Der Bergpfarrer Staffel 18 – Heimatroman. Toni Waidacher
Чтение книги онлайн.
Читать онлайн книгу Der Bergpfarrer Staffel 18 – Heimatroman - Toni Waidacher страница 25
Babette ging unsicher zu dem Wagen, in dem Florian saß. Er hatte Sebastian inzwischen erzählt, daß er irgendwann in der vorangegangenen Nacht aufgewacht war und sich im Wald wiedergefunden hatte. Erst hatte er überhaupt keine Ahnung, wie er hierhergekommen war. »Und dann habe ich mich schlicht und einfach verlaufen«, berichtete er. »Ich habe einen fürchterlichen Orientierungssinn. Glücklicherweise fand ich einen Bachlauf, aus dem ich trinken konnte, und wilde Brombeeren, um den ärgsten Hunger zu stillen. Nachher am Tag war es ja warm genug, aber am Abend wurde es wieder kalt. Ich bin ziemlich hilflos durch den Wald geirrt und dabei wohl im Kreis gelaufen. Hätte ich gewußt, daß ich so nahe am Jagdschloß bin…«
Er schüttelte den Kopf und deutete zum Polizeiauto.
»Was geschieht mit ihm?«
»Der Herr Heller wird wohl erst einmal in Gewahrsam genommen«, antwortete Sebastian. »Aber das soll dich im Moment net kümmern. Viel wichtiger ist die Frage: was wird aus euch?«
Er deutete auf Babette, die, in ihre Decke gehüllt, in einiger Entfernung stand und unsicher herüberschaute. Als der Geistliche ihr zuwinkte, kam sie zögernd näher.
»Hallo«, sagte Florian. »Alles in Ordnung?«
»Das fragst du?« rief sie verwundert. »Ist mit dir alles in Ordnung?«
»Ich bin okay«, nickte er.
»Florian… Es tut mir alles so furchtbar leid«, sagte Babette. »Ich weiß, damit kann ich es nicht wiedergutmachen. Ich bereue es, nicht auf dich gehört zu haben. Aber ich bin glücklich, daß du am Leben bist.«
»Komm mal her!« sagte er und lächelte sie an.
Ihre Augen flackerten, als sie vor ihm stand. Florian war ausgestiegen und nahm ihre Hand.
»Ich habe schon mal etwas anderes in deinen Augen gesehen«, sagte er.
»Was, Florian, was hast du gesehen?«
»Das Glück, Babette«, antwortete er.
»Das Glück in deinen Augen habe ich gesehen, als wir uns das erste Mal geküßt haben. Auf der Lichtung, erinnerst du dich?«
Tränen rannen ihr über das hübsche Gesicht.
»Ob ich mich erinnere, fragst du? Wie könnte ich diesen Augenblick vergessen haben!«
»Und soll es noch viele von ihnen geben?« fragte Florian.
Sie sank an seine Brust. »Verzeih’ mir«, bat sie. »Ich war so dumm, auf ihn hereinzufallen. Dabei wolltest du mich vor ihm warnen, doch ich habe dir nicht geglaubt. Kannst du mir überhaupt verzeihen?«
Er nahm ihr tränennasses Gesicht in seine Hände und sah sie zärtlich an.
»Das habe ich längst«, sagte er und drückte sie an sich.
»Jetzt, wo alles überstanden ist, wollen wir unseren Urlaub genießen. Nur wir zwei, ja?«
»Ja, Florian«, antwortete sie glücklich.
Der gute Hirte von St. Johann entfernte sich schmunzelnd, als die beiden sich küßten…
»Und wie meinst’, soll ich das jetzt unserem Herrn Vater erklären?«
Florian Martens, ein großer, schlanker junger Mann, der gerade vor zwei Wochen seinen achtundzwanzigsten Geburtstag gefeiert hatte, sah seinen fünf Jahre älteren Bruder Andreas fragend und beinahe flehend an.
