Der Bergpfarrer Staffel 18 – Heimatroman. Toni Waidacher

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Der Bergpfarrer Staffel 18 – Heimatroman - Toni Waidacher Der Bergpfarrer Staffel

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Sie warf einen Blick auf ihre Armbanduhr.

      »Sollten wir nicht langsam weitergehen?« fragte sie.

      »Sonst sitzen wir noch heute abend hier.«

      Florian sah sie an und rückte ein Stück näher.

      »Von mir aus können wir den ganzen Urlaub über hier sitzen bleiben«, sagte er mit belegter Stimme.

      Babette zuckte nicht zurück, als er nach ihrer Hand griff. Ganz im Gegenteil, es war ein unbeschreibliches Gefühl, das sie durchflutete. Sie beugte sich vor und schloß die Augen, als er sie küßte.

      Ganz behutsam hatte er sie in die Arme genommen, und sie erwiderte den Kuß.

      »Nichts habe ich mir mehr gewünscht«, flüsterte Florian. »Ich habe mich auf den ersten Blick in dich verliebt.«

      Babette lächelte. »Mir ist es genauso ergangen«, antwortete sie. »Als ich dich gestern sah, da war es, als führe ein Blitz durch mich hindurch.«

      Noch einmal küßten sie sich, doch dann gewann die Vernunft die Oberhand. Sie mußten wirklich weiter, wenn sie das Schloß noch finden wollten.

      Nur wie?

      Der Pfad, dem sie folgten, führte noch tiefer in den Wald hinein. Wenn sie stehenblieben und lauschten, hörten sie nichts anderes als die üblichen Geräusche, hervorgerufen durch die Tiere. Dabei hätten sie längst die Straße finden müssen, die auf der Karte eingezeichnet war. Wenn sie ihr folgten, mußten sie das Jagdschloß praktisch auf der Rückseite erreichen.

      »Gib es zu«, sagte Babette, als sie eine weitere Stunde unterwegs waren, »wir haben uns verlaufen.«

      Florian mußte kleinlaut eingestehen, daß es wirklich so war.

      »So was Blödes!« schimpfte er mit sich selbst.

      »Was sollen wir denn jetzt machen?« fragte die Lehrerin. »Über das Handy um Hilfe rufen?«

      »Zwecklos«, schüttelte er den Kopf. »Hier haben wir keinen Empfang. Ich hab’ keine Ahnung, wie weit das Netz geht. Hierher reicht es jedenfalls nicht.«

      »Und nun?«

      »Vielleicht sollten wir denWeg zurückgehen?« schlug Florian vor und hob den Kopf. »Warte mal. Hörst du das auch?«

      Babette lauschte. Doch, da war etwas, das wie das Geräusch eines durch den Wald fahrenden Autos klang.

      »Das ist ja ganz nah«, sagte sie.

      Sie liefen los, rannten an einer Tannenschonung vorbei und kamen an einen Zaun, der das Wild davon abhalten sollte, auf die Straße zu laufen, die daran vorbeiführte.

      »Hier lang«, rief Florian, der gesehen hatte, daß es einen Durchgang gab.

      Er öffnete ihn und ließ Babette hindurch. Sorgfältig schloß er das Gatter wieder und atmete auf. Keine fünfzig Meter von ihnen entfernt kam ein Wagen herangefahren.

      Babette und er liefen auf die Straße und winkten. Das Auto hielt. Beinahe neidvoll sah der Chemiker, daß es sich um einen teuren Sportwagen handelte.

      So teuer, daß er sich solch ein Auto wohl niemals würde leisten können, es sei denn, er hatte einen Sechser im Lotto.

      Der Fahrer hielt an und ließ die Seitenscheibe herunterfahren.

