Dr. Daniel Staffel 10 – Arztroman. Marie Francoise

Чтение книги онлайн.

Читать онлайн книгу Dr. Daniel Staffel 10 – Arztroman - Marie Francoise страница 17

Dr. Daniel Staffel 10 – Arztroman - Marie Francoise Dr. Daniel Staffel

Скачать книгу

ihr Haar zurück.

      »Seltsam«, murmelte sie. »Irgendwie dachte ich, er wäre wesentlich jünger… achtzehn, zwanzig vielleicht.« Sie schüttelte den Kopf. »Wie kann ein Mensch um die Dreißig noch so kopflos durch die Gegend rasen? In diesem Alter sollte er doch schon vernünftiger sein.«

      Dr. Daniel wußte vom Chefarzt zwar schon einiges über Bernd Köster, doch das konnte er Mona gegenüber nicht einfach so erzählen.

      »Er war wohl ein wenig durcheinander, als er ins Auto stieg und losfuhr«, wich er daher aus.

      Nachdenklich blickte Mona vor sich hin, dann sah sie Dr. Daniel an. »Wissen Sie, im ersten Moment… nein, sogar noch während der ganzen Zeit, wo ich hier liegen mußte… ich habe einige Male an ihn gedacht… wollte mich auch schon nach ihm erkundigen, aber…« Sie atmete tief durch. »Ich habe mir eingeredet, daß ein so rücksichtsloser Autofahrer kein Mitgefühl verdient.« Verlegen blickte sie nach unten. »Das klingt hartherzig, nicht wahr?«

      »Ja«, gab Dr. Daniel ohne Umschweife zu. »In Ihrer Situation ist das aber auch ganz verständlich. Durch seine Schuld hätten Sie Ihre Babys verlieren können, und unter diesem Aspekt kann man ein bißchen Hartherzigkeit durchaus verzeihen.«

      Langsam hob Mona den Kopf. »Wie geht es ihm?«

      »Nicht sehr gut«, antwortete Dr. Daniel ehrlich. »Er mußte seinen Leichtsinn teuer bezahlen.«

      Monas Gedanken gingen bei diesen Worten gleich in eine bestimmte Richtung. »Ist er… gelähmt?«

      »Nein, aber das verdankt er nur der Umsichtigkeit unseres Chefarztes. Im übrigen sind seine Verletzungen auch ohne eine Lähmung noch immer schwer genug.«

      »Hat er… nach mir gefragt?« wollte sie wissen und fügte hinzu, bevor Dr. Daniel etwas antworten konnte: »Ich meine… wenn er nicht völlig gewissenlos ist, dann muß er sich um den Menschen, den er mit seiner Fahrweise gefährdet hat, doch eigentlich Gedanken machen.«

      »Da haben Sie sicher recht, aber selbst wenn er nach Ihnen hätte fragen wollen – es wäre ihm noch nicht möglich gewesen, weil er nach wie vor künstlich beatmet werden muß und daher nicht sprechen kann.«

      Nun war Mona wirklich betroffen.

      »Ich würde ihn gern einmal besuchen«, bat sie spontan. »Wissen Sie, vielleicht macht er sich ja wirkich Gedanken und… ich würde ihm gern sagen, daß ich soweit in Ordnung bin.«

      »Das ist nett gemeint von Ihnen«, entgegnete Dr. Daniel. »Trotzdem sollten Sie mit einem Besuch lieber noch warten. Im Augenblick würde der junge Mann vermutlich nur wenig mitbekommen. Der Chefarzt hält ihn meistens ohne Bewußtsein, denn obwohl Herr Köster mittlerweile weiß, daß sowohl seine momentane Bewegungslosigkeit als auch die künstliche Beatmung nur vorübergehend sind, gerät er deswegen immer wieder mal in Panik. Dabei kann er sich natürlich verletzen und obgleich die ständigen Beruhigungsmittel keine Ideallösung sind, sind sie im Verhältnis immer noch der beste Weg. Allerdings ist er dadurch auch in den wenigen wachen Minuten kaum ansprechbar.«

      Obwohl Mona den jungen Mann nicht kannte und in den vergangenen Wochen beim Gedanken an den rücksichtslosen Autofahrer, für den sie ihn gehalten hatte und wohl auch noch immer hielt, nur Wut empfunden hatte, zog sich ihr Herz bei Dr. Daniels Schilderung doch irgendwie vor Mitleid zusammen. Sicher, er hatte einen Unfall verursacht, der bei gemäßigterer Fahrweise nicht passiert wäre. Die ganze Geschichte hätte ja auch für Mona wesentlich weniger glimpflich ausgehen können – trotzdem… eine solche Strafe hatte er vielleicht auch nicht verdient.