Der hob nur die Schultern. »Frag mich mal was Leichteres, Brüderchen. Ich bin allerdings heilfroh, daß ich jetzt nicht in deiner Haut stecke. Vater wird ganz und gar nicht begeistert sein, daß du durchs Examen gefallen bist.«
»Ach, was du nicht sagst!« Florian zwang sich ein Lächeln ab. »Ob du’s glaubst oder net – das ist mir selbst längst klar!«
Die Brüder saßen sich im großen Wohnzimmer von Andreas’ gegenüber. Andreas war erst vor kurzem hier eingezogen, und im Gegensatz zu den anderen Zimmern war der Wohnraum bereits komplett eingerichtet. Drei Ledersofas umrahmten den großen Glastisch. In dem großen Wandschrank, auf den Florian blickte, wenn er an seinem Bruder vorbeisah, waren neben einer Menge Fachbücher auch ein großer Fernseher und eine teure Musikanlage untergebracht. An den Wänden hingen gerahmte Bilder, und die Halogen-Deckenlampe spendete helles Licht.
Andreas Martens stieß ein leises, beinahe lautloses Seufzen aus. Er sah seinem Bruder sehr ähnlich, wenngleich er sich gänzlich anders kleidete. Während Florian Jeans, Hemd und Lederjacke bevorzugte, trug sein Bruder stets maßgeschneiderte Anzüge.
»Wie hast’ es auch bloß soweit kommen lassen können?« fragte Andreas verständnislos. »Ich mein’, einerseits kann ich dich ja schon irgendwie verstehen. Ich weiß ja aus eigener Erfahrung, daß es erheblich Spannenderes gibt als Jura zu studieren. Aber andererseits hättest ja wenigstens ein bisserl was tun können. Das wäre doch, weiß Gott, net zuviel verlangt gewesen. Und mit dem nötigen Fleiß kann man alles schaffen, das kannst’ mir glauben, denn ich sprech’ da aus eigener Erfahrung. Glaub nur net, daß mir das Studium großen Spaß bereitet hat. Nur hab’ ich mich halt zusammengerissen und hab’ gebüffelt. Aber du hattest ja mal wieder nix Besseres zu tun als auf der faulen Haut zu liegen und dich mit den Madeln zu vergnügen.«
»Ja, ja«, stöhnte Florian. »Die Predigt kannst’ dir getrost sparen. Die bekomm ich nachher noch ausgiebig von unserem Herrn Vater zu hören.«
»Worauf du dich verlassen kannst.«
»Sag mir mal lieber, was ich jetzt machen soll. Der Professor hat mir eine Nachprüfung angeboten.«
Andreas blickte überrascht auf. »Und das sagst’ erst jetzt?« fragte er erstaunt. »Aber dann ist doch alles in bester Ordnung, Brüderchen!«
»Du hast gut reden. Aber ich habe nicht die leiseste Ahnung, wie ich die Prüfung bestehen soll. All das, was ich versäumt habe nachzuholen, würde mindestens ein halbes Jahr in Anspruch nehmen. Die Prüfung findet aber direkt nach den Semesterferien statt. Also schon in zwei Monaten! Allein schaff ich’s nie und nimmer, mich innerhalb von acht Wochen auf die Prüfung vorzubereiten. Ausgeschlossen!«
Hoffnungsvoll sah Florian seinen Bruder an.
Doch der hob sofort abwehrend die Hände. »O nein, mein Lieber. Schau mich jetzt bloß net mit deinem treuen Hundeblick an! Ich kann dir bei der Sache auf gar keinen Fall helfen. Selbst wenn ich wollte. Denk daran, daß ich das Examen auch nur mit Ach und Krach bestanden habe. Außerdem bin ich gerade erst zu Hause ausgezogen, wie du weißt. Die Wohnung muß noch richtig eingerichtet werden, und in der Kanzlei… Also, da kann ich unmöglich zwei Monate lang für dich den Nachhilfelehrer spielen!«
»Schon gut, schon gut.« Seufzend erhob sich Florian. »War ja nur ein Gedanke«, sagte er, bevor er die Wohnung seines Bruders verließ. Richtig überzeugt klang das jedoch ganz und gar nicht.
Draußen stieg der Florian in seinen schnittigen Sportwagen, schnallte sich an und