Der Bergpfarrer Staffel 18 – Heimatroman. Toni Waidacher

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Der Bergpfarrer Staffel 18 – Heimatroman - Toni Waidacher Der Bergpfarrer Staffel

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einfach. Ich habe mit Pfarrer Trenker gesprochen und gefragt, ob ich mich euch anschließen darf. Und er war einverstanden.«

      »Weiß Florian das auch?«

      »Ich hab’s ihm nicht gesagt«, antwortete der Börsenmakler. »Er wird es gleich erfahren, wenn er herunterkommt. Vielleicht hat er sich’s ja auch anders überlegt.«

      Im selben Moment ging die Tür auf. Florian Unger stand auf der Schwelle, und es sah so aus, als wollte er jeden Moment wieder kehrtmachen. Doch dann zog er die Tür hinter sich zu und ging an den Frühstückstisch.

      »Guten Morgen, Herr Nachbar«, sagte Adrian süffisant. »Wenn wir jetzt alle versammelt sind, können wir ja gleich losgehen. Nach dem Frühstück natürlich.«

      Florian antwortete nicht. Er schenkte sich eine Tasse Kaffee ein und griff nach einem Brotpäckchen. Doch er biß nur einmal ab, wickelte das Käsebrot wieder ein und steckte es in die Jackentasche.

      Babette trat zu ihm.

      »Ich wußte nichts davon, daß Adrian mitgeht«, sagte sie leise. »Ehrlich!«

      Er schaute sie kurz an. »Das ist jetzt auch egal«, erwiderte er und trank seine Tasse leer.

      »Können wir?« fragte der Börsenmakler. »Pfarrer Trenker wird jeden Moment da sein.«

      Die Lehrerin war noch gar nicht dazugekommen, etwas zu essen. Hastig schlang sie ein Brot hinunter und schlürfte den heißen Kaffee. Fünf Minuten später traten sie durch die Tür.

      Draußen war es noch dunkel. Erst langsam zeichnete sich am östlichen Horizont ein heller Schimmer ab. Der Geistliche bog um die Ecke und winkte ihnen zu.

      »Grüß Gott, zusammen«, sagte er. »Seid ihr soweit? Dann kann’s ja losgeh’n.«

      Er reichte Adrian Heller einen der beiden Rucksäcke, die er mitgebracht hatte.

      »Gut drauf aufpassen«, mahnte er augenzwinkernd. »Da ist nämlich unser Proviant drinnen.«

      »Wie viele kommen denn noch?« fragte der Börsenmakler. »Dem Gewicht nach zu urteilen, etwa eine halbe Armee.«

      »Meine Haushälterin sorgt eben immer dafür, daß niemand hungern muß«, erklärte Sebastian.

      Sie marschierten zum Dorf hinaus und erreichten bald den ›Höllenbruch‹.

      »Der Name hört sich schauriger an, als es hier ist«, erklärte der Bergpfarrer. »Früher mag’s wirklich mal unheimlich gewesen sein, aber heutzutage ist der ›Höllenbruch‹ ein beliebter Treffpunkt für junge Paare, die ein bissel für sich sein wollen.«

      Adrian, der neben Babette ging, sah die Lehrerin von der Seite an und zwinkerte ihr zu. Florian, hinter ihnen, sah es sehr wohl, und er mußte schlucken, weil sich wieder ein dicker Kloß in seiner Kehle gebildet hatte.

      Eine halbe Stunde später waren sie an der ›Hohen Riest‹ angelangt. Von hier aus führten die Wege zu den einzelnen Almen. Zur Kandererhütte zu gelangen, gab es verschiedene Routen. Sebastian wählte immer diejenige, die am längsten dauerte und auch nicht immer einfach zu gehen war. Dafür war es aber auch die schönere Strecke, auf der man viel mehr zu sehen bekam, als auf der ›normalen‹ Tour.

      Zwischendurch hielt der Geistliche immer wieder an und wies auf die Besonderheiten hin, an denen andere wahrscheinlich achtlos vorübergegangen wären. Eine besonders bizarre Felsformation war es wert, im Bild festgehalten zu werden, seltene Blumen, die im Schein der allmählich aufgehenden Sonne wie verzaubert aussahen, ebenso, oder die auf der anderen Seite durch das Klackern ihrer Hufe auf sich aufmerksam machenden Gemsen, die von Fels zu Fels sprangen.