      »Gott sei Dank«, japste Babette, nach Luft ringend, »wir haben uns verlaufen. Können Sie uns ein Stück mitnehmen?«

      »Aber gerne doch«, grinste Adrian Heller. »Steigen Sie nur ein. Wo soll es denn hingehen?«

      Florian war ein Stück hinter Babette gelaufen. Als er jetzt sah, wer da hinter dem Lenkrad saß, sank seine Laune auf den Nullpunkt.

      Dieser arrogante Schnösel hatte ihm gerade noch gefehlt!

      *

      Nachdem er die Kirche besichtigt hatte, war Adrian zur Pension zurückgegangen. Vorsichtig versuchte er im Gespräch mit Ria Stubler herauszufinden, wo die hübsche, junge Frau wohl sein mochte. Daß sie eine Wanderung unternahm, war ihm klar, aber er hätte gern gewußt, in welcher Richtung er suchen mußte.

      Ohne Argwohn zu schöpfen, erzählte die Wirtin davon, daß Babette Mertens und Florian Unger eine Wanderung zum alten Jagdschloß machen wollten.

      »Ich hoff’ nur, daß das gutgeht«, sagte sie und machte dabei ein bekümmertes Gesicht.

      »Sorgen Sie sich um die beiden?« fragte Adrian.

      »Na ja, vielleicht net direkt sorgen«, erwiderte Ria. »Aber sie sind den ganzen Weg zu Fuß unterwegs. Ich weiß net, ob sie diese Strecke wirklich hin und zurück schaffen können.«

      »Also, wenn es Sie beruhigt, dann fahre ich ihnen nach und schaue, ob ich vielleicht helfen kann«, bot der Börsenmakler sofort an.

      »Das würden S’ wirklich tun?« rief Ria. »Das ist aber nett von Ihnen, Herr Heller.«

      »Keine Ursache«, wehrte er ab.

      »Das mach’ ich doch gern.«

      Indes, ganz so selbstlos war er natürlich nicht, und als Babette und Florian in sein Auto stiegen, wußte er natürlich ganz genau, was ihr Ziel war.

      Der Chemiker kletterte nur widerwillig auf die enge Sitzbank hinter dem Fahrer, die kaum mehr als eine Kofferablage war. Am liebsten hätte er Babette an die Hand genommen und wäre mit ihr zu Fuß bis zum Schloß gegangen, das jetzt nicht mehr allzuweit entfernt sein konnte. Aber es war seine Schuld, daß sie sich verlaufen hatten, und er wollte ihr jetzt nicht noch mehr zumuten. So mußte er hinter ihnen sitzen und mitanhören, wie die beiden sich unterhielten.

      »Ich heiße übrigens Heller«, stellte der Fahrer sich vor. »Adrian Heller.«

      »Babette Mertens«, antwortete die Lehrerin und deutete nach hinten. »Und das ist Florian Unger.«

      »Und Sie wollten zum Jagdschloß? Prima, das wollte ich mir auch ansehen«, erzählte er. »Dann können wir das doch gemeinsam machen, und nachher bringe ich Sie nach St. Johann zurück.«

      »Ich denke, den Rückweg schaffen wir auch ohne Ihre Hilfe«, ließ sich Florian von hinten vernehmen.

      Babette drehte den Kopf, sah ihn an, sagte aber nichts.

      »Ich kann verstehen, daß es Ihnen keinen Spaß macht, da hinten eingequetscht zu sitzen«, sagte

      Adrian Heller mit einem süffisanten Unterton. »Aber leider ist es nun mal keine Familienkutsche. Wenn Sie es vorziehen, zu Fuß zu gehen, bleibt Ihnen das unbenommen.«

      Florian registrierte sehr wohl, daß der Bursche nur von ihm sprach und Babette ausnahm. Das könnte dir so passen, dachte er grimmig, eher trag’ ich Babette auf meinem Rücken nach St. Johann!

      Babette war die plötzlich aufkommende feindliche Stimmung zwischen den beiden Männern unangenehm. Sie bedauerte schon, den Wagen angehalten zu haben. Glücklicherweise sah sie kurz darauf das Jagdschloß.

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