Der Bergpfarrer Staffel 18 – Heimatroman. Toni Waidacher
Чтение книги онлайн.
Читать онлайн книгу Der Bergpfarrer Staffel 18 – Heimatroman - Toni Waidacher страница 20
»Dann sucht euch einen Platz auf der Terrasse«, sagte Franz. »Die Milch kommt gleich.«
Er kannte die Vorliebe des Bergpfarrers für die frische gekühlte Almmilch. Pfarrer Trenker und seine Begleiter stiegen die Stufen zur Aussichtsterrasse hinauf und grüßten die anderen Gäste. Sebastian wechselte ein paar Worte mit den Bergführern und setzte sich dann an Florians Seite.
Die Milch war köstlich, das Essen deftig, wie es sich für eine Almhütte gehörte, und schmeckte ausgezeichnet. Als sie sich satt und zufrieden zurücklehnten, klingelte ein Handy.
»Nanu«, sagte Adrian erstaunt und griff in seine Jackentasche. »Wer will denn da was von mir?«
Er stand auf und entschuldigte sich. Ein Blick auf das Display zeigte ihm, daß es Wolfgang Brehm war, sein Partner in der Firma.
»Hallo, altes Haus«, rief er ins Telefon. »Ich wollte mal hören, wie’s dir geht. Du meldest dich ja überhaupt nicht.«
»Muß ich ja auch nicht«, erwiderte der Börsenmakler lachend. »Bin ja im Urlaub. Was ist los? Bricht der Aktienmarkt zusammen, oder ist unsere Firma pleite?«
»Weder noch. Die Geschäfte laufen gut. Nein, ich wollte mich wirklich nur erkundigen, was du so machst. Alles klar bei dir?«
»Alles in bester Ordnung. Ich wette, du errätst nicht, wo ich gerade bin.«
»Spanne mich nicht auf die Folter und sag’s einfach.«
»Auf einer Almhütte in gut zweitausend Metern Höhe, richtig zünftig geht’s hier zu. Wir haben gerade gegessen.«
»Wir?« hakte Wolfgang nach. »Wer ist denn die Schöne?« Er lachte meckernd. »Daß sie schön ist, davon gehe ich mal aus«, fügte er hinzu.
»Klar«, grinste Adrian Heller. »Du kennst mich doch.«
»Sicher. Deshalb weiß ich ja auch, daß du dich nach dem Urlaub nicht mehr an ihren Namen erinnerst. Also, erzähl ein bißchen.«
Der Börsenmakler war ein paar Schritte hinter die Hütte gegangen. Er ließ sich lang und breit über die Vorzüge seiner Eroberung aus. Indes schien sein Geschäftspartner enttäuscht.
»Wie, ihr habt euch geküßt? Mehr ist nicht passiert?«
»Gut Ding will Weile haben«, entgegnete Adrian. »Es ist nur noch eine Frage der Zeit, bis die Festung gestürmt ist. Weißt du, da ist noch so ein anderer Typ, dem ich sie ausgespannt habe, und so ganz scheint sie noch nicht von ihm los zu sein, die hübsche Babette. Aber warte nur, bis ich sie von meinen Qualitäten überzeugt habe! Diesen Urlaub wird sie nicht so schnell vergessen.«
Er machte noch ein paar derbe Witze und lachte laut darüber. Dann erkundigte er sich, ob Bettina sich mal im Büro gemeldet habe. Aber das war nicht der Fall, und er beendete das Gespräch.
Als er sich umdrehte, und auf die Terrasse zurückgehen wollte, stand Florian Unger vor ihm.
Der Chemiker sah ihn wütend an.
»Du mieses Stück Dreck!« zischte er Adrian Heller an. »Ich mach’ dich fertig!«
Der Börsenmakler bedachte ihn mit einem geringschätzigen Lächeln. »Sei nicht albern, du Milchbubi«, gab er zurück. »Aber wenn du dich mit mir duellieren willst? Bitte, jederzeit.«
Adrian steckte sein Mobiltelefon in die Jacke und ging an Florian Unger vorbei. Der stand ohnmächtig da und ballte die Fäuste.