      »Sobald es ihm bessergeht, werde ich Sie benachrichtigen«, versprach Dr. Daniel. »Wie gesagt, ich kenne den jungen Mann nicht, aber nach allem, was ich von Dr. Scheibler erfahren habe, denke ich, daß ihm das, was er da angerichtet hat, sehr leid tut, und daß er sich um Sie tatsächlich Sorgen macht. Es ist also sicher nicht verkehrt, wenn Sie ihn dann besuchen und ihn zumindest in dieser Hinsicht beruhigen können.«

      *

      »Allmählich sollte er aber aufwachen«, meinte Dr. Scheibler mit einem Blick zur Uhr.

      Als wäre das sein Stichwort, öffnete Bernd in diesem Moment die Augen. Sofort beugte sich der Chefarzt über ihn und suchte seinen Blick.

      »Keine Panik, Bernd, es ist alles in Ordnung«, versuchte er ihn schon im Vorfeld zu beruhigen, denn wenn der junge Mann erst wieder anfing zu husten und zu würgen, würde das die geplante Extubierung nicht gerade erleichtern. »Wenn Sie schön tun, was wir sagen, dann kann Dr. Parker Sie vielleicht von diesem gräßlichen Schlauch befreien.«

      Dr. Scheibler sah seinem jungen Patienten an, daß sich bei ihm allein aufgrund dieser Worte schon wieder Hustenreiz einstellte.

      »Sie sollen weder husten noch würgen, sondern allein das tun, was Dr. Parker Ihnen sagt«, befahl Dr. Scheibler und fand dabei erneut den richtigen Ton, um Bernds Gehorsam zu erzwingen.

      »Sie müssen keine Angst haben«, meinte Dr. Parker, der jetzt in Bernds Blickfeld trat. »Es wird gar nicht so schlimm. Sie werden jetzt ganz tief einatmen.«

      Bernd gehorchte, wobei Dr. Parker das Atemzugvolumen kontrollierte. Es lag zwar gerade mal bei 400 ml, was seinen Grund aber wohl darin hatte, daß Bernd wegen der noch immer schmerzenden Rippenbrüche nicht wirklich tief einzuatmen wagte.

      »In Ordnung«, murmelte Dr. Parker, dann blickte er Bernd an. »Noch einmal tief einatmen und durch den Mund aus – so, als würden Sie eine ganze Batterie von Kerzen ausblasen.«

      Wieder tat Bernd nur halbwegs das, was Dr. Parker gefordert hatte, doch der junge Anästhesist war erfahren genug, um trotzdem Komplikationen zu vermeiden. Die Prozedur wurde lediglich für den Patienten wesentlich unangenehmer. Bernd hustete und würgte noch, als der Tubus längst draußen war.

      »Ist ja gut«, versuchte Dr. Scheibler ihn zu beruhigen, während Dr. Parker dem jungen Mann einen durchsichtigen Schlauch, aus dem kühler Sauerstoff strömte, vor die Nase legte, um ihm das Atmen zu erleichtern.

      Bernd wollte sprechen, brachte aber nur ein heiseres Krächzen hervor.

      »Damit werden Sie sich noch ein bißchen gedulden müssen«, meinte Dr. Parker. »Nach dieser langen künstlichen Beatmung wird es eine Weile dauern, bis Ihre Stimme wieder richtig mit macht. Aber keine Sorge, es wird alles in Ordnung kommen.«

      Dr. Scheibler sah allein schon an Bernds Augen, wie viele Fragen ihm förmlich auf der Zunge brannten, und er konnte sich auch vorstellen, in welche Richtung diese Fragen gehen würden, trotzdem brachte er die Worte, die Bernds Gewissen beruhigt hätten, nicht über die Lippen. Dr. Scheibler war ein sehr mitfühlender Mensch, doch gerade bei Bernd gelang es ihm einfach nicht, wirkliches Mitleid zu haben und das machte ihm arg zu schaffen. Gleichgültig, wie es zu diesem Unfall gekommen war – er wollte diesen jungen Mann gegenüber nicht mehr hartherzig sein.

      »Ruhen Sie sich ein bißchen aus«, meinte Dr. Scheibler. »Ich komme später noch einmal zu Ihnen.«

      Bernds Augen bettelten. Er versuchte, den Chefarzt mit Blicken festzuhalten, doch Dr. Scheibler wandte sich ab und ging hinaus.

      »Was ist los, Gerrit?« wollte Dr. Parker wissen.

      »Nichts«, behauptete Dr. Scheibler wenig glaubwürdig.

      »Erzähl’ mir bitte keine Märchen«, entgegnete der junge Anästhesist energisch.

Скачать книгу