner?« fragte sie zweifelnd.
»Ach, kommen Sie. Bisher haben Sie ja nur Mineralwasser getrunken. Was meinen Sie, Florian, vertragen wir noch ein Gläschen?«
Dem Angesprochenen blieb nichts anderes übrig, als zu nicken, wollte er nicht als Spielverderber dastehen. Adrian bestellte drei Gläser und flirtete dabei mit der Bedienung.
Die meisten anderen Gäste waren inzwischen gegangen, und es war deutlich zu sehen, daß das junge Madl gern Feierabend gemacht hätte.
»Bringen Sie mir gleich die Rechnung mit«, sagte er.
Der Champagner kam, und Florian schüttelte innerlich den Kopf, als er sah, welch ein großzügiges Trinkgeld der ›Angeber‹ der Bedienung in die Hand drückte.
»Was bekommen Sie von mir?« fragte er das Madl.
»Oh, das ist alles schon erledigt«, lautete die Antwort. »Der Herr hat alles bezahlt.«
Adrian spitzte die Lippen und schaute Florian irgendwie triumphierend an.
»Dann Prost«, sagte er und hob das Glas. »Ich heiße Adrian.«
Sie tranken, und Florian mußte zugeben, daß der Champagner hervorragend schmeckte. Aber mit etwas anderem hätte sich Adrian Heller wohl auch nicht zufriedengegeben.
Bei ihm mußte alles nur vom Besten sein. Angefangen beim Champagner über die Kleidung, bis hin zu dem teuren Auto, das er fuhr.
»So, und nun kommt das Schönste«, sagte der Börsenmakler und wischte sich über die Lippen. »Der Brüderschaftskuß.«
Natürlich hatte er dabei Babette angesehen, die unsicher zu Florian blickte. Der erwiderte den Blick mit versteinerter Miene. Es war nur allzu deutlich, daß er mit dem Kuß überhaupt nicht einverstanden war.
Aber gerade diese Haltung erweckte Babettes Unwillen.
Himmel, was war denn schon dabei?
Jeden Tag wurden überall auf der Welt harmlose Küsse dieser Art ausgeteilt!
Sie lächelte Adrian an und ließ sich von ihm küssen.
*
Babette saß am Fenster und schaute in die Dunkelheit.
War es doch ein Fehler gewesen, diesen Kuß zuzulassen?
Florian hatte ziemlich bestürzt dreingeschaut, als sie es geschehen ließ. In seinem Gesicht zeichneten sich Ratlosigkeit und Wut ab. Es war ganz offensichtlich, daß er sich gedemütigt fühlte.
Adrian Heller gab sich unbekümmert. Er hob wieder ein Glas und prostete ihr noch einmal zu. Florian stand abrupt auf und sah Babette auffordernd an.
»Wir sollten jetzt wirklich gehen.«
Der Börsenmakler schmunzelte.
»Gute Nacht«, wünschte er.
»Ebenfalls«, murmelte sie und nickte Florian zu.
Der ging mit versteinerter Miene neben ihr und sprach kein Wort, bis sie bei der Pension angekommen waren. Vor den Zimmern blieben sie stehen.
»Ja, dann schlaf gut«, sagte er.
»Du auch«, antwortete sie und wollte ihm einen Kuß geben.
Florian drehte rasch den Kopf, so daß sie nur seine Wange streifte, und ging zu seiner Tür. Ohne noch etwas zu sagen, schloß er auf und drückte die Tür von innen wieder zu.
Babette stand einen Moment unbeweglich und starrte auf das hellbraune Holz. Dann zuckte sie die Schultern und öffnete die Tür. Drinnen war es hell durch den Mond, der in das Fenster schien. Sie ließ das Licht ausgeschaltet, und setzte sich ans Fenster. Nebenan war es still, als wäre das Zimmer unbewohnt.
Die Lehrerin ließ die letzten Stunden noch einmal Revue passieren und horchte in sich hinein.
Mußte sie tatsächlich ein schlechtes Gewissen haben?
Irgendwie fand sie es albern, was Florian daraus machte. Andererseits hatte sie aber auch Verständnis für seine Eifersucht. Trotzdem –, sie kannten sich erst ein paar Tage, und wenn sie sich auch auf den ersten Blick in ihn verliebt hatte, so konnte er daraus doch keine Besitzansprüche ableiten, war ihre Meinung.
Und ihr schon gar nicht vorschreiben, mit welchem Mann sie sich unterhielt.
Denn darauf würde es hinauslaufen, war sie sicher. Daß Florian Adrian Heller nicht mochte, hatte er ja von Anfang an gezeigt. Babette hingegen fand den Börsenmakler keineswegs unsympathisch. Ganz im Gegenteil, er hatte ihrer weiblichen Eitelkeit geschmeichelt, daß ein so attraktiver Mann sich um sie bemühte, und wenn sie ehrlich war, dann mußte sie sogar eingestehen, daß Adrian ihr sehr gut gefiel.
Er und Florian –, jeder war auf seine Art anziehend. Wenn sie sich hätte entscheiden müssen, sie hätte in diesem Moment nicht zu sagen gewußt, auf wen ihre Wahl gefallen wäre…
Seufzend ging sie ins Bad und putzte sich die Zähne. Als sie später im Bett lag und noch einmal über alles nachdachte, hoffte sie, daß Florian am nächsten Morgen seinen Groll vergessen haben würde und alles wieder so war wie vorher.
Im Nebenzimmer lag Florian auf dem Bett und starrte an die Decke. Er hatte ebenfalls die Vorhänge vor den Fenstern noch nicht zugezogen, so daß das Mondlicht hereinscheinen konnte. Der junge Chemiker biß sich auf die Lippe und dachte an das, was heute abend geschehen war.
Unwillkürlich war ihm Evelyn in Erinnerung gekommen, die Frau, die er einmal geliebt hatte. Er hatte geglaubt, sie vergessen zu können nach allem, was sie ihm angetan hatte. Doch jetzt fühlte er sich fast genauso schlecht, wie an jenem Tag, als die Beziehung in die Brüche ging.
Hatte er Babette falsch eingeschätzt? Unterschied sie sich gar nicht so sehr von Evelyn?
Florian fühlte sich durch das Verhalten der Lehrerin gekränkt. Immerhin betrachtete er sich als Babettes Freund, und er war es