*
Florian hatte gedacht, eine Gelegenheit gefunden zu haben, um mit dem Nebenbuhler zu sprechen. Als Adrian die Terrasse verlassen hatte, waren Pfarrer Trenker und Babette aufgestanden und hatten das Geschirr in die Hütte getragen. Der Chemiker überlegte schnell und folgte dem Börsenmakler. Als er hörte, daß er noch telefonierte, blieb er an der Ecke der Hütte stehen, und was er hörte, wie der Kerl über Babette sprach, das trieb ihm das Blut ins Gesicht.
Es war genauso, wie er gedacht hatte. Adrian Heller suchte ein kurzes Urlaubsvergnügen. Wenn er sich genügend amüsiert hatte und wieder nach Hause gefahren war, würde er Babette fallen lassen wie eine heiße Kartoffel.
Florian mußte an sich halten, um nicht gleich über den Burschen herzufallen. Eine ordentliche Tracht Prügel, das war genau das, was er verdient hatte. Aber Florian war nicht der Mensch, der durch Gewalt etwas zu erreichen suchte. Als der hämisch grinsende Börsenmakler an ihm vorbeiging, war klar, daß Florian sich auch diesmal zurückhalten würde.
Aber sagen mußte er ihr, was er gehört hatte, wie Adrian über sie dachte und sprach!
Nur, würde sie ihm auch glauben?
Langsam umrundete er die Hütte, um nicht auf demselben Wege zur Terrasse zurückzukehren, wie Adrian. Dabei überlegte er, wie und wo er am besten mit Babette reden konnte. Jetzt war es nicht möglich. Sie saßen alle zusammen am Tisch, und auch der Senner hatte sich dazugesellt.
»Florian, komm her«, sagte der Geistliche. »Der Franz hat uns Kaffee und Kuchen gebracht.«
Essen konnte er nichts mehr, aber der heiße Kaffee tat ihm gut. Verstohlen beobachtete er Adrian und Babette, die ihre Köpfe zusammensteckten und miteinander sprachen.
Als der Börsenmakler seine Blicke bemerkte, schaute er kurz auf und sah Florian an. Seine Augen schienen den Chemiker zu warnen.
»Franz zeigt euch gleich, wie er den Käse herstellt«, sagte Sebastian. »Das interessiert euch doch sicher, oder?«
»Auf jeden Fall«, nickte die Lehrerin.
In der Käserei herrschte sterile Sauberkeit. Der Raum war bis knapp unter die Decke gefliest, die Gerätschaften hingen, ordentlich aufgereiht, an der Wand. Rechts standen zwei große Kupferkessel. Unter dem einen brannte ein leises Holzfeuer, der Rauch wurde über ein Rohr nach draußen abgeleitet. Franz Thurecker erklärte, daß er das Feuer am Morgen entzündet habe, nachdem er die Milch vom morgendlichen Melken in die von gestern abend geschüttet hatte.
»Aber das Feuer allein’ macht’s noch noch net«, sagte er. »Davon wird die Milch zwar warm, aber net dick.«
Er ging an einen Wandschrank und holte ein Fläschchen hervor.
»Das ist Lab«, fuhr er fort. »Habt ihr bestimmt schon mal gehört. Es kommt in jedem Kreuzworträtsel vor: ›Ferment aus dem Kälbermagen, mit drei Buchstaben.‹
Von dem Lab hatte er eine genau bemessene Menge der Milch zugegeben, inzwischen war sie dick geworden. Franz nahm ein Gerät von der Wand, das er Käseharfe nannte. Es besaß einen etwas längeren Stiel, vorn war ein Bogen aus Metall, in den Drahtseile gespannt waren. Das Ganze erinnerte an einen übergroßen Tennisschläger. Damit fuhr der Senner in die Milch und zerteilte sie in Stücke.
»Das ist der Käsebruch«, erklärte er. »Je feiner er geschnitten wird, um so fester ist nachher der fertige Käse.«
Nachdem er mit der Körnung zufrieden war, holte er ein großes, weißes Tuch herbei, von dem er zwei Enden zwischen seine Zähne nahm, die beiden anderen packte er mit den Händen – die natürlich zuvor gewaschen worden waren – und tauchte es tief in die Mischung