      Einmal huschte ein kleines schwarzbraunes Tier vor ihren Füßen über den Weg und verschwand in einem Erdloch.

      »Ein Murmeltier«, erklärte der Geistliche.

      Babette war begeistert. So schön hätte sie sich die Tour nicht vorgestellt. Sie hatte an eine endlose Wanderung gedacht, auf der man irgendwo über Geröllhalden kletterte, an endlosen Wiesen vorüberging, um dann irgendwann erschöpft eine Almhütte zu erreichen.

      Doch das hier war etwas ganz anderes!

      Alle Teilnehmer hatten ihre Fotoapparate dabei, die Verschlüsse klickten fast unablässig, und selbst Florian, der sich gar nicht mehr so recht hatte freuen können, als er feststellte, daß sein Nebenbuhler mit auf Bergtour ging, war froh, daß er sich doch dazu entschlossen hatte, nicht in der Pension zu bleiben.

      Er bemühte sich, seine Traurigkeit zu unterdrücken und vor allem, Adrian Heller zu ignorieren.

      Allerdings konnte er nicht verhindern, daß er sich ständig fragte, was dieser Mann von Babette wollte.

      War es wirklich Liebe?

      So einer wie der Börsenmakler, reich, mit einem Auto, das die meisten Menschen nie in ihrem Leben würden fahren können, so einer konnte jede Frau haben, die er wollte.

      Warum mußte es ausgerechnet Babette sein? Wegen ihres Aussehens, ihrer charmanten Art, ihrer Weiblichkeit, die jeden Mann ansprach?

      Florian glaubte nicht so recht daran, daß Adrian Heller sich in die Lehrerin verliebt hatte. Es kam ihm mehr so vor, als sähe der Börsenmakler lediglich eine Trophäe in ihr, die zu erringen er sich vorgenommen hatte, ohne Rücksicht auf die Gefühle, die sie vielleicht für ihn entwickelt hatte.

      Er mußte ein Auge auf den Kerl haben, und wenn er nur das geringste Anzeichen entdeckte, daß Adrian mit Babette spielte, dann würde er es mit ihm zu tun bekommen!

      *

      Nach gut zwei Stunden hielt Sebastian Trenker auf einem Felsplateau an.

      »So«, erklärte er, »hier wollen wir rasten.«

      Die Sonne war inzwischen vollends aufgegangen, und die Wanderer entledigten sich ihrer Jacken, die sie auf dem Boden ausbreiteten und sich daraufsetzten. Babette öffnete den Rucksack, den Adrian getragen hatte, und nahm die Frühstückspäckchen heraus. Unterdessen schenkte der Geistliche den Kaffee ein.

      »Na, wie gefällt euch die Tour?« erkundigte er sich.

      Die Antworten fielen ausnahmslos begeistert aus.

      »Das ist ja erst der Anfang«, erklärte Sebastian. »Wartet mal ab, was es nachher noch alles zu sehen gibt.«

      Darauf waren sie schon alle gespannt, aber jetzt widmeten sie sich erst einmal ihren Broten, die köstlich schmeckten, nach dem ersten Teil ihres Aufstiegs, in der freien Natur. Dazu dampfte der heiße Kaffee in den Bechern, und die wärmenden Strahlen der Sonne taten ein Übriges für ihr Wohlbefinden.

      Von ihrem Platz aus hatten sie einen herrlichen Blick hinunter ins Tal. St. Johann nahm sich aus wie eine Spielzeuglandschaft, und mit dem Fernglas konnte man bis zu den Berghöfen schauen, die auf der anderen Seite des Tales lagen, auf denen die Menschen und Tiere wie Ameisen auf den Betrachter wirkten.

      Auch wenn er sich nichts anmerken ließ, so hatte der Bergpfarrer doch die eigenartige Stimmung registriert, die zwischen den jungen Leuten herrschte. Sebastin fragte sich, was da vorgefallen sein könnte, hakte aber nicht nach. Ihm fiel auf, daß Babette Mertens

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